- Kamjenc
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Sachsen Direktionsbezirk: Dresden Landkreis: Bautzen Verwaltungs-
gemeinschaft:Kamenz-Schönteichen Höhe: 173 m ü. NN Fläche: 53,15 km² Einwohner: 17.802 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 335 Einwohner je km² Postleitzahl: 01917 Vorwahl: 03578 Kfz-Kennzeichen: BZ Gemeindeschlüssel: 14 6 25 250 Adresse der Stadtverwaltung: Markt 1
01917 KamenzWebpräsenz: Oberbürgermeister: Roland Dantz (parteilos) Lage der Stadt Kamenz im Landkreis Bautzen Die Lessingstadt Kamenz, obersorbisch Kamjenc (wörtlich „Kleiner Ort am Stein“), ist eine Große Kreisstadt im Landkreis Bautzen in Sachsen. Sie liegt etwa 40 km nordöstlich von Dresden und etwa 30 km nordwestlich von Bautzen.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geografische Lage
Die Stadt liegt in der westlichen Oberlausitz am Fuße des Hutberges im Naturraum Westlausitzer Hügel- und Bergland. Die Gegend ist die Nahtstelle zwischen der flachen Teichlandschaft im Norden, wo sie mit dem Deutschbaselitzer Großteich auch eine der größten Wasserflächen stellt, und dem Lausitzer Bergland im Süden. Dem entsprechend ist die Landschaft im Norden von flachwelliger Heide geprägt, welche nach Süden hin relativ rasch ansteigt und im Ortsteil Hennersdorf bereits Mittelgebirgscharakter besitzt. Von Süden kommend und sich im Stadtgebiet mit einigen weiteren kleinen Fließen, wie dem „Langen Wasser“, vereinigend durchfließt die Schwarze Elster Kamenz in Richtung Norden.
Stadtgliederung
Kamenz umfasst neben der eigentlichen Stadt folgende Ortschaften[2]:
- Bernbruch, 1999 eingemeindet
- Deutschbaselitz (Němske Pazlicy), 1999 eingemeindet
- Jesau (Jěžow), 1935 eingemeindet
- Lückersdorf-Gelenau (mit Hennersdorf), 1999 eingemeindet
- Thonberg (Hlinowc), 1973 eingemeindet
- Wiesa (Brěznja), 1973 eingemeindet
- Zschornau-Schiedel (Čornow-Křidoł), 1999 eingemeindet
Rund um die katholische Kirche St. Maria Magdalena, heute im Zentrum der Stadt, liegt außerdem das Gebiet der ehemals eigenständigen Gemeinde Spittel, die 1903 eingemeindet wurde.
Geologie
Unmittelbar unter den Straßen der Stadt, unter einer nur mäßig starken Lössschicht, befinden sich massive Grauwackefelsen, welche an einigen Stellen von Granitaustritten unterbrochen werden und zum Teil direkt aus dem Boden ragen. Beide Gesteine wurden früher intensiv abgebaut, wovon noch heute mehrere zugelaufene Steinbrüche im Stadtgebiet (zum Teil unmittelbar neben Wohnvierteln) zeugen. Im Norden und Nordosten findet man Kies und Kaolinvorkommen, welche durch das Elbe-Urstromtal entstanden.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind im Norden und Nordosten Oßling, im Osten Nebelschütz, im Südosten die Stadt Elstra, im Südwesten Haselbachtal, sowie im Westen und Nordwesten die Gemeinde Schönteichen.
Geschichte
Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde an der Stelle der heutigen Altstadt eine Burg zur Sicherung des Überganges der Via Regia über die Schwarze Elster erbaut. Die Via Regia war damals ein überregional bedeutender Handelsweg von Belgien bis hinein nach Schlesien. 1225 wurde die Stadt erstmals urkundlich erwähnt, seit 1319 war Kamenz freie Stadt. 1346 wurde der Oberlausitzer Sechsstädtebund gegründet, dessen westlichste Mitgliedsstadt Kamenz wurde. 1547 war Kamenz somit auch vom Oberlausitzer Pönfall betroffen. Im Jahre 1707 vernichtete ein großer Stadtbrand viele Häuser in der Altstadt. 1729 wurde der Dichter und Schriftsteller Gotthold Ephraim Lessing in Kamenz geboren.
1896 wurde in Kamenz auf Grund eines königlichen Beschlusses eine ständige Garnison eingerichtet. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde hier und in den anderen beiden Garnisonen der sächsischen Oberlausitz (Zittau und Bautzen) das Königlich Sächsische Reserve-Infanterie-Regiment 242 aufgestellt.
Während des Zweiten Weltkrieges vom Oktober 1944 bis April 1945 wurde im Gebäude der stillgelegten Tuchfabrik Gebr. Noßke & Co. Herrental Nr. 9 ein Außenlager des KZ Groß-Rosen betrieben, in dem nahezu 1.000 Häftlinge, unter ihnen 150 Juden, für die Daimler Benz AG (Tarnname "Elster GmbH") Flugzeugteile herstellen mussten.
Bis Juli 2008 bestand der Landkreis Kamenz.Bevölkerung
Kamenz hat etwa 17.800 Einwohner.
Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweils gültigen Gebietsstand. Bis 1831 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Stichtag ist jeweils der 31. Dezember, sofern es nicht abweichend angegeben ist.
Jahr Einwohner 1885 7.211 17. Mai 1939 14.483 29. Okt. 1946 13.862 31. Aug. 1950 14.331 1955 14.981 1956 14.931 1957 14.857 1958 14.876 1959 14.944 1960 14.888 1962 15.461 1963 15.350 1964 15.905 1965 16.236 1966 16.585 1967 16.657 Jahr Einwohner 1968 16.618 1969 16.528 1970 16.653 1971 16.532 1972 16.289 1973 16.315 1974 18.221 1975 18.001 1976 18.052 1977 18.030 1978 18.001 1979 17.898 1980 18.143 1981 18.410 1982 18.377 1983 18.410 Jahr Einwohner 1984 18.339 1985 18.269 1986 18.323 1987 18.229 1988 18.126 1989 18.016 3. Okt. 1990 19.954 1998 19.013 1999 19.136 2000 19.010 2001 18.848 2002 18.606 2003 18.440 2004 18.308 2005 18.129 2006 18.009 Jahr Einwohner 2007 17.802 Religion
Die letzten Angaben zur konfessionellen Zugehörigkeit der Bevölkerung stammen von 1925. Damals waren von 11.165 Einwohnern 9.566 evangelisch-lutherisch (85,7 %)[3].
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kamenz besitzt ein Theater, welches 1999 wiedereröffnet wurde und seitdem, außer für Theateraufführungen, auch für Kabarett, Konzerte und ähnliches genutzt wird. Weiterhin sind in der Stadt zwei Museen zu finden. Das Lessingmuseum widmet sich dabei dem berühmtesten Sohn der Stadt Gotthold Ephraim Lessing . Das Museum der Westlausitz besitzt vorwiegend Ausstellung über Geologie, Zoologie und Kulturgeschichte mit regionalem Bezug.
Bauwerke
- Kamenzer Rathaus (erbaut 1847 bis 1848 durch Carl August Schramm, italienische Neorenaissance)
- Andreasbrunnen mit Justitia-Statue aus Sandstein
- Barmherzigkeitsstift
- Reste der mittelalterlichen Stadt- und Klosterbefestigung (Roter Turm, Pichschuppen, Mönchsmauer, Klostertor)
- Evangelische Hauptkirche St. Marien (erbaut 1275 bis 1479, spätgotische Hallenkirche), einzige granitene Hallenkirche nördlich der Alpen
- Klosterkirche St. Annen (geweiht 1499)
- Katechismuskirche (Wehrkirche aus dem Jahr 1358)
- St.-Just-Kirche, Kapelle vor 1377, nach Brand 1545 neu spätgotisch aufgebaut (nach Gurlitt 1910), wertvolle gotische Fresken im Chorbereich
- Lessing-Gedenkstätte (ehemaliger Standort des Geburtshauses Lessings)
- Lessing-Haus (gehört zu den 20 kulturellen Gedächtnisorten (KGO) in den neuen Ländern)
- Hutbergbühne, (Freilichtbühne für bis zu 10.000 Zuschauer)
Gedenkstätten
- Gedenktafel am Fabrikgebäude Herrental Nr. 9 zur Erinnerung an 125 KZ-Häftlinge, die Opfer von Zwangsarbeit wurden
Natur
- Hutberg (294 m) - Parkanlage mit Rhododendren, Azaleen und verschiedenartigen Gehölzen.
- Etwa 32 Prozent des umgebenden ehemaligen Landkreises Kamenz stehen unter Landschafts- bzw. Naturschutz, es existiert ein gut ausgebautes Rad- und Wanderwegenetz.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Kamenzer Forstfest (jährlich in der Woche, in die der 24. August (Sankt Bartholomäustag) fällt)
- Blütenlauf auf dem Kamenzer Hutberg
- Kamenzer Lessing-Tage (jährlich im Januar und Februar)
- Fête de la Musique jedes Jahr am 21. Juni
- Karneval in Kamenz
- Pfingstkonzert der Rockgruppe Puhdys (jährlich am Pfingstsamstag auf der Hutbergbühne)
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat von Kamenz zählt 22 Stadtverordnete. Die Sitzverteilung stellt sich seit der letzten Kommunalwahl am 13. Juni 2004 wie folgt dar:
CDU: 8 Sitze Die Linke: 6 Sitze FDP: 2 Sitze Wählervereinigung Kamenz u. Ortsteile: 2 Sitze Kamenz/direkt: 2 Sitze Grüne: 1 Sitz SPD: 1 Sitz Städtepartnerschaften
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Stadt beherbergt vorwiegend kleinere und mittlere Betriebe aus den Bereichen Textil, Maschinenbau, Kaolinverarbeitung und Plastikverarbeitung. Größte überregionale bekannte Arbeitgeber sind hierbei ein Abfüllwerk des Spirituosenherstellers Jägermeister und Textilwerbemittelspezialist Sachsenfahnen. Große Hoffnungen liegen zudem auf dem Batteriehersteller Li-Tec, der weltweit als Technologieführer in seiner Branche gilt und in den nächsten Jahren mehrere hundert Arbeitsplätze in Kamenz schaffen will.
Ein weiterer wichtiger Arbeitgeber in Kamenz sind verschiedene Behörden, wie das Landesamt für Statistik, dessen Sitz sich hier befindet. In Zukunft ist zudem mit einer wachsenden Bedeutung des Tourismus zu rechnen.
Verkehr
Kamenz liegt an den eingleisigen Hauptbahnen Lübbenau–Kamenz und Kamenz–Pirna. Nach Dresden verkehrt eine Regionalbahnlinie im Stundentakt. Zum brandenburgischen Senftenberg verkehren seit Ende der 1990er Jahre keine Reisezüge mehr, nur noch Güterverkehr, die Bahnstrecke nach Bischofswerda wurde komplett stillgelegt. Die nächstgelegene Anschlussstelle Burkau zur A 4 befindet sich etwa 12 km südlich. Am nordöstlichen Stadtrand befindet sich der Flugplatz Kamenz.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
Der wohl bekannteste Sohn der Stadt Kamenz ist der Dichter Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), dessen Vater, Johann Gottfried Lessing, Pastor an der Hauptkirche St. Marien war. Das Geburtshaus Lessings wurde beim letzten großen Stadtbrand 1842 vernichtet, doch erinnert heute ein Museum an den berühmtesten Sohn der Stadt. International bekannt ist zudem Georg Baselitz (* 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz), der einer der bedeutendsten deutschen Maler der Gegenwart ist.
Siehe auch: Liste der Söhne und Töchter der Stadt Kamenz
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Johannes Franke (1545–1617), Arzt und Botaniker, 1581–1600 Stadtphysikus in Kamenz
- Johann Gottfried Heinitz (1712–1790), Schulrektor in Kamenz
- Johann Gottfried Bönisch (1777–1831), Mediziner und Schriftsteller
- Bernhard Wensch (1908–1942), römisch-katholischer Prieser, 1934-1937 Kaplan in Kamenz
- Erich Große (1925–2009), Pädagoge und Sachbuchautor
- Matthias Herrmann (1961–2007), Archivar und Leiter des Lessing-Museums
Weiteres
Kulinarische Spezialitäten
Eine besondere Kamenzer Spezialität sind die Kamenzer Würstchen. Dabei handelt es sich um eine sehr würzige Mischung aus Wiener und Knacker.
Sport
Erstmals fand 2004 durch die VDH e. V. (Vereinigung Deutscher Handywerfer e. V.) die erste deutsche Meisterschaft im Handywerfen in Kamenz statt, wo 2005 auch die ersten Europameisterschaften auf deutschem Boden ausgetragen wurden und 2006 die erste Weltmeisterschaft nach Version der IAMPT stattfinden.
Daneben ist in Kamenz der SV Einheit Kamenz beheimatet, dessen 1. Fußball-Männermanschaft in der Landesliga Sachsen spielt.
Literatur
- Kamenz. In: Meyers Konversations-Lexikon. Bd. 9, 4. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1885–1892, S. 422.
- Tino Fröde: Privilegien und Statuten der Oberlausitzer Sechsstädte - Ein Streifzug durch die Organisation des städtischen Lebens in Zittau, Bautzen, Görlitz, Löbau, Kamenz und Lauban in der frühen Neuzeit. Spitzkunnersdorf : Oberlausitzer Verlag, 2008. ISBN 978-3-933827-88-3
Weblinks
- Ortsteil Jesau
- Ortsteil Thonberg
- Museum der Westlausitz
- Links zum Thema Kamenz im Open Directory Project
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ http://www.novoprint.de/infobrosch/pdf/infobrosch01917.pdf
- ↑ Digitales Historisches Ortsverzeichnis
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