- Kattegruft
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Sachsen-Anhalt Landkreis: Stendal Verwaltungs-
gemeinschaft:Elbe-Havel-Land Höhe: 31 m ü. NN Fläche: 47,52 km² Einwohner: 860 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner je km² Postleitzahl: 39524 Vorwahl: 039323 Kfz-Kennzeichen: SDL Gemeindeschlüssel: 15 0 90 630 Adresse der Verbandsverwaltung: Fontanestraße 6
39524 Schönhausen (Elbe)Webpräsenz: Bürgermeister: Gerhard Faller-Walzer Lage der Gemeinde Wust im Landkreis Stendal Wust ist eine Gemeinde im Südosten des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt (Deutschland). Sie gehört der Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Havel-Land an, die ihren Verwaltungssitz in der Gemeinde Schönhausen (Elbe) hat.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Gemeindegebiet von Wust liegt in einem von zahlreichen Gräben und Bächen durchzogenen sandigen und vornehmlich von Kiefern bestandenen Flachland im sogenannten Kattewinkel zwischen der Elbe, dem Land Schollene und dem Jerichower Land, dem Namensgeber des südlich angrenzenden gleichnamigen Landkreises. Der brandenburgische Landkreis Havelland grenzt an den Osten der Gemarkung Wust. Die Städte Stendal und Rathenow sind ca. 18 km von Wust entfernt.
Gemeindegliederung
Die Gemarkungen Sydow und Wust bilden die Gemeinde Wust.
Als Ortsteile der Gemeinde sind ausgewiesen:
- Briest
- Melkow
- Sydow
Als Wohnplätze der Gemeinde sind ausgewiesen:
- Wust Siedlung
- Wusterdamm
Geschichte
Einmal rückte das kleine Dorf ins Blickfeld europäischer Geschichte: als 1730 der aus Wust stammende Jugendfreund Friedrichs II. Hans Hermann von Katte dem Kronprinzen zur Flucht vor der väterlichen Tyrannei verhelfen wollte und deshalb auf Urteilsspruch des Königs Friedrich Wilhelm I. am 6. November 1730 in Küstrin hingerichtet wurde. Seine Gebeine ruhen in der 1706/07 auf Geheiß seines Vaters Hans Heinrich von Kattes errichteten Kattegruft, die sich unmittelbar der romanischen Dorfkirche anschließt. Theodor Fontane hat Wust ob dieser lokalen Besonderheit besucht und in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg verewigt.
1950 wurde die Gemeinde Melkow eingemeindet und 1952 kam die Gemeinde Wust nach der Auflösung des Landkreises Jerichow II in den neugebildeten Kreis Havelberg. Außerdem wurde 1974 die Gemeinde Sydow mit deren Ortsteil Briest nach Wust eingemeindet.
Politik
Gemeinderat
Bei den Gemeinderatswahlen am 14. Juni 2004 gab es folgende Ergebnisse:
- Wählergemeinschaft Wust 49,9 %
- CDU 40,9 %
- FDP 6,0 %
- Einzelbewerber 3,2 %
Wappen
Das Wappen wurde am 17. September 2007 durch den Landkreis genehmigt.
Blasonierung: „In Gold ein roter Sparren, belegt mit fünf sechsstrahligen goldenen Sternen, im Winkel des Sparrens eine sitzende schwarze Katze mit aufgerichtetem Schwanz.“[1]
Die Farben der Gemeinde sind abgeleitet von der Farbe des Hauptmotivs und der Tinktur des Schildes: Rot - Gold (Gelb).
Historisches Wappenbild
Die Gemeinde Wust führte in Ihrem Gemeindesiegel schon einmal ein wappenähnliches Siegelbild. Dieses wurde im Zeitraum nach dem zweiten Weltkrieg bis ca. der Einführung der Bezirke und Kreise in der DDR (1945-1952) benutzt. Eine weitere Quelle ist das Kreisheimatmuseum in Genthin.
Flagge
Die Flagge ist rot-golden (1:1) gestreift (Querformat: Streifen waagerecht verlaufend, Längsformat: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Nachdem der Vorgängerbau im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, ließ Hans Heinrich von Katte 1726/27 das Herrenhaus als neuen Sitz der Familie von Katte erbauen. Der schlichte zweigeschossige Barockbau mit zwei Seitenflügeln bildet zur Kirche hin eine Art Ehrenhof, in dem Beutekanonen aus der Schlacht von Ramillies aufgestellt waren. Nach der 1945 erfolgten Enteignung wurde das Herrenhaus ab 1948 als Schule genutzt. Es beherbergt heute die Grundschule der Gemeinde Wust und im Sommer die Sommerschule Wust.
Rittergut Wust um 1860, Sammlung Alexander Duncker
Romanische Dorfkirche in Wust
Gegenüber liegt die um 1200 einschiffig erbaute romanische Kirche – Anlaufpunkt an der Straße der Romanik. Sie gehörte mit ihrer Mutterkirche Melkow zum Kloster Jerichow, bis 1726 die Familie von Katte das Patronatsrecht erwarb. Nachdem das romanische Westwerk im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war, wurde im 18. Jahrhundert der barocke Fachwerkturm mit Zwiebelhaube aufgesetzt. Die Innenausstattung stammt von 1665. Dazu zählt die in flämischer Ölmalerei auf Holz ausgeführte Kassettendecke und die Emporen mit Engelsportraits sowie der Altar. Ab 1930 begann der Verfall der Kirche, 1970 sollte sie aufgegeben werden, konnte aber 1978-81 von der kleinen Kirchengemeinde und der Bevölkerung gerettet und wiederhergestellt werden.
Östlich an die Chorapsis grenzt eine backsteinerne Gruft (mit quadratischer Grundfläche), in der die Gebeine derer von Katte ruhen. Sie wurde 1706/07 erbaut, als die erste Frau Hans Heinrichs von Katte, eine geborene Gräfin von Wartensleben, plötzlich starb und die Turmgruft bereits überfüllt war. Ihr Sarg ist einer von insgesamt zehn, darunter auch der Marmorsarg Hans Heinrichs und der Holzsarg des närrischen Stiefelkatte. Insbesondere wurde dort 1730 Hans Hermann von Katte in einem schlichten Holzsarg beigesetzt, nachdem er nach einem Urteilsspruch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. hingerichtet worden war.
Auf der Rückseite der Schule, dem Park zugelegen, liegt das 1850 bis 1867 errichtete, viergeschossige Backsteingebäude des Kornspeichers. Dieser bietet insbesondere im Sommer Kunstausstellungen, bildnerischen Workshops und Konzerten Raum. Der schon zuvor bestehende Park wurde 1755 unter Ludolf August von Katte auf 25 ha erweitert und zu einem Barock- und Landschaftspark ausgestaltet. 1945 war der Park verwahrlost und die Statuen überwiegend umgestürzt und zerbrochen. Die erhaltenen Statuen (Mars, Diana, Flora und eine Nymphe) wurden 1951 in den Park von Mosigkau gebracht.
Dorfkirchen der Ortsteile Romanische Dorfkirche in Melkow
Frühgotische Dorfkirche in Briest
Die Dorfkirche im Ortsteil Melkow wurde gleichermaßen um 1200 romanisch erbaut und gehörte zum Kloster Jerichow, bis 1726 König Friedrich Wilhelm I. das Patronatsrecht an Hans Heinrich von Katte und seine Nachkommen verlieh. Die Ausstattung der Kirche ging im Dreißigjährigen Krieg durch Plünderung verloren. 1953 wurde eine vermutlich aus einer aufgegebenen Kirche stammende, romanische Sandstein-Taufe (um 1200) aufgestellt. Die Kirche gehört zur Straße der Romanik
Die Dorfkirche im Ortsteil Briest wurde um 1300 als frühgotische, turmlose Kapelle erbaut. Seit 1985 ist sie Haus der Marionettenbühne.
Die spätromanische Dorfkirche im Ortsteil Sydow wurde Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Im 18. Jahrhundert wurde eine Herrschaftsloge eingebaut. Ein ehemals hölzerner Turmaufbau wurde 1949 durch den aktuellen Turm ersetzt.
Zur Restaurierung der Dorfkirchen in Wust, Melkow und Briest trug auch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bei.
Theater
Die Marionettenbühne in Briest wurde 1981 als Projekt der Konfirmanden des Kirchsprengels Wulkow/Wust und ihrer Katechetin gegründet. Zunächst wurde im Keller des Pfarrhauses in Großwulkow geprobt, und für die Auftritte in Kirchen entstand nach überlieferten Vorlagen eine portable Bühne. 1985 übergab der Gemeindekirchenrat Briest die dortige Dorfkirche der Marionettenbühne zur Erhaltung und Nutzung, woraufhin eine stationäre Bühne eingebaut wurde.
Sonstige
Der GuM – Geschichtskreis & Marionettenbühne im Kirchspiel Wulkow/Wust – kümmert sich außer um die romanischen Dorfkirchen in den Ortsteilen Wust, Melkow und Sydow auch um die frühgotische Dorfkirche im Ortsteil Briest, die die Marionettenbühne beherbergt, wowie um die romanischen Kirchen in Groß- und Kleinwulkow in der Gemeinde Wulkow. 2006 erhielt der GuM die Silbermedaille des durch den Tourismusverband Sachsen-Anhalt e. V. vergebenen Romanikpreises.
Nahe der Kirche in Wust steht auf hohem Pfahle ein Storchennest, dessen Besucher jährlich auf einer kleinen Tafel dokumentiert werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehrsanbindung
Die Gemeinde Wust liegt an der Bundesstraße 188 von Stendal nach Rathenow. Von der B 188 zweigt in Wust die Landstraße nach Jerichow ab. In der Nachbargemeinde Schönhausen (Elbe) besteht Bahnanschluss nach Stendal, Rathenow und Berlin.
Bildung
Sommerschule
Seit 1991 findet in Wust jährlich in der Ferienzeit eine Sommerschule für englische Sprache, Literatur, Theater und Musik statt. Studenten aus Großbritannien, Irland und den USA unterrichten in zwei je zweiwöchigen Durchgängen Teilnehmer allen Alters ab 10 Jahren im Gebäude der Grundschule – bei schönem Wetter auch auf dem Schulhof.
Neben dem Unterricht und den Workshops für englische und amerikanische Geschichte, Literatur, Kunst, Film und Musik sowie den Kunst-, Musik- und Keramikkursen finden zahlreiche Kulturveranstaltungen wie Dichterlesungen, Chorsingen, Konzerte, Radtouren und als krönender Abschluss eine zweisprachige Theateraufführung statt; außer der Schule, die sich im ehemaligen Herrenhaus befindet, werden insbesondere die zur Tonhalle umfunktionierte Turnhalle, der alte Kornspeicher und die Baracke des Sportplatzes als stimmungsvolle Veranstaltungsorte genutzt. Einige Veranstaltungen finden auch in den Orten der Umgebung statt. Die Teilnehmer der Kurse zelten vor allem auf dem Sportplatz der Gemeinde, haben aber auch die Möglichkeit, bei Familien im Ort unterzukommen. Die Sommerschule wurde auf Initiative von Maria von Katte, Harriett Watts und anderen ins Leben gerufen. Immer noch gilt die Sommerschule, die heute von dem früheren Diplomaten Reiner Möckelmann geleitet wird, als durch Mundpropaganda verbreiteter Geheimtipp, ist aber mittlerweile im Kattewinkel und darüber hinaus zu einer feststehenden saisonalen Institution geworden.
Literatur
- Sechs romanische Backsteindorfkirchen im Elb-Havel-Winkel & ihre Besonderheiten – aus Anlass des 277. Todestages Hans Hermann von Katte, Hrsg. von GuM – Geschichtskreis & Marionettenbühne im Kirchspiel Wulkow/Wust, 4. verbesserte Auflage, Großwulkow, 2007
Weblinks
- GuM – Geschichtskreis & Marionettenbühne im Kirchspiel Wulkow/Wust
- Heimatkundliche Arbeiten zur Region
- Rittergut Wust - Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (PDF)
Quellenangaben
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