- Rad
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Scheibenrad aus HolzKanone aus dem Dreißigjährigen Krieg mit metallbeschlagenen Rädern
Das Rad ist ein scheibenförmiger Gegenstand mit idealerweise kreisförmiger Kontur, der um seine Symmetrieachse drehbar gelagert ist und am häufigsten als Wagenrad verwendet wird. Seine Erfindung und Verwendung an einem Wagen war vermutlich das in der Vorzeit wichtigste Ereignis für die Entwicklung der technischen Kultur.
Sein wesentlicher Vorteil ist das Abrollen seines Umfangs auf dem Untergrund. Gleiten findet nur noch in den geschmierten Lagern statt. Der Rollwiderstand auf festem und trockenem Boden und der Gleitwiderstand in den Lagern sind gemeinsam wesentlich kleiner als der Gleitwiderstand beim Schleifen der Last oder eines Schlittens über den Boden. Der Materialabrieb ist auch kleiner als beim Schleifen. Gefährte mit Rädern und Zugtieren wurden zum gut verfügbaren und langlebigen Transportmittel für Lasten und Personen in vielen Teilen der Erde.
Schon während der Bronzezeit wurde das Rad von der Scheibe zu seiner heute bekanntesten Form – dem leichteren Speichenrad (Material zwischen Nabe und Radkranz oder Felge auf Speichen reduziert) – weiter entwickelt.
Zu den einfachen Maschinenelementen zählt in der Regel nicht das rollende, sondern nur das drehende Rad (zum Beispiel Handrad, Lenkrad). Ein Fahrzeug-Rad wird heute als komplexeres technisches Bauteil oder komplexeres Maschinenelement bezeichnet.
Der Name Rad ist mit dem lateinischen rota und dem Sanskrit-Wort für den indischen Wagen ratha urverwandt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Trichterbecher datiert 3500–3350 v. Chr. Links älteste bekannte Abbildung eines Wagens mit Rädern. Fundort Bronocice bei Działoszyce in PolenWagenrad aus Tschoga Zanbil, Iran. Mitte bis Ende des 2. Jahrtausends v. Chr.
Nationalmuseum TeheranLange galt die sumerische Kultur als Ursprung. Heute liegen die Datierungen von Funden bzw. Darstellungen von Wagen und Rädern aus Mittel- und Osteuropa wie auch aus Mesopotamien für die Mitte des 4. Jt. v. Chr. nahe beieinander. Eine genauere zeitliche und örtliche Einordnung der Erfindung ist noch nicht möglich. Im präkolumbischen Amerika und in Australien war das Rad für Transportmittel unbekannt.
Etwas früher oder gleichzeitig wurde die ebenfalls mit Gleitlagern versehene, schnell rotierende Töpferscheibe bekannt, ein Hinweis darauf, dass das Maschinenelement Gleitlager jetzt gut beherrscht wurde: enge Passung und Schmierung.
Ältere Transportgeräte
Die ersten Transportgeräte, mit denen man Lasten zu Lande befördern konnte, ohne sie zu tragen, waren Schlitten und teilweise Stangenschleifen. Bei der Schleife ist ein Teil der Last und des Konstruktionsgewichtes zu tragen, diese hatte als Vorteil gegenüber anderen Transportmitteln eine gute Geländegängigkeit. Bei der Benutzung von Schlitten und Stangenschleifen war in der Regel ein hoher Gleitwiderstand zu überwinden. Der Transport auf Rollen bzw. Walzen war nur auf gut vorbereitetem Untergrund und kurzen Strecken möglich. Nachgewiesen ist rollender Transport aus dem bronzezeitlichen Ägypten. Nachteilig war, dass die Rollen über die gesamte Strecke ausgelegt oder immer wieder hinten weggenommen und vorn wieder vor den zu befördernden Gegenstand gelegt werden mussten. Aber man konnte vergleichsweise hohe Lasten verlagern, da diese sich auf eine größere Fläche verteilen, als sie in den Gleitlagern des späteren Rades vorliegt. Der Walzentransport wird auch heute noch für spezielle Zwecke wie die Verlagerung von Gebäuden oder Extremlasten über kurze Strecken eingesetzt.
Erster Nachweis des Rades
Das drehbar befestigte Rad, das heißt seine „unendliche“ Rotation um eine Achse, konnte mit Steinwerkzeugen angefertigt werden. Die Töpfer am Indus gelten als die Ersten, die Töpferscheiben im 5. Jahrtausend v. Chr. bei der Keramikherstellung einsetzten. Möglich ist, dass die Erfindung des Wagenrades erst im 4. Jahrtausend v. Chr. erfolgte.
Erste Funde von Karren, Wagen oder Wagendarstellungen gibt es aus der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr., und zwar gleichzeitig aus verschiedenen Gegenden: dem Alpenvorland, Südpolen (Bronocice), dem Nordkaukasus (Majkop-Kultur), Mesopotamien und der Induskultur (Harappa). Unter den ältesten Funden sind bereits zweiachsige Wagen.
Sie stammen von Beisetzungen in Wagengräbern. Andere sind Moorfunde aus Feuchtgebieten oder bildliche Darstellungen. Der größte Teil des Transports hat sich auf unbefestigten Wegen abgespielt, teilweise sogar in der offenen Steppe. Es gab einteilige und mehrteilige Scheibenräder mit Durchmessern zwischen 40 und 80 cm, mit fester oder loser Nabenbuchse.
Die Datierungen der genannten Fundorte erlauben derzeit keine Entscheidung über einen Ursprungsort. Ein neuerer Versuch dazu plädiert z. B. für eine mitteleuropäische Wagenerfindung.[1]
Nutzungsspuren
Eines der vier in Glum, Landkreis Oldenburg, gefundenen einteiligen Räder aus der Bronzezeit wies eine Scheuerfurche auf, die nicht auf dem gesamten Drehkreis eingearbeitet war. Sie wurde vom Wagenkasten verursacht, der das schief laufende („eiernde“) Rad abnutzte. Eine kürzere Furche auf der anderen Seite zeigt, dass man das Rad auch gedreht aufgesteckt hat. Der Rand der Lauffläche wurde abgeschrägt oder abgerundet. Einige Teilflächen waren so gut erhalten, dass glättende Hiebe eines Werkzeugs erkennbar sind. Das aus Erlenholz erstellte Rad gehörte zu einem Wagen, dessen Vorderachse nicht schwenken konnte. Beim Ändern der Fahrtrichtung schliffen die Zugtiere den Vorderwagen zur Seite, bis die Deichsel in die gewünschte Richtung zeigte. In den Buchslöchern der Räder steckten aus Birkenholz gefertigte Buchsen, die durch ihr (weiches) Material anzeigen, dass der Wagen nicht für längeren Gebrauch bestimmt war. Querkräfte (zum Beispiel bei Richtungswechsel) verursachten eine trichterförmige Aufweitung der Enden. Aus anderem Fundmaterial ist zu erschließen, dass die Räder von abgestellten Wagen abgenommen wurden, um die Elastizität der Achsen aus Holz zu erhalten.
Weiterentwicklungen
Schon in der Steinzeit begann man, das hohe Gewicht der Scheibenräder durch Auskehlungen zu vermindern. Ob die mit symbolträchtigen Mustern ausgekehlten Räder allerdings für den Lastentransport geeignet waren, ist zweifelhaft. Eine metallzeitliche Erfindung war die Speiche, die um 2000 v. Chr. im Orient eingeführt wurde. Mit dem stabilen und leichten Speichenrad baute man so genannte Streitwagen, also zweirädrige Fahrzeuge, die eigentlich Karren heißen müssten. Da Zweirädrigkeit eine gute Methode war, das Gewicht zu vermindern, wurden später auch anspruchsvollere Einachser gebaut. Hatten die ersten Speichenräder bronzene Speichen, so baute man im weiteren Verlauf der Bronzezeit und danach überwiegend hölzerne Speichenräder, an denen nur die auf der Achse reibende Innenfläche der Radnabe und die äußere Lauffläche der Felge mit Metall beschlagen war. Metallspeichen wurden erst ab dem 19. Jahrhundert wieder führend, sei es wegen höherer Lasten und Geschwindigkeiten wie im Eisenbahnverkehr, sei es, nachdem die Erfindung des Speichensturzes es erlaubte, sehr leichte stabile Räder mit dünnen gespannten Drahtspeichen zu bauen, wie sie heute vor allem beim Fahrrad üblich sind.
Das Rad in der Neuen Welt
In Mittelamerika erfanden die Maya das Rad. An Tempeln ist es auf Steinornamenten auch als Speichenrad oder Zahnrad zu sehen. Wie bisher aus Funden belegt, nutzten sie dieses aber nur in Anwendungen, die keine äußeren Lasten zuließen, so für das Räderwerk zur Darstellung ihres Kalenders und für Spielzeug (Beispiel im Ethnologischen Museum Berlin). Sie benutzten schon in präkolumbischer Zeit Räder, sogar Zahnräder, in mehr oder weniger feinmechanischen Geräten. Wagen sind aber aus den altamerikanischen Kulturen bisher nicht nachgewiesen. Dies beruht wohl auf dem Mangel an geeigneten Zugtieren, wie z. B. Pferden.
Materialien
Als Material wurde jahrtausendelang nur Holz verwendet. Ab der Bronzezeit wurden die Naben mit Lagerhülsen und die Radkränze mit Reifen aus Metall versehen, die entsprechend den Fortschritten der Metallurgie in immer beständigeren Materialien ausgeführt wurden. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine und des Verbrennungsmotors, die höhere Leistungen und Geschwindigkeiten ermöglichten, wurden die Räder vollkommen in Eisen, später aus Stahlblech zusammengeschweißt als Felge ausgeführt. Die geschmierten Nabenhülsen wurden durch Rolllager ersetzt. Räder für geringe Belastungen wurden in Leichtbauweise mit Drahtspeichen versehen, die vorgespannt und auf Zug belastet werden.
Die Ausbildung der Räder wurde immer auf die zu befahrende Oberfläche (erst später Wege und Straßen) abgestimmt, bzw. die Oberfläche entsprechend den erhöhten Anforderungen verbessert. So entstanden:
- Stahlreif auf Holzkranz für Räder von Schubkarren, zwei- oder vierrädrige Wagen, Fuhrwerke oder Kutschen auf Acker, Feld-/Bohlenwege oder Pflasterstraßen oder der ersten kommerziell betriebenen elektrischen Straßenbahn der FOTG in Deutschland auf Schienen
- Hartgummireif auf Holz- oder Gusseisenkranz für die ersten Kraftfahrzeuge, länger auch noch für die Lastwagen auf Pflasterstraßen
- Luftreifen auf Felge für die Straßenfahrzeug und Flugzeuge auf Asphalt- oder Betonstraßen
Spezielle Entwicklungen des Rades für andere Transportmittel als Straßenfahrzeuge sind:
- das Eisenbahnrad mit stählernen Reifen und Spurkränzen, auch bei Kränen und Rolltreppen
- die Seilrollen/-räder zur Unterstützung des endlosen Zugseiles bei Seilbahnen und Sessel/Skiliften
Heute werden Hartgummireifen auf Stahlrädern als Stützräder z. B. für Kettenfahrzeuge, für Karusselle, für Seilbahnen und Sessellifte oder bei Industriefahrzeugen wie dem Gabelstapler verwendet.
Kunststoffräder mit oder ohne Metallnabe oder Wälzlager, oft ohne Gummireifen gibt es für fahrbare Tische, Gerüste, Leitern (auch oben), Möbel, Hubwagen für Euro-Paletten und Einkaufswagen (auch mit Stegen zum Verkrallen auf Rollsteigen).
Meist präzise aus Kunststoff gefertigte Räder dienen in der Feinmechanik zur Kraftübertragung etwa auch auf Schalter.
System Rad und Achse
Das System Rad und Achse wird vor allem für Transportmittel angewandt; zum einen an Fahrzeugen, zum anderen als Kraftumlenkung an Hebezeugen. Achsen dienen zum Tragen von Lasten und werden deshalb hauptsächlich auf Biegung beansprucht; Wellen übertragen Drehmomente und werden deshalb hauptsächlich auf Verdrehung (Torsion) beansprucht.
Räder für Fahrzeuge
hölzernes Rad mit Radreifen aus Stahl des Triebwagens 8 der FOTG in dem Verkehrsmuseum in Frankfurt-SchwanheimWerden Räder mit Hilfe von Lagern rotierend auf Achsen – heute meist nur auf Achszapfen – eines Fahrzeugs montiert, so wird damit im Vergleich zum Schleifen des zu transportierenden Gegenstandes über eine zurückzulegende Strecke eine wesentliche Verminderung der Reibungskräfte und damit ein Energie sparender Transport von schweren Gütern bzw. eine schnelle Fortbewegung von Gütern und Personen, primär auf relativ ebenen Trassen, erzielt.
Zum Vergleich: Um eine Stahlplatte von 100 kg Masse über eine Strecke von 10 m zu schleifen bzw. zu fahren, ist jeweils die folgende Arbeit (entsprechend Kraft mal Weg) zu leisten. Hierbei ergibt sich die jeweilig auftretende Reibkraft aus der Normalkraft (entsprechend der Masse mal der Erdbeschleunigung) multipliziert mit dem Reibbeiwert. Der Reibbeiwert für eine Kombination von Stahl auf rauer Oberfläche beträgt 0,5, der für Stahl auf Stahl (glatt) 0,1. Beim Schleifen wirkt die Reibungskraft am rauen Boden die ganze 10 m Strecke weit, somit ergibt sich die Arbeit Ws zu
Beim Fahren mit Rädern vom Durchmesser 1000 mm und Achsdurchmesser 50 mm reduziert sich der Weg der Stahlnabe, die sich an der Stahlachse reibt, im Verhältnis der Durchmesser und somit ergibt sich die Arbeit Wf zu
(zur Dimensionsbetrachtung: 1 Newtonmeter ist äquivalent zu 1 Joule)
Selbst wenn wir die zusätzliche Arbeit, die auf Grund der Masse des Wagens und des Rollwiderstandes der Räder am Boden zu leisten ist, in der Größenordnung der Arbeit Wf selbst annehmen und addieren, ist die Einsparung an Energie (Arbeit) enorm.
Bei hohen Geschwindigkeiten ist eine weitere Eigenschaft des Rades entscheidend: Der gyroskopische Effekt bewirkt, dass das Rad sich wie ein Kreisel stabil um seine Achse dreht und dem Fahrzeug hierdurch zu einem stabilen Geradeauslauf verhilft.
Die Draisine, Vorläufer des Fahrrades, war auch schon ein einspuriges zweiachsiges Zweirad, hatte aber noch keine DrahtspeichenBeispiele hierzu:
- freihändiges Radfahren.
- Würden die Räder „eiern“, würden wir im Fahrzeug ziemlich durcheinander geschüttelt.
Fahrzeuge mit dem Suffix/Präfix „rad“
Der Begriff Rad wurde zur Namensgebung für Fahrzeuge herangezogen, wie bei
- Einrad
- Dreirad
- Fahrrad (Zweirad) und seine Vorgänger Hochrad und Laufrad
- Rhönrad (technisch gesehen eine Rolle, es fehlt die Achse)
- Motorrad
- Radlbock alte Schubkarre: 2 leicht nach unten durchgebogenene Längsholme lagern vorne die Achse des Holzspeichenrads mit axial langer Holznabe und dienen hinten als Griffe, mit Querstreben und einer nach vorne abgestützten Quer-Ladewand
Sonderfälle
Das Feuerrad. Das Abrollen des Feuerrades von einem Berg oder Hügel ist ein Volksbrauch, der noch heute zu Weihnachten, Neujahr, Karneval, Ostern oder Pfingsten von Gemeinden, unter anderem im Friaul, Odenwald, Sauerland, Spessart, Tessin, Tirol und im Weserbergland, gepflegt wird. Zum Abrollen des Feuerrades wird zuvor ein mannshohes Rad mit Stroh an den Seiten gestopft. Meist am Faschingsdienstag wird bei Dunkelheit das Stroh entzündet und das Rad, von den jungen Männern des Dorfes an zwei Birkenstämmen geführt, einen Hügel hinuntergerollt. Es wird angenommen, dass das Feuerrad in vorchristlichen Zeiten ein Frühlingsbrauch zum Äquinoktium gewesen ist, der sich nach der Christianisierung in die Verbindung mit der Fastenzeit in Südwestdeutschland und mit der Osterzeit im nördlichen Deutschland aufspaltete. Auf ein solches Fest zum Frühlingsäquinoktium weist auch die Chronik des Klosters Lorsch hin. Am 21. März 1090, also genau zum Termin der Tagundnachtgleiche, wurden durch einen solchen Feuerbrauch, Brände in großen Teilen des Klostergebäudes ausgelöst.
In China wurden Fahrzeuge mit ovalen Rädern ausgerüstet, um zum Vergnügen der Mitfahrer diese eine Berg- und Talfahrt erleben zu lassen. Solche Erlebnisfahrt boten bei uns noch Jahrmärkte in den 1920er Jahren, heute bieten uns diese noch manche Karusselle.
Elliptisches Zahnrad. Werden zwei gleiche elliptische Zahnräder kombiniert, so bleibt der Achsabstand im Betrieb konstant. Die Räder drehen um einen der beiden Brennpunkte der Ellipsen. Das Übersetzungsverhältnis variiert über eine Umdrehung um den Mittelwert i=1. Ist nur ein Rad elliptisch, so muss ein Rad auf einer Schwingachse montiert sein. Verwendet werden solche Zahnräder zum Beispiel in Webmaschinen. Besser bekannt ist ein elliptisches Kettenblatt am japanischen Kurbelsatz mancher Fahrräder.
Ein weiterer Sonderfall, der zudem nicht der Fortbewegung dient, ist das Riesenrad, ein stationäres „Fahrzeug/Beförderungsmittel“.
Räder für die Kraftumlenkung
Um Kräfte an Hanf- oder Drahtseilen angreifend umzulenken, werden Räder, bei diesen Anwendungen oftmals Rollen genannt, stationär auf Achsen installiert. Der Radkranz ist hierbei mit einer umlaufenden Nut versehen, um dem Seil Führung zu geben.
Beispiele sind:
- die Maurerrolle, wie man sie an kleinen Baustellen sieht, wo eine Hilfskraft eimerweise Material händisch nach oben zieht
- Förderräder an Fördertürmen bei Schachtanlagen des Bergbaus
- Räder an Aufzugsanlagen
- der Flaschenzug, bei dem sowohl Rollen an stationären, sogenannten Flaschen installiert sind, als auch an beweglichen, wobei ein durchgehendes Seil so um zugehörige Paare von Rollen an den beiden Flaschen gelegt wird, dass sie entsprechend den Hebelgesetzen über einen langen Seilzugweg größere Lasten über kürzere Strecken heben.
System Rad und Welle (Radsatz)
Radsatz einer Dampflokomotive der Baureihe 44.
Hier sind die Räder durch eine Kurbelwelle verbunden.
So hat der Radsatz einen dreifachen Antrieb durch drei phasenversetzte Pleuelstangen, zwei (für das Erscheinungsbild von Dampflokomotiven typische) an den Außenseiten der Räder und eine weitere in der Mitte.Wird die Nabe des Rades fest auf einer gelagerten Welle installiert – siehe hierzu Welle-Nabe-Verbindung –, kann es der Übertragung von Drehmomenten dienen bzw. Antriebskräfte entlang eines Weges übertragen. Für diesen Zweck wurden die Bestandteile des Rades zu verschiedensten Formen abgewandelt. Auch kann das Rad als Energiespeicher eingesetzt werden.
Radsätze von Schienenfahrzeugen
Schienenfahrzeuge fahren meist auf Radsätzen, also auf durch eine Achse fest verbundenen Rädern. Diese Konstruktion ermöglicht die Benutzung größerer und robusterer Radlager und führt in Kombination mit konischen Laufflächen zum Sinuslauf.
Überträger von Drehmomenten
Zum Übertragen von Drehmomenten wird der Radkranz entsprechend der Antriebsart gestaltet:
- mit aufgezogenem Reifen aus Metall, Gummi oder Kunststoff an Laufrädern, etwa an Fahrzeugen
- Reibrad
- Riemenscheibe oder -triebrad bei Transmissionswellen
- Seilrollen/-rädern
- Zahnrad bei z. B. Getrieben, Uhrwerken (Chronometer, Astronomische Uhren), mechanischen Rechenmaschinen, Zählwerken wie bei Gasuhr und Wasseruhren
- Kettenrad
Zusammengehörige Reib- oder Zahnräder drehen die Drehrichtung um. Bei Riementrieben geschieht dies durch um 180° verdrehte Riemen; um 90° gedrehte Riemen ermöglichen eine Drehung der Rotationsebene aus der horizontalen in die vertikale. Durch Vergrößerung bzw. Verkleinerung des angetriebenen Rades, im Vergleich zum antreibenden, können die Winkelgeschwindigkeiten und entsprechend den Hebelgesetzen die Drehmomente der Funktion, angepasst werden.
Besonders bei Zahnrädern sind Verbesserungen bei Wirkungsgrad, Formschluss und Verschleißfestigkeit bei den Ausführungen in Abhängigkeit von den zu den jeweiligen Zeiten gegebenen Werkstoffen und Verarbeitungsmöglichkeiten ersonnen worden :
- in Holz mit Holzzapfen (Kammrad) seitlich am Radkranz versehen als Kronrad oder bei großen Kräften mit zwei Rädern als Käfigrad, mit Zapfen außen am Radkranz als Stirnrad
- in Metall mit verschiedenen ausgeführten Zähnen entsprechend der Lage der Wellen zueinander als Stirn-, Kegel-, Schrauben- oder Schneckenrad
Das Rad in Arbeitsmaschinen
Zur Abgabe von Kräften an zu bearbeitende Materialien und Medien (Flüssigkeiten, Dämpfe, Gase) werden die Radteile mannigfaltig abgeändert und ergänzt, so als:
- Töpferscheibe mit Fußantriebsrad zur Verformung des Tons
- Schöpfrad zum Anheben des Wasserspiegels bzw. zur Bewässerung in seiner frühesten Form z. B. als Rad mit Zapfen, an denen Tonkrüge angebunden wurden
- Wasserrad, welches durch Wasserkraft mit Hilfe von Schaufeln oder Zellen in Rotation versetzt wird, um Wassermühlen aller Art anzutreiben oder auch Ölmühlen, Walkmühlen, Sägemühlen, Hammerwerke und Schleifmühlen.
- riemenradgetriebene Drechsel-/Drehbank oder Bohrmaschine, später mit E-Motor über Getriebe angetrieben
- Schaufelrad bei Dampfern, d. h. als Doppelrad mit Schaufeln/Paddeln an den Radkränzen
- Laufrad von Gebläsen, Kreiselpumpen oder Radialverdichtern, d.h. ursprünglich als Rad mit gekrümmten Schaufeln auf der Radscheibe, mit oder ohne Laufkranz
- Laufrad von Axialverdichtern, deren auf Naben sitzende Schaufeln aus flügelprofilierten Speichen mit oder ohne Radkranz bestehen
- Propeller zum Vortrieb oder Rühren – sind rudimentäre, hochspezialisierte Ausführungen des Rades
- Antriebsräder für die endlosen Seile von Seil- und Gondelbahnen, von Sessel- und Skiliften
- Zentrifugen zur Trennung von Substanzen sind auf einer vertikalen Achse rotierende Räder.
Das Rad zur Drehmomenterzeugung in Kraftmaschinen
Zur Krafterzeugung und -abgabe durch Menschen, Tiere und Medien wie beim :
- einfachsten, dem Steuerrad, dem Lenkrad
- Tretrad der Tretmühle hauptsächlich für Verlade- und Baukräne
- Schöpfrad als Doppelrad mit Trögen zwischen den Radkränzen
- Windrad z. B. im Mittelmeerraum als Speichenrad mit Dreieckssegeln an den Speichen und einem Seil quasi als Radkranz (eindrucksvoll auf alten Fotos vom Tal der Windmühlen auf Kreta)
- langsam laufenden Windrad als Rad, dessen Speichen als Flügelprofil ausgebildet sind und der Radkranz als stabilisierendes Element gegen Schwingungen weiter innen im Flügel angebracht wird: z. B. zum Wasserpumpen auf Mallorca, in der Ebene östlich von Palma, oder auf den weitläufigen Viehweiden im Mittleren Westen Amerikas
- Laufrad von Dampf- und Gasturbinen, dessen auf der Naben sitzende Schaufeln aus flügelprofilierten Speichen mit oder ohne Radkranz bestehen
- Leit- und Laufrad einer Strömungsmaschine
Funktion als Energiespeicher
Als Energiespeicher (Schwungrad) wird das Rad entsprechend den auszugleichenden Kräften mit genügend großer Masse ausgeführt; vor allem, um bei oszillierenden Kräften die auftretenden Totpunkte oder den kraftlosen Rücktritt zu überwinden, bzw. um genügend Energie für den ausstoßenden und den verdichtenden Hub zur Verfügung zu stellen,
- beim fußbetriebenen Antriebsrad z. B. der Töpferscheibe, des Spinnrades oder einer Nähmaschine;
- bei ein- und zweizylindrigen Dampfmaschinen oder Verbrennungsmotoren.
- beim Gyrobus ( Schwungrad als Energiespeicher für den Antriebsmotor, so auch beim Friktionsmotor von Spielzeug ).
Laufachse der ersten Dampflokomotive in Deutschland Adler (Nachbau von 1935) im Dampflokwerk MeiningenSiehe auch
- Allseitenrad (Omniwheel)
- Castor-Rad
- Eisenbahnrad: Spurkranz
- Reifen (Sommerreifen, Winterreifen, Ganzjahresreifen) Fahrradbereifung
- Flagellum: Auch die Natur beherrscht die dauerhafte Rotationsbewegung in einem (passgenauen) Lager. Die Flagellenmechanik stellt das bisher einzig bekannte echt rotierende Gelenk in der gesamten Biologie dar.
- Geschichte des Transportwesens im Altertum
- Mecanum-Rad
Trivia
John Keogh aus Hawthorn, Victoria (Australien), meldete das Rad 2001 zum Patent an.[2] Er und das australische Patentamt, das ihm das Patent #2001100012 ausstellte, erhielten dafür den Ig-Nobelpreis für Technik 2001.
Einzelnachweise
- ↑ Gerald Görmer: Der Ursprung des Wagens. München 2008. ISBN 978-3-640-14534-8. Mit Überblick über den kontroversen Meinungsstand.
- ↑ Patent #2001100012 beim australischen Patentamt (PDF, engl.)
Literatur
- Fansa M. und Burmeister S. (Hrsg.) : Rad und Wagen, 2004 ISBN 3-8053-3322-6
- Köninger u.a. (Hrsg.) 2001: Schleife, Schlitten, Rad und Wagen, Schriftenreihe Hemmenhofener Skripte, Janus-Verlag, Freiburg i. Br. 2002 ISSN 1437-8620
- Veronika R. Meyer, Marcel Halbeisen: Nur scheinbar ein Paradox: Warum gibt es in der Natur keine Räder? Biologie in unserer Zeit 36(2), S. 120–123 (2006), ISSN 0045-205X
- Jürgen E. Walkowitz: Logistik im Neolithikum und Chalcolithikum, in: Varia neolithica IV, 2006, ISBN 3-937517-43-X
Weblinks
Wiktionary: Rad – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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