Volkswagen Nutzfahrzeuge

Volkswagen Nutzfahrzeuge
VW-Nutzfahrzeuge im Volkswagenwerk Hannover

Die Geschäftssparte Volkswagen Nutzfahrzeuge trägt in der Volkswagen AG als eigene Marke die Verantwortung für die Produktion von Nutzfahrzeugen. Die Modellpalette umfasst vor allem Kleintransporter.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geschichte der Nutzfahrzeugfabrikation bei Volkswagen beginnt 1950 mit Aufnahme der Serienfertigung des VW Transporter, intern als Typ 2, vom Volksmund als VW-Bus oder Bulli bezeichnet. Damit produzierte VW neben dem VW Käfer (Typ 1) ein zweites Modell, das sich schnell als überaus erfolgreich erwies. Der VW-Bus bzw. VW-Transporter war das erste Nutzfahrzeug von Volkswagen und füllte eine Marktlücke.

Das VW-Werk Wolfsburg erwies sich schnell als zu klein für die zusätzliche Produktion des Transporters. Ein neuer Werksstandort wurde gesucht und fand sich im hannoverschen Stadtteil Stöcken. Das neue Werk Hannover begann 1956 mit der Fertigung; ab 1958 begann dort auch die Motorenproduktion. 1961 wurde die Fertigstellung des einmillionsten Transporters gefeiert.

Bis 1967 wurden von der intern T1 bezeichneten ersten Version des Transporters ca. 1,8 Millionen hergestellt; dann erfolgte die Ablösung durch das Nachfolgemodell T2. Optisch erinnerte es an den Vorgänger, hatte jedoch eine ungeteilte Windschutzscheibe. Bereits 1968 läuft der zweimillionste Transporter vom Band, 1971 sind 3 Millionen erreicht.

Ab 1975 wird das Angebot nach oben erweitert: Der große Bruder des Transporters heißt VW LT und verfügt im Gegensatz zum Transporter über einen vorne eingebauten Reihenmotor mit Wasserkühlung.

Von 1977 bis 1993 kooperierte VW mit dem Nutzfahrzeughersteller MAN. Gemeinsam wurden leichte Lkw entwickelt, gebaut und ab 1979 unter dem Namen „MAN-VW“ vertrieben.

Die dritte Generation des Transporters (T3) kam 1979 auf den Markt. Sie verkaufte sich – vor allem im Ausland – deutlich schlechter als das Vorgängermodell. Der nach wie vor hinten eingebaute Motor bot keinen so gut nutzbaren Innenraum wie die Konkurrenz, außerdem war das Fahrzeug mit den anfangs angebotenen Motoren untermotorisiert, die lüftgekühlten 2,0-ltr.-Motoren waren wenig standfest. Erst nach der Einführung wassergekühlter Otto- und Dieselmotoren stiegen die Verkaufszahlen wieder an. Die Qualität des T3 wurde jedoch nur selten kritisiert.

1981 beginnt die Tochtergesellschaft „Volkswagen Caminhoes Ltda.“ in Brasilien mit dem Bau von mittelschweren Lkw, die jedoch vorerst nur in Südamerika vertrieben werden. Im folgenden Jahr erscheint als weiteres Nutzfahrzeug der VW Caddy, ein Pick-up auf Basis des Golf I.

Der dreimillionste Transporter T3 läuft 1986 vom Band, gebaut wurde er in Wolfsburg, Hannover, Brasilien, Südafrika, Mexiko und Australien. Ab 1989 wird im Werk Hannover zusätzlich der VW Taro produziert, ein gemeinsam mit Toyota entwickelter Pick-up, der ein Stück größer ist als der Caddy.

Die vierte Generation des Transporters (T4) wird ab 1990 gebaut. Sie bildet einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit: Der Motor sitzt nun vorne, der Antrieb erfolgt auf die Vorderachse. Erst zwei Jahre später endet die Produktion des Vorgängermodells T3. Ab 1994 ist der VW L80, ein in Brasilien gebauter leichter Lkw, auch auf dem deutschen Markt erhältlich.

1995 wird VWN zur eigenen Marke im Volkswagenkonzern und Bernd Wiedemann Chef dieser Marke.[1] Im folgenden Jahr erscheint die zweite Generation des LT, die gemeinsam mit Daimler-Benz entwickelt wurde. 1997 wurde der achtmillionste Transporter gebaut, weiterhin wird das Werk im polnischen Poznań fester Bestandteil von VWN. Im Jahr 2000 folgt das brasilianische Werk in Resende.

Seit 2003 wird in Hannover und Posen die fünfte Generation des Transporters gebaut. 2004 wird ein neues Werk in Hannover-Limmer eröffnet, in dem das Wohnmobil „California“ gebaut wird. Ebenfalls 2004 wird der neue Caddy vorgestellt, der im Werk Posen gebaut wird. Der Caddy ist erstmals auch als Familienlimousine zu haben („Caddy Life“).

Am 1. Januar 2007 wird Bernd Wiedemann von Stephan Schaller als Chef von VWN abgelöst.[2]

2009 wurde die Lkw- und Bus-Sparte Volkswagen Trucks and Buses an MAN verkauft.

Modelle

Zeitleiste der Modelle von Volkswagen Nutzfahrzeuge von 1950 bis heute
Typ 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1
Kastenwagen/Hochdachkombi Typ 147 „Fridolin“ Caddy I Caddy II Caddy III
Pickup Taro Amarok
Kleintransporter Typ 2 „Bulli“ (T1) Transporter (T2) Transporter (T3) Transporter (T4) Transporter (T5)
LT 1 LT 2 Crafter
G90/MAN-VW L80/Delivery
Bauzeit Baureihe Anmerkung Bild
1950–1967 VW Transporter T1
(Typ 2)
Erster Kleinbus überhaupt und neben dem Käfer VWs Verkaufsschlager der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Vw bus t1 v sst.jpg
1964–1973 Fridolin
(Typ 147)
Speziell für die Deutsche Bundespost konstruierter Lieferwagen. Vw fridolin.jpg
1967–1971 VW Transporter T2a
(Typ 2)
Überarbeiteter VW-Bus mit ungeteilter Frontscheibe. Vw transporter t2a v sst.jpg
1971–1972 VW Transporter T2ab
Zwischenmodell
(Typ 2)
Nur ein Jahr lang gebaut. (Front wie T2a, Heck wie T2b) Vw transporter t2zwischen v sst.jpg
1972–1979 VW Transporter T2b
(Typ 2)
Überarbeiteter T2. Vw bus t2b neu v sst.jpg
1975–1995 LT, erste
Generation
Großer Bruder des VW-Bus. Vw lt sst.jpg
1979–1993 MAN-VW Leichte Lkw aus einer Kooperation mit MAN. Man vw 2 sst.jpg
1979–1992 VW Transporter T3
(Typ 2)
Letzter Transporter mit Heckmotor. Busse unter den Namen „Bus“, „Caravelle“ und „Multivan“. Vw transporter t3 luft v sst.jpg
1979–1993 Caddy I Pick-up-Version des Golf I. Caddy 20041020 1303 1539-VW Golf1-Caddy.jpg
1989–1996 Taro Entstanden durch eine Kooperation mit Toyota. VWTaro.jpg
1990–2003 VW Transporter T4
(Typ 2)
Erster VW-Bus mit Frontmotor. Busse unter den Namen „Caravelle“ und „Multivan“. Mehrere Facelifts. VW Transporter 2.5Tdi 2002.jpg
1995–2000 L 80 In Brasilien gebauter leichter Lkw. Vw l80 sst.jpg
1995–2003 Caddy II Basis waren der Škoda Felicia und Seat Ibiza. Vw caddy 2 sst.jpg
1995–2006 LT, zweite
Generation
Zweiter LT, nahezu Baugleich mit dem Mercedes-Benz Sprinter. VW LT28 Behindertenfahrdienst 2.jpg
seit 2003 VW Transporter T5
(Typ 2)
Multivan und Caravelle unterscheiden sich durch eine andere Front von den übrigen Typen. Volkswagen T5 Feuerwehr.jpg
seit 2003 Caddy III In Posen gebauter Stadtlieferwagen. Posen, auf polnisch Poznań, ist das Co-Werk von Hannover, d. h. es werden dort der T5 (außer Multivan und Camper) und der Caddy hergestellt Die offenen Varianten des T5 (Pritsche/ Doppelkabine) werden ausschließlich in Poznań gebaut . VW Caddy Live.jpg
seit 2006 VW Crafter Nachfolger des LT2. Bis auf das Frontend und die Motoren ein Mercedes-Benz Sprinter. Der Crafter wird jetzt komplett bei Mercedes in Düsseldorf und in Ludwigsfelde gebaut. Crafter 001.jpg
seit 2010 Amarok Pickup, wird im VW-Werk Pacheco in Argentinien gebaut VW Amarok 2.0 TDI 4MOTION DC Highline front 20100919.jpg

Werke

Siehe auch

Literatur

  • Michael Steinke: VW Bus/Transporter 1949-1979, Band 1, Typenkompass. Motorbuch Verlag 2007, ISBN 3-613-02301-6.
  • Michael Steinke: VW Bus/Transporter seit 1980, Band 2, Typenkompass. Motorbuch Verlag 2004, ISBN 3-613-02458-6.
  • Rudi Heppe: VW Transporter 1950-1979 - Grafiken, Bilder, Prospekte. Podszun 2002, ISBN 3-86133-295-7.
  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 2, 1945–1969. 3. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-01197-2.
  • Werner Oswald: Deutsche Last- und Lieferwagen, Band 3, 1970–1989. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02446-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bernd Wiedemann: Ein VW-Urgestein geht in Ruhestand (handelsblatt.com)
  2. Volkswagen Nutzfahrzeuge: Neue Mitglieder im Vorstand (autokiste.de)

Wikimedia Foundation.

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