Fiat 2300 Coupé

Fiat 2300 Coupé
Fiat
Fiat 2300 S Coupé (1961–1964)

Fiat 2300 S Coupé (1961–1964)

2300 S Coupé
Hersteller: Fiat
Produktionszeitraum: 1961–1968
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Coupé
Motoren: 2,3-l-Sechszylinder
Länge: 4620 mm
Breite: 1630 mm
Höhe: 1365 mm
Radstand: 2650 mm
Leergewicht: 1324 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: Fiat 130 Coupé
Fiat 2300 S Coupé (1964–1968)
Heckansicht

Das Fiat 2300 Coupé war ein zweitüriges Stufenheckcoupé des italienischen Automobilherstellers Fiat, das auf der Technik der viertürigen Limousine Fiat 2300 basierte, aber eine eigenständige Karosserie von Ghia und überarbeitete Motoren hatte. Neben der serienmäßigen Karosserie entstanden einige Sonderaufbauten.

Das Fahrzeug wurde in einer schwächeren Version als Fiat 2300 Coupé und in einer stärkeren als Fiat 2300 S Coupé produziert. Die Presse der 1960er-Jahre bezeichnete den ebenso eleganten wie sportlichen Wagen wiederholt als „Ferrari des kleinen Mannes“.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1961 erschienen – parallel zum Fiat 2300 und dem Familiare genannten viertürigen Kombi – das von Ghia entworfene Fiat 2300 Coupé mit 105 PS und das identisch gestaltete, bei gleichem Hubraum jedoch leistungsstärkere Fiat 2300 S Coupé mit 136 PS.

Ende 1964 wurde das 2300 Coupé mit einigen Detailänderungen versehen (zweite Serie) und von da an nur noch als Version S gebaut und bis Anfang 1968 verkauft. Trotz der eleganten und gleichzeitig sportlichen Formgebung war das Coupé ein vollwertiger Reiseviersitzer mit entsprechend geräumigem Kofferraum.

Die Karosserie des 2300 Coupé entwarf maßgeblich Ghias Chefdesigner Sergio Sartorelli; der Amerikaner Tom Tjaarda wirkte ebenfalls an der Gestaltung mit.[2] Ein markantes Merkmal der Karosserie ist der filigran gestaltete Dachbereich zwischen B-Säule und Heckscheibe. Die gebogene C-Säule verläuft parallel zur A-Säule. Die Heckscheibe ist dreiteilig und erweckt den Eindruck einer großen Panoramascheibe. Weitere Besonderheiten waren zum Beispiel die fortschrittliche Bremsanlage mit vier Scheibenbremsen und zwei Bremskreisen, die je einen Bremskraftverstärker hatten, oder auch die Fußstütze für den Beifahrer.

Der stärkere, von Abarth überarbeitete Motor blieb dem Modell 2300 S Coupé vorbehalten, war also weder für die Limousine noch den Kombi verfügbar. Die Mehrleistung gegenüber des Limousinen-Motors resultierte im Wesentlichen aus anderen Nockenwellen mit schärferen Steuerzeiten, der Verwendung zweier, zudem größer dimensionierter Doppelvergaser, einer geringfügig erhöhten Verdichtung und entsprechenden weiteren Motoranpassungen seitens Abarth. Verantwortlich für den Motor des 2300 S Coupé war Klaus Steinmetz. Einzelne Exemplare des 2300 S erhielten bei Abarth eine noch weiter gehende Leistungssteigung: Durch nochmals überarbeitete Nockenwellen und die Verwendung zweier Weber-38er-Doppelvergasern wurde hier die Leistung des Motors auf 160 PS erhöht. Wie viele dieser modifizierten 2300 S Coupés entstanden, ist nicht abschließend geklärt; meist wird von drei Exemplaren ausgegangen.[3]

Produktion

Der Prototyp des Fiat 2300 Coupé, der noch auf der Technik des Fiat 2100 beruhte, wurde erstmals auf dem Turiner Autosalon im Herbst 1960 gezeigt; die Präsentation des Serienmodells erfolgte ein halbes Jahr später auf dem Genfer Automobilsalon 1961.[4] Auf dem deutschen Markt debütierte das Auto anlässlich der IAA im September 1961. Auf jeder Ausstellung gab es großes Interesse an dem Wagen mit Vorverträgen für die nächsten zwei Jahre.

Die Serienfertigung des 2300 Coupés war auf mehrere Betriebe verteilt. Die Bodengruppe entstand bei Fiat. Die Karosserie wurde anfänglich bei Ghia hergestellt; später allerdings, als Ghia die erforderliche Zahl an Aufbauten angesichts begrenzter Kapazitäten nicht mehr selbst produzieren konnte, übernahm OSI, ein dem Ghia-Designer Sartorelli gehörender Turiner Betrieb, die Fertigung der Karosserie. Bei OSI wurden Bodengruppe und Fahrwerk miteinander verbunden. Die S Coupés wurden dann bei Abarth abgenommen und eingefahren. Die Nachfrage war erheblich größer als die Produktions-Kapazität, die Fiat, Ghia und OSI für das Coupé zur Verfügung stellten. So waren Lieferzeiten von ca. eineinhalb Jahren die Regel.

Insbesondere das 2300 S Coupé war fast konkurrenzlos auf dem Markt platziert. Das Alfa Romeo 2000 Sprint Coupé (Baujahr 1960 bis 1962) war mit nur vier Zylindern und 115 PS deutlich schwächer, dessen sechszylindriger, äußerlich weitgehend baugleicher Nachfolger Alfa Romeo 2600 Sprint Coupé erschien erst ein Jahr nach dem Fiat 2300 S Coupé und war teurer. Ein Lancia Flaminia Coupé war erheblich teurer. Gleiches galt für das Mercedes 220 SE Coupé, das dem Fiat in den Fahrleistungen weit unterlegen war. Der Mercedes 230 SL kam erst 1963 und war nur ein 2-Sitzer, zudem offen (abnehmbares Hardtop bzw. vollversenkbares Faltdach).

Insgesamt entstanden wahrscheinlich rund 3500 Coupés, von denen im Register heute noch etwa 200 existierende Fahrzeuge bekannt sind.

Als sechszylindriger Nachfolger des 2300 S Coupés kann das von Pininfarina entworfene, dort ab 1971 produzierte und bis 1977 angebotene Modell Fiat 130 Coupé angesehen werden, das jedoch deutlich größer, luxuriöser und teurer war. Das gleichfalls sechszylindrige Fiat Dino Coupé mit 2,0-l-V6-Motor und 160 PS (Baujahr 1966 bis 1969) bzw. 2,4-l-V6-Motor und 180 PS (Baujahr 1969 bis 1974) war demgegenüber wesentlich sportlicher und gleichfalls erheblich teurer.

Sonderversionen

Cabriolets

Ghia stellte einige Cabriolet-Ausführungen des 2300 S her[5]. Der Produktionsumfang war gering. Die Angaben in der Literatur schwanken zwischen drei und fünf Exemplaren.[6] Neben Ghia fertigten auch andere Karosseriebauer verschiedene offene Fahrzeuge auf der Basis des 2300 S Coupé.

Club 2300 S Ghia

Eine weitere Abwandlung war der Club 2300 S Ghia, eine Kombiversion mit stark geneigter Heckpartie und großer Heckklappe.[7] Der 1962 erschienene Wagen nahm den Trend der Sportkombis vorweg, der einige Jahre später mit Fahrzeugen wie dem Reliant Scimitar oder dem Volvo P1800 ES erfolgreich umgesetzt wurde.

Exklusive Sportwagenstudie auf der Basis des Fiat 2300 S Coupé: Der Ghia 230 S.

Ghia 230 S

Hauptartikel: Ghia 230 S

Auch der Ghia 230 S, eine Sportwagenstudie der Carrozzeria Ghia, baute auf dem Fahrwerk des Fiat 2300 S Coupé auf. Das auf dem Turiner Autosalon 1963 vorgestellte Fahrzeug galt als „das schönste Auto des Salons“.[8] Der Produktionsumfang ist nicht eindeutig geklärt. Nach offiziellen Angaben wurde nur ein einzelnes Exemplar hergestellt; manche Quellen berichten jedoch, dass darüber hinaus ein oder zwei weitere Fahrzeuge auf Kundenwunsch hergestellt wurden.[9]

Moretti 2500 SS

Moretti produzierte ab 1962 in geringsten Stückzahlen einen auf dem 2300 S beruhenden Sportwagen, dessen erster Prototyp, ein Spyder, als Moretti 2500 SS bezeichnet war, dessen Linienführung im Frontbereich an eine von Bertone gestaltete Version des Ferrari 250 erinnerte. Das Fahrzeug wurde als Coupé und als Cabriolet, wahlweise mit unveränderter Technik, dann als Fiat-Moretti 2300 S bezeichnet, angeboten.[10]


Weblinks

 Commons: Fiat 2300 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  • Automobil Revue, Katalognummern 1963, 1965 (techn. Daten und Preise) Vereinigte Motorverlage GmbH Stuttgart 1964 und 1965, orig. Prospekt (deutsch) 1963,
  • Heinrich Lingner: Express-Zuschlag. Fahrbericht Fiat 2300 S Coupé in: Motor Klassik Heft 1/2003, S. 42 ff.
  • Michael Hundt: Knalltüten. Geschichte der Marke Abarth (Teil 1) in: Oldtimer Markt, Heft 11/2010, S. 12 ff.
  • Auto Motor u. Sport Heft 3/1963 und 26/1961

Einzelnachweise

  1. Zitiert nach Oleski, Lehbrink: Seriensportwagen, S. 198.
  2. Motor Klassik, Heft 1/2003, S. 44.
  3. Oldtimer Markt Heft 11/2010, S. 23.
  4. Motor Klassik, Heft 1/2003, S. 46.
  5. Abbildung auf der Internet-Seite www.Zuckerfabrik24.de
  6. Motor Klassik, Heft 1/2003, S. 46.
  7. Abbildungen und Werksprospekte auf der Internet-Seite www.zuckerfabrik24.de
  8. Auto motor und sport, Heft 24/1963.
  9. Motor Klassik, Heft 9/2010, S. 42 ff.
  10. Abbildung auf der Internet-Seite www.moretti-cars.net

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