Bias (Anhalt)

Bias (Anhalt)


Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Zerbst/Anhalt
Zerbst/Anhalt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Zerbst/Anhalt hervorgehoben
51.96805555555612.08444444444467Koordinaten: 51° 58′ N, 12° 5′ O
Basisdaten
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Anhalt-Bitterfeld
Höhe: 67 m ü. NN
Fläche: 78,33 km²
Einwohner: 15.215 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 194 Einwohner je km²
Postleitzahl: 39261
Vorwahl: 03923
Kfz-Kennzeichen: ABI
Gemeindeschlüssel: 15 0 82 430
Adresse der Stadtverwaltung: Schloßfreiheit 12
39261 Zerbst/Anhalt
Webpräsenz:
Bürgermeister: Helmut Behrendt (FDP)
Lage der Stadt Zerbst/Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Karte

Zerbst/Anhalt ist eine Stadt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld im Land Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Zerbst liegt ca. 13 km nördlich der mittleren Elbe, etwa auf halbem Wege zwischen den Städten Magdeburg und Wittenberg. In Zerbst vereinigt sich der südliche Nuthearm mit den von Norden kommenden nördlichen und mittleren Nuthe-Zuflüssen. Das Gelände um Zerbst fällt von Osten nach Westen allmählich in Richtung Elbauen ab.

Stadtgliederung

Zu Zerbst gehören die Ortsteile

  • Bias (eingemeindet am 1. Januar 2005)
  • Bone
  • Bonitz
  • Luso (eingemeindet am 1. Januar 2005)
  • Mühlsdorf
  • Pulspforde (eingemeindet am 1. April 2002)

Nachbargemeinden

Im Uhrzeigersinn (von Norden beginnend): Zernitz, Straguth, Bornum, Dessau-Roßlau, Jütrichau, Steutz, Leps, Nutha, Güterglück und Moritz.

Geschichte

Zerbst um 1650

949 wurde erstmals urkundlich ein Gau Ciervisti erwähnt. Der Ort selbst findet eine erste Erwähnung in der Chronik des Thietmar von Merseburg (1018). Albrecht der Bär erbaute anstelle der slawischen Wasserburg eine neue Burg. Östlich davon entstand eine Burgsiedlung mit der 1215 geweihten Bartholomäus-Kirche. Dazu kam eine Marktsiedlung mit der Pfarrkirche St.Nikolai. 1235 wurde das Franziskanerkloster St.Johannes gegründet. Um 1250 erbaute man die erste Stadtmauer. 1307 erwarb Albrecht I. die Stadt Zerbst von den Herren von Barby. Damit begann die askanische Herrschaft. Mitte des 14. bis Ende des 15. Jahrhunderts kämpfte Zerbst mit dem Fürstenhaus um städtische Freiheiten. 1506 kam es zu einem schweren Stadtbrand. 1522/26 wurde die lutherische Reformation eingeführt.

Von 1582 bis 1798 existierte das Francisceum als Gymnasium illustre, eine bedeutende Hochschule der Zeit, welche im gesamten mitteleuropäischen philippistisch-calvinistischen Bereich eine große Ausstrahlung hatte. Von 1603 bis 1793 war Zerbst Residenz des Fürstentums Anhalt-Zerbst, zu dessen Gebiet unter anderem auch die Herrschaft Jever gehörte. Im Dreißigjährigen Krieg kam es zu einem Niedergang der Stadt. 1681 wurde mit dem Bau des repräsentativen Schlosses anstelle der Wasserburg begonnen.

Von 1722 bis 1758 war in Zerbst der bedeutende Barockkomponist Johann Friedrich Fasch Hofkapellmeister. Ihm zu Ehren finden seit 1983 Fasch-Festtage statt. 1745 heiratete Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst den russischen Thronfolger Peter III.. Als Katharina II. (die Große) bestieg sie selbst 1762 den Zarenthron und regierte bis 1796 Russland. 1797 wurde Zerbst Bestandteil des Fürstentums Anhalt-Dessau.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde am Rande des Militärflugplatzes ein Arbeitslager für sogenannte „Mischlinge I. Grades“ und „Jüdisch Versippte“ errichtet. 700 Männer wurden von dort zur Zwangsarbeit beim Straßenbau, Flughafenbau und Torfstechen eingesetzt.

Von 1891 bis 1928 verkehrte mit der Zerbster Straßenbahn eine Pferdebahn in der Stadt, die zu den Pferdebahnen gehörte, die in Deutschland am längsten betrieben wurden.

Besonders am 16. April 1945 wurde Zerbst durch alliierte Luftangriffe zu 80 Prozent zerstört. Es brannte vier Tage lang, unterstützt durch anhaltenden Artilleriebeschuss. 574 Menschen fanden den Tod.[1] Die Altstadt wurde in den folgenden Jahrzehnten unter wesentlicher Veränderung des Stadtbildes wieder aufgebaut, nur wenige historische Bauten sind erhalten geblieben oder wiederhergestellt.

Zu einer Namensänderung kam es am 1. Juli 2006, als sich die Stadt von Zerbst in Zerbst/Anhalt umbenannte. Am 1. Juli 2007 wurde die Stadt Zerbst/Anhalt nebst einigen Gemeinden des bisherigen Landkreises Anhalt-Zerbst dem neu gegründeten Landkreis Anhalt-Bitterfeld mit der Kreisstadt Köthen eingegliedert.

Gedenkstätten

  • Denkmal von Professor Gustav Weidanz aus dem Jahre 1951 auf dem Platz Roter Garten für die Opfer des Faschismus, in der Gruft darunter eingefügt vier Urnen mit der Asche von 74 polnischen Häftlingen des Lagers Straguth
  • Gedenkstätte auf dem Heidetorfriedhof für Opfer des NS-Terrors und für Widerstandskämpfer, darunter die Zerbster Kommunisten Max Sens, Fritz Brandt, Max Kilz und Otto Hörnicke
  • Gedenkstein auf dem Hof der Schule an der Schloßfreiheit, die zu DDR-Zeiten den Namen von Max Sens trug
  • Denkmal von dem Bildhauer Lutz Gaedicke aus dem Jahre 1970 am Francisceum Sek II (zu DDR-Zeiten Albert-Kuntz-Schule), Am Weinberg 1, zur Erinnerung an den kommunistischen Widerstandskämpfer Albert Kuntz, der 1945 im KZ Dora-Mittelbau ermordet wurde
  • Gedenktafel aus dem Jahre 1976 an den Grundmauerresten der Feldscheune von Straguth an die 200 polnischen Gefangenen, die hier elend zugrunde gingen
  • Gedenkstein auf dem "Alten Russenfriedhof" (im Volksmund auch "Muchelnfriedhof" genannt) zur Erinnerung an 21 sowjetische Sanitätssoldaten, die gegen Kriegsende Opfer eines Luftangriffs wurden

Religionen

Trinitatiskirche

Wie fast überall in der ehemaligen DDR ist die Mehrheit der Einwohner konfessionslos.

Evangelische Kirche

  • Evangelisches Pfarramt St. Nicolai und St. Trinitatis
  • Kirchengemeinde St. Bartholomäi
  • Kirchengemeinde St. Marien

Katholische Kirche

  • Katholisches Pfarramt Jakobus der Ältere

Freikirchen

Sehenswürdigkeiten

  • Marktplatz mit Rolandstatue von 1445, Butterjungfersäule und einzelnen erhaltenen historischen Bürgerhäusern
  • Eine Bronze-Statue von Prinzessin Sophie Auguste Friderike von Anhalt-Zerbst, der späteren Zarin, wird am 10.Juli 2009 auf der Schlossfreiheit feierlich enthüllt[2]
Schlossruine
Nikolaikirche

Bauwerke

  • Das ab 1681 errichtete Residenzschloss der Fürsten von Anhalt-Zerbst war eine große dreigeschossige, dreiflügelige Anlage mit Mittelrisaliten. Das Corps de logis war dominant durch seinen Turm. Der Ostflügel wurde 1744 bis 1747 ausgeführt. Das Schloss enthielt bedeutende Zeugnisse der Rokoko-Raumkunst. Es beherbergte zuletzt das Anhaltische Landesmuseum. Das Schloss wurde am 16. April 1945 durch einen Luftangriff zerstört und bis auf den Ostflügel abgetragen. Dieser ist als Ruine erhalten. Um den fortschreitenden Verfall der Bausubstanz zu stoppen, wurden im Jahre 2005 Sicherungsarbeiten, mit dem Ziel eines späteren Wiederaufbaus, eingeleitet.
  • Schlossgarten mit ehemaliger fürstlicher Reitbahn, heute als Stadthalle genutzt
  • Die Schlossfreiheit, von 1710 bis 1713 erbaut, mit zwei barocken Kavaliershäusern, brannte am 19. April 1945 nach einem Luftangriff aus. Sie wurde 1958 bis 1960, äußerlich in alter Form, wieder aufgebaut.
  • Die Trinitatiskirche wurde 1683-96 als kreuzförmiger Zentralbau im Barockstil errichtet. Bei einem Luftangriff am 14. April 1945 wurde sie schwer beschädigt, am 16.April brannte sie samt Innenausstattung aus. 1951 bis 1967 erfolgte der Wiederaufbau unter Verzicht auf die Emporen.
  • Die Nikolaikirche ist eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche, die ab 1430 erbaut wurde. Sie hatte eine reichhaltige Innenausstattung. Am 16. April 1945 brannte die Kirche bei einem Luftangriff bis auf die Umfassungsmauern aus und ist seither eine Ruine. Seit 1991 finden Sicherungsarbeiten statt, an welchen u. a. die Deutschen Stiftung Denkmalschutz beteiligt ist. Im Nordturm wurde eine Glockenstube eingerichtet. Dort wurde am 1. September 2007 die erste sanierte Glocke wieder eingebaut. Es folgten bis 2008 zwei weitere sanierte und eine neue Glocke, die durch einen Sponsor finanziert in Lauchhammer hergestellt wurde. Eine fünfte, ebenfalls historische Glocke steht zum Einbau bereit; es ist geplant sie im Südturm einzubauen. Die älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1378, die beiden anderen bereits installierten historischen Glocken aus den Jahren 1447 und 1660.[3]
  • St.-Bartholomäi-Kirche: Der Vorgängerbau, eine romanische Feldsteinbasilika, wurde um 1215 geweiht. Der Umbau zur dreischiffigen Hallenkirche erfolgte im 15. Jahrhundert, unter Nutzung des Feldsteinmaterials der ursprünglichen Kirche. Weitere Um- und Anbauten in den folgenden Jahrhunderten. 1700 Anfügung der Fürstengruft. Der freistehende Glockenturm aus Feldsteinen erhielt diese Funktion im 15.Jahrhundert, vorher war er wohl der Bergfried des Burgbezirks. Kirche und Turm brannten durch Artilleriebeschuss am 18. April 1945 mitsamt der sehr wertvollen Innenausstattung aus.[4] Chor und Querschiff wurden wiederaufgebaut, das Langhaus ist gesicherte Ruine.
  • Ehemaliges Franziskanerkloster von 1246, wird seit 1952 u. a. als Museum der Stadt Zerbst genutzt
  • Fachwerkhäuser auf der Breite
  • Die Stadtbefestigung mit Toren und Türmen ist größtenteils erhalten oder nach den Zerstörungen im April 1945 wiederhergestellt worden. Der hölzerne Teil der Wehrgänge brannte ab, die Laternen des Frauentors und Breite-Straßen-Tors wurden vernichtet.

Zerstörte Bauten

Bis zur Zerstörung am 16. April 1945 bot die Zerbster Altstadt ein geschlossenes historisches Stadtbild mit Gebäuden aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, insbesondere viele Fachwerk- und Renaissancebauten. Vollkommen zerstört und danach abgetragen wurden u. a.:

  • Das Rathaus und die meisten Bürgerhäuser am Markt, am Hohen Holzmarkt und Fischmarkt
  • Der größte Teil der Fachwerkhäuser in der Altstadt, darunter Hofapotheke und Schleibank
  • Der Hauptlügel mit Turm und der Westflügel des Schlosses
  • Die Kämmerei des Schlosses
  • Die Blumenmühle (Ein Schwesternbau der Blumenmühle mit gleichem Grundriss und Aussehen ist die Hintermühle in Belzig.)

Politik

Wappen

Blasonierung: „In Silber gezinnte rote Stadtmauer mit offenem blaubedachten Tor und aufgezogenem Fallgatter, hinter der Stadtmauer fünf ungleich große gezinnte rote Türme mit blauen Spitzdächern, darauf goldene Knäufe und Kreuze, die Stadtmauer ist belegt mit zwei Schilden: der vordere Schild ist gespalten, vorn in Silber am Spalt ein roter Adler, hinten neunmal von Schwarz und Gold geteilt, belegt mit einer grünen Raute; der hintere Schild zeigt in Silber eine schräg aufsteigende, gezinnte rote Mauer, auf deren Zinnen ein schwarzer Bär mit goldener Krone und Halsband aufsteigt.“

Städtepartnerschaften

Sitzverteilung im Stadtrat seit 2004 [5]

FDP CDU Fraktionsgemeinschaft SPD - UWZ Die Linke Bündnis 90/Die Grünen Einzelmandat SPD Gesamt
9 7 5 4 2 1 28

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaftsstruktur

  • Diverse mittelständische Unternehmen in den Bereichen Handwerk und Dienstleistungsgewerbe
  • Standort für Unternehmen im Metallbau, Werkzeugmaschinenbau, Spezialglasverarbeitung, Fleisch- und Wurstwarenherstellung, Feinkostherstellung, Krankenhauswäscherei, Kühl- und Lagerwirtschaft

Verkehrsanbindung

Ansässige Unternehmen

  • Allfein Feinkost GmbH & Co.: Hauptsitz in Lohne im Landkreis Vechta, Tochterfirma der Wiesenhof Geflügel-Kontor GmbH), Hersteller von Geflügel-Feinkostprodukten für Discountmärkte (Das Werk Zerbst ist eines der zwei Werke des Unternehmens.)
  • KmB: Automobilzulieferer, Hersteller von Komponenten für den Maschinenbau und die Fahrzeugindustrie
  • Werkzeugmaschinenfabrik Zerbst: Tochtergesellschaft der EMAG Gruppe, Herstellung von Dreh- und Schleifmaschinen. In den Hallen der WEMA ist auch noch die Schwesterfirma Schwäbische Werkzeugmaschinenfabrik(SW) untergebracht, diese baut Bearbeitungszenten für leichte und schwere Zerspanung.
  • Zerbster Spezialitäten-Fleischwaren GmbH: Standort der Böklunder Plumrose GmbH & Co.KG mit etwa 300 Beschäftigten

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

Laut städtischer Satzung erlischt eine Ehrenbürgerschaft mit dem Tod ihres Trägers.

  • 1893: Heinrich Christoph Stier, Gymnasialdirektor
  • 1897: Heinrich Sitzenstock, Buchdrucker und Buchhändler
  • 1898: Friedrich von Kracht, Generalmajor
  • 1907: Carl Friedrich Sandkuhl, Geheimer Kommerzienrat
  • 1925: Hermann Wäschke, Historiker, Archivrat in Zerbst, Autor und Mundartdichter
  • 1992: Erich Hänze, Kreisdenkmalpfleger

" Der Verlust des Ehrenbürgerrechts für Kriegsverbrecher wurde generell gemäß Artikel VIII, Ziffer II, Buchstabe i der Direktive 38 des Alliierten Kontrollrats in Deutschland vom 12. Oktober 1946 festgelegt. Damit ist die Ehrenbürgerschaft entzogen."

Dies gilt für:

Töchter und Söhne der Stadt

Rolandstatue (Mitte links) und Butterjungfer-Denkmal (Mitte rechts) am Markt

Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Zerbster Institutionen

Literatur

  • Michael Malliaris, Archäologische Entdeckungen in Zerbst, Kleine Hefte zur Archäologie in Sachsen-Anhalt, Heft 4, Halle (Saale) 2005
  • Joachim Castan: Hochschulwesen und reformierte Konfessionalisierung. Das Gymnasium Illustre des Fürstentums Anhalt in Zerbst, 1582-1652.- Halle: Mitteldeutscher Verlag 1999 (= Studien zur Landesgeschichte, 2). [Darin Geschichte zur Reformation und Konfessionalisierung der Stadt Zerbst im 16. und 17. Jahrhundert]

Fußnoten

  1. Renate Kroll: Zerbst. In Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 1, S. 275
  2. Robert von Lucius: "Zerbst.Die Zarin kehrt heim". FAZ 17.4.2009
  3. Mitteldeutsche Zeitung - Köthener Zeitung, „Regionales - Ruine mit Glocken“, 10. März 2008, S. 12
  4. Renate Kroll: Zerbst in Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. Götz Eckardt, Henschel-Verlag, Berlin 1978. Band 1, S. 275-276
  5. Seite auf der Homepage der Stadt, Stand 16. Februar 2009

Weblinks


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