BMW 2000 CS

BMW 2000 CS
BMW 1800

BMW 1800
1966 BMW 1800
1966 BMW 1800

Die „Neue Klasse“ (interner Code 115, Modellvarianten 116, 118, 120, Coupé 121) des Autoherstellers BMW wurde auf der IAA 1961 vorgestellt. Sie war die erste Mittelklasse-Baureihe nach dem Zweiten Weltkrieg und füllte die Lücke zwischen den Rollermobil Isetta bzw. dem Kleinwagen BMW 700 und dem Oberklasse-Modell BMW 501/502.

1959 hatte „Der SPIEGEL“ noch gespottet, BMW baue nur Autos für „Bankdirektoren und Tagelöhner“. Die Lücke, die der insolvente Borgward-Konzern mit der verblichenen Isabella hinterlassen hatte, konnte BMW geschickt ausfüllen. Es gab damals auch die spöttische Auslegung der Abkürzung BMW: "Borgward macht weiter". Die "Neue Klasse" wurde bis 1972 produziert.

Inhaltsverzeichnis

Modelle

1500

Als erstes Modell wurde 1961 die von dem italienischen Designer Giovanni Michelotti entworfene Stufenhecklimousine 1500 (BMW-interne Bezeichnung: Typ 115) vorgestellt. Das Auto hatte einen 1,5-Liter-Vierzylinder-Motor (80 PS), die erste Version des von Alexander von Falkenhausen konstruierten BMW M10-Motors. Der Motor wurde noch bis 1988 als 316/318 in der 3er Serie verbaut. Der Wagen lief 150 km/h Spitze und beschleunigte bei 1050 kg Leergewicht in 16 sec auf 100 km/h. Der Tankinhalt betrug 53 Liter - der Verbrauch etwa 10 l/100km. Von Oktober 1962 bis Dezember 1964 wurden 23.807 Stück produziert - nur etwa 150 waren 1994 noch zugelassen.

Im Jahr 1963 betrug der Preis des nur viertürig lieferbaren Wagens 9.485 DM [1]

1800

BMW 1800 TI historischer Rennwagen (118)

1963 kam der 1800 (interne Bezeichnung 118) mit einem auf 1,8 Liter vergrößerten Motor mit 90 PS hinzu, auch in der sportlichen Variante 1800 TI (Touring International) mit einer auf 110 PS gesteigerten Motorleistung. Die deutlich höhere Motorleistung gegenüber den Vorgängermodellen erreichten die Ingenieure durch zwei Solex-Doppelvergaser und Erhöhung der Verdichtung auf 9,5:1. 1970 ersetzte der 2000 1,8L in der Optik des 2000er-Modells den 1800.

1965 wurde neben den Standardtypen das Sondermodell BMW 1800 Ti/SA (SA=Sonderausführung) in 200 Einheiten als Homologationswagen für den Motorsport gefertigt. Das Fahrzeug wurde ausschließlich an lizenzierte Renn- und Sportfahrer in Europa und den USA ausgeliefert. Technisch zeichnet sich der 1800 Ti/SA durch folgende Änderungen aus: Umfangreiche Modifikationen am Motor (größere Ventile, 300° Nockenwelle, zwei Weber-Doppelvergaser, Verdichtung 10,5:1, Kurbelwelle mit 8 Gegengewichten, damit "mindestens" 130 PS bei 6.100 U/min), Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h (Testwert A.M.S. 24/64: 192 km/h), Federbeine vorn mit vergrößerten Lagern und Naben sowie vergrößerten Bremsscheiben, stärkere Stabilisatoren vorn und hinten, Fünfgang-Getriebe, direktere Lenkübersetzung. Optisch gleicht der 1800 Ti/SA weitgehend dem 1800 TI, so ziert ihn auch nur das Typenschild des 1800 TI. Im Innenraum ist der Ti/SA an speziellen Schalensitzen des Typs Restall-Masterfit, einem großen vorstehenden Drehzahlmesser und einem speziellen Holzlenkrad zu erkennen.

Mit dem BMW 1800Ti/SA feierten BMW Fahrer zahlreiche Siege. Unter anderem gewann Hubert Hahne mit diesem Fahrzeug die Deutsche Rundstreckenmeisterschaft und das 24h-Rennen von Spa-Francorchamps. Hubert Hahne war es auch, der mit dem BMW 2000 ti 1966 als erster Tourenwagenfahrer die Nürburgring-Nordschleife unter 10 Minuten fuhr. Bekannte Fahrer auf BMW TiSA waren Hubert Hahne, Dieter Glemser, Josef Schnitzer (Schnitzer Motorsport), Rauno Aaltonen, Willy Mairesse, Jacky Ickx, Pascal Ickx, Gérard Langlois van Ophem, Dieter Quester, Heinz Eppelein, Freddy Kottulinsky, Hans-Peter Koepchen, Gijs van Lennep, David van Lennep, Helmut Kelleners, Dieter Basche, Jürgen Grähser, Nicolas Koob, Clemens Schickentanz, Ferfried Prinz von Hohenzollern, Wim Loos, Hans Koster, Klaus Miersch u.a.

1600 (auch als Zweitürer und Vollcabriolet)

BMW 1600 Cabriolet

Im März 1964 wurde der 1500 durch den 1600 (Typ 116) mit einem 1,6-Liter-Motor und 83 PS ersetzt, der 1500 jedoch für einige Märkte noch bis 1966 weiterproduziert. Der 1600 wurde bis April 1966 produziert, die ebenfalls 1966 erschienene zweitürige Variante 1600-2 bis 1975. Der 1600-2 wurde später 1602 genannt und begründete die eigenständige 02-Klasse (Baureihe 114).

2000 Limousine (TI,tilux,tii)

Nach der Präsentation des Coupés 2000 CA (Typ 121) erschien die viertürige Limousine 2000 (Typ 120) sechs Monate später Anfang 1966 mit gegenüber dem 1800 leicht verändertem Design: Statt einfacher Rundscheinwerfer vorne hatte sie breitere, rechteckige Scheinwerfer, ebenso größere Rückleuchten. Ab Mitte 1966 gab auch eine sportlichere Variante 2000 TI mit 120 PS, die allerdings dasselbe Design wie der 1800 TI hatte, und eine luxuriöser ausgestattete Variante 2000 TI-lux (später „tilux“) mit demselben Motor. Der tilux wurde Ende 1969 durch den 2000 tii mit dem ersten Einspritzer-Motor von BMW mit 130 PS abgelöst. Das zweite „i“ steht für die verwendete mechanische Kugelfischer Benzineinspritzung ("injection").

BMW 2000
Typ: 1500 1600 1800 2000
Bauzeit 1962-64 1964-66 1963-68 2000:1966-72
TI:1966-68
tilux:1966-70
tii:1969-72
Motor:  Vierzylinder Viertakt-Reihenmotor; wassergekühlt, V-förmig hängende Ventile, von einer obenliegenden, kettengetriebenen Nockenwelle über Kipphebel gesteuert, Alu-Zylinderkopf, Kurbelwelle fünffach gelagert
Hubraum 1499 1573 1773
1766
1990
Bohrung x Hub:  82 x 71 mm 84 x 71 mm 84 x 80 mm
89 x 71 mm
89 x 80 mm
Leistung bei 1/min:  80 PS bei 5700 83 PS bei 5500 90 PS bei 5250 TI: 110 PS bei 5800
Ti/SA: 130 PS bei 6100
100 PS bei 5500
TI/tilux: 120 PS bei 5500
tii: 130 PS bei 5800
Vergaser:  Vergaser Solex Vergaser Solex Vergaser Solex TI: 2 Solex Doppelvergaser Ti/SA: 2 Weber Doppelvergaser 45 DCOE Vergaser Solex 40 PDSI; TI/tilux: zwei Horizontal-Doppelvergaser Solex 40 PHH; tii: Benzineinspritzung Kugelfischer PL 04
Antrieb:  Vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe (1800 Ti/SA: Fünfgang), 1800/2000: auch Dreigangautomatik
Karosserie:  Selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Fahrwerk:  Einzelradaufhängung; vorn: Querlenker mit Federbeinen, auf Wunsch Stabilisator; hinten: Schräglenker mit Schraubenfedern, Teleskopstoßdämpfer
Maße L x B x H:  4500 × 1710 × 1450 mm
Stückzahl 23.554 9.728 147.160 (davon Ti/SA: 200) 143.464

2000 Coupé (C/CA/CS)

2000 CS (Typ 121)
2000 CS

Die 2,0-Liter-Modellvariante (Typ 121) mit einer von Karmann entworfenen Karosserie wurde im Juni 1965 zunächst als Coupé 2000 CA mit Automatik vorgestellt und bis Juni 1969 produziert. Ab März 1966 gab es den 2000 CS mit 120 PS und Schaltgetriebe. Als 2000 C mit 100 PS und Schaltgetriebe wurde der Wagen ab Mai 1967 angeboten. Vom 2000 C wurden nur 443 Stück hergestellt. Unüblich im Straßenbild damals war für das 2000 Coupé die Farbe silber (bei BMW polaris neu genannt), in der das Auto häufig geordert wurde.

Typ: 2000 C,CA (Automatik) 2000 CS
Motor:  Vierzylinder Viertakt-Reihenmotor; wassergekühlt, V-förmig hängende Ventile, von einer obenliegenden, kettengetriebenen Nockenwelle über Kipphebel gesteuert, Alu-Zylinderkopf, Kurbelwelle fünffach gelagert
Hubraum 1990 cm³
Bohrung x Hub:  89 x 80 mm
Vergaser:  ein Fallstromvergaser Solex 40 PDSI zwei Horizontal-Doppelvergaser Solex 40 PHH
Verdichtung:  8,5:1 9,3:1
Leistung bei 1/min:  74 kW (100 PS) bei 5500 88 kW (120 PS) bei 5500
Drehmoment bei 1/min:  157 Nm (16 mkg) bei 3000 167 Nm (17 mkg) bei 3600
Antrieb:  Vollsynchronisiertes Viergang-Getriebe (Typ 2000C und CS) bzw. Dreigangautomatik mit hydraulischen Wandler (Typ 2000 CA)
Karosserie:  Selbsttragende Ganzstahlkarosserie
Fahrwerk:  Einzelradaufhängung (vorn Querlenker mit Federbeinen; hinten Schräglenker mit Schraubenfedern; Typ 2000CS v+h Stabilisator), Teleskopstoßdämpfer
Radstand 2550 mm
Maße L x B x H:  4530 × 1675 × 1360 mm
Höchstgeschwindigkeit:  170 km/h 185 km/h
Beschleunigung (0-100km/h):  15 sec (mit Automatik) 10,5 sec
Stückzahl 3249 (2000CA); 443 (2000C) 13.700

Wirtschaftlicher Erfolg

Die Entwicklung der Neuen Klasse war in finanziell unsicheren Zeiten für BMW durch Investitionen des Industriellen Herbert Quandt ermöglicht worden. Sie wurde zu einem großen Erfolg und rettete BMW aus der Krise. Bis 1972 wurden insgesamt 329.626 Limousinen der Neuen Klasse produziert.

Ausgangspunkt späterer BMW-Baureihen

Die Neue Klasse bildete den Ausgangspunkt für viele spätere BMW-Baureihen. Noch heute haben fast alle BMW-Modelle den charakteristischen „Hofmeister-Knick“ in der C-Säule, der beim BMW 3200 CS erstmals vorgestellt und mit der Neuen Klasse erstmals in nennenswerten Stückzahlen eingeführt wurde. Die zweitürigen Modelle der Neuen Klasse wurden zur eigenständigen 02-Baureihe ausgebaut; stilistisch mit der neuen Klasse verwandt war auch die ab 1968 produzierte Oberklasse-Baureihe E3. Deren Coupé-Variante E9 ersetzte den 2000 C/CS der Neuen Klasse. Die Nachfolger dieser drei Baureihen begründeten die noch heute gültige Systematik der BMW-Baureihen: Der 02 wurde 1975 durch die 3er-Reihe E21 ersetzt, die Neue Klasse ab 1972 durch die 5er-Reihe E12 und auf die Oberklasse-Baureihe E3 folgte 1977 die 7er-Reihe E23.

Einzelnachweise

  1. Auto Bild Heft 50, 17. Dezember 1994

Weblinks


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