Porsche RS Spyder

Porsche RS Spyder
Porsche
Penske Porsche Utah.jpg
RS Spyder
Hersteller: Porsche
Produktionszeitraum: 2005–2008
Klasse: Le-Mans-Prototyp
Karosserieversionen: Spyder
Motoren: 3,4-l-V8-Ottomotor, 353 kW
Länge: 4650 mm
Breite: 2000 mm
Höhe: 1068 mm
Radstand: 2900 mm
Leergewicht: 775 kg
Vorgängermodell: keines
Nachfolgemodell: keines

Der RS Spyder ist ein von Porsche nach dem vom Automobile Club de l’Ouest (ACO) aufgestellten Reglement für die Le-Mans-Prototypenklasse LMP2 entwickelter Rennsportwagen.[1] Er wurde Ende des Jahres 2005 von Porsche vorgestellt und wurde ursprünglich exklusiv vom Motorsport-Team Penske Racing in der American Le Mans Series (ALMS) eingesetzt. Das Renndebüt des neuen Porsche Spyder war zunächst für den 1. Oktober 2006 beim 1000-Meilen-Rennen von Road Atlanta geplant, wurde aber auf das 15 Tage später stattfindende 4-Stunden-Rennen von Laguna Seca verlegt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der RS Spyder wird bei Porsche intern als Typ 9R6 bezeichnet und stellt die erste ausschließlich für den Motorsport konzipierte komplette Neuentwicklung seit dem Le Mans Doppelsieger 911 GT1 dar.[3] Im Rahmen des vom 30. September bis 15. Oktober 2006 stattgefundenen Pariser Auto-Salon präsentierte Porsche der Öffentlichkeit erstmals den weiterentwickelten RS Spyder für die ALMS-Saison 2007.[4]

Chassis und Karosserie

Cockpit des Porsche RS Spyder

Das Chassis

Das Chassis ist ein zweisitziges Monocoque, mit angeflanschter Motor- und Getriebeeinheit, welche als tragendes Teil des gesamten Fahrzeugs fungiert. Das Monocoque ist mit integrierten Crashstrukturen und Sicherheitstankzelle sowie der vorderen Crashstruktur (Fahrzeugnase) aus Carbonfaserverstärktem Kunststoff nach neuesten Kenntnissen gefertigt. Der Kopfschutz des Fahrers wird über eine Kopfstütze mit Kopfschutz gemäß FIA-Reglement gewährleistet. Um den extremen Verzögerungswerten beim Bremsen standhalten zu können wird der Fahrer von einem 6-Punkt Sicherheitsgurt, der auch für das HANS-System vorbereitet ist, festgehalten.[5]

Die Karosserie

Das Heck des RS Spyder mit dem markanten Heckflügel

Über das CfK Chassis windet sich eine mehrteilige, aus Front-, Seiten- und Heckverkleidung bestehende und sowohl nach aero- als auch nach thermodynamischen Gesichtspunkten optimierte Kohlefaser-Karosserie. Die Verkleidung ist analog zur Karosserie als mehrteilige Front-, Seiten- und Heckverkleidung aus CfK/Kevlar ausgeführt. Den Karosserieabschluss bildet ein mit 2 verstellbaren Flügelelementen versehener Heckflügel.[6]

Motor und Getriebe

Der Motor

Der RS Spyder besitzt einen ca. 3,4 Liter (3397 cm³) großen 90-Grad-V8-Saugmotor, der gemäß dem LMP2-Reglement von einem 44 mm Durchmesser messenden Luftmengenbegrenzer auf eine Maximalleistung von 353 kW (480 PS) bei 10.300 1/min eingebremst wird. Seine Literleistung liegt damit bei 103,62 kW (141,3 PS). Das Porsche-intern auf die Typenbezeichnung MR6 hörende Hochleistungsaggregat erreicht sein maximales Drehmoment von 370 Nm bei einer Drehzahl von 7500 1/min. Die Ansauganlage ist mit Einzeldrosselklappen ausgestattet. Die Öffnungszeiten der 4 Ventile je Zylinder werden von je 2 obenliegenden Nockenwellen (dohc) gesteuert. Die Ölversorgung wird über eine Trockensumpfschmierung mitsamt Öl-Wasser-Wärmetauscher sichergestellt. Die Abgase entweichen über einen offenen Fächerkrümmer.[7]

Das Getriebe

Die Kraftübertragung übernimmt das mit der Typenbezeichnung Porsche GR6 versehene, sequentielle und geradeverzahnte Klauengetriebe. Das in einem Aluminiumgehäuse untergebrachte Getriebe ist längs eingebaut und als mittragendes Teil in das Fahrzeugchassis integriert. Die Gangwechsel erfolgen elektropneumatisch über am Lenkrad angebrachte Schalter. Um die vorhandenen 353 kW sicher in Vortrieb umzuwandeln ist der RS Spyder noch mit einem mechanischen Sperrdifferential und einer Traktionskontrolle ausgestattet. Für auch unter den harten Rennbedingungen sichere Gangwechsel ist eine 3-Scheiben Kohlefaser-Rennkupplung des Schweinfurter Getriebespezialisten ZF Sachs montiert.[8]

Fahrwerk, Reifen und Bremsen

Das Fahrwerk

Die Front des RS Spyder mit entfernter Frontverkleidung

Das Fahrwerk des RS Spyder besteht aus vorderer und hinterer Radaufhängung mit Doppeldreieckslenker, und ist in Höhe, Sturz und Spur verstellbar. Die Federung und Dämpfung erfolgt über durch Druckstangen (so genannte Pushrods) betätigte 4-Wege Feder-Dämpfer-Einheiten, mit Drehstabfedern, Dämpfern und einstellbaren Stabilisatoren. Gelenkt wird mittels einer servounterstützten Zahnstangenlenkung.[9]

Die Reifen

Die Verbindung des Wagens zur Straße wird durch Rennreifen der Dimension 29/65/18 (vorne) und 31/71/18 (hinten) hergestellt, welche vom Porsche Hauslieferanten und Porsche Carrera Cup und Porsche Supercup Ausrüsters Michelin geliefert werden. Die Slicks des RS Spyder sind an der Vorderachse auf 7,5 kg, an der Hinterachse auf 8,5 kg schweren einteiligen 18-Zoll Leichtmetallrädern mit Zentralverschluss aufgezogen.[9]

Die Bremsen

Für eine standesgemäße Verzögerung auch aus höheren Geschwindigkeiten sind Innenbelüftete Kohlefaser-Bremsscheiben zuständig und werden von 6-Kolben Aluminium Festsätteln in die Zange genommen. Wobei der maximale Durchmesser der angebrachten Bremsscheiben von 380 mm an der Vorderachse und 355 mm an der Hinderachse im LMP2-Reglement vorgeschrieben wurde. Betätigt wird die Bremsanlage über einen Doppel-Hauptbremszylindern mit variabler Bremskraftverteilung.[9]

Renneinsätze und Rennerfolge

American Le Mans Series

Beide Penske RS Spyder 2007 in Laguna Seca

Für die Zuffenhausener war das Saisondebüt des RS Spyder in der LMP2-Klasse ein überaus erfolgreicher Einstand in die American Le Mans Series 2006. Insgesamt konnten 8 von 10 Rennen durch die Porsche-Werksfahrer gewonnen werden. Am Ende der 2006er-Saison standen sowohl der Titel in der Fahrer- als auch in der Teamwertung zu Buche.

Einer der beiden Dyson RS Spyder beim Rennen in Road America 2007

Für die ALMS-Saison 2007 wurde eine Ausbaustufe des RS Spyder eingesetzt, die mit mehr Leistung und geringfügig verbesserter Aerodynamik einen weiteren Titelgewinn der Stuttgarter erbringen sollte. Seit Porsches Rückkehr in den Prototypensport wurde mit dem RS Spyder 2006 erstmals wieder eine komplette Saison absolviert. Mit dem erfahrenen Partner Penske Racing wurde Porsche von Rennen zu Rennen stärker, wobei der RS Spyder vor allem auf den engen und kurvigen Pisten über die klassische Distanz von 2:45 Stunden seine konstruktionsbedingten Vorteile ausspielen konnte. So fuhren die beiden in den Farben des Hauptsponsors DHL lackierten Spyder zum Doppelsieg beim dritten Rennen der Saison in Mid-Ohio. Ein Novum in der Geschichte der American Le Mans Series und der gesamten Le-Mans-Prototypen-Kategorie: Niemals zuvor war es zwei Sportprototypen der LMP2-Klasse gelungen, nicht nur die eigenen Konkurrenten in der LMP2, sondern auch die reglementsbedingt leistungsstärkeren Boliden der LMP1-Klasse hinter sich zu lassen.[10] Zudem konnte Porsche zwei weitere RS Sypder an das erste Kundenteam Dyson Racing verkaufen, die ihrerseits die Saison auf dem zweiten Platz in der Teamwertung beendeten.

Porsche RS Sypder in den Händen von Klaus Graf

Begann die American Le Mans Series 2008 zunächst mit einem Doppelsieg für den RS Spyder beim 12-Stunden-Rennen von Sebring, das Porsche zuletzt 1988 gewinnen konnte, erstarkte im Laufe des Jahres zunehmend die Konkurrenz. Mit dem Autohersteller Acura war bereits 2007 ein neuer Wagen in die Klasse eingetreten. Vor allem der von David Brabham und Scott Sharp pilotierte Acura ARX-01b holte schnell auf Titelverteidiger Timo Bernhard und Romain Dumas auf. Vor dem vorletzten Lauf in Road Atlanta war der Vorsprung in der Teamwertung auf 11 Zähler geschrumpft und Highcroft Racing bereits am Kundenteam Dyson Racing vorbeigezogen. Roger Penske brachte daher zum Petit Le Mans einen weiteren RS Sypder an den Start. Die beiden Fahrer Ryan Briscoe und Hélio Castroneves beendeten ihren ersten gemeinsamen Einsatz als Klassensieger der LMP2. Dahinter folgten drei weiter RS Sypder von Penske und Dyson Racing, während Hauptkonkurrent Highcroft ausfiel. Somit verteidigte Penske zwei Jahre in Folge die Team- und Fahrermeisterschaft der LMP2 und zog sich am Ende der Saison aus der American Le Mans Series zurück. Auch Teameigner Rob Dyson trat 2009 nicht mit dem RS Sypder an, sondern bevorzugte stattdessen einen Einsatz als Werksteam für Mazda. Jedoch veräußerte Dyson eines seiner beiden Vorjahresfahrzeuge an Greg Pickett, der zusammen mit Klaus Graf an den verbleibenden vier US-Läufen der Meisterschaft teilnahm. An die Vorjahresergebnisse von Penske und Dyson konnte das Team indes nicht anknüpfen. Erzielten dennoch in der stark geschrumpften Klasse mehrere Podiumsplatzierungen.

In der Winterpause 2009/2010 wurde die Unterstützung des RS Spyder von Porsche eingestellt. Lediglich das Fahrzeug von Cyptosport wird weiterhin betreut.[11] So nahm Klaus Graf, Gref Pickett und der ehemalige Porsche-Werksfahrer Sascha Maassen am 12-Stunden-Rennen von Sebring teil. In der weiterhin schwach besetzten Prototypenkategorien, konnte das Trio mit dem vierten Gesamtrang erneut einen Klassensieg für den Wagen einfahren.

Le Mans Series und Le Mans

Didier Theys im Horag RS Sypder beim 1000-km-Rennen von Silverstone

Der Einstand des RS Spyders auf europäischen Boden hatte der Wagen beim 1000-km-Rennen von Katalonien der Le Mans Series. Insgesamt drei Teams meldeten sich in der Saison 2008 mit jeweils einem Wagen in der Serie an. So gewannen Jos Verstappen und Peter Van Merksteijn den ersten Lauf in ihrer Klasse. Bis zum Jahresende gewann der RS Sypder von Van Merksteijn Motorsport vier der der fünf 1000-km-Rennen und somit die Team- und Fahrermeisterschaft, dabei qualifizierte Verstappen den Wagen bei jedem Rennen im vorderen Mittelfeld der leistungsstärkeren Prototypen der LMP1-Kategorie. Aber auch der Lauf in Monza ging mit Team Essex an ein Porsche-Kundenteam. Darüber hinaus gewann Horag Racing, der dritte RS Sypder der Saison, die klassenunabhängige ausgetragene Michelin Energy Endurance Challenge als energiesparendster Rennwagen der ganzen Serie. Beim meisterschaftsunabhängigen 24-Stunden-Rennen von Le Mans traten zwei der drei europäischen Teams an, die nach 354 und 347 Runden als Doppelsieger der LMP2-Kategorie abgewunken wurden. Dabei siegten der spätere LMP2-Meister Jos Verstappen zusammen mit Jeroen Bleekemolen und Peter Van Merksteijn vor dem RS Sypder von Team Essex, gefahren von Casper Elgaard, John Nielsen und Porsche-Werksfahrer Sascha Maassen. Trotz gute Resultate schrieb sich 2009 keines der Teams für eine weitere Saison ein, lediglich Team Essex fuhr beim 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps als Vorbereitung für das folgende 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Die Fahrer Elgaard, Kristian Poulsen und Emmanuel Collard gewannen in beiden Läufen die Wertung der LMP2. In Le Mans sah es zudem lange nach einem Doppelsieg für den RS Sypder aus. Jedoch verunglückte Seiji Ara rund eine Stunde vor Rennende schwer. Er und seine Teamkollegen Keisuke Kunimoto und Sascha Maassen hatten zu dem Zeitpunkt bereits 339 Runden absolviert, das trotz des Unfalls für einen Podiumsplatzierung in der LMP2-Klasse ausgereicht hätte.

Technische Daten

Porsche RS Spyder: Daten
Motor:  8-Zylinder-V-Motor (Viertakt) (Typ MR6)
Hubraum:  3397 cm³
Bohrung x Hub: 
Leistung bei 1/min:  353 kW (480 PS) bei 10300
Max. Drehmoment bei 1/min:  370 Nm bei 7500
Verdichtung: 
Ventilsteuerung:  4 Ventile pro Zylinder, je 2 obenliegende Nockenwellen (DOHC)
Kühlung:  Öl-Wasserkühlung
Getriebe:  6-Gang-Getriebe, Sperrdifferential und Traktionskontrolle, Hinterradantrieb,
3-Scheiben Kohlefaser-Rennkupplung
Bremsen:  Kohlefaser-Scheibenbremsen (innenbelüftet)
Radaufhängung vorn:  Doppeldreieckslenker, in Höhe, Sturz und Spur verstellbar
Radaufhängung hinten:  Doppeldreieckslenker, in Höhe, Sturz und Spur verstellbar
Federung vorn:  Über Druckstangen betätigte 4-Wege Feder-Dämpfer-Einheiten, Drehstabfedern
Federung hinten:  Über Druckstangen betätigte 4-Wege Feder-Dämpfer-Einheiten, Drehstabfedern
Karosserie:  2-sitziges Monocoque aus Kohlefaser
Spurweite vorn/hinten: 
Radstand
Reifen/Felgen:  Einteilige 18-Zoll Leichtmetallräder (vorne : 29 x 65 x 18 / hinten : 31 x 71 x 18)
Maße L x B x H:  4650 x 2000 x 1068 mm
Leergewicht 775 kg (ohne Fahrer und ohne Kraftstoff)
Höchstgeschwindigkeit:  290 km/h

Quellen

  1. Mühlberger, Claus: AUF EIN NEUES – Neuer Porsche-Rennsportwagen für die American Le Mans Series. In: „auto, motor und sport“, Heft 14, 22. Juni 2005, S. 154.
  2. Mühlberger, Claus: TEST-BILD – Sportwagen, der neue Porsche RS Spyder für die ALMS. In: „auto, motor und sport“, Heft 20, 14. September 2005, S. 196–198 und 200.
  3. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder – Technik & Konzept Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 09:25 Uhr
  4. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: RS Spyder für Saison 2007 Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 08:45 Uhr
  5. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder / Chassis Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 07:25 Uhr
  6. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder / Karosserie Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 07:35 Uhr
  7. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder / Motor Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 06:30 Uhr
  8. Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder / Kraftübertragung Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 06:55 Uhr
  9. a b c Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG: Porsche RS Spyder / Fahrwerk Auf: www.porsche.de. 27. Dezember 2006, 08:25 Uhr
  10. Americanlemans.de: HAT PORSCHE SICH VERRECHNET? Auf: www.americanlemans.de. 30. Dezember 2006, 18:25 Uhr
  11. Quirmbach, Guido: Der letzte RS Spyder Auf: www.speedweek.de. 16. Februar 2009, 16:58 Uhr

Literatur

  • auto motor und sport, Heft 14, 22. Juni 2005, S. 154. Auf ein Neues – Neuer Porsche-Rennsportwagen für die American Le Mans Series
  • auto motor und sport, Heft 20, 14. September 2005, S. 196–199 und 200. Test-Bild – Mit dem RS Spyder will Porsche an seine glorreiche Geschichte bei Sportwagen Rennen anknüpfen

Weblinks

 Commons: Porsche RS Spyder – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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