- Religionen in Deutschland
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Das Bild der Religionen in Deutschland ist derzeit von je knapp einem Drittel an Katholiken und Protestanten (zum größten Teil durch die Evangelische Kirche in Deutschland bzw. ihre Mitgliedskirchen vertreten) geprägt.[1] Darüber hinaus ist ein weiteres Drittel der Menschen in Deutschland konfessionslos. Dabei haben die Katholiken ihren Schwerpunkt im Süden und Westen des Landes, die Protestanten im Norden und die Konfessionslosen im Osten.
Die Zahl der Muslime wird, je nach Quelle auf 3,3 bis 4,3 Mio., was 4 bis 5 % der Gesamtbevölkerung entspricht, geschätzt (s.u.). Andere Religionsgemeinschaften spielen in Deutschland, gemessen am Anteil an der Gesamtbevölkerung, nur eine untergeordnete Rolle.
Religionen in Deutschland in Zahlen
Verteilung aller Konfessionen in Deutschland
Quellen sind der Religionswissenschaftliche Medien- und Informationsdienst (REMID) und Schmid, Kirchen, Sekten, Religionen. Bei allen Religionsgemeinschaften, die nicht Körperschaft des öffentlichen Rechts sind, beruhen die Zahlen auf Schätzungen und Hochrechnungen, da keine amtlichen Zahlen existieren. Im Bereich der kleinen Religionsgemeinschaften sind nicht sämtliche Gemeinschaften bzw. Kirchen aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.
- Anmerkungen
- ↑ Eine amtliche Erfassung der Muslime in Deutschland gibt es nicht. Stattdessen wird stets diese Zahl genutzt; sie beinhaltet einen unbekannten Anteil wegen ihres Glaubens verfolgter Christen
Verteilung der beiden Hauptkonfessionen auf die Bundesländer
Die Zahlen für die Bundesländer stammen aus dem Jahr 2008.[2]
In den letzten drei Spalten stehen die Prozentzahlen, wobei der Übersicht halber der Hintergrund bei Zahlen über 30, 40 und 50 % je aufsteigend dunkel hinterlegt ist. Analog sind in der zweiten Spalte die Hintergründe bei Einwohnerzahlen über 5 und 10 Millionen sowie der Gesamtzahl aufsteigend dunkel hinterlegt. Die Verteilung verdeutlicht eine tendenzielle Dreiteilung Deutschlands in den katholischen Süden bzw. Westen, den evangelischen Norden und den konfessionslosen Osten, sowie die ebenfalls überwiegend konfessionslosen Stadtstaaten.
Bundesland Einwohner
[Millionen]Mitglieder der
evangelischen
Landeskirche
(EKD) [Millionen EW]Mitglieder der
Katholischen
Kirche
[Millionen EW]Sonstige
[Millionen EW]Mitglieder der
EKD [%]Mitglieder der
Katholischen
Kirche [%]Sonstige
[%]Baden-Württemberg 10,750 3,548 3,964 3,238 33,0 36,9 30,1 Bayern 12,520 2,607 6,956 2,956 20,8 55,6 23,6 Berlin 3,432 0,665 0,323 2,444 19,4 9,4 71,2 Brandenburg 2,523 0,445 0,079 1,999 17,6 3,1 79,2 Bremen 0,662 0,277 0,083 0,303 41,8 12,5 45,7 Hamburg 1,772 0,539 0,181 1,052 30,4 10,2 59,3 Hessen 6,065 2,416 1,515 2,135 39,8 25,0 35,2 Mecklenburg-Vorpommern 1,664 0,295 0,055 1,314 17,7 3,3 79,0 Niedersachsen 7,947 3,990 1,401 2,556 50,2 17,6 32,2 Nordrhein-Westfalen 17,933 4,975 7,538 5,420 27,7 42,0 30,2 Rheinland-Pfalz 4,028 1,258 1,838 0,930 31,2 45,7 23,1 Saarland 1,030 0,201 0,660 0,169 19,5 64,1 16,4 Sachsen 4,193 0,868 0,150 3,175 20,7 3,6 75,7 Sachsen-Anhalt 2,382 0,352 0,084 1,946 14,8 3,5 81,7 Schleswig-Holstein 2,834 1,524 0,171 1,140 53,8 6,1 40,2 Thüringen 2,268 0,556 0,177 1,535 24,5 7,8 67,7 Deutschland gesamt 82,002 24,515 25,716 32,311 29,9 30,7 39,4 Christentum
Römisch-katholische Kirche
Hauptartikel: Römisch-katholische Kirche in Deutschland
In Deutschland sind (Stand 2008) 30,7 % der Gesamtbevölkerung oder 25,177 Millionen Angehörige der Römisch-katholischen Kirche. Von ihnen sind 3,371 Millionen praktizierende Katholiken (13,4 %).[3] Die katholische Kirche in Deutschland ist in sieben Kirchenprovinzen mit 27 Diözesen eingeteilt. Diese bilden den Verband der Diözesen Deutschlands. Traditionell sind die Katholiken eher im Süden und im Westen des Landes verbreitet. Ihr traditionelles Hauptverbreitungsgebiet zieht sich in einem Streifen (mit Unterbrechungen) im äußersten Westen und Süden des Landes fast von der Nordsee den Mittel-, Ober- und Hochrhein und Bodensee entlang bis in den Süden von Bayern. Zwei Bundesländer, Bayern (55,6 %) und Saarland (64,1 %), sind mehrheitlich römisch-katholisch.[4]
Das erste Bistum ist schon für das 3. Jahrhundert in Trier und Köln belegt. Eine umfassende christliche Missionierung der germanischen Stämme außerhalb des römischen Reichs begann erst im 6. Jahrhundert und dauerte bis ins 10. Jahrhundert.
2003–2006 waren die Austritte aus der katholischen Kirche rückläufig, ab 2007 stiegen sie wieder an.[5]
Die römisch-katholische Kirche ordnet Deutschland den Schutzpatron Michael sowie in Rom die Kirche Santa Maria dell'Anima, das dortige Priesterkolleg und -hospiz Collegio Teutonico di Santa Maria dell'Anima und den Friedhof Campo Santo Teutonico zu.
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)
Hauptartikel: Evangelische Kirche in Deutschland
Die Reformation begann in Deutschland im 16. Jahrhundert mit Martin Luther. Die meisten Lutheraner in Deutschland gehören den Gliedkirchen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD) an. Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte ca. 60 % der Bevölkerung zu den evangelisch-lutherischen Kirchen landeskirchlicher Prägung. Zu den evangelischen Kirchen in Deutschland gehören neben den lutherischen, auch evangelisch-reformierte und unierte Landeskirchen.
Heute liegt die Zahl der Mitglieder evangelisch-lutherischer, evangelisch-reformierter und evangelisch-unierter Landeskirchen, die sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland zusammengeschlossen haben, knapp unter der der römisch-katholischen Kirche. Evangelisch geprägt sind vor allem die nordöstlichen Teile Deutschlands, vor der DDR-Zeit gehörten auch die östlichen Teile dazu, mit Sachsen-Anhalt als Ursprungsland der Reformation. Zwei nördliche Bundesländer, Schleswig-Holstein (53,8 %) und Niedersachsen (50,2 %), waren 2008 mehrheitlich evangelisch, die Mehrheit in Niedersachsen ist vermutlich 2009 verloren gegangen.
Orthodoxes Christentum
Die orthodoxen Kirchen kamen vorwiegend durch Einwanderer nach Deutschland. Viele orthodoxe Gottesdienste werden in den ursprünglichen Heimatsprachen oder in Kirchenslawisch gefeiert. Die im Regelfall nach Ländern organisierten orthodoxen Kirchen haben Auslandsbistümer.
Die ersten orthodoxen Kirchen in Deutschland entstanden im 19. Jahrhundert, meist in Residenzstädten, deren Herrscherfamilien familiäre Beziehungen nach Osteuropa hatten, etwa in Wiesbaden, Darmstadt, Bad Homburg, Potsdam, Stuttgart oder Weimar. In Dresden wurde die Russisch-Orthodoxe Kirche 1872–74 für die russische Gesandtschaft im Königreich Sachsen erbaut.
In Deutschland leben ca. 1,5–2 Millionen Orthodoxe (ca. 2 % der Gesamtbevölkerung). 408.000 der Orthodoxen besitzen einen deutschen Pass, die wenigsten sind deutscher Herkunft. Die am stärksten vertretene Nationalität unter den Orthodoxen in Deutschland sind die Griechen. Andere größere Gruppen sind Russen, Rumänen, Serben und Bulgaren.
Orthodoxe Kirchen in Deutschland sind:[6]
- Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland, Sitz des Metropoliten: Bonn
- Rumänisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Nürnberg, München
- Serbisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Hildesheim-Himmelstür
- Russisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: Berlin und Düsseldorf (Diözese Berlin)
- Bulgarisch-Orthodoxe Kirche, Diözese von West- und Mitteleuropa, Sitz: Berlin
- Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, Bischofssitz: Warburg
- Äthiopisch-Orthodoxe Kirche, Bischofssitz: München
- Armenische Apostolische Kirche, Bischofssitz: Köln
- Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland, Bischofssitz: München
- Griechisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, Bischofssitz: Paris
- Koptisch-Orthodoxe Kirche von Ägypten, Bischofssitz: Kloster Brenkhausen bei Höxter
Die meisten orthodoxen Kirchen in Deutschland haben sich zur Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland – Verband der Diözesen – (KokiD) mit Sitz in Dortmund zusammengeschlossen. 2010 wurde die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland gegründet.
Neuapostolische Kirche
Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland mit etwa 363.000 Mitgliedern die drittstärkste Einzelkirche (stellt aber weniger als 0,5 % der Gesamtbevölkerung dar) und (nach den orthodoxen Kirchen) die viertstärkste christliche Konfession. Die Neuapostolische Kirche ist in Deutschland in zehn rechtlich unabhängige Gebietskirchen untergliedert, die alle als Körperschaft des öffentlichen Rechts eingetragen sind. Die offizielle Abkürzung lautet im deutschsprachigen Bereich NAK.
Die Kirche unterhält in Deutschland neben einem Verlag zur Herstellung der kircheneigenen Publikationen und Zeitschriften auch eigene karitative Einrichtungen.
Um 1863 bildete sich aus Kreisen der katholisch-apostolischen Gemeinden in Hamburg zunächst die Allgemeine christliche apostolische Mission und später, ab 1878, die „Neuapostolische Gemeinde“ (seit 1907 offizielle Bezeichnung, seit 1930 „Neuapostolische Kirche“). Die Neuapostolische Kirche hat im Laufe ihrer nunmehr fast 130-jährigen Geschichte Spaltungen und Abtrennungen erlebt. Die größten heute noch in Deutschland existierenden Gemeinschaften sind das Apostelamt Jesu Christi, das Apostelamt Juda, die Apostolische Gemeinschaft sowie die Apostolische Gemeinde Wiesbaden.
Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA durch Charles Taze Russell gegründete, aus dem Christentum hervorgegangene chiliastische Religionsgemeinschaft. Offiziell gibt es Zeugen Jehovas in Deutschland seit 1903, das zentrale Mitteilungsorgan der Religionsgemeinschaft – die Zeitschrift Der Wachtturm – erscheint seit 1897 auf Deutsch.
Das deutsche Verwaltungszentrum der Religionsgemeinschaft befindet sich unter dem Namen „Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft, Deutscher Zweig e. V.“ in Selters im Taunus. Der Sitz der Religionsgemeinschaft, als Körperschaft des öffentlichen Rechts, befindet sich in Berlin. Ihre Gebäude zur Religionsausübung heißen Königreichssaal bei den örtlichen Gemeinden und im größeren Rahmen Kongresssaal. Die aktive Mitgliederzahl betrug 2010 durchschnittlich 165,568 Personen.
Baptisten
Organisiert sind die autonomen Baptistengemeinden in Deutschland im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Daneben gibt es sogenannte Freie Baptistengemeinden, die keinem übergeordneten Bund angehören und lediglich lockeren Kontakt untereinander pflegen. Dazu gehören unter anderem die Reformierten Baptisten, die Bibel-Baptisten sowie ein größere Anzahl von Baptistengemeinden mit russlanddeutschem Hintergrund.
Die Baptisten gibt es seit 1834 in Deutschland. Der Baptismus verbreitete sich in Deutschland und Kontinentaleuropa vor allem durch den aus Varel stammenden Kaufmann und späteren Baptistenprediger Johann Gerhard Oncken, der in einer methodistischen Gemeinde in England seine Bekehrung erlebt hatte.
Seit Fall des Eisernen Vorhangs wanderten viele Deutsche aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ein (Russlanddeutsche, Kasachstandeutsche, Kirgisistandeutsche). Zu einem größeren Teil waren sie Evangeliumschristen-Baptisten. Eine Integration in die bestehenden deutschen Gemeinden gelang nur in der Anfangsphase. Sie gründeten alsbald eigene Gemeinden und verschiedene übergemeindliche Zusammenschlüsse. Allerdings gibt es auch in einheimischen Baptistengemeinden auch Russlanddeutsche, die dort auf Dauer eine geistliche Heimat gefunden haben.
Seit der Nachkriegszeit gibt es in Deutschland auch amerikanische Baptistengemeinden, die von Helfern oder Soldaten der US Army gegründet wurden. Sie sind zum Teil assoziierte Mitglieder des deutschen Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden und Vollmitglieder der Europäisch-Baptistischen Föderation.
Mennoniten
Die Mennoniten sind kongregationalistisch aufgebaut, was bedeutet dass die einzelnen Gemeinden selbstständig wirken. Eine hierarchische Kirchenstruktur besteht nicht. Die Gemeinden sind jedoch teilweise über Zusammenschlüsse wie die Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden miteinander verbunden. Aufgrund der Selbstständigkeit der einzelnen Gemeinden können von Gemeinde zu Gemeinde voneinander abweichende Auffassungen bestehen. Die Freikirche ist Mitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen.
Die Mennoniten entstanden in der Reformationszeit im 16. Jahrhundert als Teil der Täuferbewegung. Regionale Schwerpunkte der Täufer waren damals unter anderem die Schweiz, Südwestdeutschland, Ostfriesland und die Niederlande. Aus den ersten Täufergemeinden entwickelten sich neben den Mennoniten auch die Hutterer, die aufgrund der anhaltenden Verfolgung der Täuferbewegung von Tirol nach Osteuropa und später nach Nordamerika emigrierten. Auch viele Mennoniten wanderten aus. Schwerpunkte der mennonitischen Emigration waren die Ukraine und Russland sowie Nordamerika (Mennonitische Auswanderung). Von dort aus verstreuten sie sich in der ganzen Welt. Von den Schweizer und Elsässer Mennoniten haben sich im 17. Jahrhundert die Amischen abgespalten, die bis ins 20. Jahrhundert auch Gemeinden in Deutschland bildeten.[7] Die Amische leben heute ausschließlich in Nordamerika. Unter den in der Ukraine siedelnden Mennoniten bildeten sich um 1860 die Mennonitischen Brüdergemeinden.
Seit einigen Jahren kommen viele der in der früheren Sowjetunion lebenden Russlandmennoniten zurück nach Deutschland. Heute haben mehr als die Hälfte der in Deutschland sesshaften Mennoniten eine russlandmennonitische Herkunft. Einen gewissen regionalen Schwerpunkt bilden der westdeutsche und südwestdeutsche Raum.
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Hauptartikel: Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche
Ein Vorgänger der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) ist die Evangelisch-lutherische (altlutherische) Kirche in Preußen, die 1830 aus Protest gegen die Einführung der evangelischen Union zwischen Lutheranern und Reformierten in Preußen durch eine gemeinsame Agende entstanden ist. 1972 schlossen sich unterschiedliche lutherische Kirchen altkonfessioneller Prägung zur SELK zusammen. Gemeinden finden sich in unterschiedlicher Größe in ganz Deutschland.
Pfingstler
Die Pfingstler sind teilweise im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden organisiert. Dieser zählt 600 Gemeinden mit 39.000 Getauften und 60.000 Zugehörigen. Die Struktur ist synodal-kongregational aufgebaut. Dieser Bund ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und in der Evangelischen Allianz. Erste Pfingstler gründeten 1906 Gemeinden in Deutschland. Der BFP ging 1982 aus der Arbeitsgemeinschaft der Christengemeinden in Deutschland (gegründet 1947) hervor. Seit 1988 sind auch die Volksmission entschiedener Christen und teilweise die Ecclesia-Gemeinden im BFP organisiert. Neben den deutschsprachigen Gemeinden besteht auch eine Vielzahl ausländischer Gemeinden in Deutschland.
Des Weiteren ist noch die Gemeinde Gottes K.d.ö.R. zu nennen, als deutscher Zweig einer der größten Pfingstgemeinden weltweit, der Church of God (Cleveland). Die Church of God (Cleveland) zählt in 159 Ländern über 10 Millionen Mitglieder, in Deutschland sind es ca. 140 Gemeinden, mit ca. 5.000 Getauften und 10.000 Zugehörigen. Die Gemeinde Gottes K.d.ö.R. unterhält mehrere Missions- und Hilfswerke, unter anderem den Samariterdienst sowie das Europäische Theologische Seminar (ETS) in Freudenstadt-Kniebis.
Siebenten-Tags-Adventisten
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland ist Gastmitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen und Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland. Gegenwärtig zählt sie rund 36.000 Mitglieder[8] in etwa 600 Adventgemeinden, einige auch mit fremdsprachigen Gottesdiensten (meistens südslawische oder ghanaische Gemeinden). In Möckern-Friedensau in Sachsen-Anhalt befindet sich die Theologische Hochschule Friedensau, die seit über hundert Jahren in adventistischem Besitz ist. Die Gemeinschaft besitzt viele soziale Einrichtungen.
Die Siebenten-Tags-Adventisten gibt es in Deutschland seit 1875. Entstanden sind sie hauptsächlich durch den amerikanischen Missionar John Nevins Andrews und durch Jakob Erzberger. Erste Anhänger fanden sie unter den pietistischen Erweckten im Bergischen Land. Dort existierten mehrere sabbathaltende Gemeinschaften, wie etwa Die Getaufte Christen-Gemeinde von Heinrich Lindermann. Seit 1886 wurden von Deutschland aus Missionare in die Mennonitenkolonien und zu pietistisch-schwäbischen Gemeinschaften im Kaukasus gesandt. Deshalb gibt es in Deutschland heute 8.000 russlanddeutsche Adventisten.
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) ist nur in Hessen und Berlin als KdÖR anerkannt. Diese Gemeinschaft hat in Deutschland rund 180 Gemeinden und zwei Tempel (Friedrichsdorf in Hessen und Freiberg in Sachsen).
1842 kam der erste mormonische Missionar in die deutschen Staaten. Die Deutschen, die damals zu dieser Religionsgemeinschaft konvertierten, wurden verfolgt und teilweise inhaftiert, weshalb der überwiegende Teil der Mormonen aus Deutschland nach Utah, wo viele Mormonen siedelten, auswanderten. Eine erste Gruppe gab es 1843 in Hessen-Darmstadt, die erste Gemeinde wurde 1852 in Hamburg gegründet, 1855 folgte eine in Dresden. Im Jahre 1929 wurde in Selbongen (heute Zelwagi, Polen) das erste Gemeindehaus auf deutschem Boden erbaut.
Heute hat diese Gemeinschaft rund 38.000 Anhänger in Deutschland.
Altkatholische Kirche
Die Altkatholische Kirche hat in Deutschland 25.000 Mitglieder. Ihr Bischofssitz und das einzige altkatholische Theologieseminar befinden sich in Bonn. Am stärksten ist die Kirche in Nordrhein-Westfalen und in Südbaden verbreitet. Sie entstand in Deutschland im Nachgang des 1. Vatikanischen Konzils im Widerstand gegen das Jurisdiktionsprimat und das Unfehlbarkeitsdogma der römisch-katholischen Kirche. Die altkatholische Kirche gehört zur sogenannten Utrechter Union, einem Zusammenschluss europäischer altkatholischer Kirchen.
Christliche Wissenschaft
Erste Anfänge der Christliche Wissenschaft in Deutschland gehen auf das Jahr 1897 zurück. Die ersten Gottesdienste fanden in Dresden nach der Ankunft von Frances Thurber Seal, CSB, statt. (Seal: Wundertaten der Wahrheit. engl. 1930. dt. 1960.) Die Christian Science hatte zahlreiche Anhänger am Hofe, der Zorn des Kaisers löste eine erste Verfolgungswelle aus. 1900 wurden dennoch die ersten beiden Kirchen in Dresden und Berlin gegründet. Die erste Übersetzung von Science and Health with Key to the Scriptures erscheint 1912 in deutscher Sprache. An der Übersetzung wirkt u. a. Helmuth James Graf von Moltke mit. Zu der Zeit gab es in Deutschland anerkannte Kirchen Christi, Wissenschaftler, in Berlin, Dresden, Frankfurt am Main, Hannover und Stuttgart. Im Dritten Reich wurde sie zunächst massiv eingeschränkt, ab 1941 wurde sie verboten und verfolgt. Nach dem Krieg gab es eine Kirchengründungswelle, 1951 wurde sie in der DDR erneut verboten und einen Monat vor dem Fall der Mauer wieder zugelassen.
Anglikaner
Es existieren derzeit 15 Kirchengemeinden bzw. Missionen der Anglikaner in Deutschland, die in der Conference of Anglican and Episcopal Churches in Germany organisiert sind. Sieben Gemeinden (Berlin, Köln/Bonn, Düsseldorf, Heidelberg, Freiburg, Stuttgart und Hamburg) gehören der Church of England an und drei (München, Wiesbaden und Frankfurt) der Episcopal Church in the USA. Daneben gibt es fünf Episcopal-Missionen (in Karlsruhe, Darmstadt, Augsburg, Ingolstadt und Nürnberg). Größtenteils wurden diese Gemeinden von ihrer jeweiligen Mutterkirche im 19. Jahrhundert gegründet, um Expatriaten (ab 1945 auch in Deutschland stationierte Soldaten) zu bedienen. Die Hamburger Gemeinde entstand bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts und war anfänglich eng mit der Kaufmannsvereinigung Merchant Adventurer verknüpft. Neben der in der CAECG organisierten Gemeinden gibt es auch eine Church of England-Gemeinde in Leipzig, die aus der CAECG aufgrund des Konflikts zwischen ihrer evangelikalen Haltung und den jüngsten Entwicklungen bzgl. Segnung gleichgeschlechtlicher Paare und der Bischofsweihe von Gene Robinson ausgetreten ist.
Islam
Hauptartikel: Islam in Deutschland
Hauptartikel: Islamische Organisationen in DeutschlandDer Islam ist nach dem Christentum die Glaubensrichtung mit den zweitmeisten Anhängern: Nach Hochrechnungen der Studie Muslimisches Leben in Deutschland (2008) leben zwischen 3,8 und 4,3 Millionen Muslime in Deutschland, was etwa 5 % der Gesamtbevölkerung entspricht. Rund 45 % der Muslime und damit circa 1,8 Millionen Menschen sind deutsche Staatsangehörige; 55 % verfügen über eine ausländische Nationalität.[9] Die Zahl der deutschen Konvertiten zum Islam, die in der MLD-Studie nicht berücksichtigt wird, ist unbekannt, da ein Übertritt zum Islam nur in seltenen Fällen schriftlich dokumentiert wird und kein entsprechendes Register besteht. Es wird jedoch angenommen, dass ihr Anteil im Verhältnis zu den zugewanderten Muslimen gering ist.[10]
Konfessionell teilt sich die Gruppe der Muslime folgendermaßen auf: Die größte Glaubensgruppe unter den Muslimen in Deutschland bilden die Sunniten mit 74 %. Die Aleviten haben einen Anteil von 13 Prozent und formen damit die zweitgrößte konfessionelle Gruppe, gefolgt von den Schiiten mit etwa 7 %. Weiterhin gehören kleine Gruppen den Ahmadiyya, den Sufi, den Ibaditen und anderen, nicht präzisierten Glaubensrichtungen an.
Im Hinblick auf die räumliche Herkunft handelt es sich bei den Muslimen in Deutschland um eine sehr heterogene Bevölkerung: Etwa zwei Drittel (2,5 bis 2,7 Millionen) haben türkische Wurzeln, zwischen 496.000 und 606.000 Personen stammen aus den südosteuropäischen Ländern Bosnien, Bulgarien und Albanien. Im Mittel kommen, der MLD-Studie zufolge, 331.000 aus dem Nahen Osten und 280.000 aus Nordafrika.[11] Die verbleibendenden ausländischen Muslime stammen aus Ländern Süd- und Zentralasiens, des restlichen Afrikas oder aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion.
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB) erzielt den höchsten Vertretungsgrad unter den islamischen Organisationen Deutschlands. Während sie selbst angibt, über 70 % der in Deutschland lebenden Muslime zu vertreten,[12] fühlten sich nach der MLD-Hochrechnung lediglich 16 % von ihr repräsentiert. Unter Muslimen mit türkischem Migrationshintergrund lag der Wert bei 23 %. Berücksichtigt man die eigentliche Zielgruppe, erreicht die Alevitische Gemeinde (AABF) einen vergleichsweise hohen Vertretungsgrad. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die muslimischen Organisationen nur einen kleinen Teil der Muslime vertreten.
Die älteste, noch heute bestehende deutsche Moschee, die Wilmersdorfer Moschee, wurde im Auftrag der Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft 1924 in Berlin errichtet. Die Fazle-Omar-Moschee in Hamburg-Stellingen ist die erste, nach dem Zweiten Weltkrieg gebaute Moschee Deutschlands.
Judentum
Hauptartikel: Juden in Deutschland
Die dem Zentralrat der Juden angeschlossenen Gemeinden und Landesverbände zählen gegenwärtig ca. 105.000 Mitglieder. Jedoch wird die Zahl nichtpraktizierender Juden auf ca. 100.000 geschätzt, so dass in Deutschland heute ca. 200.000 Juden, meistens osteuropäischer Herkunft, leben.
Die beiden größten jüdischen Institutionen sind der Zentralrat der Juden und die Union progressiver Juden. Schon im 1. Jahrhundert gab es am linken Rheinufer erste Jüdische Gemeinden. Damit ist das Judentum die älteste heute noch bestehende Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Sie waren die Vorfahren der Aschkenasim. In den ersten nachchristlichen Jahrhunderten kam es sehr selten zu Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung. Unter Karl dem Großen waren sie sogar gleichwertige Bürger. Diese friedliche Zeit endete jedoch mit den Kreuzzügen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts nahmen Ausschreitungen gegen Juden auch wegen der aufkommenden Pest, für die die Juden teilweise verantwortlich gemacht wurden, zu. Immer häufiger kam es zu Pogromen, bis sich viele Juden entschlossen nach Polen auszuwandern. In den Jahrhunderten ließen sich jedoch nicht alle Juden vertreiben und viele zogen auch von Osteuropa nach Deutschland zurück. Ende des 18. Jahrhunderts entstand die Aufklärungs- und Reformbewegung im deutschen Judentum (Haskala). Der wohl bekannteste Vertreter war Moses Mendelssohn. Diese Bewegung forderte die Judenemanzipation und die vollständige Assimilation in der Gesellschaft. Eine vollständige rechtliche Gleichstellung der Juden in Deutschland erfolgte allerdings erst 1871. Zwischen dieser Zeit und 1933 hatten sich die meisten Juden in Deutschland integriert. Seit 1938, nach der Reichspogromnacht, wurden die Juden wieder verfolgt. Allein in der Anfangsphase wurden 1.400 jüdische Gemeinden geschlossen, ca. 400 Juden öffentlich hingerichtet und 30.000 Männer in ein KZ verschleppt. Die Gesamtzahl der ermordeten Juden Europas während des Holocausts beträgt etwa 6.000.000 Menschen.
Nach 1945 wurden schon in vielen Großstädten wieder erste Gemeinden gegründet. Viele Juden, die eigentlich über eine Auswanderung nachdachten aber auch Rückkehrer aus dem Exil (siehe Paul Spiegel), blieben dauerhaft in Deutschland. In vielen deutschen Städten wurden neue Synagogen erbaut. Seit der Wende 1989 kamen viele osteuropäische Juden (hauptsächlich aus der Ukraine, Russland, Moldawien und Usbekistan) als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland und stärkten die jüdischen Gemeinden. Die größte Gemeinde befindet sich z. Z. in Berlin und hat etwa 11.000 Mitglieder.[13]
Entwicklung der Religionszugehörigkeiten
Während vor 1950 noch fast alle Deutschen Mitglied einer Religionsgemeinschaft waren, nahm seitdem der Anteil konfessionsloser Menschen zu und beträgt heute ungefähr ein Drittel der Bevölkerung. Die Austritte konzentrierten sich hierbei vor allem auf die beiden großen christlichen Konfessionen. Gründe für den Austritt waren und sind beispielsweise die persönliche Nicht-Identifikation mit den Werten und Regeln der entsprechenden Religionsgemeinschaft, eine Abkehr vom Glauben oder der nicht vorhandene Wille, die Pflichten, die eine Kirchenmitgliedschaft mit sich bringt, wie etwa die Zahlung der Kirchensteuer, zu erfüllen.
In der DDR wurden Mitglieder einer Religionsgemeinschaft oftmals beruflich oder gesellschaftlich benachteiligt, weshalb hier sehr viele Menschen aus den Kirchen austraten. Zudem wurden deren Kinder nicht automatisch selbst Kirchenmitglieder. So gibt es etwa in den alten Bundesländern das Phänomen der Taufscheinchristen.
Die Religionszugehörigkeit der Menschen in Deutschland hat sich seit 1950 folgendermaßen entwickelt (bis einschl. 1987 nur Westdeutschland):
Entwicklung der Religionszugehörigkeiten
von 1950 bis 2008in % der Gesamtbevölkerung Konfession Jahr evangelisch katholisch ohne Konfession muslimisch1 andere 1950 (nur Westdeutschland) 50,6 45,8 ** ** 3,6 1961 (nur Westdeutschland) 51,1 45,5 ** ** 3,5 1970 (nur Westdeutschland) 49,0 44,6 3,9 1,3 1,2 1987 (nur Westdeutschland) 41,6 42,9 11,4 2,7 1,2 1990 36,9 35,4 22,4 3,7 1,6 2003 31,3 31,3 31,8 3,9 1,7 2004 31,0 31,1 32,3 3,9 1,7 2005 30,8 31,0 32,5 3,9 1,8 2008 29,9 30,0 34,1 3,9 1,8 2010 (HR) 29,7 29,9 34,6 4,4 1,7 Quelle: fowid[1] ** = nicht separat aufgelistet 1Die Zugehörigkeit zum Islam wird in Deutschland nicht standesamtlich erfasst. Man kann deshalb den Anteil der Muslime in Deutschland nicht exakt angeben. In der obigen Darstellung wird angenommen, dass alle Menschen, welche aus dem islamischen Kulturraum zugewandert sind, Muslime sind, dies ist aber naturgemäß zweifelhaft. Die als Quelle zitierte Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland geht davon aus, dass maximal 50 % der hier als Muslime geführten Bevölkerungsgruppe tatsächlich als religiöse Muslime einzuordnen seien; der größere Teil sei eher der Gruppe der Konfessionslosen zuzurechnen.[1]
Interkonfessionelle Zusammenschlüsse und Arbeitsgemeinschaften
Viele der genannten Kirchen haben sich sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene unter Wahrung ihrer Autonomie zusammen gefunden. Zu den bedeutenden Zusammenschlüssen und Arbeitsgemeinschaften gehören:
- Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
- Deutsche Evangelische Allianz
- Vereinigung Evangelischer Freikirchen
- Brot für die Welt
- Diakonisches Werk der evangelischen Kirchen in Deutschland
Interreligiöser Dialog
siehe Hauptartikel Interreligiöser Dialog
Im Interreligiösen Dialog engagiert sich eine immer größere Zahl von Angehörigen der verschiedenen Religionen. Er wird einerseits von offiziellen Vertreten der Religionen geführt, aber auch von speziellen Dialogorganisationen gepflegt. Beispielhaft seien hier genannt:
- Christlich-Islamische Gesellschaft
- Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
- Interkultureller Rat in Deutschland
- Koordinierungsrat des christlich-islamischen Dialogs
- Religions for Peace
Einzelnachweise
- ↑ a b c Entwicklung der Religionszugehörigkeiten fowid
- ↑ 1.3 Bevölkerung und Kirchenzugehörigkeit - nach katholischer Kirche, evangelischen Landeskirchen, übriger Bevölkerung und nach Bundesländern; Stand 31. Dez. 2008 Abgerufen am 13. Februar 2010
- ↑ Eckdaten des Kirchlichen Lebens in den Bistümern Deutschlands 1990 2008 PDF
- ↑ Alle Daten: Stand 31. Dezember 2008
- ↑ Eintritte... sowie Austritte aus der katholischen Kirche PDF
- ↑ Orthodoxe Kirche in Deutschland, Deutsches orthodoxes Dreifaltigkeitskloster in Bodenwerder - Buchhagen
- ↑ Hermann Hage: Amische Mennoniten in Bayern. Regensburg 2009, ISBN 978-3-939112-45-7.
- ↑ Siebenten-Taqs-Adventisten - Zahlen und Fakten
- ↑ Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Muslimisches Leben in Deutschland, Juni 2009, S. 11.
- ↑ Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Muslimisches Leben in Deutschland, Juni 2009, S. 58.
- ↑ Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Muslimisches Leben in Deutschland, Juni 2009, S. 12f.
- ↑ ditib.de: Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V., abgerufen am 22. Juli 2011.
- ↑ Jüdische Gemeinde zu Berlin
Literatur
- Michael Klöcker, Udo Tworuschka: Handbuch der Religionen: Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland. Loseblattwerk mit vier jährlichen Ergänzungslieferungen, Olzog Verlag, Landsberg am Lech seit 1997, z.Zt. 30. Ergänzungslieferung, ISBN 3-7892-9900-6
Weblinks
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