DDR-Sport

DDR-Sport

Der Sport in der DDR wurde vom SED-beherrschten Staat offiziell intensiv gefördert. Vor allem die olympischen Sportarten waren im Fokus der Sportförderung. Die DDR sollte durch Spitzenergebnisse im Leistungssport an internationalem Ansehen gewinnen. Es gab zahlreiche Sportgruppen und Sportvereine, in denen die Mitgliedschaft zumeist kostenlos oder nahezu kostenlos war, z. B. Betriebssportgemeinschaften (BSG) und Schulsportgemeinschaften (SSG). Daneben gab es Motorsportgemeinschaften und Motorsportclubs im ADMV, Wehrsportgruppen der GST und zahlreiche eigens der Leistungssportförderung gewidmete Kinder- und Jugendsportschulen, sowie eine Hochschule, die Leipziger Deutsche Hochschule für Körperkultur (DHfK).

Inhaltsverzeichnis

Schul- und Breitensport

Der Schulsport wurde so gestaltet, dass die Talentsichtung im Vordergrund stand. Außerdem kam es in den 1980er Jahren zu einer Militarisierung des Schulsports durch Geländesport-Maßnahmen, Marschierübungen. Zudem war der Schulsport wie viele Teilsysteme der DDR durch eine militärische Organisationsform geprägt.

Spitzensport

Die Sportler der DDR stellten eine im Vergleich zur Bevölkerung des Landes überproportionale Zahl von Europa- und Weltrekorden in vielen Sportarten auf, vor allem beim Schwimmen, in den Eis- und Wintersportarten, im Radsport, in der Leichtathletik und beim Gewichtheben. (Weitere flächendeckend geförderte Sportarten im Artikel KJS).

Der große Erfolg der DDR-Sportler wird mit systematischer Sportförderung, die alle Schulen einbezog, erklärt. Die Wirksamkeit der Sportförderung in der DDR zeigt sich unter anderem auch daran, dass nach der Wiedervereinigung ein überproportionaler Anteil deutscher Sporterfolge von Sportlern errungen wurde, die in der DDR ausgebildet worden waren.

Die DDR förderte den Spitzensport unter anderem so intensiv, um durch die Erfolge das Selbstbewusstsein der DDR-Einwohner zu stärken, um internationales Prestige zu gewinnen und die Überlegenheit des Sozialismus zu demonstrieren. Im DDR-Spitzensport spielten auch Sportsoldaten eine herausragende Rolle. In den Sportklubs der Armeesportvereinigung Vorwärts (NVA) und der Sportvereinigung Dynamo (VP, MfS) trainierten Spitzensportler unter Profi-Bedingungen. Dank der intensiven Förderung kamen aus den Reihen der DDR-Sportsoldaten viele Sieger bei Europa- und Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen.

Für diese Erfolge wurden auch Opfer und gesundheitliche Dauerschäden in Kauf genommen. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden Details über flächendeckendes Doping bekannt. DDR-Leistungssportler wurden teilweise ohne ihr Wissen von Trainern und Sportärzten gedopt, was zum Teil zu schweren Dauerschäden führte. Besonders häufig wurde das Anabolikum Oral-Turinabol eingesetzt. Bei Kontrollen fiel die DDR im internationalen Sport nicht häufiger als andere Länder auf. Seit den 1990er Jahren spielt das Thema Doping und Kontrollen weltweit eine immer größere Rolle.

Sponsoring war in der DDR weitgehend unbekannt. Es gab jedoch zahlreiche Betriebssportgemeinschaften, die auch in kleineren Orten von den ansässigen Betrieben, Werken und Kombinaten finanziert und gefördert wurden. Eine der wenigen Ausnahmen für Sponsoring war der Radsport wo auf italienische und englische Hilfe zurückgegriffen wurde. Firmen wie Colnago und Reynolds sponserten die DDR-Mannschaft wie heute Profiteams unterstützt werden, Campagnolo unterstützte DDR-Sportler wegen ihrer Erfolge bis nach der Wende.

Ungewöhnlich ist, dass bei vielen Sportarten auch Leistungssportler formal einem Betrieb angehörten und teilweise außerhalb der Saison tatsächlich in ihren Berufen arbeiteten. Ehemaligen Leistungssportlern wurde der Übergang in einen gewöhnlichen Beruf erleichtert. Die Preise für Spitzenleistungen und Medaillengewinne waren in der Regel nicht mit westdeutschen Maßstäben vergleichbar.

Internationale Meisterschaften

203 Olympia-Goldmedaillen gingen an die DDR, insgesamt 755 Olympiamedaillen. 768 Weltmeister und 747 Europameister sind DDR-Sportler.

Von 1952 bis 1964 nahmen DDR-Sportler im Rahmen einer gesamtdeutschen Mannschaft an den Olympischen Spielen teil. Von 1968 bis 1988 gab es eine eigene Mannschaft der DDR.

Medaillenspiegel der DDR bei Olympischen Spielen

Sommerspiele Winterspiele
Jahr Ort Gold Silber Bronze Gesamtrang Ort Gold Silber Bronze Gesamtrang
1956 Melbourne 1 4 2 Cortina d'Ampezzo 1 0 5
1960 Rom 3 9 7 Squaw Valley 2 1 0
1964 Tokio 3 11 5 Innsbruck 2 2 0
1968 Mexico 9 9 7 5 Grenoble 1 2 2 10
1972 München 20 23 23 3 Sapporo 4 3 7 2
1976 Montréal 40 25 25 2 Innsbruck 7 5 7 2
1980 Moskau 47 37 42 2 Lake Placid 9 7 7 2
1984 Los Angeles (von der DDR boykottiert) Sarajevo 9 9 6 1
1988 Seoul 37 35 30 2 Calgary 9 10 6 2

Von 1956 bis 1964 starteten Sportler der DDR und der Bundesrepublik innerhalb einer gemeinsamen gesamtdeutschen Olympiamannschaft.

Gemeinsame Mannschaftserfolge mit Bundesrepublik (im Medaillenspiegel enthalten):

  • 1956: Bronzemedaille in der Mannschaftswertung im Straßenradsport
  • 1960: Goldmedaille in der Kajakstaffel
  • 1960: Zwei Bronzemedaillen in den Schwimmstaffeln der Frauen
  • 1964: Drei Silbermedaillen in den Schwimmstaffeln der Männer
  • 1964: Zwei Bronzemedaillen, in den Mannschaftswertungen im Männerturnen und im Military-Reiten

Seit dem Ende der DDR und ihrer Sportförderung sinkt die gesamtdeutsche Medaillenzahl bei der Sommerolympiade stetig:

  • 1992: 82 Medaillen, davon 33 Gold, 21 Silber, 28 Bronze (Gesamtrang 3)
  • 1996: 65 Medaillen, davon 20 Gold, 18 Silber, 27 Bronze (Gesamtrang 3)
  • 2000: 56 Medaillen, davon 13 Gold, 17 Silber, 26 Bronze (Gesamtrang 5)
  • 2004: 48 Medaillen, davon 14 Gold, 16 Silber, 18 Bronze (Gesamtrang 6)
  • 2008: 41 Medaillen, davon 16 Gold, 10 Silber, 15 Bronze (Gesamtrang 5)

Bekannte Sportler

Boxen

Eiskunstlauf

Eisschnelllauf

Fußball

Gewichtheben

Handball

Leichtathletik

Motorsport

Radsport

Schwimmen

Skisport

Tischtennis

Turnen

Weitere Sportler

Funktionäre

Geflohene Sportler

Fußballspieler

Leichtathleten

Filme

  • Mit allen Mitteln - Doping in der DDR. Real productions, Dokumentation, 53 Minuten

Siehe auch

Literatur

  • Brigitte Berendonk: Doping Dokumente. Von der Forschung zum Betrug. 1991, ISBN 3-49918-677-2
  • Grit Hartmann (Hrsg.): Goldkinder. Die DDR im Spiegel ihres Spitzensports. 1998, ISBN 3-931801-03-9
  • Volker Kluge: Das große Lexikon der DDR-Sportler. 2004, ISBN 3-89602-538-4
  • Patrick Litz: Der Beitrag des Sports zur Entfaltung der sozialistischen Persönlichkeit in der DDR. Weißensee Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89998-051-6
  • Giselher Spitzer: Doping in der DDR. Ein historischer Überblick zu einer konspirativen Praxis. Genese-Verantwortung-Gefahren. 3. Auflage 2003, ISBN 3-89001-315-5
  • René Wiese: Staatsgeheimnis Sport – Die Abschottung des Leistungssportsystems der DDR, in: Historical Social Research / Historische Sozialforschung (HSR) 32 (2007), Nr. 1 (Volltext als PDF)
  • Erlebt - Erzählt : der Werdegang bekannter Sportler, Berlin : Sportverlag, 1955

Weblinks


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