- Büchelberg (Mittelfranken)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Mittelfranken Landkreis: Weißenburg-Gunzenhausen Höhe: 416 m ü. NN Fläche: 82,73 km² Einwohner: 16.308 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 197 Einwohner je km² Postleitzahl: 91710 Vorwahl: 09831 Kfz-Kennzeichen: WUG (alt: GUN) Gemeindeschlüssel: 09 5 77 136 Stadtgliederung: 14 Stadtteile Adresse der Stadtverwaltung: Marktplatz 23
91710 GunzenhausenWebpräsenz: Bürgermeister: Joachim Federschmidt (SPD) Gunzenhausen ist eine Stadt im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Der staatlich anerkannte Erholungsort liegt am Altmühlsee. Gunzenhausen wurde 823 erstmals erwähnt. Nachdem in den 1970er Jahren 18 Gemeinden eingegliedert worden waren, wuchs die Stadt bis heute auf etwa 16.500 Einwohner.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Gunzenhausen liegt mitten im Fränkischen Seenland.
Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden sind:
- Muhr am See
- Haundorf
- Pfofeld
- Theilenhofen
- Dittenheim
- Gnotzheim
- Wassertrüdingen
- Unterschwaningen
- Arberg
- Ornbau
(Aufzählung: Im Norden beginnend im Uhrzeigersinn.)
Zwischen Arberg und Gunzenhausen liegt das gemeindefreie Gebiet Unterer Wald.
Stadtgliederung
Gunzenhausen gliedert sich in die Ortsteile:
- Aha (mit Edersfeld)
- Büchelberg
- Cronheim (mit Filchenhard)
- Frickenfelden
- Gunzenhausen
- Laubenzedel (mit Sinderlach und Schnackenmühle)
- Nordstetten
- Oberasbach (mit Obenbrunn)
- Pflaumfeld (mit Steinacker)
- Schlungenhof
- Stetten (mit Maicha)
- Streudorf (mit Höhberg und Oberhambach)
- Unterasbach
- Unterwurmbach (mit Oberwurmbach)
- Wald (mit Mooskorb, Schweina, Steinabühl, Unterhambach)
Geschichte
Vorgeschichtliche Funde
Zahlreiche Ausgrabungsfunde im Bereich der Stadt belegen die Besiedlung bereits zu vorgeschichtlicher Zeit.
Numeruskastell am Limes
Um 90 n. Chr. besetzten die Römer die bis dahin von den Kelten bewohnten Gebiete nördlich der Donau und drangen bis in die Gegend um Gunzenhausen vor. Zur Kontrolle und Sicherung der Grenze der in das Römische Reich eingegliederten Gebiete wurde hier ein Numeruskastell am Limes errichtet. Allerdings zerstörten die von Nordwesten einfallenden Alemannen um ca. 241 n. Chr. die Anlagen.
Erste urkundliche Erwähnung und mittelalterliche Entwicklung
Eine Urkunde aus dem Jahr 823 liefert den ersten verlässlichen schriftlichen Hinweis auf Gunzenhausen: Kaiser Ludwig der Fromme übereignete das Kloster Gunzinhusir dem Reichskloster Ellwangen. Im Mittelalter belehnten die Ellwanger Äbte zunächst die Adelsfamilien der Truhendinger und Oettinger mit Gunzenhausen, bis die Herrschaft 1349 schließlich an Burkhard von Seckendorff überging. 1368 erwarb Burggraf Friedrich von Nürnberg die Stadt, die dadurch in den Besitz der Hohenzollern wechselte. Die Stadt erhielt nun erstmals das Recht zur Abhaltung von Jahrmärkten, die Erlaubnis zum Bau umfangreicher Befestigungsanlagen mit Stadtmauer, Türmen und Graben sowie der großen Stadtkirche und gelangte somit gleich in den ersten Jahrzehnten der Hohenzollern-Herrschaft zu einer ersten Blütezeit.
Es war die Hohenzollern-Nebenlinie der Markgrafschaft Brandenburg-Ansbach, die die Territorien um Gunzenhausen besaß und regierte. Architektonisch prägte der absolutistische Fürst Karl Wilhelm Friedrich (1712-1757), genannt auch der Wilde Markgraf, der Gunzenhausen zu seiner persönlichen Residenz ausbaute, das barocke Bild der Stadt im 18. Jahrhundert.
Am Ende des Alten Reiches fiel Gunzenhausen 1806 an Bayern.
NS-Zeit
Als eine der ersten im Reichsgebiet tat sich die damaligen Kreisstadt und ihre Umgebung mit der Diskriminierung der jüdischen Bevölkerung hervor, und die NSDAP erzielte dort überdurchschnittliche Ergebnisse: 1930 waren es bereits 35 % (gegenüber knapp 19 im Reichsdurchschnitt), 1932 66 Prozent der Stimmen. Bürgermeister Heinrich Münch, 1927 noch als Parteifreier gewählt, hatte sich zunächst durch einige regionale Projekte positiv profiliert, trat 1932 der NSDAP bei und wurde ein engagierter Repräsentant des Regimes. Unter seiner Führung wurde in Gunzenhausen im April 1933 das erste Hitler-Denkmal des Deutschen Reiches errichtet, und der Völkische Beobachter bezeichnete Gunzenhausen als den „besten Bezirk"[1].
Auch das Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe suchte nicht nur mit seinem Engagement für die NSDAP-nahen Christen die Nähe zum Regime[2]. Man pflegte auch eine enge Beziehung zum Gauleiter von Franken Julius Streicher, dem Herausgeber des antisemitischen Hetzblattes Der Stürmer, der dort häufiger und gern bewirteter Gast war.
Streicher war auch in der Stadt, als es am Palmsonntag, dem 25. März 1934, zum ersten Juden-Pogrom in ganz Bayern, wahrscheinlich im ganzen Reich, kam. Der Übergriff brachte Gunzenhausen weltweit negativ in die Presse: New York Times, Manchester Garden und das Neue Wiener Journal berichteten über die von mehreren hundert Gunzenhausenern begleiteten Gewaltakte der SA, welche die Ansbacher Richter im folgenden Prozess als „reinigendes Gewitter“ verharmlosten[3].
Einen Tag vor der Reichspogromnacht 1938 kaufte die Stadt der israelitischen Kultusgemeinde die Synagoge ab, so blieb sie auf Intervention des Feuerwehrleiters als städtischer Besitz von einer Brandschatzung verschont. Symbolisch stürzte man eine Woche später die Kuppeln herab. Auch der Jüdische Friedhof an der Leonhardsruhstraße wurde geschändet und weitgehend zerstört, die Reste wurden 1948 instand gesetzt, woran ein Gedenkstein erinnert.[4]Anfang November 1938 sollen noch 64 jüdische Bürger in Gunzenhausen gelebt haben. Im Januar 1939 folgte die Erklärung zur judenfreien Stadt. Die Synagoge wurde bis zu ihrem Abriss 1981 gewerblich genutzt[5].
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat der Stadt Gunzenhausen besteht derzeit (Stand Kommunalwahl 2008) aus dem 1. Bürgermeister Joachim Federschmidt (SPD), 24 gewählten Stadträten (9 CSU, 7 SPD, 4 FW/UWG, 3 Bündnis 90 / Die Grünen, 1 FDP) und 7 Ortssprecher(inne)n.
Als Vertreter des 1. Bürgermeisters fungieren die Stadträte Karl-Heinz Fitz (CSU) als 2. Bürgermeister und Thomas Engelhardt (FW/UWG) als 3. Bürgermeister.
Gemeindepartnerschaften
Gunzenhausen unterhält Partnerschaften mit dem französischen Isle im Limousin (seit 1985) und mit dem amerikanischen Frankenmuth in Michigan (seit 1962).
1954 wurde die Patenschaft für die heimatvertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt Weipert im Erzgebirge übernommen, 1996 für die Gemeinde Auschowitz im Kreis Marienbad.
Sehenswürdigkeiten
- Die spätgotische evangelische Stadtkirche St. Marien (1448–1496) steht auf Grundmauern eines romanischen Vorgängerbaus auf dem Areal des ehemaligen Römer-Kastells und birgt mittelalterliche Fresken, insbesondere ein großflächiges Christophorus-Wandgemälde. Aus gotischer Zeit erhalten ist zudem das Grabmal des Ritters Paul von Absberg († 1503) mit einem dem Ritter zu Füßen liegenden Hund als Attribut, der heute als Kiri der Kirchenhund die Touristen-Flyer ziert. Nach Umgestaltungen im 18. Jahrhundert prägen ein Kruzifix vor dem Triumphbogen sowie eine Kanzel nach Entwürfen des markgräflichen Hofbildhauers Giuseppe Volpini die Inneneinrichtung. Die Chorfenster gestaltete Hans Gottfried von Stockhausen 1990 in leuchtenden Farben, die einen besonderen Kontrast zur historischen Ausstattung konstituieren. .
- Die Heilig-Geist-Kirche (Spitalkirche) wurde 1352 von Ritter Burkhard von Seckendorff gestiftet; umgebaut im Stile des Barock, u. a. mit reichhaltiger Stuckdecke, wurde sie 1701. Der mittelalterliche Spitalbau brannte im Dreißigjährigen Krieg ab. Ein Neubau von 1761 nach Plänen von Johann David Steingruber war bis 1969 Altenheim und nach Umbau 1980 Jugendzentrum. Ein Modell an der Außenwand der Spitalkirche dokumentiert das Aussehen des gesamten Komplexes um 1728. Mitten durch das Areal verlief einst der Limes mit einem Wachtturm. Auf dessen Überresten hatte in diesem Bereich im 13. Jahrhundert die Stadtburg der Grafen von Truhendingen gestanden, die nach Aussterben des Geschlechts im 16. Jahrhundert verfiel und von der nichts erhalten ist.
- Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung ist sind ein Stück des Wehrgangs sowie drei Türme erhalten: Blasturm (15. Jahrhundert), Färberturm (um 1300) und Storchenturm (ca. 1450). Der Blasturm, 1466 erbaut und im Jahre 1603 aufgestockt, erhielt seinen Namen durch die Tatsache, dass früher an Feiertagen die Stadtkapelle ihre Festchoräle und der städtische Musikmeister seine Kirchenlieder vom Turm erklingen ließen. Der Färberturm (auch Diebsturm genannt) gehörte zu dem 1827 abgebrochenen Weißenburger Tor. Der Storchenturm (auch Drei-Brüder-Turm genannt), wurde im Dreißigjährigen Krieg schwer beschädigt und im 18. Jahrhundert zu einem Wohnhaus umgestaltet; er befindet sich heute in Privatbesitz.
- Den historischen Marktplatz prägen bedeutende Barockbauten, die in der Regierungszeit des Wilden Markgrafen entweder entstanden oder ihr heutiges Aussehen erhielten: Das heutige Rathaus (seit 1974 in dieser Funktion), ein ursprünglich im 16. Jahrhundert aus zwei separaten Gebäuden zusammengefügter Komplex, war seine Residenz, in der er 1757 starb. Aus derselben Ära stammen die Stadtvogtei (1749/50 errichtet), das ehemalige Amtshaus am Marktplatz (1726, seit 1805 Stadtapotheke), das Palais Heydenab (Wohnsitz eines markgräflichen Oberamtmanns, heute eine Bank) sowie das Zocha-Palais (heute Stadtmuseum).
- Das ehemalige Jagdschloss des Wilden Markgrafen (1749) mit großzügig angelegtem Hofgarten und historischem Baumbestand befindet sich oberhalb des Stadtkerns und wird seit 1982 als Haus des Gastes für diverse Veranstaltungen genutzt.
- Diverse Fachwerkstadel verteilen sich vereinzelt auf das Stadtbild. Das auffälligste, das sich 1753 ein Korporal des Wilden Markgrafen errichten ließ, befindet sich nahe der Altmühl. Hier sind heute erzgebirgliche Exponate von Gunzenhausens Partnerstadt Weipert untergebracht.
- Reste des Limes (UNESCO-Weltkulturerbe seit 2005) sind im Burgstallwald östlich der Stadt 1980 restauriert worden. Ein dokumentierter Wanderweg führt zu einem rekonstruierten Palisadenzaun und Wachtturm.
- Die Altmühlpromenade und der Altmühlsee sind im Sommer ein beliebtes Freizeitgelände. Zu diesem gehören auch die Sport- und Freizeitbäder Waldbad am Limes und Solebad Juramare.
Museen
- Museum für Vor- und Frühgeschichte
- Stadtmuseum
- Gunzenhäuser Fachwerkstadel mit Erzgebirgsschau und Weiperter Heimatstube
- Fossilien- und Steindruckmuseum, vormals auf dem Maxberg.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Gunzenhausen liegt an den Bahnstrecken Treuchtlingen–Würzburg, Gunzenhausen–Pleinfeld und Nördlingen–Gunzenhausen. Auf der letztgenannten verkehren nur Museumsbahnen und Güterzüge. Weiterhin liegt Gunzenhausen an den Bundesstraßen B 13 und B 466. Durch die Stadt Gunzenhausen verläuft der Altmühlradweg. In Gunzenhausen gibt es einen kleinen Flugplatz, den Flugplatz Gunzenhausen-Reutberg mit einer geteerten Landebahn. Von hier aus sind auch Rundflüge über das Fränkische Seenland für Touristen möglich.
Ansässige Unternehmen
- Sitz der 1851 in Leipzig gegründeten Feurich Klavier- und Flügelfabrikation
- Hauptsitz des international tätigen Kesselherstellers Loos International
- Hauptsitz der Internet-Hosting-Gesellschaft Hetzner Online AG
- Müller + Ziegler GmbH & Co. KG, Fabrik elektrischer Messgeräte
Schulen
- Simon-Marius-Gymnasium (mathematisch-naturwissenschaftlich, wirtschaftlich und neusprachlich)
- Staatliches Berufliches Schulzentrum Gunzenhausen mit Meisterschule für das Schreinerhandwerk und Staatlicher Wirtschaftsschule
- Diakonissen-Mutterhaus Hensoltshöhe mit
- Mädchen-Realschule
- Fachakademie für Sozialpädagogik
- Sonderpädagogisches Förderzentrum
- Krankenpflegeschule am Kreiskrankenhaus
- Fachschule für Altenpflege
Krankenhaus
Kreiskrankenhaus Gunzenhausen
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johann Agricola (um 1496–1570), Mediziner
- Andreas Osiander (1498–1552), Theologe und Reformator
- Simon Marius (1573–1624), Astronom
- Wilhelm Stählin (1883–1955), lutherischer Theologe und Bischof
- Otto Willi Gail (1896-1956), Wissenschaftsjournalist und Schriftsteller
- Nikolaus von Bomhard (* 1956), Manager
- Martina Borger (* 1956 in Gunzenhausen), Schriftstellerin
Bekannte Persönlichkeiten
- Heinrich Stephani (1761–1850), Theologe und Pädagoge; Dekan in Gunzenhausen
- Heinrich Eidam (1849–1934), Obermedizinalrat und Limesforscher
- Johann Appler (1892–1978), Reichstagsabgeordneter; Bürgermeister von Gunzenhausen in der Zeit des Nationalsozialismus
- Ernst Lechner (* 1925), ehemaliger Landtagsabgeordneter und Vizepräsident des Bayerischen Landtages
- Ingo Friedrich (* 1942), Vizepräsident des Europäischen Parlaments; lebt in Gunzenhausen
Literatur
- Johann Schrenk: Chronik der Stadt Gunzenhausen, Bd. 1 Vor- und Frühgeschichte, Gunzenhausen 1996, ISBN 3-924270-28-5
- Johann Schrenk: Gunzenhausen - Zentrum des Fränkischen Seenlandes, Gunzenhausen 2008, ISBN 978-3-924270-35-3
- Werner Mühlhäußer: Gunzenhausen, Sutton 2003. ISBN 978-3-89702-538-7
Quellen
- ↑ "Gunzenhausener Gymnasiasten fassten heißes Eisen an. Noch immer eine Straße nach Nazi-Bürgermeister benannt.", NN (http://www.nuernberger-nachrichten.de), Artikel vom 28.06.2003
- ↑ "Gunzenhausener Gymnasiasten fassten heißes Eisen an. Noch immer eine Straße nach Nazi-Bürgermeister benannt.", NN (http://www.nuernberger-nachrichten.de), Artikel vom 28.06.2003
- ↑ Werner Falk: Ein früher Hass auf Juden in Nürnberger Nachrichten vom 25. März 2009
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Band 1. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1995, ISBN 3-89331-208-0, S. 144
- ↑ http://www.gunnet.de/stephani/step_p09.htm Stephanie-Volksschule-Gunzenhausen: Jüdisches Leben in Gunzenhausen (bebildert)
Weblinks
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