- Gnoien
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Wappen Deutschlandkarte 53.96666666666712.71666666666721Koordinaten: 53° 58′ N, 12° 43′ OBasisdaten Bundesland: Mecklenburg-Vorpommern Landkreis: Rostock Amt: Gnoien Höhe: 21 m ü. NN Fläche: 41,08 km² Einwohner: 3.029 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner je km² Postleitzahl: 17179 Vorwahl: 039971 Kfz-Kennzeichen: GÜ Gemeindeschlüssel: 13 0 72 035 Adresse der
Stadtverwaltung:Markt 11
17179 GnoienWebpräsenz: Bürgermeister: Hans-Georg Schörner (SPD) Lage der Stadt Gnoien im Landkreis Rostock Gnoien ist eine kleine Stadt im Osten des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist Sitz des Amtes Gnoien, dem weitere sieben Gemeinden angehören. Im Jahr 2007 feierte die Stadt ihr 750-Jahr-Jubiläum.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Kleinstadt liegt innerhalb einer Flussschlinge der Warbel, einem kleinen Nebenfluss der Trebel zwischen Rostock und Demmin. Die Umgebung ist recht flach, einzelne Hügel erreichen kaum 40 m ü. NN. Unmittelbar südlich von Gnoien entspringt die Peene. In der Nähe befinden sich die Großsteingräber von Schlutow – die ältesten heute noch sichtbaren Zeugen menschlicher Besiedlung in der Region.
Ortsteile
Ortsteile der Stadt sind Eschenhörn, Gnoien, Kranichshof, Warbelow und Dölitz.[2]
Nachbargemeinden
Die Stadt Gnoien grenzt an die Gemeinden Behren-Lübchin, Finkenthal, Altkalen und Boddin. Sie gehören alle zum Amt Gnoien.
Geschichte
Name
Der Ortsname könnte vom wendischen Wort „gnoy“ abstammen, was wenig schmeichelhaft dann „Kot“ bedeutet. Eine andere Deutung, die vom germanischen Wort „Gneus“ ausgeht, also „Herr“ (Herrenort), wäre zwar gefälliger, aber wissenschaftlich nicht belegbar.
Mittelalter
Gnoien wird (neben Waren, Bützow und einigen weiteren, nicht sicher zuzuordnenden Siedlungsplätzen) bereits um das Jahr 150 n. Chr. vom alexandrinischen Geografen Claudius Ptolemäus erwähnt (als „Coenoenum“) und ist deshalb eine der ersten urkundlich erwähnten Orte auf dem Gebiet Mecklenburg-Vorpommerns. 1257 gilt als Jahr der ersten mittelalterlichen Erwähnung von Gnoien, sowie 1276 als „civitatenses“ und 1287 als „oppidum“, also als Stadt.[3] In der Mitte des 14. Jahrhunderts hatte der Ort seine größte Bedeutung. Ein Schloss mit der Lage im Nordosten der Stadt wird bereits 1331 erwähnt. Die gotische Stadtkirche St. Marien wurde im 13. und 14. Jahrhundert errichtet.
Es gab in der als Stadt geführten Siedlung mehrere Handwerkszünfte; man trieb Handel mit Rostock, Schwerin, Wismar und anderen Städten. Der erste Burgvogt - Ritter Otto von Drewitz - befestigte Gnoien mit Wall, Graben, Mauer (Abriss im 18. Jh.) und zwei Stadttoren (Abriss im 19. Jh.). 1344 schlossen die Fürsten von Mecklenburg und die von Werle-Güstrow in Gnoien einen Waffenstillstand. Von 1361 bis 1623 gab es hier eigenes Geld (Gnoiender Witten), das ab 1615 in der Gnoiener Münzwerkstatt geprägt wurde. Im 16. Jahrhundert wird sogar ein neues Rathaus gebaut.
Ab 1600
Der Dreißigjährige Krieg zog die Stadt stark in Mitleidenschaft, 1637 wurde sie total verwüstet. Ihre Bedeutung sank stetig. Zeiten der Pest und Cholera waren zu überstehen. Nur noch 800 Einwohner besiedelten um 1700 den Ort, mehrere Stadtbrände zerstörten Teile der Stadt. Der Brand im Jahr 1710 war der verheerendste. Nur langsam erfolgte der Wiederaufbau und die Landstadt konnte einen bescheidenen Wohlstand wiedererringen. Auch im Siebenjährigen Krieg hatte Gnoien durch die Werbung von Soldaten und durch Proviantlieferungen für die Preußen erhebliche Unbilden zu erleiden. Erst ab 1800 begann wieder eine positive Entwicklung.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden Krankenhaus, Amtsgericht (1879), Schulen (1844 bzw. 1860) sowie die Gasanstalt. 1884 wurde Gnoien mit einer eingleisigen Strecke von Teterow an das Bahnnetz angeschlossen und 1899 wurde das Rathaus fertiggestellt.
Neuere Zeit
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Jüdische Friedhof mehrfach geschändet und zerstört, obwohl 1925 hier die letzte Beerdigung stattfand. Seit den 1960er Jahren wurde das Areal landwirtschaftlich genutzt, und erst seit 1970 erinnert ein Gedenkplatz auf dem Städtischen Friedhof mit Gedenkstein an der Bobbiner Chaussee an die sechs Millionen Opfer der Shoa.
Nach dem Zweiten Weltkrieg prägte die Landwirtschaft auch weiterhin das Gesicht der Stadt und der Umgebung. Die private Firma Foto Zorn in Gnoien entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Fotolabore im Norden der DDR, spezialisiert auf die Entwicklung von Farbdiapositiven. Nach der politischen Wende wurde ab 1991 der historische Stadtkern mit dem Rathaus im Rahmen der Städtebauförderung grundlegend saniert.
Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner 1350 3.360 1700 800 1989 4.500 2000 3.526 2006 3.171 Politik
Stadtrat
Mit der Kommunalwahl 2009 wurden in die Stadtvertretung Gnoien gewählt: für die CDU 6 Vertreter, für die SPD 4 Vertreter und für Die Linke 2 Vertreter. Jeweils ein Mandat entfiel auf die FDP und die Freie Wählergruppe. Bei der gleichzeitig stattgefundenen Bürgermeisterwahl wurde Hans-Georg Schörner in seinem Amt bestätigt, das er seit 1994 innehat.
Wappen
Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Friedrich Franz II., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin festgelegt und unter der Nr. 118 der Wappenrolle von Mecklenburg-Vorpommern registriert.
Blasonierung: „Gespalten; vorn in Blau eine halbe silberne Lilie am Spalt, aus der ein silbernes Kleeblatt hervorwächst; hinten in Gold ein halber hersehender schwarzer Stierkopf am Spalt mit silbernen Hörnern, goldener Krone und geschlossenem Maul.“
Das Wappen wurde 1997 von dem Schweriner Heraldiker Heinz Kippnick neu gezeichnet.
Partnerschaften
Die Partnergemeinde von Gnoien ist seit 1991 Wettringen in Nordrhein-Westfalen. Wettringen hat etwa 8000 Einwohner. Es besteht seit 2009 auch eine Patenschaft mit der Flugabwehrraketengruppe 24 im Flugabwehrraketengeschwader 2.
Sehenswürdigkeiten
- Das ganze Stadtensemble – vom Marktplatz mit dem Rathaus über die Marienkirche bis zum ehemaligen Amtsgerichtsgebäude sowie die den Kern umgebenden Wasserläufe.
- Die Stadtpfarrkirche St. Marien entstand im 13. und 14. Jahrhundert als frühgotischer Backsteinbau und besteht aus dem zweischiffigen Langhaus mit drei Jochen (14. Jh.), dem rechteckigen Chor mit zwei Jochen (13. Jahrhundert) und dem quadratischen Westturm (1445). Bemerkenswert sind die Gewölbemalerei im Chor (um 1300, 1882 völlig erneuert), der spätgotische Flügelaltar, die Kanzel von 1596.
- Das Rathaus von 1898/99 (um 2000 renoviert) im Neorenaissancestil nach Entwürfen des Baumeisters Eggers, mit dem Kern eines barocken Vorgängerbaus. Sehenswert sind die Wappentafeln mit den Inschriftenplatten.
- Das ehemalige Großherzögliche Amtsgericht von 1877 im klassizistischen Stil; 1997 renoviert, heute Amtsgebäude für den Amtsbereich Gnoien.
- Die einst kaiserliche Post (um 1900) in der Langen Straße.
- Der Wasserturm, ein technisches Denkmal.
- Die Wassermühle an der Warbel (heutige Vierrademühle) ist hier schon seit der Stadtgründung nachgewiesen. Der Gebäudekomplex stammt aus dem Jahr 1855 bzw. 1892 (Dampfmühle). Nach der Stilllegung 1991 sind die Gebäude ungenutzt geblieben.
- Die Ständer-Holländermühle von 1890
- Einige Pferderinge an den Bürgersteigkanten in der Nähe der Kirche.
Bildung und Soziales
- Johann Wolfgang v. Goethe-Schule als Grundschule
- Warbel-Schule als regionale Ganztagsschule
- Ein Gymnasium befindet sich in Teterow
- DRK - Kindertagesstätte mit Kindergarten, Kinderkrippe und Schulhort
- Weitere Kitas sind in Altkalen, Nieköhr, Boddin und Walkendorf
Verkehrsanbindung
Gnoien liegt an der Bundesstraße 110 von Rostock nach Demmin. Zu den Städten Teterow und Ribnitz-Damgarten bestehen Verbindungsstraßen. Das vormals infrastrukturell etwas abseits gelegene Gebiet um Gnoien ist durch die nördlich vorbeiführende neue Ostseeautobahn aufgewertet worden (Anschlüsse Tessin und Bad Sülze jeweils 11 km entfernt). Die Bahnlinie nach Teterow wurde 1997 stillgelegt, nachdem der Personenverkehr bereits 1996 eingestellt worden war. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Teterow, Tessin und Demmin.
Söhne und Töchter der Stadt
- Ludwig von Rittberg (1797–1881), konservativer Reichstagsabgeordneter
- Erich Wegner (1899–1980), Maler
- Rudolf Schildmann (1902–1987), Politiker (NSDAP)
- Elisabeth Grochtmann (* 1956), Politikerin (CDU)
- Bernd Olbricht (* 1956), Kanusportler
- Wolf-Dieter Ringguth (* 1958), Politiker (CDU)
- Siegfried Konieczny (* 1959), Politiker (Die Linke)
Einzelnachweise
- ↑ Mecklenburg-Vorpommern Statistisches Amt – Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden 2010 (PDF; 522 KB) (Hilfe dazu)
- ↑ Hauptsatzung der Stadt Gnoien
- ↑ Geschichte und Urkunden der Stadt Gnoien (W. H. Wiggers, Hrsg.). Gnoien 1855, S. 5 ff..
Literatur
- Walter Hannemann: Die Münzen der Stadt Gnoien. Beiträge zur Münzkunde und Geschichte Mecklenburg. Münzfreunde Minden, Minden 1976
- Wiggers, W. H., Geschichte und Urkunden der Stadt Gnoyen. Gnoyen 1855 (Digitalisat)
- 750 Jahre Gnoien. Eine Stadt hat gefeiert. Kunsthaus Verlag, Boddin, 2008
- Gnoien - Menschen einer Stadt. Kunsthaus Verlag, Boddin, 2008
- Gnoien - Bilder einer Stadt. Ein Blick zurück. Scheunen-Verlag, Kückenshagen, 1998. ISBN 3-929370-80-8
Weblinks
Commons: Gnoien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur über Gnoien in der Landesbibliographie MV
- Website des Amtes Gnoien
- Geschichte Gnoiens mit dem Themenschwerpunkt Plattenbaugebiet
- Amazonen-Axt von Schlutow
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