Hochtief

Hochtief
HOCHTIEF Aktiengesellschaft
Logo der Hochtief Aktiengesellschaft
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0006070006
Gründung 1875
Sitz Essen, Deutschland

Leitung

Mitarbeiter 70.657 (2010)[1]
Umsatz 20,159 Mrd (2010)[1]
Branche Bauunternehmen
Website www.hochtief.de

Die Hochtief Aktiengesellschaft ist ein börsennotierter, international tätiger Baudienstleister mit Sitz in Essen. Hochtief ist in Deutschland Marktführer und weltweit der fünftgrößte Baudienstleister.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Aufstieg

1875 gründeten die aus Kelsterbach stammenden Brüder Philipp Helfmann (Maurer) und Balthasar Helfmann (Schlosser) in Frankfurt am Main das Unternehmen Gebrüder Helfmann. Nach dem Tod von Balthasar wandelte Philipp Helfmann das Unternehmen 1896 in die Aktiengesellschaft für Hoch- und Tiefbauten um. 1922 wurde der Unternehmenssitz nach Essen verlegt. Hintergrund dieser Änderung war ein Vertrag vom 10. Februar 1921 mit Hugo Stinnes. Stinnes beteiligte sich an Hochtief und verpflichtet sich im Gegenzug, Baumaßnahmen des Stinnes-Konzerns nur über Hochtief ausführen zu lassen. Nach Stinnes' Tod im Jahr 1924 und dem Zerfall seines Konzerns geriet auch Hochtief in Zahlungsschwierigkeiten. Hierbei wirkte auch die Hyperinflation sehr negativ auf die Baukonjunktur. Die Aktien des Stinneskonzerns wurden nun von RWE und AEG übernommen.

Hochtief in der Zeit des Nationalsozialismus

Ab 1933 war auch Hochtief in die Strukturen des Nationalsozialismus' verstrickt. Der Vorstandsvorsitzende Eugen Vögler trat 1937 in die NSDAP ein agierte als Führer der Wirtschaftsgruppe Bau und Ehrenbannführer der Hitlerjugend. Der Konzern selbst trennte sich bis 1935 von allen Juden, die im Aufsichtsrat oder anderen verantwortlichen Stellen vorhanden waren.

Als Bauunternehmen profitierte Hochtief von der Wirtschaftserholung und umfangreichen Bauaufträgen des Staates. Hierzu zählten zunächst zivile Objekte wie der Ausbau der Reichsautobahnen, die Kongresshalle und das Deutsche Stadion auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg. Ab 1937 wirkte Hochtief unter Leitung der Organisation Todt an der Errichtung des Westwalls mit und beteiligte sich in den folgenden Jahren am Bau des Führerbunkers[3] und wesentlicher Militäreinrichtungen. Ab 1939/1940 beschäftigte Hochtief auf den Baustellen in zunehmendem Maße Zwangsarbeiter.

Seine Unternehmensgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus hat der Konzern nach eigener Aussage selbstkritisch erforscht und im Jahr 2000 in einem Buch veröffentlicht.[4]

Wiederaufbau und neuere Geschichte

Nach dem Zusammenbruch 1945 hatte Hochtief neben dem Auslandsgeschäft auch die ostdeutschen Niederlassungen eingebüßt. Unter Leitung des neuen Vorstandsvorsitzenden Artur Konrad wurde die Arbeit fortgesetzt. Das Wirtschaftswunder begann mit dem Wiederaufbau Deutschlands, von dem die Bauindustrie aufgrund der starken Zerstörungen besonders profitierte. Bereits Anfang der 1950er Jahre begann daher auch der Wiederaufbau des Auslandsgeschäftes. Dieses sollte aber bis Mitte der 1970er Jahre nur einen kleinen Teil des Geschäftsfeldes ausmachen. Ein wesentlicher Schwerpunkt in den 1960er und 1970er Jahren war hingegen der Kraftwerksbau. 1963-1968 versetzte Hochtief infolge der Errichtung des Assuan-Staudamms die Felsentempel von Abu Simbel[5] und 1975 den Tempel von Kalabscha.[6] Anfang der 1980er Jahre stieg das Auslandsengagement des Konzerns sprunghaft an.

Nach der Wiedervereinigung profitierte der Konzern von der Baukonjunktur, um jedoch ab 1993 mit der nachlassenden Konjunktur einem erhöhten Konkurrenzdruck ausgesetzt zu sein.

2004 wandelte sich Hochtief von der Tochter- zur Publikumsgesellschaft: Hochtief erhielt durch den Verkauf der Anteile von Mehrheitsaktionär RWE eine neue internationale Aktionärsstruktur. Der Streubesitz lag zum Ende des Geschäftsjahres 2004 bei über 80 Prozent. Durch Zukauf der Dienstleistungsgesellschaften Siemens Gebäudemanagement und Lufthansa Gebäudemanagement 2004 vergrößerte sich das Tochterunternehmen Hochtief Facility Management GmbH von 800 Mitarbeiter auf ca. 4.500 Mitarbeiter.

Anfang 2006 erwarb August von Finck mit seiner Custodia Holding AG eine Beteiligung in Höhe von 25,01 %. Im März 2007 gab der führende spanische Baukonzern ACS bekannt, die Anteile von Custodia für 72 Euro pro Aktie übernommen zu haben. Die Transaktion hatte damit ein Volumen von 1,264 Milliarden Euro. In der Folge erwarb ACS weitere Aktien und hielt bis September 2010 einen Anteil von 29,9 %; am 16. September 2010 kündigte ACS ein öffentliches Übernahmeangebot für die restlichen Aktien in Form eines Tauschangebots zu 8 ACS-Aktien für 5 Hochtief-Aktien an.[7] Dieses Angebot wurde von Hochtief als feindlich bezeichnet. Am 29. November wurde die Übernahme von Hochtief durch ACS von der BaFin genehmigt.[8] Am 6. Dezember wurde bekannt, dass die Qatar Holding des Emirats Katar als Großaktionär knapp 9,1 Prozent der Anteile halten soll.[9] Am 4. Januar 2011 gab ACS bekannt, über 30 % der Aktien von Hochtief zu halten, [10] somit kann ACS weitere Aktien im freien Börsenhandel kaufen, ohne den Aktionären ein Pflichtangebot gemäß 35Vorlage:§§/Wartung/alt-URL-buzer WpÜG unterbreiten zu müssen. Am 17. Juni 2011 wurde schließlich bekannt, dass ACS knapp über 50 % der Anteile an Hochtief hält.[11]

Am 11. April 2011 kündigte der Vorstandsvorsitzende Lütkestratkötter seinen Rücktritt zum Ende der Hauptversammlung am 12. Mai 2011 an. Nachfolger wird Hochtief-Vorstand Frank Stieler.[12]

Organisation

Schacht 12 der ehemaligen Zeche Zollverein in Essen (Weltkulturerbe der UNESCO)
Der Führerbunker in Berlin, gebaut von Hochtief „1943“. Hitler beging hier während des Kampfes um Berlin 1945 Selbstmord
Verlegung der Tempel von Abu Simbel 1963–1968

Konzernstruktur

Die Hochtief Aktiengesellschaft verfügt über vier Divisionen [13]:

Vorstand

  • Frank Stieler, Vorsitzender
  • Peter Sassenfeld, Finanzvorstand
  • Martin Rohr

Aufsichtsratsmitglieder

Anteilseigner

  • Manfred Wennemer, Vorsitzender
  • Abdulla Abdulaziz Turki Al-Subaie
  • José-Luis del Valle Pérez
  • Thomas Eichelmann
  • Marcelino Fernández Verdes
  • Ángel García Altozano
  • Pedro López Jiménez
  • Eggert Voscherau

Arbeitnehmervertreter

  • Gregor Asshoff
  • Ulrich Best (stellv. Vorsitzender)
  • Johannes Howorka
  • Siegfried Müller
  • Gerrit Pennings
  • Gerhard Peters
  • Olaf Wendler
  • Klaus Wiesehügel

Produkte und Dienstleistungen

Hochtief bietet eine Angebotspalette, die Entwicklung, Bau und Dienstleistungen sowie Konzessionen und Betrieb umfasst. Die Kernkompetenz des Unternehmens ist das Bauen – im weitesten Sinn. Dazu zählt der Bau und die Rundumbetreuung von Bauprojekten, aber auch der Abbau von Bodenschätzen mit bautypischer Logistik, Betreiben von Flughäfen, Facility Management, Asset-Management und Property-Management basierend auf Kenntnissen aus dem Immobiliengeschäft; Konzeption, Planung und Berechnung komplexer Lösungen; Strukturierung innovativer Finanzierungen. Schließlich ist Bauen bei Hochtief auch Projektentwicklung, Konzessionsgeschäft und Public Private Partnership.

Herausragende Baumaßnahmen

Als der Messeturm in Frankfurt am Main 1991 abgeschlossen wurde, war er Europas höchstes Gebäude
Der Commerzbank Tower übertrifft den Messeturm

Literatur

  • Manfred Pohl, Birgit Siekmann: HOCHTIEF und seine Geschichte, Piper Verlag, München 2000, ISBN 3-492-04270-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Hochtief AG: Geschäftsbericht 2010. Abgerufen am 23. März 2011 (PDF).
  2. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  3. http://berliner-unterwelten.de/fuehrerbunker.328.0.html Berliner Unterwelten e.V.
  4. Hochtief AG: [http://www.hochtief.de/hochtief/data/pdf/ht_drittesreich.pdf Verantwortung für die Unternehmensgeschichte im "Dritten Reich".] Abgerufen am 23. April 2010 (PDF).
  5. Die Rettung von Abu Simbel, 1963-1968 - aus Hochtief - Geschichte
  6. Hochtief versetzt ägyptischen Tempel - aus geschichte.nrw.de
  7. Pressekommuniqué ACS vom 16. September 2010 (auf Spanisch)[1]
  8. http://www.ftd.de/unternehmen/industrie/:uebernahme-acs-erhaelt-okay-fuer-hochtief-kauf/50200111.html
  9. Katar wird Großaktionär bei Hochtief Frankfurter Rundschau vom 6. Dezember 2010
  10. Zukauf von Hochtief-Aktien-ACS ist am Ziel, 4. Januar 2011
  11. [2], Pflichtmitteilung Hochtief, 17. Juni 2011
  12. Pressemitteilung Hochtief: Dr. Herbert Lütkestratkötter scheidet zum 12. Mai 2011 aus dem Vorstand aus - Vorstandsmitglied Dr. Frank Stieler wird Nachfolger 10. April 2011
  13. http://www.hochtief.de/hochtief/66.jhtml

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