- Vesavia
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Rheinland-Pfalz Landkreis: Rhein-Hunsrück-Kreis Verbandsgemeinde: St. Goar-Oberwesel Höhe: 75 m ü. NN Fläche: 18,11 km² Einwohner: 2972 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 164 Einwohner je km² Postleitzahl: 55430 Vorwahl: 06744 Kfz-Kennzeichen: SIM Gemeindeschlüssel: 07 1 40 112 Stadtgliederung: 5 Stadtteile Adresse der Verbandsverwaltung: Rathausstraße 6 Webpräsenz: Stadtbürgermeister: Manfred Zeuner (CDU) Oberwesel ist eine Stadt am Mittelrhein. Sie liegt in Rheinland-Pfalz (Deutschland) im Rhein-Hunsrück-Kreis. Die Stadt gehört der Verbandsgemeinde Sankt Goar-Oberwesel an, deren Verwaltungssitz sich hier befindet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Die Stadt liegt linksrheinisch im Oberen Mittelrheintal zwischen den Nachbargemeinden Sankt Goar und Bacharach.
Stadtgliederung
Die Stadt besteht neben der Kernstadt aus den Stadtteilen Engehöll, Dellhofen, Langscheid und Weiler-Boppard.
Geschichte
Wie bei vielen Städten der Region gehen die Ursprünge wohl auf eine keltische Siedlung namens „Vosavia“ oder „Volsolvia“ zurück. Die Römer unterhielten hier später eine Pferdewechselstation mit Herberge. Nach dem Fall des Limes wurde Oberwesel fränkisches Königsgut mit Königshof. Das Hofgut Wesel ging unter Otto I. 966 an das Erzstift von Magdeburg. 1220 löste Friedrich II. die Verpfändung und Oberwesel wurde freie Reichsstadt. 1255 wird Oberwesel Mitglied des Rheinischen Städtebundes. Aber bereits 1309 verlor Oberwesel diesen Status wieder und kam unter die Herrschaft von Kurtrier, zu dem es bis zur Säkularisierung 1802 gehörte. Im Weseler Krieg 1390/91 versuchte die Stadt zwar noch einmal das Blatt zu wenden, musste nach erfolgreicher Belagerung durch den Trierer Erzbischof Werner von Falkenstein aber klein beigeben.
Weinbau, Fischfang (Salm), Handel und Handwerk verhalfen der Stadt zu ihren Einnahmen, die es ermöglichten, in drei Bauphasen von 1220 bis Mitte des 14. Jahrhunderts die Stadtmauern zu errichten. Die Bedeutung der Stadt im Mittelalter lässt sich auch daran ablesen, dass sie zwei große Stifte (Liebfrauen und St. Martin), zwei Klöster und einen Beginenhof beherbergte. Insgesamt unterhielten hier neun Klöster große Hofgüter.
Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 wurde Oberwesel erstmals von den Franzosen zerstört.
1794 wurde die Stadt von französischen Revolutionstruppen besetzt und ging 1802 endgültig an Frankreich. Nach dem Wiener Kongress wurde sie mit dem linken Rheinufer preußisch.
Heute glänzt Oberwesel durch die umfangreichsten Reste eines Stadtmauerrings im Oberen Mittelrheintal, der über längere Strecken begehbar ist, seine Kirchen und schöne alte Häuser. Die Wernerkapelle in der dem Rhein zugewandten Seite der Stadtmauer von Oberwesel wurde um 2001 renoviert. Sie wurde nach dem vormals „heiligen“ Werner von Oberwesel geweiht. Als Heiliger wurde Werner mit den Attributen Winzermesser wie auch Schaufel und Wanne dargestellt und galt als Patron der Winzer. Nach einer falschen christlichen Ritualmordlegende soll der 16-jährige Werner am Gründonnerstag 1287 von Mitbürgern der örtlichen jüdischen Gemeinde in Oberwesel ermordet worden sein, die sein Blut für das Passah-Fest verwendet hätten. Eine lateinische Chronik des 14. Jahrhunderts berichtet von einem angeblichen Hostienfrevel, Mitbürger aus jüdischen Gemeinden hätten Werner an den Füßen aufgehängt, um eine Hostie zu entwenden, die er zu schlucken im Begriff war. Anschließend hätten sie ihn in den Rhein geworfen. An der Stelle am Rheinufer von Bacharach, an der der Leichnam angeschwemmt worden sein soll, wurde die gotische rheinromantische Wernerkapelle errichtet. Auf den angeblichen Ritualmord erhob sich der antisemitische Mord- und Pogrommob und zerstörte nicht nur mittelrheinische jüdische Gemeinden, sondern auch jüdische Gemeinden an der Mosel und im niederrheinischen Raum. Im Volkschristentum entstand der Wernerkult, der erst 1963 im Kalender der Diözese Trier gestrichen wurde. Heinrich Heine verarbeitete die Legende in seiner fragmentarischen Erzählung „Der Rabbi von Bacherach“.[1]
Eingemeindungen
Seit dem 7. November 1970 bildete die Stadt mit den Gemeinden Damscheid, Dellhofen, Langscheid, Laudert, Niederburg, Perscheid, Urbar und Wiebelsheim die Verwaltungsgemeinde Oberwesel.
Im Zuge der Verwaltungsreform bildet sich am 22. April 1972 aus den Städten St. Goar und Oberwesel die neue Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel mit dem Verwaltungssitz Oberwesel.
Am 17. März 1974 wurden die bisher selbständigen Gemeinden Langscheid, Dellhofen und Urbar in die Stadt eingemeindet.
Am 13. Juni 1999 wurde der Ortsteil Urbar wieder selbstständige Gemeinde.
Politik
Bürgermeister
- 1949–1971: August Zeuner, CDU
- 1972–1979: Hans Stemick, CDU
- 1980–1989: Johann Peter Josten, CDU
- 1989–1994: Willy Wißkirchen, FWO (Freie Wählergruppe Oberwesel)
- 1994– : Manfred Zeuner, CDU
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein rot bewehrter und rot bezungter schwarzer Adler.“
Die Stadt war von 1237 bis 1309 freie Reichsstadt. Sie behielt seither den Reichsadler in Siegel und Wappen bei.
Die Stadtfarben sind Schwarz und Gelb.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
- Museum der Stadt Oberwesel (im Kulturhaus Oberwesel - Kulturstiftung Hütte)
Bauwerke
- Schönburg
- Stadtmauer: Die zu Beginn des 13. Jahrhunderts errichtete und teilweise begehbare Stadtmauer wurde im 14. Jahrhundert erweitert und verstärkt und ist mit 16 Wehrtürmen – u.a. Hospitalgassenturm, Steingassenturm, Katzenturm und Ochsenturm, dem markantesten Turm mit Zinnenkranz und aufgesetztem Oktogon (Butterfassturm) – die am besten erhaltene Ummauerung am Mittelrhein. Ein Zugang für einige 2006 noch nicht begehbaren Abschnitte ist geplant.
- Wernerkapelle: Chor der ehemaligen Kapelle des 1689 zerstörten Hospitals
- Liebfrauenkirche: Mit ihrem Bau wurde 1308 begonnen. 1331 wurde sie geweiht und 1375 endgültig fertig gestellt. Sie wurde anstelle einer Vorgängerkirche, die erstmals 1213 erwähnt wurde, errichtet. Von dieser Marienkirche übernahm die heutige Kirche ein Stift für Weltpriester (im Gegensatz zu Ordenspriestern). Von ihrer Architektur und Ausstattung her (Goldaltar, Lettner, Wandmalereien) zählt sie zu den bedeutendsten gotischen Kirchen im Rheinland.
- St.-Martins-Kirche: Gotischer Bau von 1350 auf der Grundlage eines romanischen Vorgängerbaus; der Bau wurde auf Grund der defizitären wirtschaftlichen Lage des Stifts nicht fertiggestellt. Der im Weseler Krieg zu Verteidigungszwecken in die Stadtmauer einbezogene Turm ist ein illustratives Beispiel sakraler Wehrarchitektur im Rheinland. Von der gotischen Ausstattung ist viel zerstört. Erhalten sind einige Wandmalereien um 1500 / 1600.
- Minoritenkloster: Das 1242 gegründete Franziskanerkloster hob Napoleon 1802 auf. Beim großen Stadtbrand von 1836 wurde es zerstört und ist seither Ruine.
- Marktplatz mit Rathaus von 1842 und Fachwerkhäusern (Weinstuben und Restaurants)
Regelmäßige Veranstaltungen
- Jahreskonzert „Wir machen Musik“ des Blasorchesters der Kolpingsfamilie Oberwesel (Samstag, 8. März 2008)
- Weinhexennacht (Sonntag, 30. April 2006). Besucherzahlen: 2005 ca. 500 Besucher.
- Mittelalterliches Spectaculum (Samstag, 10. bis Montag, 12. Mai 2008 – jedes zweite Jahr mit geraden Jahreszahlen an Pfingsten)
- Rotweinfest auf dem Marktplatz und in der Rathausstraße mit Groß-Feuerwerk Mittelrhein-Lichter (Samstag, 17. Juni 2006). Besucherzahlen: 2005 ca. 2200 Besucher.
- Rotweinfest auf dem Marktplatz und in der Rathausstraße mit Groß-Feuerwerk Mittelrhein-Lichter (Samstag, 5. August 2006) Besucherzahlen: 2003 ca. 900 Besucher. 2004 ca. 2800 Besucher. 2005 ca. 3500 Besucher.
- Mittelrhein-Marathon von Oberwesel bis Koblenz im Juni.
- Weinmarkt auf dem Marktplatz und in der Rathausstraße (8. bis 11., 15. und 16. September 2006)
- Rhein in Flammen - Nacht der 1000 Feuer, Samstag, 9. September 2006
- Weinmarkt am Freitag, 16. September 2005 mit Groß-Feuerwerk Mittelrhein-Lichter.
- Federweissenfest mit Groß-Feuerwerk Mittelrhein-Lichter (Samstag, 15. und Samstag, 22. Oktober 2005)
Weinbau
Innerhalb des Anbaugebiets Mittelrhein gehört Oberwesel zu den größten Weinbaugemeinden. Die Großlage Schloss Schönburg umfasst 72 ha; Einzellagen sind Sieben Jungfrauen, Oelsberg, Bienenberg, St. Martinsberg, Goldemund, Bernstein, Römerkrug. Die Weinberge sind steil terrassiert und zu ca. 80% mit Riesling und zu 20 % mit anderen weißen Rebsorten (Müller-Thurgau, Kerner, Weißburgunder) und seltener auch roten Traubensorten (Spätburgunder, Dornfelder) bestockt. Es werden Weine aller Ausbauarten (mild, halbtrocken und trocken) sowie Qualitätsstufen (Prädikat Kabinett bis vereinzelt Eiswein) erzielt. Kürzlich wurde im Oelsberg eine sanfte Flurbereinigung durchgeführt und die neu bestocketen Weinberge mit einer Bewässerungsanlage versehen. Somit konnte diese traditionelle Lage gesichert werden. Neben Arbeitseinsparung für die Winzer bietet bedeutet dies auch eine Ertragssicherung in trockenen Sommern.
Einige der rund 30 Weingüter vor Ort sind seit über 200 Jahren im Familienbesitz; manche unterhalten Gutsausschank in der Stadt.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- 1271, Werner von Oberwesel, † 1287, galt als Patron der Winzer
- 1425, Johann von Wesel, † 1481 in Mainz, deutscher Theologe
- 1913, 6. September, August Zeuner, † 1976, deutscher Politiker (CDU), MdL (Rheinland-Pfalz)
- 1915, 15. Juli, Johann Peter Josten, deutscher Politiker (CDU), MdB, MdL (Rheinland-Pfalz)
- 1956, 25. August, Robert Brahm, Weihbischof von Trier
- 1956, Eberhard Lauer, Kirchenmusiker
Einzelnachweise
Literatur
- Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Bd. 9, Die Kunstdenkmäler des Rhein-Hunsrück-Kreises, Teil 2. Ehemaliger Kreis St. Goar, 2. Stadt Oberwesel, bearb. v. Eduard Sebald, Hans Caspary, Ludger Fischer u. a.; München, /Berlin: Deutscher Kunstverlag, 1997
- Ludger Fischer, Josef Heinzelmann, Wilhelm Hermann, Edmund Lahnert, Dieter Metzger: Heimat Oberwesel. Zwischen Liebfrauen und St. Martin. Ein Stadtführer; Oberwesel 1992
- Hans-Jürgen Kotzur: Hochgotischer Dialog. Die Skulpturen der Hochaltäre von Marienstatt und Oberwesel im Vergleich; Worms 1993
Dokumente
- Bild von Burg Schönburg aus J.F. Dielmann, A. Fay, J. Becker (Zeichner): F.C. Vogels Panorama des Rheins, Bilder des rechten und linken Rheinufers, Lithographische Anstalt F.C. Vogel, Frankfurt 1833
- Bild von Oberwesel
- Bild 2 von Oberwesel
- Bild 3 Gebiet Oberwesel
- Bild 4 Gebiet Oberwesel
Weblinks
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