- Geschichte von Cottbus
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Die Geschichte von Cottbus beginnt nicht erst mit der ersten urkundlichen Erwähnung 1156, sondern bereits mit der Vor- und Frühgeschichte des Lausitzer Raumes. Zeugnisse dieser frühen Phase der Besiedlung sind vor allem im Stadtmuseum und Stadtarchiv von Cottbus zu sehen. Aus den schriftlich überlieferten Jahrhunderten gibt es mehr als 130 verschiedene Schreibweisen des Namens Cottbus. Ältester bekannter Name ist Chotibuz, einer der ungewöhnlichsten ist Kukubuzl. Weitere Beispiele sind Kottbus, Chotibus, Cothebuz, Kotwos, Kohebuz, Godebutz oder Godabuss.
Inhaltsverzeichnis
Ur- und Frühgeschichte
(→ Siehe auch: Geschichte der Niederlausitz)
Fast 2000 Jahre alt sind die ersten Spuren menschlicher Besiedlung, die sich im Bereich der Cottbuser Altstadt nachweisen lassen. Im heutigen Stadtgebiet sind diese Siedlungsspuren noch wesentlich älter. Schon vor rund 4200 Jahren, in der Bronzezeit, lebten hier Menschen der Lausitzer Kultur, die ihre Verstorbenen auf zahlreichen archäologisch untersuchten Gräberfeldern in Urnen bestatteten. Auf dem Gebiet der heutigen Stadtteile Ströbitz, Schmellwitz, Sielow und Dissenchen bauten sie Lehmhütten und betrieben Viehzucht. Während der Eisenzeit wurde die Cottbuser Region durch die Angehörigen der Billendorfer Kultur genutzt. Im 3. und 4. Jahrhundert waren hier germanische Siedler ansässig.
Mittelalter
Bis zur ersten urkundlichen Erwähnung (bis 1156)
Seit dem 6. Jahrhundert wanderten aus dem Südosten slawische Stämme in das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder ein.
Im Gebiet von Cottbus wurden die Lusitzi ansässig, ein westslawischer Stamm, der zum Verband der Sorben gehörte. Nach der späteren deutschen Bezeichnung wurden diese Stämme auch Wenden genannt. Schon im 8. Jahrhundert erbauten die Wenden auf einer Talsandinsel am Westufer der Spree einen mittelslawischen Burgwall. Es ist die Stelle des heutigen Schloss- und Gerichtsberges, auf dem sich seit etwa 1300 der noch heute stehende Bergfried der mittelalterlichen Burg Cottbus erhebt. Bei Ausgrabungen konnten vier Burgphasen festgestellt werden, davon drei slawische und eine frühdeutsche. Im Schutze der slawischen Burg legten die Wenden seit dem 8. Jahrhundert östlich der heutigen Oberkirche eine Vorburgsiedlung an. In spätslawischer Zeit, im 11. und 12. Jahrhundert, entstand aus dieser Vorburgsiedlung eine frühstädtische Siedlung. Die in diesem Marktort lebenden Wenden betrieben Ackerbau und Viehzucht, aber auch Metallverarbeitung, Töpferei, Leder- und Holzbearbeitung.
Im 12. Jahrhundert wurde im Zuge der Eroberung und Kolonialisierung des Ostens durch die Deutschen die Cottbuser Burg mit einem kaiserlichen Burggrafen besetzt. Markgraf Konrad von Meißen, auch der Große genannt, wollte am 30. November 1156 als Mönch auf dem Petersberg bei Halle leben. Als Zeuge dieses Rechtsaktes wurde in der dazugehörigen Urkunde ein „heinricus castellanus de Chotibuz“ aufgeführt. Dies war die erste urkundliche Erwähnung der Stadt Cottbus.
Die Herren von Cottbus (1199–1441)
Die „Herren von Cottbus“, ein fränkisches Adelsgeschlecht, herrschten von 1199 bis 1445 in Cottbus. 1304 mussten die Wettiner wegen Geldschwierigkeiten die Lausitz verkaufen. Bis 1370 kam es aus diesem Grund zu einem häufigen Besitzwechsel der Stadt Cottbus. Die jeweiligen Besitzer waren die Lehnsherren der Herren von Cottbus. Die Lausitz besaßen in dieser Zeit Fürsten aus den Häusern der Askanier, der Wettiner, der Wittelsbacher und der Luxemburger.
Am 16. März 1357 gab Markgraf Ludwig von Brandenburg, „der Römer“ genannt, den Herren von Cottbus ein Straßenprivileg. Dieses wurde 1371 von Kaiser Karl IV. bestätigt. Darin wurde eine Handelsstraße von Böhmen über Cottbus, Fehrow und Peitz nach Frankfurt (Oder) genannt. Für das Jahr 1380 wird erstmals von dem Auftreten der Pest in Cottbus berichtet. Bis ins 17. Jahrhundert trat diese Epidemie immer wieder auf und forderte tausende Tote.
Von 1349 bis 1389 regierte Johann II. von Cottbus. Er nahm unter den Lausitzer Adligen einen ersten Platz ein. Als markgräflicher und kaiserlicher Beamter war er häufig zwischen Salzwedel und Perleberg, Soldin und Landsberg, Frankfurt (Oder) und Berlin, Tangermünde und der Niederlausitz unterwegs. Von 1387 bis 1431 regierte Johann III. von Cottbus. Er war ein rauflustiger Ritter und unter anderem an der Bibersteinschen Fehde (1387–1388) um den Besitz der Herrschaft Beeskow/Storkow und an der Priebusschen Fehde (1398–1399) beteiligt. Gegen das Bautzener Land zog er 1401 mit 800 Reitern in den Kampf. Neben den Raufhändeln behielt er aber das Wohl seiner Stadt Cottbus im Blick und baute die wirtschaftliche Grundlage ihres Wohlstands aus, was natürlich auch ihm einen Vorteil brachte. Am 11. Mai 1405 erteilte Johann III. von Cottbus nämlich den Tuchmachern der Stadt das so genannte Gewandmacherprivileg; am 29. November 1406 folgte das Leineweberprivileg. In beiden Fällen wurde detailliert die Verarbeitung der Rohstoffe und die Organisation des Handwerksbetriebes festgelegt.
Später sank er fast auf die Stufe von Raubrittern. Als seine Söhne Luther und Reinhard 1420 Cölner Kaufleute ausraubten, nahte das Ende der Herren von Cottbus, wie sich nach einem langen Rechtsstreit ergeben sollte. Zuvor wurde das Land Cottbus noch in die kriegerischen Verwicklungen während der Hussitenkriege hineingezogen. Im Oktober 1429 hatten hussitische Heerscharen unter der Führung von Andreas Prokop die Stadt Bautzen belagert. Die Herren von Cottbus hatten den Bautzenern geholfen, wie schon 1427 den Görlitzern und 1428 den Löbauern. Da die Eroberung Bautzens nicht gelang, zogen die Hussiten in die Niederlausitz. Am 20. Oktober 1429 wurde Cottbus belagert, doch die starken Befestigungsanlagen hielten dem Ansturm stand.
Nach dem Tode Johann III. im Jahr 1431 traten seine beiden Söhne Reinhard und Luther das Erbe (je die Hälfte der Herrschaften Cottbus und Peitz) gemeinsam an. Im Juli 1441 wurden sie verurteilt, Schadensersatz an die Cölner Kaufleute zu zahlen, die sie 1420 überfallen hatten. Da die Kaufleute den Schadensersatz mit Gewalt vollstrecken wollten, begaben sich Reinhard und Luther in den Schutz des Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg aus dem Hause Hohenzollern. Die Herrschaft der Herren von Cottbus war damit beendet.
Neuzeit
Unter brandenburgischer Herrschaft (1445–1571)
Am 18. Juli 1445 verkaufte Reinhard seinen Anteil der Herrschaft an den brandenburgischen Kurfürsten. Am 20. Juli leisteten die Bürger den Treueeid. Seit diesem Zeitpunkt gehörte Cottbus zum Kurfürstentum Brandenburg/Preußen. In der nachfolgenden geschichtlichen Entwicklung war die Stadt lediglich während der napoleonischen Kriege von 1807 bis 1813 niederlausitzisch. Als am 4. Juni 1455 auch Luther starb, gelangte auch der zweite Teil der Herrschaft an Brandenburg, das sich ein Vorkaufsrecht gesichert hatte. Am 29. Oktober 1461 belagerte Zdenko von Sternberg Cottbus und Kurfürst Friedrich II. eilte mit Truppen herbei. Zwei Wochen später, am 11. November, kam es zu einer Schlacht. Sie endete mit einer Niederlage von Zdenko von Sternberg, aber beide Seiten mussten schwere Verluste hinnehmen.
Im September 1468 wurde durch Blitzschlag die gesamte Stadt in Brand gesetzt und bis auf den Grund vernichtet. Kaum war die Stadt wieder aufgebaut, vernichtete 1479 ein Großfeuer die Stadt. 1478 belagerte Herzog Hans von Sagan sieben Tage lang Cottbus. Die Stadt mit ihren wehrhaften Mauern und Bürgern konnte er nicht bezwingen, aber das umliegende Land wurde verwüstet. Im Jahr 1484 gab es eine große Heuschreckenplage, in deren Folge es zu einer Hungersnot kam. 1496 hielt erneut die Pest Einzug in die Stadt. Rund 2.000 Menschen wurden ein Opfer dieser Seuche.
Im Jahr 1499 wurde Joachim I. Kurfürst von Brandenburg. Während seiner Herrschaftszeit ließ er Cottbus besondere Fürsorge zukommen. Im Dezember 1501 erlangten Abgesandte der Stadt bei Kurfürst Joachim I. eine ganze Reihe von Rechten. Das alte Erbrecht wurde bestätigt und für die Tuchmacher wurden jährlich zwei Wollmärkte festgesetzt. Außerdem wurde der Bierzwang eingeführt, was bedeutet, dass innerhalb einer Meile um die Stadt nur Cottbuser Bier ausgeschenkt werden durfte. Auch die Handwerker erhielten das Meilenrecht. Außerhalb der Stadt durften keine Handwerker niedergelassen sein und innerhalb der Stadt nur der Innung Angehörende.
1522 scheiterte der Versuch Johannes Briesmanns, den lutherischen Glauben einzuführen. Nach dem Tod Joachims I. gelangte die Herrschaft Cottbus in den Besitz des Markgrafen Johann V. Auch er traf vorteilhafte Entscheidungen für Cottbus. 1537 setzte Markgraf Johann V. die Reformation durch. 1540 erließ er eine Polizeiverordnung für Cottbus, die für Jahrhunderte Bestand hatte. Sie regelte das öffentliche Leben, griff aber auch in das Privatleben ein. Im Jahr 1544 musste das schwere Geschütz vom Schloss Cottbus an die Festung Küstrin abgegeben werden. 1552 wütete erneut die Pest in Cottbus und forderte 1.783 Opfer. Am 13. Januar 1571 starb Markgraf Johann V. im Alter von 57 Jahren. Seine Ländereien samt Cottbus fielen wieder an Kurbrandenburg zurück. Dort regierte Kurfürst Johann Georg.
Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (1571–1648)
Anfang September des Jahres 1600 vernichtete ein Großbrand die gesamte Stadt. Neben den Wohnhäusern brannten auch die Kirchen, das Rathaus, die Schule, das Schloss und das Hospital ab. Nur neun kleine Häuser überstanden die Katastrophe. Der Kurfürst stellte Bauholz zur Verfügung und sprach Steuerbefreiungen für fünf Jahre aus. Auch das 1543 geliehene Kirchensilber gab er zurück. Im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt erhielt der Münzturm im Jahr 1603 ein neues Dach mit Wetterfahne und Krebs.
Am 14. Juni 1620 erreichten die Vorboten des seit 1618 tobenden Dreißigjährigen Krieges Cottbus. An diesem Tag gab es erstmals Einquartierungen von Soldaten. In der Folgezeit zogen mehrmals Söldner, aber auch Flüchtlinge, durch die Stadt. Am 3. August 1626 zog Wallenstein mit seinem Tross durch Cottbus. Er kam mit 40.000 Mann und nächtigte auf dem Schloss Cottbus. Die Truppen lagerten zwei Tage in den umliegenden Dörfern und richteten großen Schaden an. Vom 26. bis 28. Oktober 1627 zog Oberst Fahrenbach mit mehreren tausend Mann Infanterie und Kavallerie durch Cottbus. Der Schaden für die Stadt belief sich auf mehr als 4.000 Taler.
Im Februar und März des Jahres 1631 griff der kaiserliche Oberst Goetze Cottbus an. Die Stadt konnte sich zunächst einer Besetzung entziehen. Seit dem 26. Juni 1631 befand sich der schwedische Oberst Bock in Cottbus. Am 29. Juni nahte erneut Oberst Goetze mit rund 2.500 Mann, zog durch die Furt am Sanzeberg und ließ die Stadt am Luckauer Turm stürmen. Erst Stunden später wurde die Stadtmauer zwischen Luckauer und Spremberger Tor überwunden und die Stadt eingenommen. Ein grausames Töten, Schänden und Plündern setzte ein. Dies dauerte bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Oberst Goetze verlangte 16.000 Taler Kontribution. Da die Summe nicht aufzubringen war, wurden fünf Geiseln verschleppt. Ende September desselben Jahres zog Oberst Goetze erneut in Cottbus ein. Zwischen den Jahren 1632 und 1635 kamen erneut Kroatische Reiter Truppen, Weimarsche Reiter, sächsische Truppen und Regimenter, welche die letzten Geld- und Verpflegungsreserven aus der Stadt sogen. Erneut brach die Pest aus. Die Stadtbevölkerung sank auf 700 Einwohner, davon 150 Bürger (Personen mit Bürgerrecht) und 550 Inwohner (Personen ohne Bürgerrecht). Vor dem Krieg waren es 3.500 Einwohner.
Vom Großen Kurfürsten bis zum Alten Fritz (1640–1786)
Am 1. Dezember 1640 starb Kurfürst Georg Wilhelm in Königsberg. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm, der nachmalige Große Kurfürst, der bis 1688 regierte. Er war verantwortlich für den Wiederaufbau Brandenburgs nach dem Dreißigjährigen Krieg, der 1648 endete. Die Folgen des Krieges, die sich in Armut und Zerstörung zeigten, blieben auch in Cottbus über Jahrzehnte spürbar. Mitte März 1671 kam es zu einem Unglück in der Stadt. Es entwickelte sich ein Großbrand, welcher an der Stadtmühle entstand und nach kurzer Zeit die gesamte Stadt erfasst hatte. Bei diesem Unglück starben vier Menschen und hunderte Häuser wurden vernichtet. Als Folge dieses Brandes ordnete der Große Kurfürst an, dass die Dächer nicht mehr mit Stroh gedeckt werden dürfen und die Mauern aus Ziegelsteinen zu errichten seien.
Am 4. Oktober 1701 gründeten die Hugenotten in Cottbus eine französische Kolonie. Mit dem Pflanzen der ersten Maulbeerbäume im Jahr 1718 hielt die Seidenraupenzucht Einzug in Cottbus. Schon bald waren die Wallanlagen mit der Futterpflanze der Seidenspinerraupe besetzt. Die Ergebnisse blieben aber bescheiden, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Zucht wieder eingestellt. Der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. ordnete 1719 die Stadtverwaltung neu. Die Zahl der Ratsherren wurde auf acht festgesetzt, davon drei Bürgermeister, ein Syndikus, ein Kämmerer, ein Stadtrichter und zwei Senatoren.
Im Jahr 1726 begann die erste zielgerichtete Bebauung außerhalb der Ringmauern. 1735 wurde das Neustädter Tor neu angelegt, um einen bequemeren Verkehr mit der Neustadt zu gewährleisten. Im November 1748 stürzte die Front des Rathauses zum Markt ein. Daraus ergab sich die Notwendigkeit des völligen Neubaus dieses Gebäudes. 1754 wurde der mittelalterliche Torturm des Sandower Tores abgerissen und durch ein einfaches Tor ersetzt. Seit dem Dreißigjährigen Krieg hatten Mauern, Wälle, Graben und Tore ihre militärische Funktion verloren und dienten nur noch als Zollgrenze.
Von 1756 bis 1763 tobte der Siebenjährige Krieg. Dieser machte sich auch in Cottbus bemerkbar. Wenn auch keine direkten Kampfhandlungen stattfanden, so gab es doch Durchzüge und Einquartierungen. Am 5. August 1758 zog der österreichische General Laudon mit 10.000 Mann ein und blieb neun Tage. 6.000 Taler Tribut musste die Stadt zahlen. Als weitere 9.000 Taler nicht mehr gezahlt werden konnten, wurden Bürgermeister und Kämmerer als Geiseln verschleppt. 1759 kamen erneut österreichische und auch russische Truppen, wieder wurden Geiseln genommen. 1760 musste das Korps des Generals Lacy mit 22.000 Mann versorgt werden. Der Krieg brachte der Stadt 82.000 Taler Schulden, die durch eine Erhöhung der Biersteuer getilgt wurde.
Bis zur Einführung der revidierten Städteordnung (1766–1832)
Im Jahr 1766 gab es erstmals eine Straßenbeleuchtung in Cottbus. 131 Straßenlaternen wurden auf Holzpfählen aufgestellt. 1773 erhielt der Turm des Spremberger Tores eine neue Haube. Am 16. Juni 1785 begann die Erbauung der Kolonie Sachsendorf. Anfang des Jahres 1796 kam es in Ströbitz zu einem großen Dorfbrand. 70 Gehöfte brannten dabei ab. Am 5. April 1796 gab der Buchdrucker Johann Gottlieb Kühn die erste Cottbuser Zeitung heraus. Der Titel war „Neue Cottbusische Stadt- und Amtsnachrichten“. Sie wurde kurz nach der Erscheinung von der preußischen Regierung verboten.
Im September des Jahres 1800 begann Carl Friedrich Claudius mit der Wachstuchproduktion. Neben seinem erfolgreichen Wirken in der Fabrik konstruierte er einen Wachstuchballon mit Flugwerk. Am 5. November 1811 stieg er mit diesem Gerät, der so genannten Claudiante, in Berlin auf und flog bis in die Nähe von Stettin. Nach der für Preußen verlorenen Schlacht bei Jena und Auerstedt gab es seit dem 2. November 1806 wieder feindliche Einquartierungen in Cottbus. 7.000 Bayern führten sich äußerst gewalttätig auf und verursachten bis zum Dezember des Jahres einen Schaden von 44.000 Taler. Am 12. September 1807 wurde Cottbus (samt der Herrschaft Cottbus und Peitz) dem Königreich Sachsen unterstellt und der Niederlausitz angegliedert [1].
Durch die Kontinentalsperre nahm die Cottbuser Wirtschaft schweren Schaden. Es kam zu Arbeitslosigkeit, Elend und Verteuerung der Lebensmittel. Am 6. April 1808 brach in Cottbus aus diesem Grund die Branntweinrevolte aus. Cottbuser Handwerksgesellen setzten die Stadtverwaltung ab, senkten die Preise auf ein erträgliches Maß und schlugen die Branntweinköpfe von den Blasen. Ihrer Meinung nach war das Kornbrennen Schuld an den Preissteigerungen. Am 9. April stellte das Militär wieder die alte Ordnung her.
Napoleons gescheiterter Russlandfeldzug war auch in Cottbus spürbar. Im Februar 1813 zogen viele geschlagene Soldaten in elendem Zustand durch die Stadt. Durch Napoleons Niederlage ermutigt, nahm Marschall Blücher am 27. März 1813 Cottbus wieder in preußischen Besitz. Am 12. Mai kam Major von Lützow nach Cottbus. In seinem Gefolge waren 400 Mann, die von Friedrich Ludwig Jahn vor den Toren der Stadt ausgebildet wurden. Am 29. Mai folgte dann General von Bülow mit seinen Korps und lagerte in Cottbus. Am 15. Juni wurden von den Franzosen in Cottbus alle Preußischen Wappen entfernt und die sächsischen wieder aufgestellt. Durch eine Verfügung der Regierung in Potsdam wurde Cottbus am 19. September 1813 wieder preußisch. Erst am 25. Mai 1815, nach Bestimmungen des Wiener Kongresses kam Cottbus und die gesamte Niederlausitz formalrechtlich wieder an Preußen.
In den Jahren 1816–1820 wurden viele neue Gewerbe in Cottbus gegründet. Dazu gehören beispielsweise eine Wollgarn-Spinnerei und eine Baumkuchenbäckerei. Im Zuge des Verwaltungsaufbaus erhielt Cottbus im Oktober 1824 ein Landgericht. 1825 wurde der Umbau des Spremberger Turmes fertig gestellt. Der mittelalterliche Torturm wurde mit einem Quadersockel und einer Zinnenkrone versehen. Am 17. März 1831 wurde die revidierte Städteordnung eingeführt. Die vom Landrat, dem Bürgermeister und Vertretern der Bürgerschaft ausgearbeitete Stadtverfassung erhielt am 14. Dezember 1831 die Regierungsgenehmigung. Vom 12. bis 15. Februar 1832 fanden dann die Wahlen zum ersten Stadtparlament statt.
Jüngere Geschichte
Das Zeitalter der Industrialisierung (1833–1914)
Im Oktober 1835 erhielt der Tuchmacher Heinrich Kittel eine Fabrikkonzession. Er vereinigte Spinnerei, Weberei, Walke und Appretur unter einer Leitung. Noch wurden die alten Maschinen von einem Pferdegöpel angetrieben. Anfang der 40er Jahre wurden aber Dampfmaschinen und der Jacquardwebstuhl vorherrschend. Es waren die Anfänge der Großbetriebe in der Cottbuser Textilindustrie.
Im August 1844 wurde die Cottbus-Schwielochsee-Eisenbahn genehmigt. Die Eröffnung der Pferdeeisenbahn fand jedoch erst 1846 statt. Die Packwagen wurden auf Schienen von Pferden gezogen. An der Berliner Straße gab es einen Packhof, der auch als Zollstation diente. Im Jahr 1879 wurde die Strecke wieder eingestellt.
1846 begannen die Arbeiten zur Anlage des Branitzer Parkes. 1848 hatte die Märzrevolution auch Cottbus erreicht. Am 18. April protestierten die Bewohner der Stadt gegen die schlechte Stadtverwaltung, hohe Steuern, hohe Preise und niedrige Löhne. Die Massen zogen mit schwarz-rot-goldener Fahne zum Rathaus. Dort flogen Steine, Fenster wurden eingeschlagen, Wohnungen aufgebrochen und geplündert. An diesem Tag wurde auch das Landeszeughaus gestürmt und Gefangene befreit.
Im November 1848 wurde die Segeltuchfabrik G. L. Schmogrow gegründet. Damit entstand auch in der traditionsreichen Leinenweberei ein leistungsstarker Großbetrieb. Am 15. November 1850 wurde in Cottbus die erste Briefmarke ausgegeben, ein Jahr später der erste Postbriefkasten aufgestellt. 1852 wurde die Handelskammer errichtet. Es folgte 1853 eine Königliche Bankagentur.
Mitte August 1857 kam es zum Brand des Fürstenhauses und des Schloßturms. Durch Selbstentzündung gelagerter Wolle entstand in der Spinnerei ein Feuer. 1858 wurde eine Telegrafenanstalt eingerichtet. Besonders Industrie, Militär und Verwaltung begrüßten diese technische Neuerung. Am 1. August 1860 wurde die Tuchfabrik Heinrich Jaeger gegründet. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zur vollen Entfaltung der Cottbuser Textilindustrie. Zahlreiche Großbetriebe entstanden. Dazu gehören beispielsweise: 1861 Rudolph Kehrl & Sommerfeld, 1863 E. Tietze jun., 1865 Wilhelm Handreke, 1866 Heinrich Hübner, 1868 Hasselbach & Westerkamp, 1875 Hermann Löw, 1879 Duch & Hamann, 1880 Ludwig Polscher, 1882 Wilhelm Eschenhagen & Gebrüder Fritsch, 1884 Grovermann & Hoppe, 1888 Jürß & Elgler, 1889 Herrmann Hellwig, 1890 Max Meyer & Co. und 1891 Wilhelm Westerkamp. 1860 waren 1.899 Arbeiter in der Textilindustrie tätig, 1890 waren es schon 5.862. Wurden 1860 noch 42.000 Stück Tuche gefertigt, so waren es 1890 rund 150.000 Stück.
Ein Jahr später, 1861 begründete Theodor Kühn die Teppichindustrie. Ebenfalls in diesem Jahr wurde das städtische Gaswerk in Betrieb genommen, 1863 folgte die Cottbuser Feuerwehr. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz war für die Entwicklung der Stadt von äußerster Wichtigkeit. Durch den Bau der Strecken nach Berlin 1866, Görlitz 1867, Großenhain 1870, Falkenberg/Elster Guben 1871 und Frankfurt (Oder) 1876 konnten Waren schnell und preiswert in alle Himmelsrichtungen verfrachtet werden. Mit dem Bahnbau wuchs die Stadt. Der weit vor den Toren der Stadt gelegene Bahnhof wurde seit Ende 1866 baulich angebunden. Es entstanden zahlreiche neue Straßen mit prächtigen Wohn- und Geschäftshäusern.
Im November 1877 gab es das erste Telefon in Cottbus, 1886 wurden die ersten Anschlüsse in der Stadt verlegt. Drei Jahre später wurden der Fernsprechverkehr mit Berlin, Görlitz, Forst, Guben und Spremberg aufgenommen. Seit dem 9. November 1886 bildete Cottbus einen eigenen Stadtkreis. Die Stadt schied damit aus dem sie umgebenden Landkreis aus. Im Mai 1893 durchquerte das erste Auto die Stadt Cottbus, im März 1894 fand die erste Messe statt. Dabei handelte es sich um eine Ausstellung für Gewerbe und Nahrungsmittel.
Vom 24. Februar bis 21. April 1896 kam es zum Textilarbeiterstreik. Fast 6.000 Arbeiter legten die Arbeit nieder. Sie erreichten dadurch, dass es zu keinen Entlassungen und keiner Lohnreduzierung kam. Dafür gab es freiwillige Lohnerhöhungen und eine einheitliche Einführung des Elf-Stunden-Tages. Anfang Dezember 1898 wurden die Wasserleitungen in Betrieb genommen. Im April des folgenden Jahres folgte die Inbetriebnahme der Kanalisation, 1903 begann ein Elektrizitätswerk seine Arbeit. Das war die Grundlage dafür, dass am 18. Juli 1903 die erste Straßenbahn durch die Stadt fuhr. Am 1. Oktober 1908 wurde das Cottbuser Stadttheater eingeweiht, am 27. Juni 1914 ein modernes Krankenhaus übergeben.
Von Weltkrieg zu Weltkrieg (1914–1945)
Am 1. August 1914 nahm man auch in Cottbus den Beginn des Ersten Weltkrieges jubelnd auf. In einer Lokalzeitung hieß es „das deutsche Volk steht auf, der Sturm bricht los“. Am Gymnasium fanden Notreifeprüfungen statt. Einige Tage später zog das Infanterieregiment Nr. 52 unter dem Jubel Tausender Cottbuser zum Bahnhof. Die Stadtverordneten führten eine Kriegssitzung durch. Stadtanleihen sollten für Kriegszwecke zur Verfügung gestellt werden. Im September zeichneten die Bürger der Stadt Kriegsanleihen von sieben Millionen Mark.
Ebenfalls im September wurde auf der Rennbahn im Norden der Stadt ein Lager für 10.000 Gefangene eingerichtet. Am 4. September 1914 traf der erste Transport mit 7.000 Russen ein. Im Jahr 1915 kam noch ein Gefangenenlager im Osten der Stadt dazu. Seit Februar 1915 kehrte auch in Cottbus die Not ein. Es wurde Kriegsbrot gebacken, welchem 20 % Kartoffelmehl beigemischt wurde. Auch wurden nun die Brotkarte und andere Lebensmittelkarten eingeführt. Im März 1917 führte die Stadt Kriegsnotgeld ein, da es an Kleingeld mangelte. Seit 1917 gehörten Flugzeuge bei Übungsflügen über der Stadt zum allgemeinen Bild. Es wurde ein Militärflugplatz angelegt, Baracken und Flugzeughallen errichtet und das Flieger-Ersatz-Bataillon Nr. 12 aufgebaut.
Der nahe Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches zeigte sich auch in Cottbus. Am 8. November 1918 zog ein Demonstrationszug durch die Straßen. Mit der Bildung eines Soldatenrates am 10. November und eines Arbeiterrates einen Tag später hielt die Novemberrevolution in Cottbus Einzug. Ende 1918 kehrte das Infanterie-Regiment Nr. 52 nach Cottbus zurück. Es verlor in den vier Kriegsjahren 332 Offiziere und 9.018 Unteroffiziere. In dieser Zeit verloren auch etwa 1.000 Cottbuser Zivilisten ihr Leben.
Nach dem Kapp-Putsch von 1920 kam es auch in Cottbus zum Generalstreik. Am 15. März 1920 stießen Demonstranten am Spremberger Turm mit Reichswehrtruppen des Majors Buchrucker zusammen. Das brutale Vorgehen der Truppen führte zu vier Toten und fünf Verletzten. Darauf wurde die Bildung einer Roten Garde beschlossen. Im Anschluss gab es verschiedene Gefechte bei Branitz, Ströbitz und Wilmersdorf.
Im April 1920 begann in Cottbus das Rundfunkzeitalter. Erstmals konnte eine Musiksendung empfangen werden, die vom Sender Königs Wusterhausen ausgestrahlt wurde. Im August 1923 kam es auch in Cottbus zur Hochinflation. Aus wirtschaftlicher Not musste schon im Januar die Straßenbahn stillgelegt werden. Auch die Gasversorgung war beeinträchtigt. Die Unternehmer gaben Bezugsscheine aus, um dem Geldmangel abzuhelfen. Die Inflation ruinierte nicht nur die Stadtfinanzen, sie traf auch jeden einzelnen Bürger. 1925 wurde das städtische Freibad und die Stadtbücherei eröffnet. 1928 folgte die Eröffnung des Dieselkraftwerkes, welches erbaut wurde, weil die Leistung des Elektrizitätswerkes den ständig steigenden Energiebedarf nicht mehr decken konnte. Im Februar 1929 erfolgte die Aussperrung der Textilindustrie. In Cottbus waren davon 7.000 Arbeitnehmer betroffen.
Am 30. Januar 1933 fand ein Fackelzug durch die Cottbuser Straßen statt. Bereits vor der „Machtergreifung“ hatten die Nationalsozialisten in Cottbus Fuß gefasst. Bei den Kommunalwahlen von 1929 gab es in der Stadt schon 3.000 Stimmen für die NSDAP. Am 20. Juli 1932 strömten dann 40.000 Menschen auf das Rennbahngelände, um Adolf Hitler reden zu hören. Mit der Reichstagswahl Juli 1932 wurde die NSDAP stärkste Partei in Cottbus. Bereits im Februar 1933 begann die Verfolgung von Mitgliedern der Arbeiterparteien und anderer Regimegegner. Sie wurden in einer SA-Kaserne an der Ostrower/Ecke Wasserstraße interniert und misshandelt. Während der NS-Zeit wurden ab 1935 an verschiedenen Standorten Kasernen erbaut. Der Wohnungsbau kam seitdem fast zum Erliegen. 1936 wurde das alte preußische Gefängnis in ein Konzentrationslager umgewandelt, in dem überwiegend Frauen inhaftiert waren. Am 30. März 1936 wurden insgesamt 296 Gefangene gezählt, nicht genannt wurden die unzähligen Antifaschisten, die hier inhaftiert waren. Ein Jahr später befanden sich schon 453 Gefangene in dem Lager in der heutigen Bautzener Straße.
Anfang 1937 war der Baubeginn des Cottbuser Abschnitts der Reichsautobahn (RAB) 9 Berlin–Breslau (heute Bundesautobahn 15). Die der Arbeitsbeschaffung dienende Maßnahme hatte vor allem strategische Bedeutung und gehörte zu den Kriegsvorbereitungen. So war Cottbus seit 1935 auch wieder Garnisonsstadt. Die Wirtschaft wurde zielgerichtet auf Belange der Kriegswirtschaft umgestellt. Während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 brannten die Nationalsozialisten auch die Cottbuser Synagoge nieder. Diese Nacht war Auftakt für die Deportationen jüdischer Bürger in Konzentrationslager. Mitte November 1938 verließ ein erster Transport die Stadt.
Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg. Als Zweigbetrieb der Zittauer Phänomen Werke Gustav Hiller AG wurden 1938 die Mechanischen Werke Cottbus (MWC) eingerichtet, wo leichte Zugkraftwagen für die Wehrmacht gebaut wurden. Die ca. 1.000 Beschäftigten dort stellten im ersten Kriegsjahr monatlich etwa 150 Halbkettenfahrzeuge her. Ein Jahr später verlegten die Flugzeugwerke der Focke-Wulf GmbH Teile ihrer Produktion nach Cottbus und montierten an verschiedenen Standorten in der Stadt bis 1945 mehr als 20.000 Exemplare der Focke-Wulf Fw 190. Im Herbst des Jahres 1940 erlebten die Cottbuser die ersten Luftangriffe auf die Stadt, so beispielsweise am 25. Oktober und zwischen dem 10. und 20. November. Auf dem 1939 in Betrieb genommenen Fliegerhorst Cottbus war eine Flugzeugführerschule der Luftwaffe stationiert.
Die so gewachsene Bedeutung für die kriegswichtigen Industrien machte die Stadt am 3. Januar 1944 zum Ziel des ersten Luftangriffs bei Tage. Auch in den folgenden Monaten heulten die Sirenen in der Stadt immer wieder auf und warnten vor erneuten Luftangriffen. Die ersten Flüchtlingstrecks erreichten Cottbus im Jahr 1944 und so ergab eine Zählung im Oktober, dass neben den Cottbuser Einwohnern 4.828 Flüchtlinge zumeist aus Berlin und etwa 4.000 ausländische Zwangsarbeiter in der Stadt lebten. Am 12. November 1944 wurde der Cottbuser Volkssturm vereidigt. Sein Quartier bezog der Volkssturm am 17. Dezember im Cottbuser Theater, hier wurde auch ein umfangreiches Munitionslager eingerichtet. Das Leben in der Stadt war zusammengebrochen, Strom und Gas wurden regelmäßig abgestellt.
Ein Bombenangriff der United States Army Air Forces zerstörte am 15. Februar 1945 große Teile der Stadt. 459 B-17-Bomber befanden sich im Anflug auf das Hydrierwerk Ruhland. Auf Grund der Wetterbedingungen konnten sie Ruhland nicht anfliegen und wählten als Ausweichziel Cottbus. Dabei wurden rund 4.000 Sprengbomben auf das Bahnhofsgelände, die östlichen und südlichen Stadtbezirke, die Branitzer Siedlung und mehrere Industriebetriebe geworfen. Die Bilanz des Luftangriffes waren 1.000 Tote, darunter 400 Kinder, 2.500 Verwundete, 356 zerstörte Wohnhäuser sowie 3.600 beschädigte Wohnungen, so dass über 13.000 Cottbuser obdachlos waren. Am 22. April 1945 nahm die Rote Armee nach dreitägigen verlustreichen Kämpfen mit der Wehrmacht die Stadt ein. 60 % der Wohnungen und 60 % der Industriebetriebe erlitten Schäden. Von den etwa 55.000 Bewohnern vor Kriegsbeginn waren nur noch etwa 3.000 in der Stadt.
Vom Roten Stern zu Hammer, Zirkel, Ährenkranz (1945–1989)
Am 13. Mai 1945 wurde das erste Nachkriegsmagistrat ernannt. Die ersten Tage nach der Einnahme der Stadt kam es zu Plünderungen, Vergewaltigungen, Verschleppungen und auch Erschießungen. Nur ganz allmählich kam das öffentliche Leben wieder in Gang. Die Besatzungsmacht überwachte alle Arbeiten und Tätigkeiten und häufig kam es zu Willkür und Übergriffen. Am 20. Mai konnte die Elektrizitätsversorgung wieder aufgenommen werden. Wenig später wurde wieder Gas geliefert und die Wasserversorgung in Betrieb gesetzt.
In den ersten Jahren nach Kriegsende waren die Cottbuser mit der Beräumung der Straßen vom Kriegsschutt, Beseitigung der Trümmer, Inbetriebnahme der Industrie, des Verkehrs, der Handwerks- und Handelseinrichtungen beschäftigt. Außerdem mussten Flüchtlinge zu Tausenden untergebracht und die medizinische Versorgung gewährleistet werden. Bis zum Sommer 1945 war die Einwohnerzahl wieder auf etwa 35.000 angewachsen.
Zur Durchsetzung und Sicherung der kommunistischen Macht wurden die Sozialdemokraten zu einer Zwangsvereinigung gebracht. Aus SPD und KPD entstand die SED. In Cottbus wurde dieser Akt am 24. März 1946 besiegelt. Im September und Oktober 1946 fanden Gemeinde-, Kreistags- und Landtagswahlen statt. Die Sowjetische Besatzungszone wurde in fünf Länder aufgeteilt. Am 12. Oktober 1949 fand eine Großkundgebung in Cottbus statt. 30.000 Menschen begrüßten dabei die am 7. Oktober vollzogene Gründung der DDR.
Am 1. Juli 1950 verlor die Stadt den kreisfreien Status. Aus Guben, Forst, Cottbus-Stadt und Cottbus-Land entstand der neue Landkreis Cottbus. 1952 wurde dieses Gebilde wieder aufgelöst und 1954 wurde Cottbus wieder kreisfrei. Am 11. August 1952 erfolgte die Auflösung der fünf Länder in der DDR und die Schaffung von 14 Bezirken. Cottbus wurde Bezirkshauptstadt des Bezirkes Cottbus. Am 17. Juni 1953 kam es auch in Cottbus zum Volksaufstand. Als Beschränkungen im Lebensstandard vorgenommen werden sollten, gingen die Menschen auf die Straße und erhoben auch politische Forderungen. In den Betrieben, insbesondere im Reichsbahnausbesserungswerk, wurde die Arbeit niedergelegt. Sowjetische Panzer und Arbeiterwehren schlugen den Aufstand nieder.
Cottbus wurde ab 1957 zum wichtigsten Kohle- und Energielieferanten. Aber auch das Bauwesen, die Textil- und Möbelindustrie sowie die Nahrungsmittelproduktion bestimmten die Wirtschaftsstruktur der Stadt. Seit dem 29. September 1969 wurden neue Werkshallen erbaut. Diese gehörten zum Textilkombinat Cottbus. Dort wurden auf Strickmaschinen Polyestergarn zu textilen Flächen verarbeitet. Am 4. April 1972 wurden viele Betriebe in Cottbus, wie auch in der ganzen DDR, verstaatlicht beziehungsweise volkseigen.
Im Januar 1975 kam es zum Absturz eines NVA-Jagdflugzeugs vom Typ MiG-21 über dem Stadtgebiet. Der Pilot und fünf polnische Arbeiterinnen starben.[2]
Am 4. September 1976 wurde Cottbus durch die Geburt des 100.000 Einwohners die 15. Großstadt der DDR. Am 5. Oktober 1978 wurde der neue Bahnhof eingeweiht, am 14. Dezember 1982 folgte die Übergabe des Bezirkskrankenhauses, des heutigen Carl-Thiem-Klinikums.
Wende zur Demokratie (seit 1989)
Am 7. Mai 1989 fanden Kommunalwahlen statt. Auch in Cottbus kam es bei dieser Wahl zu Manipulationen und Betrug. Am 30. Oktober fand in Cottbus die erste Montagsdemonstration statt. Nach der Wende und dem Übergang zu einer parlamentarischen Demokratie folgte im Februar und März 1990 der Wahlkampf und die erste, aber auch letzte demokratische Wahl für die Volkskammer. Mehrere hochrangige Politiker kamen nach Cottbus, so zum Beispiel Oskar Lafontaine (SPD), Otto Graf Lambsdorff (FDP), Hans-Dietrich Genscher (FDP) und Helmut Kohl (CDU). Die Wahl selbst fand am 18. März statt. Am 1. Juli löste mit Inkrafttreten der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion der beiden deutschen Staaten die D-Mark die Mark der DDR als gesetzliches Zahlungsmittel ab.
Mit dem Beitritt der Gebiete der DDR samt Ost-Berlins zum Geltungsbereich des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober 1990 wurde die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten vollzogen. Durch die Privatisierung der Wirtschaft begann ein tief greifender Strukturwandel in Stadt und Region. Cottbus wandelte sich zu einem Dienstleistungs-, Wissenschafts- und Verwaltungszentrum. 1992 erhielt das Cottbuser Stadttheater den Status des brandenburgischen Staatstheaters.
Im Zuge der brandenburgischen Kreisreform von 1993 wurde der Landkreis Cottbus Teil des neu gebildeten Landkreises Spree-Neiße. Die Stadt selbst blieb aber kreisfrei. Höhepunkt einer mehrjährigen Entwicklungsarbeit war die Eröffnung der Bundesgartenschau in Cottbus am 29. April 1995, die am 8. Oktober mit 2,3 Millionen Besuchern wieder ihre Pforten schloss. Im Jahr 2001 gewann die Stadt dann Gold beim Bundeswettbewerb „Unsere Stadt blüht auf“. Im Jahr 2006 begeht die Stadt Cottbus die 850-Jahr-Feier der urkundlichen Ersterwähnung. Seit dem 1. Januar 2007 ist der Sitz des Finanzgerichts Berlin-Brandenburg in Cottbus.
Literatur
- Johann Friedrich Beuch: Johann Friedrich Beuch's ehemaligen Rathsherren und Stadt-Physikus zu Cottbus Geschichte und Beschreibung der Stadt Cottbus bis zum Jahre 1740, Berlin 1785 (Digitalisat)
- Siegfried Kohlschmidt: Cottbus. In der Stadtchronik geblättert. Etro, Bad Soden-Salmünster 1993.
- Steffen Krestin: Chronik zur Geschichte der Stadt Cottbus. BVB-Verl.-Ges., Nordhorn 2003. ISBN 3-936092-98-2
- Arielle Kohlschmidt, Siegfried Kohlschmidt, Thomas Kläber: Cottbus 1156–2006. 850 Jahre. CGA-Verl., Cottbus 2005. ISBN 3-937503-12-9
Weblinks
Commons: Cottbus – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Die Neumark - Die Herrschaft Cottbus und Peitz (nach F.W.A. Bratring - Beschreibung der Mark Brandenburg - 1809). Abgerufen am 4. Juli 2010.
- ↑ „14. Januar 1975: Eine MIG stürzt in ein Wohnhaus“ in „Verschlusssache. Die größten Geheimnisse der DDR“ von Jan Eik und Klaus Behling. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2008. ISBN 978-3-360-01944-8. S. 145–147
Dieser Artikel wurde am 13. Januar 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. Kategorien:- Wikipedia:Lesenswert
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