Sössaarep

Sössaarep
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Nebel führt kein Wappen
Nebel (Amrum)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Nebel hervorgehoben
54.6530555555568.3556Koordinaten: 54° 39′ N, 8° 21′ O
Basisdaten
Bundesland: Schleswig-Holstein
Kreis: Nordfriesland
Amt: Föhr-Amrum
Höhe: 6 m ü. NN
Fläche: 11,96 km²
Einwohner: 982 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 82 Einwohner je km²
Postleitzahl: 25946
Vorwahl: 04682
Kfz-Kennzeichen: NF
Gemeindeschlüssel: 01 0 54 085
Adresse der Amtsverwaltung: Hafenstr. 23
25938 Wyk auf Föhr
Webpräsenz:
Bürgermeister: Bernd Dell Missier
Lage der Gemeinde Nebel im Kreis Nordfriesland
Karte

Nebel (friesisch: Neebel) ist neben Wittdün und Norddorf eine der drei Gemeinden auf der nordfriesischen Nordseeinsel Amrum. Die Gemeinde gehört zum Kreis Nordfriesland im Bundesland Schleswig-Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Geografie und Verkehr

Im historischen Ortskern: typisches Uthlandfriesisches Haus mit Reetdach

Der historische Ortskern von Nebel liegt an der östlichen, dem Wattenmeer zugewandten Seite von Amrums Geestrücken, in Längsrichtung etwa in der Inselmitte. Knapp zwei Kilometer südlich davon liegen die beiden Nebeler Ortsteile Süddorf und Steenodde. Der größtenteils im 20. Jahrhundert entstandene westliche Teil des Dorfes Nebel wird Westerheide genannt.

Die Gemeinde Nebel ist durch die Hauptstraße Amrums, die Landesstraße 215, mit den beiden anderen Inselgemeinden verbunden. Die Gemeinde ist mit vier Haltestellen an die einzige, auf der Hauptstraße verkehrende Buslinie der Insel angeschlossen. Bis 1939 gab es in Nebel einen Kopfbahnhof der Amrumer Inselbahn. Ein Hafen mit Mole und einigen Liegeplätzen für kleinere Schiffe befindet sich in Steenodde.

Bis Ende 2006 war Nebel Verwaltungssitz des Amtes Amrum und war damit verwaltungsmäßig der Hauptort der Insel. Auf Nebeler Gemeindegebiet befinden sich die drei Wahrzeichen der Insel Amrum, der Leuchtturm Amrum, die Windmühle Nebel sowie die St. Clemens-Kirche.

Geschichte

Nebel wurde in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts als drittes Inseldorf nach Norddorf und Süddorf gegründet.[1] Der Ortsname leitet sich vermutlich von den Worten nei und bel ab, wobei ersteres „neu“ bedeutet und letzteres auf dem altdänischen Begriff boli (Siedlung) beruht (vergleiche Niebüll, Nieblum). Die ersten Häuser dieser neuen Siedlung gruppierten sich um die zuvor für zwei Jahrhunderte zwischen Norddorf und Süddorf auf freiem Feld stehende Kirche.[1]

Ortsteile

Steenodde

Steenodde (friesisch: Stianood, dänisch: Stenodde) ist das kleinste Amrumer Dorf. Es liegt direkt am Wattenmeer. Sehenswert sind die Hünen- und Hügelgräber, die hier sehr zahlreich vorkommen. Steenodde hat eine eigene befahrbare Mole. Früher war Steenodde Fährhafen für die Fährlinie Amrum–HalligenSchlüttsiel (Festland). Heute befindet sich dort ein Hafen für kleine Frachtschiffe und Sportboote bis 12 m Länge. Das älteste noch erhaltene Amrumer Haus, die frühere Gastwirtschaft Lustiger Seehund, befindet sich in Steenodde. Es wurde 1720 erbaut.

Süddorf

Süddorf (friesisch: Sössaarep, dänisch: Sydtorp) wurde erstmals 1446 urkundlich erwähnt und gilt damit als ältestes Inseldorf. Berühmtheit erlangte im 18. Jahrhundert der Seefahrer Hark Olufs, der in Süddorf geboren wurde und auch starb.

In Süddorf steht die zweite, kleinere Windmühle Amrums, die heute als Wohnhaus genutzt wird. Sie wurde ursprünglich 1775 als Bockwindmühle mit Steert in Munkmarsch auf Sylt erbaut. Im Jahr 1882 kaufte der Amrumer Kapitän Volkert Quedens die Mühle und ließ sie in Süddorf auf dem bronzezeitlichen Grabhügel „Reddenhugh“ für den Müller Heinrich Andresen wiedererrichten. 1893 wurde sie zu einer Holländerwindmühle mit Segelgatterflügeln umgebaut und war so bis 1939 in Betrieb.[2]

Am südwestlichen Ortsrand von Süddorf liegt die Kurklinik Satteldüne, die auf die Behandlung von Atemwegserkrankungen von Kindern und Jugendlichen spezialisiert ist. Außerdem befindet sich die Amrumer Schule (Öömrang Skuul, Grund-, Haupt- und Realschule) in diesem Ortsteil.

Südlich von Süddorf, noch im Gebiet der Gemeinde Nebel, befindet sich der am 1. Januar 1875 in Betrieb genommene Amrumer Leuchtturm, der nach dem Helgoländer Leuchtfeuer die zweithöchste Feuerhöhe aller Leuchtfeuer an der deutschen Nordseeküste hat. Er steht auf einer 27 m hohen Düne. Die Feuerhöhe beträgt 63 m ü. NN. Die Tragweite des Lichts beträgt 23,3 sm. Der Leuchtturm ist aufgrund seiner Größe und des charakteristischen rot-weißen Anstrichs das markanteste Gebäude der Insel Amrum.

Politik

Seit der Kommunalwahl 2008 hat die Wählergemeinschaft Nebeler Bürgerblock (NBB) sieben Sitze, die CDU drei und die SPD einen Sitz in der Gemeindevertretung.

Sehenswürdigkeiten im Ort Nebel

Windmühle

Die Windmühle in Nebel. Hier in Ruhestellung „in der Schere“
Grabstein des ersten Müllers Erk Knudten auf Amrum

Die erste auf Amrum betriebene Windmühle wurde 1771 vom Müller Erk Knudten in Nebel erbaut, und beherbergt heute ein Heimatmuseum und im Sommer Ausstellungen diverser Künstler. Die Mühle ist ein Erdholländer mit Graupengang, Jalousieklappenflügeln und Windrose, der noch bis 1962 in Betrieb war. Sie wurde durch den Pastor Erich Pörksen vor dem Abriss bewahrt, der in ihr 1963 den Verein zur Erhaltung der Amrumer Windmühle gründete. Die Mühle ist heute noch betriebsfähig und kann besichtigt werden.

Mit der Nebeler Windmühle ist ein Amrum-spezifisches christliches Ritual verbunden: die vier Flügel der Mühle stehen in Ruhestellung üblicherweise diagonal ausgerichtet „in der Schere“. Bei einem Todesfall auf der Insel werden die Mühlenflügel bis zur Stunde nach der Beerdigung des Toten in horizontal-vertikale Stellung gebracht, um weithin sichtbar auf den Todesfall hinzuweisen – die Mühle steht dann „im Kreuz“.[3]

Heimatlosenfriedhof

Gegenüber der Windmühle befindet sich der Amrumer Heimatlosenfriedhof, auf dem nicht identifizierbare Wasserleichen bestattet wurden. Laut Kirchenchronik wurde dieser 1905 angelegt. Ein Amrumer Kapitän trat freiwillig von seinem Landbesitz die Friedhofsfläche ab. Die meisten Gräber stammen vom Beginn des 20. Jahrhunderts, das letzte aus dem Jahr 1969. Seitdem konnten alle vor Amrum gefundenen Ertrunkenen aufgrund besserer Techniken identifiziert werden. Jedes Grab ist mit einem schlichten Holzkreuz mit eingeschnitztem Funddatum versehen. Der hölzerne Torbogen des Eingangsportals zum Friedhof trägt die Inschrift „Es ist noch eine Ruhe vorhanden“. Gleich hinter dem Eingang steht ein Feldstein aus der alten Westmauer der Kirche St. Clemens, mit den eingravierten Worten „Freuet euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“.[4].

Leuchtturm Nebel


Leuchtfeuer Nebel

Der 1981 errichtete Leuchtturm Nebel ist eine moderne, aus Aluminium bestehende, 9,6 m hohe Konstruktion. Durch die Lage hat das Leitfeuer für die Norderaue eine Feuerhöhe von 16 m über MThw (mittleres Tidehochwasser) und eine Tragweite von 15,6 bis 19,5 sm.

Öömrang Hüs

Öömrang Hüs

Das Öömrang Hüs in Nebel, Waaswai 1, ist ein weitgehend im Originalzustand belassenes, etwa 1751 gebautes Friesenhaus, das dem Öömrang Ferian gehört. Der ursprüngliche Besitzer war ein Kapitän, der sein Schiff in der Wohnstube („de Dörnsk“) auf einer Fliesenwand abbilden ließ. Das Haus kann besichtigt werden. In Küche, Wohnstube und weiteren Räumen wird die Wohnkultur vergangener Tage gezeigt. Im Dachraum des Hauses finden wechselnde Ausstellungen statt, und in der Wohnstube des Öömrang Hüs werden standesamtliche Trauungen vollzogen.

Der Ortskern von Nebel ist durch weitere reetgedeckte Häuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert geprägt.

St. Clemens-Kirche

St. Clemens-Kirche in Nebel

Am östlichen Rand des Ortskerns steht die 1236 erbaute St. Clemens-Kirche, 1240 erstmals urkundlich erwähnt. Der romanische einschiffige Bau mit Reetdach wurde seinerzeit aufgrund von Uneinigkeit über den Standort zwischen den Inseldörfern Norddorf und Süddorf errichtet und gab Anlass zur späteren Gründung des Ortes Nebel. Die Kirche wurde ohne Turm erbaut; der 36 Meter hohe, kupfergedeckte Kirchturm wurde erst im Jahr 1908 hinzugefügt.[5]

Detail des Grabsteins eines Seemanns, Friedhof Nebel
Details des Grabsteins eines Seemanns, Friedhof Nebel

Die Kirche beherbergt eine Reihe von Kunstschätzen. Dazu gehört eine hölzerne, frühgotische Apostelgruppe (Das himmlische Abendmahl), die angeblich in einer Sturmflut auf Amrum angeschwemmt wurde. Die Figuren zeichnen sich durch strenge Frontalität, relativ große Köpfe und einfache Faltengebung aus. Die ausdrucksstarken Gesichter spiegeln Innigkeit und tiefen Ernst wider[4]. Der kelchförmige Taufstein stammt aus romanischer Zeit. Er wird etwa auf das gleiche Alter wie die Kirche geschätzt. Seine Kruppa und Wandung bestehen aus rötlich glitzerndem Granit, der Wulstring und Fuß sind aus gelblichem Sandstein gefertigt. Er steht in der Nordostecke des Kirchenschiffs, von Sitzbänken so umstellt, dass eine separate Taufecke entstanden ist[4]. Das schmale Kirchenschiff, an der Längsseite und über dem Eingang in geringer Höhe von einer hölzernen Empore durchzogen, vermittelt den räumlichen Eindruck eines Schiffskörpers. Sehenswert ist auch der Friedhof vor der Kirche mit Grabsteinen aus der Zeit von 1670 bis 1830. Neben Schiffsdarstellungen und aufwändiger Ornamentik zeigen diese in Stein gemeißelte kurze Texte über das Leben der Verstorbenen.[6]

Die St. Clemens-Kirchengemeinde ist im Besitz eines Exemplars des Missale Slesvicense, eines 1486 von Steffen Arndes gedrucktes Liturgiebuchs, das in nur vier Exemplaren erhalten ist und als ältestes in Schleswig-Holstein bzw. Dänemark gedrucktes Buch gilt. Das Buch befindet sich im Nordelbischen Kirchenarchiv in Kiel und wird gelegentlich in der Kirche ausgestellt.

Wirtschaft

Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. 2005 wurden in der Gemeinde Nebel 35.370 Übernachtungsgäste mit 341.371 Übernachtungen gezählt. Diese Zahl schließt Patienten und Begleitpersonen der Kinderklinik Satteldüne nicht mit ein.

Persönlichkeiten

  • Hark Olufs (1708-1754), Seefahrer aus Süddorf. Er brachte es als Sklave des Beys von Constantine bis zum Oberbefehlshaber der dortigen Kavallerie. Sein Grabstein, der aus seiner Lebensgeschichte erzählt, befindet sich auf dem Friedhof der St. Clemens-Kirche.[6]

Sonstiges

Nebel ist die Gemeinde mit dem höchstens Anteil an Zweitwohnsitzen in Schleswig-Holstein.

Literatur

  • Georg Quedens: Amrum. Breklumer Verlag 1971, 15. durchgesehene Auflage, Breklum 1990, ISBN 3-7793-1110-0
  • Georg Quedens, Hans Hingst, Gerhard Stück, Ommo Wilts:
    Amrum – Landschaft, Geschichte, Natur. Verlag Jens Quedens, Amrum 1991, ISBN 3-924422-24-9
  • Erich Pörksen: Die Wahrzeichen der Insel Amrum, Breklumer Verlag, 2. Auflage, Breklum 2002, ISBN 3-7793-1119-4

Einzelnachweise

  1. a b Quedens: Amrum, S. 54 ff.: Die Inseldörfer – Nebel
  2. Pörksen: Die Wahrzeichen der Insel Amrum, S. 69 f.: Die Mühle in Süddorf
  3. Quedens/Hingst/Stück/Wilts: Amrum, S. 158: Mühlen auf Amrum
  4. a b c Pörksen: Die Wahrzeichen der Insel Amrum, S. 17-39
  5. Quedens/Hingst/Stück/Wilts: Amrum, S. 81 ff.: Die St. Clemens-Kirche
  6. a b Quedens: Amrum, S. 46 ff.: Kirche und Friedhof

Weblinks


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