- Landkreis Erkelenz
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Der Kreis Erkelenz war ein von 1816 bis 1972 bestehender Kreis im ehemaligen Regierungsbezirk Aachen. Mit diesem gehörte er zunächst zur preußischen Provinz Großherzogtum Niederrhein, ab 1822 zur Rheinprovinz und ab 1946 zu Nordrhein-Westfalen. Zwischen 1939 und 1969 trug er die Bezeichnung Landkreis Erkelenz. Kreisstadt war Erkelenz, das Kfz-Kennzeichen war ERK. Heute liegt das ehemalige Kreisgebiet größtenteils im Kreis Heinsberg.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Lage
Der Kreis Erkelenz war der nördlichste Kreis im Regierungsbezirk Aachen. Im Nordwesten lag die niederländische Provinz Limburg, ansonsten grenzten der Kreis Kempen-Krefeld, die Stadtkreise Mönchengladbach und Rheydt, der Kreis Grevenbroich-Neuss der Kreis Jülich und der Kreis Geilenkirchen-Heinsberg an. Die Länge der internationalen Grenze betrug 24 km, die Gesamtlänge der Kreisgrenze im Jahr 1937 135 km.
Landschaft
Eine auffällige Landschaftsgrenze durchzog den Kreis. Der Norden wurde von der Schwalm-Nette Platte des Niederrheinischen Tieflandes eingenommen. Hier liegen nährstoffarme und feuchte Böden. Wälder stehen auf Sandlöß und Sandböden. Im Meinweggebiet erstreckt sich ein Binnendünenfeld. Der Wald bei Elmpt bildete das größte Waldgebiet des Kreises. Im Süden des Kreises liegt die weiträumige, waldarme Erkelenzer Börde mit ihren fruchtbaren Lössböden, eine Landschaft der Niederrheinischen Bucht
Zwischen Rurich und Elmpt bildet eine Riedellandschaft den Übergang zur 30 m bis 50 m tieferliegenden Rurniederung, sie verläuft von Südost nach Nordwest. Die Rur floss zwischen Rurich und Ratheim durch den Kreis. Hier fanden sich in der flachen Landschaft Wiesen, Pappeln und Korbweidenkulturen. Weitere Flüsse auf Kreisgebiet waren Schwalm und Niers.
Die höchste Erhebung mit ca. 110 m ü. NN lag im Süden bei Immerath, der tiefste Punkt mit 27 m im Norden bei Brempt an der niederländischen Grenze.
Flächengröße
Im Jahr 1900 umfasste der Kreis Erkelenz 288,99 km². Durch Zuschläge seitens anderer Kreise vergrößerte sich die Kreisfläche auf 334,7 km² 1933. 1972 betrug sie 321,05 km² .
Territorialgeschichte
Vor der Gründung des Kreises
Der ehemalige Kreis Erkelenz umfasste vor 1794 Gebiete aus verschiedenen Territorien:
- Österreichische Niederlande, hierzu gehörten die Gemeinden Wegberg (teilweise), Nieder- und Oberkrüchten und Elmpt
- Reichsgrafschaft Wickrath, hierzu gehörten Schwanenberg, Lentholt, Genhof und Genfeld (letzteres Dorf zur Hälfte)
- Herzogtum Jülich, hierzu gehörten die übrigen Gemeinden. Diese waren aber verschiedenen jülichschern Ämtern zugeordnet gewesen. Erkelenz lag als freie Herrlichkeit mit geldernschem Recht im Herzogtum.
Zwischen 1794 und 1815 gehörte das Rheinland zu Frankreich. Die ehemaligen Landesherrschaften wurden abgeschafft und neue Verwaltungseinheiten geschaffen; die Mairie (Bürgermeisterei), der Canton (Kanton), das Arrondissement und das Département.
Der Canton Erkelens (Erkelenz) gehörte zum Arrondissement Crévelt (Krefeld) des Département-de-la-Roer und bestand aus den Bürgermeistereien Beeck, Doveren, Erkelenz, Gerderath, Immerath, Kleingladbach, Kuckum, Lövenich, Schwanenberg, Tüschenbroich oder Wegberg (jülichscher Teil). Dieser Kanton hatte 1806 20.130 Einwohner.
Der Kreis
1815 fiel das Rheinland an Preußen. Der Kreis Erkelenz wurde gegründet und dem Regierungsbezirk Aachen zugeordnet, gehörte zunächst zur Provinz Großherzogtum Niederrhein und ab 1822 zur Rheinprovinz.
Der Kreis wurde gebildet aus:
- dem Canton Erkelens, ausgenommen Spenrath, Kuckum und Breitenbend (Arrondissement Crévelt, Département-de-la-Roer)
- dem Canton Cruchten (Niederkrüchten) (Département de la Meuse Inferieure) mit den Bürgermeistereien Elmpt, Niederkrüchten und teilweise Wegberg
- der Gemeinde Buchholz aus der Bürgermeisterei Wickrath (Canton Odenkirchen, Arrondissement Crévelt, Département-de-la-Roer),
- den Bürgermeistereien Körrenzig und Gevenich sowie dem Hof Klein-Künkel aus der Bürgermeisterei Brachelen (Canton Linnich, Arrondissement Aix-la-Chapelle (Aachen), Département-de-la-Roer)
Die vorgenommene Kreiseinteilung hatte Bestand bis zum 1. Oktober 1932, als nach Auflösung des Kreises Heinsberg Teile dem Kreis Erkelenz zugeteilt wurden, nämlich die Gemeinden Arsbeck, Hilfarth (Ausnahme: Porselen), Myhl, Ratheim und Wildenrath.
Am 1. April 1936 wurden die drei südlichen Gemeinden Gevenich, Glimbach und Körrenzig aus dem Kreis ausgegliedert und dem Kreis Jülich zugeschlagen. Der Ort Rurich wurde aus der Gemeinde Körrenzig herausgelöst, in das Amt Baal eingegliedert und verblieb so im Kreis Erkelenz. 1939 wurde in ganz Deutschland die Bezeichnung “Landkreis” für alle kleineren Verwaltungsbezirke eingeführt, was für das spätere Nordrhein-Westfalen bis 1969 bestand haben sollte.
Nach der Auflösung Preußens fiel der nun zur britischen Besatzungszone gehörende Landkreis am 23. August 1946 an das neu gegründete Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Am 1. Januar 1972 wurde der Kreis Erkelenz durch das Aachen-Gesetz aufgehoben und mit dem Selfkantkreis Geilenkirchen-Heinsberg zu dem neuen Kreis Heinsberg zusammengelegt.
1975 wurden die Gemeinden Niederkrüchten und Elmpt zusammengelegt, aus dem Kreis Heinsberg ausgegliedert und dem Kreis Viersen zugeschlagen.
Kreisgliederung 1935
Im Jahr 1935 gliederte sich der Kreis wiefolgt:
- Amt Baal bestehend aus Baal, Doveren, Granterath, Hetzerath, Katzem, Kleinbouslar und Lövenich
- Amt Körrenzig mit Körrenzig, Kofferen, Gevenich, Glimbach und Rurich
- Stadt Erkelenz bestehend aus Bellinghoven, Buscherhof, Commerden, Erkelenz, Etgenbusch, Genehen, Mennekrath, Neuhaus, Oestrich, Oerath, Scheidt, Tenholt, Terheeg und Wockerath
- Amt Erkelenz-Land
- Gemeinde Gerderath bestehend aus Fronderath, Gerderath , Gerderhahn, Moorheide, Myhlerfeld und Vossem
- Gemeinde Golkrath bestehend aus Golkrath, Houverath, Houverather Heide, Hoven und Matzerath
- Gemeinde Kückhoven
- Gemeinde Schwanenberg bestehend aus Genfeld, Genhof, Grambusch, Lentholt und Schwanenberg
- Gemeinde Venrath bestehend aus Kaulhausen und Venrath
- Amt Holzweiler
- Gemeinde Immerath bestehend aus Eggeratherhof, Holzweiler, Immerath, Lützerath, Roitzerhof, Pesch, Weyerhof
- Gemeinde Keyenberg bestehend aus Berverath, Borschemich, Keyenberg, Oberwestrich, Unterwestrich
- Gemeinde Hückelhoven bestehend aus Bergerhof, Bocketsmühle, Brück, Busch, Doverackerheide, Garsbeck, Gendorf, Gewerkschaft Sophia Jacoba (Siedlung), Hilfarth, Hückelhoven, Hückelhoverheide, Kaphof, Kleingladbach, Krickelberg, Mahrhof, Millich, Ohof, Ratheim, Roerbrücke, Schaufenberg, Thomashof und Vogelsang
- Amt Myhl bestehend aus Altmyhl, Arsbeck, Büch, Dalheim-Rödgen, Myhl und Wildenrath
- Amt Niederkrüchten
- Gemeinde Niederkrüchten bestehend aus Birth, Blonderath, Boscherhausen, Brempt, Brook, Dam, Felderhausen, Gützenrath, Heyen, Laar, Merbeck, Niederkrüchten, Ryth, Silverbeek, Oberkrüchten, Schwaam, Steinkenrath, Tetelrath, Varbrook, Venn und Venheyde,
- Gemeinde Elmpt bestehend aus Beek, Berg, Elmpt, Hillenkamp, Kreithövel, Rieth und Wae
- Overhetfeld bestehend aus Overhetfeld, Dilborn
- Amt Beeck bestehend aus Anhoven, Beeck, Beeckerheide, Berg, Bissen, Buchholz, Busch, Ellinghoven, Felderhof, Flassenberg, Forst, Freiheid, Gripekoven, Holtum, Isengraben, Kehrbusch, Kipshoven, Kleingerichhausen, Mehlbusch, Moorshoven, Rath, Schönhausen
- Amt Wegberg bestehend aus Bissen, Broich, Dorp, Brunbeck, Geneiken, Genfeld, Groß-Gerichhausen, Harbeck, Klinkum, Rickelrath, Tüschenbroich, Uevekoven, Watern und Wegberg.
Bevölkerungsentwicklung
90.000 96.659 80.000 85.884 70.000 60.000 68.946 50.000 56.099 59.433 40.000 30.000 32.268 39.203 36.047 36.696 39.449 20.000 29.909 Jahr 1816 1822 1861 1890 1900 1910 1933 1946 1950 1961 1970 Wappen
Blasonierung: "In Gold ein rotes lateinisches Lilienkreuz, in dessen Mitte eine fünfblättrige, blaue Flachsblüte." Siehe [1]
Herkunft und Bedeutung: Dieses Wappen erhielt der Landkreis am 9. Mai 1955. Die Lilie entstammt einem Erkelenzer Stadtsiegel von 1551 und erinnert an die Beziehung der Stadt Erkelenz zum Marienstift Aachen. Die Flachsblüte weist auf den früheren Flachsanbau hin, der vor allem im nördlichen Kreisgebiet betrieben wurde. Das Gold im Wappenschild steht für die Fruchtbarkeit des Lößbodens des südlichen Kreisgebietes.
Landräte
- 1816 - 1826 Johann Caspar Heinrich von Dewall
- 1826 - 1850 Heinrich Beermann
- 1850 - 1876 Gustav Claessen
- 1876 - 1877 Hugo Strom
- 1877 - 1884 Gustav Adolph Dombois
- 1885 - 1895 Dr. Franz Leopold Gehle
- 1895 - 1928 Dr. Alfred von Reumont
- 1928 - 1933 Theodor August Flesch
- 1933 - 1944 Dr. Eduard Wessel
- 1945 - 1946 Dr. Jack Schiefer
- 1946 - 1946 Werner Müller
- 1947 - 1948 Heinrich Sieben
- 1948 - 1972 Josef Rick (von 1947 bis 1956 Landtagsabgeordneter der CDU)
Literatur
- Gustav Claessen (Landrat), Statistische Darstellung des Kreises Erkelenz, Erkelenz 1863
- Jack Schiefer, Zerstörung und Wiederaufbau im Kreise Erkelenz, Aachen 1948
- Heimatkalender der Erkelenzer Lande, 1954 bis 1972, Kreis Erkelenz in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein der Erkelenzer Lande
- Friedel Krings, Albert Kardas: Landkreis Erkelenz, Duisburg 1966
Weblinks
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