Vardarska Mazedonien

Vardarska Mazedonien
Република Македонија

Republika Makedonija
Republik Mazedonien

Flagge Mazedoniens
Wappen Mazedoniens
Flagge Wappen
Amtssprache Mazedonisch,
mit Einschränkungen Albanisch,

auf lokaler Ebene auch Türkisch, Romani, Serbisch und Walachisch (Aromunisch)

Hauptstadt Skopje
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Präsident Branko Crvenkovski
Regierungschef Ministerpräsident Nikola Gruevski
Fläche 25.333 km²
Einwohnerzahl 2.063.122 Einwohner (2004)
Bevölkerungsdichte 81 Einwohner pro km²
BIP nominal (2007)[1] 7.497 Mio. US$ (123.)
BIP/Einwohner 3.659  US$ (2008)[2]
HDI 0,801 (69.)
Währung Mazedonischer Denar
Unabhängigkeit 8. September 1991
Nationalhymne Denes nad Makedonija
(Денес над Македонија)
Nationalfeiertag 2. August (Ilinden-Aufstand von 1903) und 8. September (Unabhängigkeitstag)
Zeitzone UTC+1
Kfz-Kennzeichen MK
Internet-TLD .mk[3]
Telefonvorwahl +389

Mazedonien, amtlich Republik Mazedonien oder auch ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, ist ein Staat in Südosteuropa. Mazedonien war die südlichste Teilrepublik Jugoslawiens und rief 1991 etwas später als Kroatien und Slowenien seine Unabhängigkeit aus. Seit Dezember 2005 hat Mazedonien den offiziellen Status eines EU-Beitrittskandidaten.

Um den Staatsnamen gibt es einen Namensstreit zwischen der griechischen und der mazedonischen Regierung. Die Republik nennt sich selbst „Republik Mazedonien“ (Република Македониjа; Abkürzung Р.М.; Vollform „Republika Makedonija“; albanisch Republika e Maqedonisë). In die Vereinten Nationen wurde sie unter dem Namen „ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien“ (поранешна југословенска Република Македонија/poranešna jugoslovenska Republika Makedonija, alb. Ish Republika Jugosllave e Maqedonisë, englisch Former Yugoslav Republic of Macedonia - FYROM) aufgenommen.[4][5]

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Höchster Berg Mazedoniens: Korab (2764 Meter)

Mazedonien ist ein Binnenstaat und grenzt im Norden an Serbien und an den Kosovo, im Osten an Bulgarien, im Süden an Griechenland und im Westen an Albanien.

Mazedonien ist ein Gebirgsland mit mehreren Dutzend Zweitausendern, darunter einigen Gipfeln von 2700 bis 2.800 m. Der höchste Berg ist der Golem Korab. Im Nordwesten liegt das Gebirge Šar Planina (alban. Kodra e Djellit). Der Fluss Vardar entspringt im westlichen Hochgebirge nahe der Grenze zu Albanien bzw. zum Kosovo und durchfließt das gesamte Land in Richtung Südosten. Er bildet die Hauptorientierungsachse des Landes und hat vier größere Nebenflüsse.

Im Südwesten an der Grenze zu Albanien hat Mazedonien je etwa zu zwei Dritteln Anteil am Ohridsee und am Prespasee. Diese Seen (Höhe 700 bzw. 900 m) sind etwa 400 km² groß und durch Tektonik in einer geologischen Schwächezone der Erdkruste entstanden. Der Ohridsee ist sehr tief und reich an endemischen Arten; beide Seen und der Nationalpark ringsum zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Klima ist im gebirgigen Landesinneren relativ rau. Generell liegt es im Übergangsgebiet zwischen dem mediterranen und dem kontinentalen Klima.

Bevölkerung

Ethnien

Nach der Volkszählung von 2002 setzt sich die Bevölkerung wie folgt zusammen:

Im Landessüden leben in und um die Städte Prilep, Bitola, Gevgelija und Strumica die Nachkommen von Flüchtlingen aus der Zeit des Griechischen Bürgerkrieges, zum großen Teil Angehörige der mazedonischen Minderheit aus dem Norden Griechenlands.

Sprachen

Die Muttersprache der Mehrheit der Bevölkerung ist das Mazedonische, die Sprache mit der zweitgrößten Zahl von muttersprachlichen Sprechern das Albanische. Daneben wird regional auch Türkisch, Serbisch und von Roma das Romani gesprochen. Viele Roma haben aber die Sprache des jeweiligen Gebietes übernommen.

Religionen

Kirche Sveti Jovan Bogoslav - Kaneo in Ohrid

Nach den Zahlen der Volkszählung von 2002 haben etwa 45 % keine Angaben zu ihrer Konfession gemacht oder sind nicht gläubig. Die zweitgrößte Gruppe mit etwa 32,4 % der Bevölkerung sind orthodoxe Christen, 16,9 % sind Muslime und schätzungsweise 5 % gehören anderen Religionsgemeinschaften an, unter anderem der römisch-katholischen Kirche.

Die orthodoxen Christen in Mazedonien sind größtenteils Angehörige der Mazedonischen Autokephalen Kirche, die ein eigenes Oberhaupt hat, jedoch von den anderen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt wird.

Größte Städte

Die größten Städte Mazedoniens sind nach der Volkszählung von 2002 (Einwohnerzahlen bezogen jeweils auf das Gebiet der gesamten Gemeinde):

  1. Skopje 506.926
  2. Kumanovo 105.484
  3. Bitola 95.385
  4. Tetovo 86.580
  5. Gostivar 81.042
  6. Prilep 76.768
  7. Ohrid 55.749
  8. Veles 55.108
  9. Strumica 54.676
  10. Štip 47.796

Siehe auch: Liste der Städte in Mazedonien

Verwaltungsgliederung

Die 84 opštini

Am 11. August 2004 trat ein neues Territorialverwaltungsgesetz in Kraft, das den Staat Mazedonien in nunmehr 8 Regionen und 84 Gemeinden (opštini) untergliedert[6]. Die bisherigen 123 Gemeinden wurden teilweise zusammengefasst, jedoch wurden im Großraum Skopje die bisherigen 8 Gemeinden auf 10 erhöht.

Siehe auch: Liste der Gemeinden Mazedoniens

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Mazedoniens

Nur der südliche Teil der ehemaligen jugoslawischen Republik, also des heutigen Staates Mazedonien um Bitola, wurde in der Antike zur historischen Region Makedonien gezählt. Der nördliche Teil mit der Hauptstadt Skopje war in der Antike unter dem Namen Paionien bekannt, zur Zeit des Römischen Reiches befanden sich dort Teile der Provinzen Moesia Superior und Macedonia.

Kurzüberblick

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus Listen, an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.
  • Ab 500 v. Chr. Besiedlung von einigen illyrischen Stämmen
  • Im 2. Jahrhundert v. Chr. löscht Rom das antike Makedonien aus.
  • Im 4. Jahrhundert n. Chr. Übergang der Macht an Byzanz.
  • Einwanderung slawischer Stämme im 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr.
  • Vom 7. Jahrhundert Teil Bulgariens.
  • Ende des 10. Jahrhunderts Teil des Westbulgarischen Reiches unter dem Zaren Samuil (976–1014) mit Hauptstadt Ohrid.
  • 1131 - 1155 das Serbenreich dehnt sich bis Mazedonien aus, anschließend Herrschaft der Serben.
  • 1187 - 1196 Teil des Zweiten Bulgarischen Reichs.[7]
  • 1392 Türken erobern Skopje, die Stadt gilt ab dann als Üsküp.[8]
  • Vom Beginn des 15. Jahrhunderts bis 1912 osmanische Herrschaft auf dem Gebiet der heutigen Republik Mazedonien.
  • 1465 Aufstände gegen das osmanische Reich (u.a. auch 1565, 1689, 1876).[9]
  • 1878 Frieden von San Stefano (3. März): die Region Mazedonien geht bis Saloniki an Bulgarien.[10]
  • 1878 Berliner Kongress: die Region Maкedonien fällt an die Türkei zurück.
Denkmal für die 10-tägige Republik
  • Ende des 19. Jahrhunderts zunehmender Widerstand gegen die türkische Fremdherrschaft, Einfluss der benachbarten Nationalstaaten Bulgarien, Serbien und Griechenland, Gründung der Inneren Mazedonischen Revolutionären Organisation (IMRO).
  • 1903 Ilinden-Aufstand am 2.August (heute Nationalfeiertag Mazedoniens)
  • 1912/1913: Balkankriege, Ende der türkischen Herrschaft, die Region Mazedonien wird zwischen Griechenland, Serbien und Bulgarien aufgeteilt. (Der serbische Teil wurde in Vardar-Mazedonien umbenannt)
  • 1914–1918: Im Ersten Weltkrieg ist Vardar-Mazedonien von bulgarischen Truppen besetzt.
  • 1918–1941: Vardar-Mazedonien wird Teil des Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (ab 1929 Königreich Jugoslawien). Von 1929 bis 1941 bildete aufgrund innenpolitischer Zwistigkeiten die heutige Republik Mazedonien zusammen mit Teilen des südlichen Serbiens administrativ die Vardarska banovina.
  • 1941–1944: Im Zweiten Weltkrieg folgte die erneute bulgarische Besetzung. Errichtung einer Partisanenbewegung. Die kommunistischen Partisanen Jugoslawiens erkennen 1943 die Existenz einer eigenständigen mazedonischen Nation an.
  • 1944: Erste ASNOM-Sitzung am 2. August im Kloster „Heiliger Prochor Pčinjski“. Gründung der jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien.
  • 1963: Erdbeben erschüttert die Hauptstadt Skopje.
  • 1991: Staatliche Unabhängigkeit infolge des Zerfalls Jugoslawiens, Namens- und Symbolstreit mit Griechenland. Bulgarien erkennt als erstes Land die Republik Mazedonien unter derer verfassungmäßigen Namen an.
  • 1993: Aufnahme in die Vereinten Nationen (gleichzeitig konkludente Anerkennung durch die meisten EG-Staaten) unter dem Namen „ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien“ bzw. „EJRM“ (englisch former Yugoslav Republic of Macedonia oder abgekürzt F. Y. R. O. M. bzw. FYROM).[4][5]
  • 1999: Aufnahme und Versorgung tausender albanischer Flüchtlinge aus dem Kosovo.
  • 2001: Innenpolitische Krise, bürgerkriegsähnlicher Aufstand albanischer Nationalisten wegen nach ihrer Ansicht zu geringer Rechte der Minderheit.
  • 2001: Rahmenabkommen von Ohrid, welches mehr Rechte für die Albaner bietet. Anschließend abflauen der Krise.
  • 2004: Übergabe des offiziellen EU-Beitrittsgesuches[11] am 22. März 2004.
  • 2005: Verleihung des EU-Kandidatenstatus an Mazedonien im Dezember.

Politik

Politisches System

Die Staatsform in Mazedonien ist laut der Mazedonischen Verfassung von 1991 eine Republik mit der Regierungsform einer parlamentarische Demokratie. Die Verfassung wurde maßgeblich vom deutschen Altpräsidenten Roman Herzog und dem ehemaligen französischen Justizminister Georges Badinter ausgearbeitet und am 17. November 1991 verabschiedet. Seither wurde sie viermal (1992, 1998, 2001, 2003) fortgeschrieben: 1992, um ausdrücklich zu erklären, dass das Land keine territorialen Ansprüche gegenüber Nachbarstaaten erhebt und nicht in die Souveränitätsrechte anderer Staaten oder in ihre internen Angelegenheiten eingreift (im Zusammenhang mit den Verhandlungen mit Griechenland wegen des Streits über den Namen des Landes und seine internationale Anerkennung), 2001 zwecks Einführung eines verfassungsrechtlichen Rahmens für die Umsetzung des Rahmenabkommens von Ohrid vom 13. August 2001.

Das mazedonische Parlament (Sobranie) wird alle 4 Jahre gewählt und besteht verfassungsgemäß mindestens aus 120 und höchstens aus 140 Mitgliedern, die durch allgemeine Direktwahl gewählt werden. Bisher hatte das Parlament in allen Legislaturperioden 120 Mitglieder. Das Staatsoberhaupt wird auf 5 Jahre gewählt.

Das mazedonische Parteiensystem ist durch eine doppelte Polarität gekennzeichnet: einerseits eine ethnisch-nationale (slawisch-mazedonisch und albanisch) und andererseits eine politische (post-kommunistisch und antikommunistisch). Das antikommunistische Lager wird jedoch nur von der konservative VMRO-DPMNE vertreten. Ebenfalls ist die VMRO-DPMNE die einzige Partei, die eine enge Anlehnung an den östlichen Nachbarn Bulgarien anstrebt[12].

Innenpolitik

Die Innenpolitik war in den letzten Jahren vor allem durch Konflikte zwischen den beiden größten Nationalitäten geprägt, den Mazedoniern und den Albanern[13]. Mazedonien hatte auf internationalen Druck im Kosovokonflikt 1999 um die 380.000 Flüchtlinge aus dem Kosovo aufgenommen, was das brüchige Ethnische Gefüge im Land änderte. Seit dem Frühjahr 2001 verstärkte sich der Konflikt nach der Bildung einer neuen militanten albanischen Organisation. Durch das Engagement des Präsidenten Boris Trajkovski, der EU und der USA konnte im Rahmenabkommen von Ohrid ein Ausgleich zwischen den Volksgruppen und eine Entwaffnung der militanten albanischen Gruppe erreicht werden.

Im Blick auf die angestrebte Aufnahme in die EU hat Mazedonien eine Reihe von umfassenden innenpolitischen Reformen abgeschlossen, die das Land auf EU-Standard bringen sollen, u.a. mit der Kommunal- , Hochschul-, Polizei- und Justizreform.

Wegen des Namensstreits verhinderte Griechenland im April 2008 die von Mazedonien erwünschte Beitrittszusage der NATO an Mazedonien. Es kam zu einer Koalitionskrise und zur Auflösung des Parlaments. Bei der Parlamentswahl am 1. Juni 2008 errang die VMRO-DPMNE mit 48 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit der Mandate, sie regiert zusammen mit dem albanischen Koalitionspartner DUI, welcher 10 Prozent der Stimmen erhielt. Der bisherige Koalitionspartner der VMRO-DPMNE, die sich eben falls als Partei der Albaner verstehende DPA ging in die Opposition. Das Parlament wählte am 26. Juli 2008 Nikola Gruevski wieder zum Ministerpräsidenten, Außenminister blieb Antonio Milošoski.[14]

Außenpolitik

Die Außenpolitik Mazedoniens ist stark durch die Bemühungen geprägt, Mitglied der NATO und der EU zu werden. Allerdings widersetzt sich der Nachbar Griechenland gegen die Aufnahme Mazedoniens unter dem Namen Republik Mazedonien.

Einer der Gründe ist die Verfassung von Mazedonien: In Artikel 49 wird erklärt, dass sich die Republik für den Status und die Rechte der Mazedonier in den Nachbarländern einsetzt, einschließlich der ehemaligen mazedonischen Volksgruppen (Expatriats). Dieser Artikel verpflichtet Mazedonien, alle Mazedonier in ihrer kulturellen Entwicklung zu fördern und ihre Bindungen an die alte Heimat zu fördern. Griechenland interpretiert dies als Ermutigung zum Separatismus gegenüber seiner Minderheit der mazedonischen Slawen und befürchtet potenzielle territoriale Ansprüche durch Mazedonien. Nach einer Handelsblockade durch Griechenland hat Mazedonien seine Verfassung geändert und erklärt nun ausdrücklich, dass es keine territorialen Ansprüche gegenüber den Nachbarstaaten hat.

Griechenland stieg zwischenzeitlich zum größten Investor in Mazedonien auf. Griechische Unternehmen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für das Land und tragen zum wirtschaftlichen Wachstum und zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei.

Ein anderer Streit zwischen Griechenland und Mazedonien konnte beigelegt werden: Der sechzehnstrahlige Stern von Vergina (Vergina-Sonne) war ein Symbol des antiken makedonischen Staates. Griechenland akzeptierte dessen ursprüngliche Verwendung in der Flagge Mazedoniens nicht, worauf Mazedonien, von Griechenland wirtschaftlich unter Druck gesetzt, die Flagge änderte.

Bulgarien hat als erstes Land die Unabhängigkeit der Republik Mazedonien am 15. Januar 1992 anerkannt und zwar unter ihren verfassungsmäßigen Namen[15]. Bulgarien hat es jedoch lange abgelehnt, die Existenz einer separaten mazedonischen Nation und einer separaten mazedonischen Sprache anzuerkennen. Dies führte bei der Vertragsunterzeichnung zwischen beiden Ländern zu einigen Komplikationen. Bulgarien argumentierte, dass es sich bei der mazedonischen Sprache um eine künstliche Erhebung eines bulgarisches Dialektes handelte, sowie, dass sie mit der heutigen bulgarischen Sprache in einem sprachlichen Kontinuum steht. Bulgarien gibt den Mazedoniern das Recht, die bulgarische Staatsbürgerschaft zu erhalten, wenn sie die bulgarische Herkunft nachweisen können. Davon haben bisher ungefähr 10 % der Berechtigten Gebrauch gemacht, darunter der ehemalige Ministerpräsident Ljubčo Georgievski. Historisch gesehen war das heutige Land Mazedonien, seine Bevölkerung, seine Traditionen und seine Sprache eng mit der bulgarischen Geschichte verbunden.

Im Jahr 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, der die bilateralen Beziehungen schwer belastete. Bulgarien erkannte die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Mazedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien.[16]

Bulgaren und Mazedonier verstehen sich wegen der sehr ähnlichen Sprache problemlos. Die beiden modernen Standardsprachen basieren auf unterschiedlichen Dialektgruppen innerhalb des ostsüdslawischen Dialektkontinuums, die jedoch trotz phonologischer und morphologischer Unterschiede im Allgemeinen gegenseitig verständlich sind. Die Kodifizierung der modernen bulgarischen Standardsprache wurde auf dem Gebiet des Wortschatzes und der Orthographie stark vom Russischen, diejenige der mazedonischen Standardsprache auf denselben Gebieten stark vom Serbischen beeinflusst wurde, was auch durch die politischen Verhältnisse in Osteuropa im 20. Jahrhundert bedingt war. Daher gibt es zahlreiche Unterschiede im Fachwortschatz, und die beiden Standardsprachen verwenden zwei verschiedene Fassungen des kyrillischen Alphabetes, wobei die Schreibung des Mazedonischen phonetisch/phonologisch, diejenige des Bulgarischen hingegen morphologisch und teilweise etymologisch aufgebaut ist.

1980 gab es mit dem damaligen Jugoslawien propagandistische Auseinandersetzungen um den ethnischen Ursprung der Mazedonier. Damals glaubte Bulgarien, sich propagandistisch gegen jugoslawische Ansprüche auf die mazedonische Provinz Bulgariens wehren zu müssen. Es handelte sich aber nur um lokale Propaganda über Radio und Zeitung, die international kaum wahrgenommen wurde. In Zusammenhang mit diesen Spannungen wurden 1980 auch zwei bulgarische Angler von jugoslawischen Grenzsoldaten an einem Grenzbach erschossen.

Serbien sieht seinen südlichen Nachbarn kritisch, weil sich Mazedonien von Jugoslawien abspaltete und auf Seiten der NATO im Kosovo-Konflikt stand. Wegen dieser Umstände ist die mazedonische Politik vor allem auf Beschwichtigung ausgelegt. Neben einer Heranführung des Landes an einen Beitritt zur EU hat das Land wichtige Beziehungen zu den USA hergestellt. So ist die Republik Mazedonien mit einem kleinen Truppenkontingent am Irak-Krieg beteiligt. Washington erkannte das Land kurz nach den US-amerikanischen Präsidentschaftswahlen im November 2004 daraufhin unter dem Namen „Republik Mazedonien“ an. Dies führte sofort zu einem Eklat in Griechenland und einer Zitierung des US-Botschafters in Athen ins griechische Außenministerium. Die EU hat Griechenland allerdings zugesichert, dem US-amerikanischen Beispiel nicht zu folgen. Mittlerweile haben 121 Staaten, darunter auch die Türkei, Russland, China und Kanada erklärt, im bilateralen Verkehr den verfassungsmäßigen Namen Mazedoniens zu verwenden. Die Regelung über den völkerrechtlich anerkannten Namen bleibt davon unberührt.

Albanien verlangt die Wahrung der Rechte der albanischen Minderheit in Mazedonien. In Albanien wiederum existiert eine mazedonische Minderheit im Prespa-Seengebiet, die eine mazedonischsprachige Schule besuchen dürfen. Seit kurzem haben die Mazedonier Albaniens eine eigene politische Partei gegründet.

Die angestrebten Beitritte zu NATO und EU sind zentrale Themen der mazedonischen Außenpolitik.

Siehe auch: Namensstreit Mazedonien

Politische Entwicklung ab 2003

Im Rahmen der Affäre um die Entführung des Deutsch-Libanesen Khaled al-Masri Ende 2003 wurden schwere Vorwürfe gegen den mazedonischen Inlandsgeheimdienst erhoben. Dieser habe al-Masri am Silvestertag 2003 bei dessen Einreise inhaftiert, 23 Tage lang illegal festgehalten, ihm den Kontakt zu deutschen Behörden verwehrt, um ihn schließlich der CIA zu übergeben. Al-Masri wurde fünf Monate lang in so genannten Folterlagern der CIA in Afghanistan misshandelt, bevor er freigelassen wurde mit der Begründung, es habe sich um eine Namensverwechselung gehandelt. International wurde der Fall als Beispiel dafür gewertet, dass der mazedonische Staatsapparat in Teilen von den USA kontrolliert wird. Dies sorgt für anhaltende Konflikte, da das Land die EU-Mitgliedschaft beantragt hat.

2004 trat das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU in Kraft. Im Dezember 2005 wurde dem Land der Status eines offiziellen EU-Beitrittskandidaten verliehen.[17] Die Chronologie der Beziehungen zwischen Mazedonien und der EU beginnt 1996[18] mit der Einsetzung des ersten Vertreters der Republik Mazedonien in Brüssel.

Am 5. Juli 2006 fanden Parlamentswahlen statt. Sieger wurde mit rund 32 Prozent der abgegebenen Stimmen das Parteienbündnis Für ein besseres Mazedonien, das von der christdemokratischen VMRO-DPMNE angeführt wird. Die bisher regierenden Sozialdemokraten erreichten mit ihren Bündnispartnern nur 23 Prozent. Das Bündnis der beiden großen Albanerparteien erreichte 12 Prozent.

Im November 2007 wurden in einem Dorf in der Nähe von Tetovo sechs albanische Nationalisten von der mazedonischen Polizei erschossen, die aus dem Gefängnis Dubrava im Kosovo ausgebrochen und anschließend in der Region untergetaucht waren. Daraufhin flammten wieder Propaganda-Aktivitäten von Mazedoniern und Albanern auf, die sich inzwischen beruhigt haben.[19][20]

Am 14. März 2008 schied die bis dahin mitregierende Demokratische Partei der Albaner aus der bestehenden Koalition aus. Sie begründete dies einerseits mit der Weigerung der stärksten Partei VMRO-DPMNE, den im Februar 2008 als unabhängig ausgerufenen Staat Kosovo anzuerkennen, andererseits mit der schleppenden Verabschiedung vereinbarter Gesetze zur Stärkung der Rechte der albanischen Minderheit. Vorerst blieb aber Ministerpräsident Nikola Gruevski weiterhin im Amt und führte nun eine Minderheitsregierung.[21] Diese Situation führte schließlich am 12. April 2008 zur Auflösung des Parlaments. Daraufhin wurden vorgezogene Neuwahlen für den 1. Juni 2008 anberaumt.[22]. Die Neuwahlen wurden überschattet von Gewaltausbrüchen, welche mindestens einen Menschen das Leben kosteten. Die VMRO-DPMNE ist weiterhin die stärkste Partei.[23]

Am 3. April 2008 nahm Mazedonien mit einer Delegation am NATO-Gipfel in Bukarest teil. Die Delegation erhoffte eine Einladung zum Militärbündnis, welche aber wegen eines Vetos von Griechenland auf Grund des immer noch nicht gelösten Namensstreites, nicht ausgesprochen wurde.

Bei der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen am 22. März 2009 konnte kein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen gewinnen. Am 5. April 2009 kam es daher zu einer Stichwahl zwischen Đorge Ivanov, dem Kandidaten der Regierungspartei VMRO-DPMNE und dem sozialdemokratischen Bewerber Ljubomir Frčkoski, die Ivanov mit 63 % der Stimmen für sich entscheiden konnte.[24] Staatspräsident Branko Crvenkovski trat nicht zur Wiederwahl an.

Infrastruktur

Zukünftiges Autobahnnetz

Schienenverkehr

Hauptverkehrsachse ist das in Richtung Südost-Nordwest verlaufende breite Vardar-Tal mit der wichtigsten Eisenbahnlinie der Makedonski Železnici (MŽ).

Straße

Im Straßenverkehr verlaufen die wichtigsten Ströme ebenfalls entlang des Vardar. Die hier verlaufende Autobahn verbindet die Hauptstadt Skopje mit Belgrad und dem griechischen Hafen Thessaloníki.

Zu Zeiten des Handelsembargos durch Griechenland und während des Kosovokonfliktes kam es zu Einschränkungen im Transitverkehr. Um die Abhängigkeit von den Nachbarn im Norden und Süden zu verringern, bemüht man sich deshalb um den Ausbau der Ost-West-Verbindungen mit Albanien und Bulgarien. So wurde schon eine Autobahn von der Hauptstadt bis nach Gostivar gebaut.

Flugverkehr

Internationale Flugverbindungen bestehen von Skopje und von Ohrid aus.

Sonstige Infrastruktur

In Mazedonien soll bis 2006 das größte drahtlose Netz (WLAN) der Welt entstehen.[25] 90 % der Bevölkerung sollen dann mit WLAN versorgt sein. Bereits heute existiert ein flächendeckendes WLAN für die Hauptstadt Skopje.

Wirtschaft

Inflationsrate (Stand: 2007)[26]
Jahr Rate
2005 00,5%
2004 –0,4%
2003 01,2%
2002 01,8%
2001 05,5%
2000 05,8%
1999 –0,7%
1998 –0,1%
1997 02,6%

Mazedonien war in der SFR Jugoslawien eines der wirtschaftlich rückständigsten Gebiete mit einer nur gering entwickelten Industrie und nur geringen Rohstoffvorkommen. Im Jahr 2000 wurden immer noch 9,7 % des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in der Landwirtschaft erwirtschaftet und 31,6 % in der Industrie. Die Arbeitslosenquote verharrte mit 32,3 % auf weiterhin besorgniserregendem Niveau. Durch das im Vergleich zu anderen Transformationsstaaten relativ niedrige Wirtschaftswachstum der letzten Jahre (2,5 % im Jahr 2004) fiel die wirtschaftliche Entwicklung weiter zurück, mit einem Pro-Kopf-BIP von 3.659 USD ist Mazedonien einer der ärmeren Staaten Europas.

Das Land leidet unter den typischen Problemen eines post-sozialistischen Staates, z. B. einer ausgeprägten Korruption, einem zu großen Beamtenapparat und der Ineffizienz der industriellen Betriebe. Die Schattenwirtschaft macht in Mazedonien 45 % des BIP aus.

Die hohe Arbeitslosigkeit stellt eines der wirtschaftlichen Hauptprobleme dar. Das Handelsbilanzdefizit ist hoch, die Einfuhren übertreffen die Ausfuhren um über 70 %. Ausgeglichen wird es überwiegend durch Transferzahlungen der im Ausland lebenden Mazedonier.

Größter Direktinvestor im Lande ist Griechenland, dann folgen die Republik Zypern und Bulgarien. Im Prozess der Privatisierung wurden die größten und profitabelsten Unternehmen des Landes bereits verkauft. Verblieben sind nunmehr zahlreiche unrentable Unternehmen und Sanierungsfälle. Um ausländische Investoren dennoch anzulocken, führte Mazedonien zum 1. Januar 2007 eine sogenannte Flat Tax nach dem slowakischen Vorbild ein. Der Steuersatz beträgt für natürliche Personen und Körperschaften einheitlich 12 % und wird ab 2008 auf 10 % herabgesenkt. Thesaurierte (also einbehaltene) Gewinne werden überhaupt nicht besteuert.

Wichtige Exportprodukte sind Nahrungsmittel, Getränke (v. a. Wein) und Tabak sowie Eisen und Stahl. Die bedeutendsten Zielländer sind Serbien (31,4 %), Deutschland (19,9 %), Griechenland (8,9 %) und Kroatien (6,9 %). Den größten Anteil am Import nach Mazedonien haben Griechenland (15,4 %), Deutschland (13,1 %), Serbien (10,4 %), Slowenien (8,6 %) und Bulgarien (8,1 %).

Kultur und Sport

Feiertage

Sport

Neben Fußball ist Handball die wichtigste Mannschaftssportart im Land. 2002 gewann Kometal Skopje den Europapokal der EHF Champions League der Frauen. Die Handball-Europameisterschaft der Frauen fand im Jahr 2008 in Mazedonien statt. Austragungsorte waren Skopje und Ohrid. Die mazedonische Frauen-Handballnationalmannschaft erreichte dabei einen siebten Platz.

Verweise

Quellen

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. http://www.welt-blick.de/staat/mazedonien/bruttoinlandsprodukt.html (abgerufen am 18. Januar 2009)
  3. Official Journal of the European Communities: Provisorischer Code, der die endgültige Benennung des Landes nicht berührt, die nach Abschluss der laufenden Verhandlungen innerhalb der VN festgelegt wird.
  4. a b Anerkennung durch die UNO: A/RES/47/225, 8. Apr. 1993
  5. a b Offizielle Liste der UNO-Mitgliedsstaaten
  6. http://www.weltalmanach.de/staat/staat_detail.php?fwa_id=mazedoni
  7. [1]
  8. [2]
  9. [3]
  10. [4]
  11. Europa-Newsletter, Ausgabe 69: Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien auf dem Weg in die EU, 17. Nov. 2005
  12. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, Leske+Budrich, Opladen, 2006, S. 790, ISBN 3-8100-4053-3
  13. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, Leske+Budrich, Opladen, 2006, S. 790, ISBN 3-8100-4053-3
  14. Regierungschef stellte neues Kabinett vor. In: Der Standard, 15. Juli 2008
  15. Vgl. Filip Dimitrow: Bulgaria’s Recognitions in der Zeitschrift Foreign Policy; L. Ivanov et al. Bulgarian Policies on the Republic of Macedonia. Sofia: Manfred Wörner Foundation, 2008. 80 pp. (Dreisprachige Veröffentlichung in Bulgarisch, Mazedonisch und Englisch), ISBN 978-954-92032-2-6
  16. L. Ivanov et al. Bulgarian Policies on the Republic of Macedonia. Sofia: Manfred Wörner Foundation, 2008
  17. Annäherung der Republik an die EU: Der Europäischer Rat in Brüssel verleiht der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (EJRM) den Status eines Beitrittskandidaten
  18. Progress of EU-FYROM relations: The former Yugoslav Republic of Macedonia becomes eligible for funding under the EU Phare programme
  19. Bericht des Balkan Investigative Reporting Network
  20. Bericht von B92.net
  21. Regierungskrise in Mazedonien. In: Neue Zürcher Zeitung, 14. März 2008
  22. Vorgezogene Neuwahl am 1. Juni. In: Der Standard, 13. April 2008
  23. Blutvergießen überschattet Wahl in Mazedonien
  24. Vorläufiges Ergebnis, Wahlkommission der Republik Mazedonien, 6. April 2009.
  25. Heise Online: Mazedonien bekommt weltgrößtes WLAN, 20. Nov. 2005
  26. EU-Kommission:Enlargement Strategy and Progress Reports 2007

Siehe auch

Portal
 Portal: Mazedonien – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Mazedonien

Literatur

  • Walter Lukan (Hrsg.): Makedonien. Geographie – Ethnische Struktur – Geschichte – Sprache und Kultur – Politik – Wirtschaft – Recht. (Österreichische Osthefte. 40, 1/2). Wien u. a. 1998
  • Židas Daskalovski: The Macedonian Conflict of 2001. Problems of Democratic Consolidation. Libertas Paper 56. Libertas, Sindelfingen 2004. ISBN 3-921929-16-4.
  • Steven W. Sowards: Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD, Norderstedt 2004. ISBN 3-8334-0977-0.

Weblinks

41.6521.7166666666677Koordinaten: 42° N, 22° O


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