- Betrug und Fälschung in der Wissenschaft
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Betrug und Fälschung in der Wissenschaft sind unwahre Behauptungen oder gefälschte Messergebnisse, die vorsätzlich (Betrug) publiziert werden. Das Nicht-Wahrhaben-Wollen widersprüchlicher Messergebnisse und tendenziöse Berichterstattung sowie Weglassen von Ergebnissen stellen dagegen minder schwere, aber dennoch für den Wissenschaftsbetrieb sehr schädliche Verhaltensweisen dar. Charles Babbage[1] unterschied in diesem Zusammenhang 1830 Forging (Fälschen), Trimming (Ausrichten und Schönen der Messergebnisse) sowie Cooking (Weglassen von Informationen).
Als Betrug in der Wissenschaft zählt auch das Plagiat und die Veröffentlichung der Arbeit von Ghostwritern unter eigenem Namen. In diesen Fällen können die veröffentlichten Informationen – abgesehen von der Autorenangabe – dennoch korrekt sein.
Universitäten und Forschungseinrichtungen versuchen in den letzten Jahren, mit der Verabschiedung von „Grundsätzen guter wissenschaftlicher Praxis“ und Maßnahmen zum „Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten“ gegen solche Vorkommnisse vorzugehen. Betrug und Fälschung in der Wissenschaft wurde in den vergangenen Jahren auch zu einem Thema der Wissenschaftsgeschichte gemacht.[2]
Inhaltsverzeichnis
Ursachen und Motivation
Die Ursachen und Motivation für Betrug und Fälschung in der Wissenschaft werden in der Regel individuell zu suchen sein. Es ist aber nicht auszuschließen, dass ganze Institute, soweit ihre finanzielle Ausstattung davon abhängt, Ergebnisse, die dem Interesse des Auftraggebers konträr laufen, zumindest nicht veröffentlichen. Dies ist ein Grenzfall zu Betrug und Fälschung.
In Betracht kommen dabei häufig Ruhm und Ehre, die Forscher mit der Publikation neuer und sensationeller Erkenntnisse zu gewinnen suchen. Auf der anderen Seite können auch ein Publikationszwang und der Bedarf an Fördermitteln dazu führen, dass Versuchsdaten und Ergebnisse erfunden oder geschönt werden.
Nach der Aufdeckung von Fälschungen steht oft die Frage im Raum, warum die Fehler so lange unentdeckt blieben. Dabei handelt es sich teilweise jedoch nicht einfach um ein blindes Vertrauen in die Wissenschaft und ihre Forschungsergebnisse. Manchmal stehen strukturelle Mängel des Forschungsbetriebs einer Aufdeckung von Missständen im Weg:
- Universitäten und Forschungseinrichtungen fürchten um ihren Ruf, wenn bekannt wird, dass in ihrem Haus wissenschaftliche Fehler gemacht werden.
- Fachbereiche und Kollegen fürchten das Ausbleiben von Forschungsgeldern, wenn sie keine positiven Ergebnisse im Sinne der Geldgeber vorweisen können (siehe auch Problematik von Gutachten).
- Falls es sich bei dem Fälscher um einen Professor oder eine einflussreiche Koryphäe des Fachs handelt, sind Mitarbeiter und Kollegen für die eigene Karriere auf ein gutes Einvernehmen mit dem Fälscher angewiesen.
- Insbesondere wenn es sich bei einer fälschenden Koryphäe um den Leiter einer auf Jahre angelegten Projektgruppe handelt, würde ein Auffliegen des Schwindels meist auch zum Ende des Projektes und somit zu einer ungewissen Zukunft für die nachgeordneten Projektmitarbeiter führen.
Im Falle des Anthropologie-Professors Reiner Protsch versuchte eine interne Universitätskommission zu ergründen, warum Protschs Umfeld sein Verhalten jahrzehntelang tolerierte. Eine Mischung aus Angst, Ignoranz und falsch verstandener Solidarität, so die Diagnose, habe ein konsequentes Vorgehen von Fachbereich und Hochschulleitung gegen den Professor verhindert. Der Kommissionsbericht kritisiert, „dass die fehlende Sensibilität und Entschiedenheit bei Mitarbeitern, Kollegen, Dekanen sowie bei Hochschulleitung und -verwaltung konsequentes Handeln zu einem früheren Zeitpunkt vereitelt“ habe.[3] Zudem habe man „Ausmaß und Tragweite des Fehlverhaltens von Protsch offensichtlich falsch eingeschätzt und es deshalb nicht konsequent verfolgt.“ Dieses Versagen der Universitätsangehörigen habe dazu geführt, dass Protsch „das Amt eines Universitätsprofessors in hohem Maße missbraucht und sich fachlich wie durch seine Amtsführung hierfür disqualifiziert“ habe.[4]
Nach dem Experimentalphysiker Hans-Joachim Queisser wirken persönliche Kontakte in der Forschung dem wissenschaftlichen Betrug entgegen.[5]
Als U-Boot wird eine absichtlich falsche, frei erfundene Fußnote in wissenschaftlichen Arbeiten bezeichnet. Sie dient dazu, die Aufmerksamkeit des Prüfers zu testen. Unbemerkte U-Boote gelten als Beleg der Fähigkeit, Unsinn so gut wissenschaftlich darzustellen, dass es dem Fachmann nicht auffällt.
Auswirkungen
Die Auswirkungen wissenschaftlicher Fälschungen sind je nach Forschungsbereich unterschiedlich ausgeprägt. Während in den anwendungsnahen Wissenschaftszweigen der Praxistest die Wahrheit sehr bald an den Tag bringt, ist eine Aufdeckung in der Grundlagenforschung eher langfristig oder gar nicht zu erwarten.
Der Experimentalphysiker H.-J. Queisser dagegen vertritt z. B. die Auffassung, wissenschaftlicher Betrug wirke „längst nicht so dramatisch und nachhaltig wie Betrug in anderen Bereichen“.[5] Unentdeckte Fälschungen würden mit der Zeit vergessen und verschwänden von der Bildfläche.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die sich seit einigen Jahren mit der Thematik befasst,[6] weist in ihrem Bericht über die Anrufung ihres Ombudsmanns zur Einhaltung der Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis[7] keine jährliche Zunahme der Fälle unkorrekten Verhaltens aus:
„Es ist wohl davon auszugehen, dass die Zahl der Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens selbst in der letzten Zeit nicht zugenommen haben wird. Unredlichkeiten und Fehlverhalten sind aber in den ersten Jahren der Ombudstätigkeit besser zutage getreten. Die steigende Anzahl der Anrufungen des Ombudsman der DFG wird insofern wohl nicht auf eine Verschlechterung der Sitten in der Wissenschaft, sondern vielmehr auf eine zunehmende Bekanntheit des Ombudsmans der DFG in der Öffentlichkeit zurückzuführen sein.“
– Ombudsman der DFG[8]
- Plagiate in einer Dissertation
Als „Täuschung über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung“ bewertete der Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg mit Beschluss vom 13. Oktober 2008 (Aktenzeichen: 9 S 494/08)[9] „die nicht gekennzeichnete Übernahme kompletter Passagen aus dem Werk eines anderen Autors in einer Dissertation“, sofern sie „planmäßig und nicht nur vereinzelt“ erfolge. Eine solche planmäßige Übernahme fremden Gedankenguts ergebe sich bereits daraus, „dass sich die Plagiate an mehreren Stellen der Dissertation auffinden lassen und verschiedene Fremdautoren betreffen.“ Kleine Änderungen an nicht-gekennzeichneten übernommenen Passagen bewertete das Gericht nicht als Beleg für versuchte Eigenständigkeit des Formulierens, sondern – im Gegenteil – als Beleg für „die gezielte Verschleierungsabsicht des Klägers.“ Dies könne die Hochschule „zur Entziehung des verliehenen Doktorgrades berechtigen.“ Ausdrücklich hob der VGH in einem Leitsatz hervor: „Auf den Umfang der abgeschriebenen Stellen sowie auf die Frage, ob die Arbeit auch ohne das Plagiat noch als selbständige wissenschaftliche Arbeit hätte angesehen werden können, kommt es grundsätzlich nicht an.“
Beispiele
Die folgenden Fälle von Betrug und Fälschung haben Aufsehen über ihr Fachgebiet hinaus erregt:
Geschichtsquellen
- siehe auch: Geschichtsfälschung
- Das im Auftrag von Rudolf IV. gefälschte Privilegium Maius, welches Österreich zum Erzherzogtum erhob und das Land mit Rechten ähnlicher denen der Kurfürstentümer ausstattete.
- Die Konstantinische Schenkung ist eine Legende, die der Verleihung des Kirchenstaates an den Papst (tatsächlich König Pippin III. im Jahre 754) durch Rückdatierung und Zuschreibung an den bekannteren Konstantin den Großen mehr Gewicht verleihen sollte.
- Die Monita Secreta, die sich selbst als geheime Instruktionen des jesuitischen Ordensgenerals Claudio Aquaviva an seinen Orden ausgeben, wurden wahrscheinlich zwischen 1611 und 1614 von Hieronim Zahorowski angelegt, um den Jesuitenorden zu diskreditieren.
- Der Florentiner Ferdinando Leopoldo del Migliore ersann 1684 den Erfinder der Brille und gab ihm den Namen Salvino degli Armati. Ende des 18. Jahrhunderts kam es zu ersten Zweifeln, doch erst 1920 wurde die Fälschung endgültig entlarvt.
- Der Kaplan Albert Wilkens fälschte eine Gründungsurkunde für das Stift Nottuln und erfand 250 Jahre Stiftsgeschichte, um als Heimatforscher anerkannt zu werden.
- Die Königinhofer Handschrift ist eine vermutlich von Václav Hanka hergestellte und von ihm veröffentlichte Fälschung einer mittelalterlichen Liedersammlung mit 14 Gedichten und Gedichtfragmenten epischer und lyrischer Form in alttschechischer Sprache. Nach der angeblichen Auffindung 1817 wurde die Handschrift jahrzehntelang zur Grundlage eines romantisierenden, nationalen Geschichtsbilds.
- Die Protokolle der Weisen von Zion sind ein antisemitisches Pamphlet, das die Existenz einer jüdischen Weltverschwörung untermauern sollte.
- In seinen Tagebüchern stellte sich der britische Hochstapler Richard Meinertzhagen als Teilnehmer an zahlreichen Ereignissen während und nach dem Ersten Weltkrieg dar. Sie wurden später von Historikern als vertrauenswürdige Quelle aufgefasst und flossen in zahlreichen Geschichtsbücher ein.
- Der ehemalige Nationalsozialist Hermann Rauschning veröffentlichte im Zürcher Exil ausführliche Aufzeichnungen seiner angeblichen Gespräche mit Hitler, die ein Bestseller wurden und lange Zeit als authentische Selbstaussagen Adolf Hitlers von der Forschung genutzt wurden. In Wirklichkeit hatte Rauschning Hitler nur selten persönlich getroffen, und auch dann nie unter vier Augen.
- Emil Lachout verfasste ein auf den 1. Oktober 1948 datiertes Rundschreiben, das den Einsatz von Giftgas in einigen Konzentrationslagern widerlegen sollte.
- Ein Brief, den der ehemalige General und rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Erich Ludendorff 1933 an seinen ehemaligen Vorgesetzten, den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg geschrieben haben soll, um ihn davor zu warnen, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen, wurde in den neunziger Jahren als Fälschung enttarnt.
- Die Rede Josef Stalins vor dem Zentralkomitee der KPdSU, in der er am 19. August 1939 sein Kalkül erläutert haben soll, Deutschland und die Westmächte in einen Krieg gegeneinander zu treiben, um dann anschließend die geschwächten kapitalistischen Staaten anzugreifen, wird von verschiedenen Vertretern der Präventivkriegsthese als Beleg angeführt. In Wahrheit handelte es sich um eine Fälschung der französischen Nachrichtenagentur Havas.[10]
- Die „Dossiers Secrets“ in der Bibliothèque Nationale in Paris sollten das Wirken der angeblich seit Jahrhunderten existierenden Prieuré de Sion nachweisen und den Fälscher, Pierre Plantard, zum rechtmäßigen Nachfolger der Merowinger erklären.
- Die Hitler-Tagebücher, die die Illustrierte Stern 1983 mit großem Werbeaufwand veröffentlichte („Die Geschichte des Nationalsozialismus muss neu geschrieben werden!“), erwiesen sich rasch als Werk des Fälschers Konrad Kujau.
- 1987 wurde die Laichinger Hungerchronik als antijüdische Fälschung entlarvt.
- In Büchern des englischen Autors Martin Allen zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs sind Papiere aus den National Archives, Kew, verwendet, die in echte Akten des Archivs hineinmanipuliert worden waren. Allen selbst ist dringend dieser Manipulation verdächtig, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes verzichtete aber der Crown Prosecution Service auf Erhebung einer Anklage.
Philosophie
Die Kölner Privatdozentin Marion Soreth veröffentlichte 1990 ein eigenes Buch mit dem Titel Kritischen Untersuchung von Elisabeth Strökers Dissertation über Zahl und Raum nebst einem Anhang zu ihrer Habilitationsschrift, in dem sie die Ergebnisse ihrer Recherche präsentierte: Soreth hatte die bereits 1953 erschienene Dissertation der seinerzeit renommierten Kölner Philosophie-Professorin durchgesehen und zeigte die umfänglichen nicht ausgewiesenen Textübernahmen bei Ströker. Die Beurteiler von Strökers Dissertation, Theodor Litt und Oskar Becker, hatten die Arbeit 1953 mit Egregia (‚herausragend‘) beurteilt.[11][12][13] Die angegriffene Elisabeth Ströker unterstellte, „nicht Aufklärung, sondern Neid und Hass seien die wahren Triebfedern des vorgelegten Machwerks“.[14]
Ökonomie
Die Fachzeitschrift „Research Policy“ zog im Sommer 2007 einen Fachaufsatz des Ingolstädter Ökonomen Hans Werner Gottinger zurück, den dieser 14 Jahre zuvor dort veröffentlicht hatte. Es habe sich herausgestellt, „dass der Artikel von 1993 einen klaren und ernsten Fall von Plagiat“ darstelle.[15] Der Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Direktor des Fraunhofer-Instituts für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen in Euskirchen habe passagenweise – einschließlich komplexer mathematischer Formeln – und ohne Quellennachweis einen 1980 im Journal of Business erschienenen Artikel abgeschrieben. Dem Fraunhofer-Institut zufolge verlor Gottinger im Dezember 1988 seine dortige Anstellung, nachdem entdeckt worden war, dass er eine Buchveröffentlichung kapitelweise aus einer anderen Quelle abgeschrieben hatte. Mehr als 20 Jahre lang hatte Gottinger zudem wiederholt angegeben, er sei im „Institute of Management Science“ der Universität Maastricht angestellt; die Universität bestritt auf Nachfrage jedoch, dass Gottinger jemals für sie tätig gewesen sei: Das genannte Institut existiere überhaupt nicht.[16] Recherchen der Zeitschrift Nature erbrachten im August 2007 Hinweise, dass Gottinger auch Mitgliedschaften in Fachgesellschaften zu besitzen behauptet habe, was von diesen aber in Abrede gestellt wurde.[17]
Archäologie
- 1768 tauchten in Neubrandenburg zahlreiche bronzene Figuren auf: Die als slawische Götterfiguren gedeuteten Prillwitzer Idole erwiesen sich später als geschickte Fälschungen.
- Der Adlerstein bei Würzberg sollte auf den Fund eines gefälschten römischen Legionsadlers hinweisen, der dem Antikensammler Franz I. zu Erbach-Erbach untergeschoben wurde und sich lange in der Antikensammlung im Erbacher Schloss befand.
- Nach dem spektakulären Fund der Mescha-Stele 1868 wurden um 1870 zahlreiche Inschriften und Artefakte gefälscht, die sogenannten Moabitica.
- Der 1869 entdeckte „Amerikanische Goliath“ war in Wirklichkeit nur eine Gipsstatue. Sie gilt als größte Fälschung in der nordamerikanischen Archäologie.
- Iberische Skulpturen vom Cerro de los Santos (Provinz Albacete) wurden in den 1870er Jahren von D. Juan Amat, einem Uhrmacher aus Yecla (Murcia) teils gefälscht, teils durch Hinzufügen von Inschriften oder Attributen überarbeitet. In der Folgezeit war die iberische Kunst in der Forschung nicht anerkannt, was sich erst 1897 mit der Entdeckung der Dama de Elche wieder änderte.[18]
- Die Wetterauer Brandgräber wurden als Bindeglied zwischen der Linearbandkeramik und der Rössener Kultur angesehen, bis sie 1958 endgültig als geschickte Fälschungen entlarvt wurden.
- Die gefälschte so genannte „Persische Mumie“ führte im Jahr 2000 zu Spannungen zwischen dem Iran und Pakistan.
- Die Arbeiten des verstorbenen „Moorleichen-Papstes“ Alfred Dieck waren wichtige Grundlage für Vorstellungen über germanische Kultur und Bestattungsriten. Bei der Auswertung seines wissenschaftlichen Nachlasses 1988 durch den Niederländer Wijnan A. B. van der Sanden im Rahmen seiner Doktorarbeit, sowie 1993 durch Sabine Eisenbeiß und Katharina von Haugwitz im Rahmen ihrer Magisterarbeiten stellten sich Diecks Werke als stark ausgeschmückt oder sogar frei erfunden dar.[19]
- Shinichi Fujimura war in den 1980er- und 1990er-Jahren in ganz Japan bekannt für seine „göttlichen Hände“, Artefakte aus der Steinzeit zu entdecken, die zum Teil angeblich bis zu 700.000 Jahre alt waren. Im Jahr 2000 veröffentlichte dann die Zeitung Mainichi Shimbun Fotos, auf denen zu sehen war, wie der damals 50-jährige Fujimura Steinwerkzeuge in zuvor von ihm ausgehobenen Löchern vergrub. Fujimura entschuldigte sich unter Tränen vor laufenden Fernsehkameras für sein Verhalten und gab zu, sämtliche Funde aus insgesamt 168 Grabungsstellen gefälscht zu haben. Dies hatte zur Folge, dass die Darstellung des Paläolithikums in japanischen Lehrbüchern umgeschrieben werden musste. Das Paläolithik-Institut von Tōhoku, dessen Vizepräsident er war, wurde 2004 aufgelöst, Fujimura kam zeitweise in eine Nervenklinik.[20]
- Die Inschrift von Parahyba sollte einen Kontakt der Phönizier mit der neuen Welt beweisen.
Anthropologie
- Der Piltdown-Mensch wurde vor 1912 in einer englischen Kiesgrube gefunden. Seine Merkmale waren eine große, dem modernen Menschen ähnelnde Schädelkapsel und ein Unterkiefer, der an einen Menschenaffen erinnerte. Aus dieser Kombination wurden weit reichende Schlussfolgerungen zur Stammesgeschichte des Menschen abgeleitet. Erst 1953 wies man nach, dass der Piltdown-Mensch aus einem menschlichen Schädel des Mittelalters, dem Unterkiefer eines Orang-Utans und aus Zähnen eines Schimpansen bestand.
- Der ehemalige Frankfurter Anthropologe Reiner Protsch hat nach Angaben einer Untersuchungskommission Schädelfunde aus der menschlichen Vorgeschichte bewusst und systematisch rückdatiert, teilweise um Zehntausende von Jahren. Unklar ist beispielsweise das Alter der Dame von Kelsterbach, des angeblich ältesten Zeugnisses der Cro-Magnon-Menschen in Europa, da dieses Schädelfragment in Protschs Institut verloren ging.
Paläontologie
- Würzburger Lügensteine: 1725 wurden dem Würzburger Wissenschaftler Johannes Bartholomäus Adam Beringer Kalksteine mit nachgebildeten, heute skurril anmutenden „Fossilien“ untergeschoben.
- Der Goldschmied L. Barth aus Stein am Rhein handelte zwischen 1820 und 1870 erfolgreich mit jungtertiären Fossilien aus dem Fundort Öhningen. Von hier stammt auch der durch Johann Jakob Scheuchzer als Homo diluvii testis beschriebene Riesensalamander, der von ihm als während der Sintflut ertrunkener fossiler Mensch fehlinterpretiert wurde. Barths Handel lief so gut, dass er schließlich die Nachfrage nicht mehr befriedigen konnte und gefälschte Stücke abgab. Als seine bekannteste Eigenproduktion gilt ein Vogel, den er mit großer Kunstfertigkeit aus Fischknochen zusammensetzte.[21]
- Thomas Henry Huxley veröffentlichte 1864 die „Rekonstruktion“ eines Belemniten aus der Ordnung Phragmoteuthida, die Jahrzehnte lang für andere Autoren als Vorlage beim Beschreiben neuer Funde diente. Wie sich schließlich herausstellte, hatte Huxley an den fossilen Weichteilabdruck eines Phragmoteuthida-Individuums das Rostrum eines Individuums aus einer anderen Ordnung geklebt.[21]
- Im Novemberheft 1999 von National Geographic wurde „Archaeoraptor“, ein angebliches Bindeglied zwischen Dinosauriern und Vögeln, ausführlich vorgestellt, der zuvor von einem US-amerikanischen Museum aus China importiert worden war. Im Jahr 2000 wurde der Fund zwar als „echtes Fossil“ bestätigt, jedoch war es von seinem Entdecker aus zwei fossilen Bruchstücken unterschiedlicher Tierarten zusammengefügt worden.[22]
- Einiges Aufsehen in der Fachwelt verursachte die 1966 gemachte Entdeckung der Fliege Fannia scalaris in einem Stück Eozänen Baltischen Bernsteins, das sich bereits seit rund 70 Jahren in der Sammlung des Naturhistorischen Museums in London befand. Die Besonderheit dieses Stückes lag darin, dass mit diesem in einem rund 50 Millionen Jahre alten Bernstein eingebetteten fossilen Insekt belegt zu sein schien, dass auch Arten eine erdgeschichtlich und biologisch extrem lange Lebensdauer haben können (evolutionärer Stillstand). Zwar sind aus zahlreichen eozänen Insektengattungen rezente Vertreter bekannt, jedoch fehlte es an einem gesicherten Nachweis, dass auch eine Art aus dieser Periode der Erdgeschichte bis heute überdauert hat. Bei einer erneuten Untersuchung des Stückes im Jahre 1993 stellte sich dann heraus, dass es sich bei der Inkluse um eine Fälschung handelt. In Anlehnung an die berühmt gewordene wissenschaftliche Fälschung des Piltdown-Menschen wird dieses Stück in der Literatur oft als Piltdown-Fliege bezeichnet.[23]
Geologie
Der indische Geologe Viswa Jit Gupta von der Panjab University veröffentlichte über 20 Jahre lang etwa 300 Publikationen mit Aufsehen erregenden Erkenntnissen zur Geologie Indiens, insbesondere des Himalajas, die vorgeblich auf seinen Fossilfunden aus diesem Raum beruhten. Tatsächlich stammten Guptas vorgeblich indische Fossilien u. a. aus Marokko, den USA und China. 1989 wurde der wissenschaftliche Betrug von dem australischen Paläontologen John Talent aufgedeckt.[24]
Biologie
- Ernst Haeckel publizierte erstmals 1868 im Buch „Natürliche Schöpfungsgeschichte“ und dann erneut 1874 in „Anthropogenie und Entwicklungsgeschichte des Menschen“ Bildtafeln, auf denen Embryonen unterschiedlicher Tierarten und des Menschen dargestellt und mit einander verglichen wurden. Alle Embryonen waren gleich groß und stark stilisiert gezeichnet und sollten das von Haeckel so genannte Biogenetische Grundgesetz belegen, dem zufolge die Ontogenie die Phylogenie rekapituliert, oder anders formuliert: Die Embryonalentwicklung sei eine verkürzte Wiederholung der Stammesgeschichte. Der Würzburger Anatomieprofessor Carl Semper bezeichnete diese Abbildungen bereits 1875 in einer Publikation als „Fälschungen“, ähnlich äußerte sich zur gleichen Zeit der Anatom und Embryonenforscher Wilhelm His, und zuletzt 1998 wies der britische Entwicklungsbiologe Michael Richardson anhand von Vergleichsfotos der von Haeckel ausgewählten Arten in der Fachzeitschrift Science[25] auf erhebliche Unterschiede zwischen Haeckels Zeichnungen und den tatsächlichen anatomischen Gegebenheiten der Embryonen hin und veröffentlichte eine Vergleichsstudie.[26] Auch die Embryologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard sagte 2003 in einem Gespräch mit der „Zeit“: „Ernst Haeckel hat gefälscht. Viele seiner Bilder von Organismen sind schlicht erfunden, um seine Theorie zu bestätigen.“[27] Dennoch werden die Haeckel’schen Vergleiche bis in die Gegenwart hinein in Fachbüchern nachgedruckt, u. a. noch 2003 in Ernst Mayrs „Das ist Evolution“.[28] Siehe hierzu auch den Artikel Embryonenkontroverse.
- Lyssenko-Biologie. Mit Unterstützung der politischen Macht, vor allem Josef Stalins, wurde diese Lehre verbreitet; das Gedankengut der klassischen Genetik wurde unterdrückt und Wissenschaftler mit anderer Auffassung wurden bedroht, verbannt oder gar getötet. Die „Experimente“, mit denen Lyssenko seine Theorien „belegte“, u. a. zur Umwandlung von Arten, waren dreisteste Fälschungen und entbehrten jeder wissenschaftlichen Grundlage.
- Der zu seiner Zeit größte private Sammler von ausgestopften Vögeln und Vogelbälgen Richard Meinertzhagen verfasste einige Standardwerke zur Ornithologie. Seine Vogelsammlung stellte sich später als teilweise zusammengestohlen heraus, teilweise hatte Meinertzhagen die Vögel neu präpariert, um die Diebstähle zu vertuschen, teilweise sind Fundort oder -datum falsch angegeben. Nach dem Auffliegen des Skandals mussten die Verbreitungskarten einiger Vogelarten neu gezeichnet werden.
- Dmitri Anatoljewitsch Kusnezow veröffentlichte 1989 einen Artikel über in-vitro-Studien an Wühlmäusen, in dem er angebliche molekulare Forschungsdaten dazu benutzte, um gegen die Evolutionstheorie zu argumentieren. Er wurde daraufhin zu einem international agierenden Propagandisten des Kreationismus. Sowohl die Belege dieser Studie als auch die Inhalte weiterer Publikationen erwiesen sich als „fabriziert“.
- Der Zoologe Paul Kammerer oder einer seiner Mitarbeiter fälschte in den 1920er Jahren zumindest ein Präparat aus Experimenten mit Geburtshelferkröten, die die Vererbung erworbener Eigenschaften (Lamarckismus) belegen sollten. Nach der Aufdeckung der Fälschung beging Kammerer Selbstmord. Die Frage, ob die Fälschung nur untergeschoben wurde, ist dennoch bisher ungeklärt und wurde auch im Buch Der Krötenküsser von Arthur Koestler behandelt.
- Franz Moewus’ genetische Versuche zur Geschlechtsdetermination bei Chlamydomonas-Algen.
- Emil Abderhaldens „Abwehrfermente“.
- Der südkoreanische Zellbiologe Prof. Tae Kook Kim wurde Anfang 2008 vom Dienst im Korea Advanced Institute of Science and Technology in Daejeon suspendiert, nachdem sich zwei seiner Publikationen in den Fachzeitschriften Science und Nature Chemical Biology als „frei von jeglicher wissenschaftlichen Wahrheit“ entpuppt hatten.[29] In Science war 2005 zunächst eine Methode beschrieben worden, wie man durch Nanoteilchen die Wechselwirkungen zwischen Molekülen im Inneren von Zellen und Medikamenten beeinflussen kann. In der zweiten Studie wurde 2006 behauptet, es sei gelungen, Körperzellen so umzuprogrammieren, dass man deren Alterungsprozess stoppen und sie sogar verjüngen konnte.
- Dem Evolutionsbiologen und Kognitionsforscher Marc Hauser wurde 2010 von einer internen Untersuchungskommission der Harvard University vorgeworfen, er habe sich in mindestens acht Fällen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens schuldig gemacht. Ein Aufsatz von Hauser in der Fachzeitschrift Cognition wurde zurückgezogen, die Gültigkeit weiterer Publikationen infrage gestellt.[30] Eine der angezweifelten, 2007 in den Proceedings der Royal Society veröffentlichte Studie wurde Anfang 2011 nach einer Wiederholung der Experimente als korrekt ausgewiesen,[31] ebenso eine in Science veröffentlichte Studie.[32] Mit Wirkung vom 1. August 2011 kündigte er seine Tätigkeit an der Harvard University.[33]
Medizin
- In den privaten Einträgen Louis Pasteurs entdeckte Dr. Gerald L. Geison vom Historischen Institut der Universität Princeton in New Jersey u. a. eine Reihe gravierender Abweichungen zu seinen tatsächlich publizierten Arbeiten. Laut Notizbuch benutzte Pasteur z. B. einen anderen Impfstoff gegen Milzbrand als er in seinen Veröffentlichungen angegeben hatte.[34]
- William T. Summerlin berichtete 1973 in zwei medizinischen Fachzeitschriften,[35] er habe erfolgreich die Haut einer schwarzen Maus auf eine weiße Maus transplantieren können, und zwar ohne die üblicherweise begleitende Immunsuppression. Dennoch sei keine Abstoßung durch das Immunsystem eingetreten. Dieser Erfolg sei möglich gewesen, weil er die Haut vier bis sechs Wochen lang in einer Organkultur einer speziellen Behandlung unterzogen habe. Summerlin belegte den Erfolg seiner Vorgehensweise durch weiße Mäuse, die schwarze Hautpartien auf dem Rücken hatten. Es stellte sich jedoch heraus, dass die schwarzen Haare nach einer Waschung mit Alkohol wieder weiß wurden – Summerlin hatte die Haare zuvor mit Filzstift eingefärbt.
- Der Arzt John Darsee (*1948), der als brillanter Nachwuchswissenschaftler am Lehrstuhl des renommierten Kardiologen an der Harvard University, Eugene Braunwald, galt, wurde 1981 als Fälscher entlarvt. Nachdem Braunwald zunächst an der Universität den Fall ohne viel Aufhebens durch eine Trennung von Darsee regeln wollte, leitete der Dekan der Harvard Medical School, Tostenson, eine Untersuchung ein. Mehrere Untersuchungskomissionen beschäftigten sich mit dem Fall, und es stellte sich heraus, dass er schon vorher an der Emory University, wo er 1974 promoviert worden war, systematisch gefälscht hatte[36] und damit sogar schon 1969 als Student an der Notre Dame University begonnen hatte. Ned Feder und Walter W. Stewart von den National Institutes of Health untersuchten über mehrere Jahre systematisch 109 Veröffentlichungen von Darsee mit 47 Co-Autoren und stellten fest, dass die Mehrzahl der Co-Autoren sich zumindest Unachtsamkeiten vorwerfen lassen musste – nur 12 der Wissenschaftler sprachen sie von Fehlern frei. Über 100 der Veröffentlichungen von Darsee enthielten Fälschungen. Beispielsweise führte er in einem Artikel einen Patienten an, der schon im Alter von 16 Jahren vier Kinder gehabt haben sollte, davon eines im Alter von 8 Jahren. Ihre Studie wurde 1987 in der Zeitschrift Nature[37] veröffentlicht und erregte damals großes Aufsehen.
- Dem Radiologen Robert Slutsky wurde Mitte der 1980er-Jahre von der University of California, San Diego, nachgewiesen, dass er wiederholt unkorrekte Daten in Fachzeitschriften veröffentlicht hatte. Die Fachzeitschrift Science berichtete im April 2006, 18 seiner 60 Veröffentlichungen seien wegen gefälschter oder zumindest fragwürdiger Daten widerrufen worden.
- Friedhelm Herrmann und Marion Brach waren die Verursacher der bisher größten Affäre in der deutschen Krebsforschung,[38] in deren Folge u. a. auch Roland Mertelsmann dem Vorwurf einer Verletzung seiner Aufsichtspflichten ausgesetzt war.[39]
- Die Signifikanz der Hochdosis-Chemotherapie bei Brustkrebs wurde von Werner Bezwoda gefälscht; er gab dies später im Deutschen Ärzteblatt[40] offiziell zu.
- Der kanadische Forscher Eric Poehlman vom Vermont College of Medicine forschte jahrelang auf dem Gebiet der Menopause, des Alterns und der Fettleibigkeit. Bereits im Jahr 2000 wurden Vorwürfe gegen die Glaubwürdigkeit seiner Studien laut, aber erst im Jahr 2005 wies ihm eine Untersuchungskommission der University of Vermont nach, dass 10 seiner Veröffentlichungen verfälschte Daten enthielten. Wegen unkorrekter Angaben in Anträgen auf Forschungsförderungen wurden juristische Schritte gegen ihn eingeleitet.
- „Impfung gegen Krebs“ (vermeintliche Therapie gegen Nierenzellkarzinom): Alexander Kugler, Urologe an der Universität Göttingen, und Gernot Stuhler von der Universität Tübingen wurden 2001 methodische Ungenauigkeiten vorgeworfen. Kuglers Vorgesetzter Rolf-Hermann Ringert wird 2005 von der DFG für acht Jahre von Drittmitteln und Gutachten ausgesperrt.[41]
- Der Immunologe Luk van Parijs, der u.a über RNA-Interferenz geforscht hatte, wurde 2004 von seiner Position im Massachusetts Institute of Technology (MIT) suspendiert und 2005 entlassen. Ihm war nachgewiesen worden, dass er während seiner Tätigkeit am MIT erfundene Arbeitsergebnisse in Fachzeitschriften publiziert hatte. Später wurde entdeckt, dass er bereits als Postdoc im Labor des Nobelpreisträgers David Baltimore am California Institute of Technology verfälschte Daten veröffentlicht hatte.[42]
- Dem koreanischen Stammzellforscher Hwang Woo-suk wurde Ende 2005 von einer Untersuchungskommission seiner Hochschule nachgewiesen, einen in der Zeitschrift Science veröffentlichten, spektakulären Forschungsbericht über die Kultivierung von elf geklonten humanen Stammzell-Linien vollständig gefälscht zu haben. Seinem zeitweiligen Mitarbeiter Park Jong-Hyuk wurde Anfang 2007 von der University of Pittsburgh bescheinigt, ebenfalls Daten gefälscht und die Untersuchungskommission der Universität belogen zu haben. Park hatte bis 2004 im Labor von Hwang gearbeitet und war danach nach Pittsburgh gewechselt. Im Januar 2006 waren einem US-Kollegen Unkorrektheiten in einer von Park für Nature geschriebenen Veröffentlichung aufgefallen. Park hatte die Fälschungen abgestritten, jedoch kurz nach Beginn der Untersuchungen die beweiskräftigen Daten vom Labor-Server gelöscht und war danach mit unbekanntem Ziel aus den USA abgereist.[43]
- Der norwegische Krebsforscher Jon Sudbø gab im Januar 2006 zu, mehrere hundert Patientendaten von Mundkrebskranken frei erfunden, sie zu einer Studie verarbeitet und diese in der angesehenen Fachzeitschrift The Lancet veröffentlicht zu haben. Die Aussage dieser Fälschung war, dass das Risiko für Mundkrebs bei Rauchern angeblich auf die Hälfte gesenkt werden könne, wenn man über längere Zeit Paracetamol einnehme.
- Der japanische Biochemiker Kazunari Taira wurde Anfang 2006 von der Universität Tokio vom Dienst suspendiert, nachdem er die Daten mehrerer, in hochrangigen Fachzeitschriften veröffentlichter Studien auf dem Gebiet der RNA-Interferenz nicht reproduzieren konnte. Auch konnte er weder die Rohdaten zu den Publikationen noch Labortagebücher vorweisen.[44]
- Der Strahlungsonkologe Steven Leadon von der University of North Carolina at Chapel Hill verlor seine Professur, nachdem ein Universitätsausschuss ihn schuldig gesprochen hatte, in einem 1997 in Science erschienenen Artikel gefälschte Daten veröffentlicht zu haben. Der Artikel, der zurückgezogen wurde, hatte den Einfluss des Brustkrebsgens BRCA1 auf die zelleigenen DNA-Reparaturmechanismen zum Inhalt. Am 8. Juni 2006 sprach ihn auch das US Office of Research Integrity schuldig. Die Untersuchungen hätten zum Ergebnis geführt, dass insgesamt acht Publikationen von Datenmanipulationen betroffen gewesen seien. In einer Abmachung verpflichtete sich Leadon, drei weitere Publikationen zurückzuziehen und fünf Jahre lang keine staatlichen Forschungsgelder zu beantragen. Leadon bestritt auch nach dieser Abmachung jedes Fehlverhalten. Er habe der Abmachung nur zugestimmt, weil er die Kosten für den Klageweg nicht aufbringen könne.[45]
- Catherine Verfaillie, heute Professorin der Katholieke Universiteit Leuven, veröffentlichte 2002 in Nature eine Arbeit,[46] die einen Ausweg aus den ethischen Problemen der Forschung an embryonalen Stammzellen (ES) zu weisen schien. Konnte man sie zuvor gewinnen, indem man Embryos zerstörte, berichtete Verfaillie nun, sie habe im Knochenmark von Mäusen so genannte „multipotente adulte Progenitorzellen“ entdeckt, aus denen man in ihrem Labor im Prinzip die gleichen Zelltypen hervorbringen konnte wie aus Embryonalen Stammzellen. Eine Wiederholung der Experimente in anderen Labors misslang jedoch. Reporter der Zeitschrift New Scientist wiesen bereits Ende 2005 nach, dass in mehreren Publikationen Verfaillies und in einer Patentschrift identische Bilder erschienen waren, die jeweils unterschiedliche Zellkulturen belegen sollten. Auch wurden weitere Daten ihrer Veröffentlichung angezweifelt.[47] Eine Untersuchungskommission der University of Minnesota kam zu dem Ergebnis, dass die Veröffentlichung von 2002 „signifikant fehlerhafte Daten“ enthalten habe und daher „potentiell unkorrekt“ sei.[48] Die Untersuchungen dauern zurzeit noch an.
- Der Schmerzforscher Scott Reuben fälschte seit 1996 die Rohdaten von bis zu 21 Studien. Der Experte für postoperative Schmerzbehandlung stützte in seinen Studien die Gabe von bestimmten Schmerzmitteln nach Operationen. Diese gängige klinische Praxis wurde durch den Skandal in Frage gestellt.[49]
- Eine PR-Agentur erstellte im Auftrag eines Tochterunternehmens des Pharma-Konzerns Pfizer Werbetexte für deren Medikamente, unter die Mediziner ihre Namen setzen ließen. Diese Texte gelangten zwischen 1997 und 2003 durch das Peer-Review-System bekannter Fachzeitschriften, wo sie daraufhin beschönigende Angaben zu Therapieerfolgen und Nebenwirkungen der besprochenen Hormon-Medikamente machten. Die Pfizer-Tochter Wyeth konnte mit zwei von diesen Medikamenten allein 2001 einen Umsatz von zwei Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Als eine öffentlich finanzierte Großuntersuchung die Fälschung aufdeckte, verklagten über 14.000 Frauen das Pharmaunternehmen auf Schadensersatz, da sie nach Hormonbehandlungen mit den beworbenen Präparaten an Brustkrebs erkrankt waren. Dieser Fall löste eine Debatte über Wissenschafts-Ghostwriting aus.[50]
- Das Klinikum Ludwigshafen enthob am 26. November 2010 den anästhesiologischen Chefarzt Joachim Boldt mit sofortiger Wirkung seines Amtes. Dem Anästhesisten wurde vorgeworfen, eine angebliche Originalarbeit in der Fachzeitschrift Anesthesia & Analgesia publiziert zu haben, „deren Aussagen keine wissenschaftliche Studienerhebung zugrunde [lag]“; als Indiz für diesen Vorwurf wurde seitens der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin erwähnt, „dass beispielsweise keine Labor- und Patientendaten über die Studie zur Verfügung stehen“.[51] Im Februar 2011 wurde Boldt der Titel „Außerplanmäßiger Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen“ aberkannt, da er seiner Lehrverpflichtung in Gießen nicht mehr nachgekommen war.[52] Bei dem Fall ging es um Studien, die Vorteile von Hydroxyethylstärke (HES) belegen sollten. Mit 89 zurückgezogenen Fachartikeln übernahm Boldt im März 2011 international den ersten Platz in dieser Statistik.[53]
- Andrew Wakefield: MMR-Impfstoff
Psychologie
- Diederik Stapel, ein ehemaliger Hochschullehrer und niederländischer Sozialpsychologe, gab 2011 zu, die Daten für zahlreiche, in renommierten Fachzeitschriften erschienenen Veröffentlichungen erfunden zu haben. Daraufhin wurde er von seinen Aufgaben suspendiert, kurz darauf gab er seinen Doktortitel an die Universität Amsterdam zurück.[54]
Chemie
- Dem Chemiker Guido Zadel wurde von der Universität Bonn wegen Fälschung seiner Doktorarbeit rechtskräftig der Doktorgrad aberkannt. Er hatte Anfang der 1990er-Jahre in seiner Doktorarbeit behauptet, mit Hilfe eines Magnetfeldes (NMR) bei der Synthese von Molekülen die Chiralität beeinflussen zu können. Eine Kommission hatte erfolglos versucht, die Experimente zu wiederholen. Wegen der großen potenziellen Bedeutung der angeblichen Entdeckung hatten – bis zur Aufdeckung der Fälschung – zahlreiche andere Labore vergeblich in NMR-Geräte investiert. Eine Klage Zadels gegen die Universität war im Jahr 2004 auch in zweiter Instanz vor dem Oberverwaltungsgericht Münster erfolglos geblieben.[55] Sein behaupteter „wissenschaftlicher Durchbruch“ hatte in Fachkreisen einiges Aufsehen erregt, weil er ein bestimmtes chemisches Problem gelöst zu haben behauptete: Linksdrehende Moleküle entfalten im Körper häufig ganz andere Wirkungen als ihre rechtsdrehenden Entsprechungen (siehe Chiralität). Da beide Formen spiegelbildlich zueinander aufgebaut sind, sich chemisch ansonsten aber nicht voneinander unterscheiden, ist ihre jeweils gezielte Herstellung schwierig. Unklar ist daher der Ursprung der in der Natur vorkommenden Chiralität, des Chiral Pool, auf den alle synthetischen Bemühungen zurückgeführt werden müssen. Die behaupteten Ergebnisse Zadels hätten hier eine Antwort geben können.
- Im Januar 2007 setzte die University of Alabama eine Untersuchungskommission ein, die im Dezember 2009 zu dem Ergebnis kam, dass der Kristallograph H. M. Krishna Murthy in den zehn Jahren zuvor Daten über die Struktur von elf Proteinen publiziert hatte, die mutmaßlich von bereits bekannten Proteinen abgeleitet worden waren. Erstmals seit ihrem Bestehen löschte die Protein Data Bank daraufhin einen Datensatz aus ihrem Bestand, das Journal of Biological Chemistry zog den zugehörigen, bereits 1999 veröffentlichten Fachartikel zurück. Nature berichtete, die unkorrekten Daten hätten eine Protease des Erregers von Dengue-Fieber betroffen und die Erforschung dieser Krankheit behindert. Murthy stritt wissenschaftliches Fehlverhalten ab.[56]
Physik
- Galileo Galilei wurde wiederholt vorgeworfen, einige der von ihm beschriebenen und als Beleg für die Korrektheit seiner Theorien ausgegebenen Experimente niemals selbst durchgeführt zu haben. Federico Di Trocchio etwa schrieb über das Experiment mit der schiefen Ebene:
-
- „Entweder hatte Galilei das Experiment nie durchgeführt, oder er hatte seine Ergebnisse nicht mit der nötigen Genauigkeit wiedergegeben.“[57]
- Der Wissenschaftshistoriker Alexandre Koyré, der durch seine Études galiléennes als Galilei-Kenner ausgewiesen ist, hat behauptet, dass viele Experimente Galileis mit den Anfang des 17. Jahrhunderts verfügbaren Mitteln gar nicht zu realisieren gewesen seien. Er weist darauf hin, dass Galilei in seinen Schriften kaum jemals einen konkreten Wert angibt, und wenn doch – wie im Dialog – er jedes Mal völlig falsch liegt. So soll eine Kugel innerhalb einer Sekunde vier Ellen tief gefallen sein, das ist weniger als die Hälfte des Wertes, der nach dem Fallgesetz zu erwarten gewesen wäre. Koyré führt das Problem auf die Messmethoden zurück; um etwa die Zeit zu messen, wog Galilei die in einem bestimmten Zeitraum aus einem Gefäß abgeflossene Wassermenge mit einer Goldwaage (es gab noch keine mechanische Uhren, mit denen man Sekunden messen konnte). Nach Alexandre Koyré sind solche Messmethoden zu ungenau, um die gefundenen Gesetze abzuleiten:
- „So befindet sich die moderne Naturwissenschaft in ihren Anfängen in einer ziemlich seltsamen und sogar paradoxen Lage: Ihr Prinzip ist die Genauigkeit, sie behauptet, daß die Wirklichkeit in ihrem Wesen geometrisch und folglich Gegenstand strenger Determination und Messung ist […]; sie entdeckt und formuliert (mathematisch) Gesetze, welche es erlauben, die Lage und die Geschwindigkeit eines Körpers an jedem Punkt seiner Flugbahn und in jedem Augenblick seiner Bewegung abzuleiten und zu berechnen, und ist außerstande, sie zu benutzen, weil sie keine Mittel hat, eine Zeitdauer zu bestimmen oder eine Geschwindigkeit zu messen.“[58]
- Dem hat Stillman Drake widersprochen.[59] Er hat handschriftliche Notizen analysiert, in denen Galilei zum Beispiel ein Experiment zur Flugbahn einer fallenden Kugel mit unterschiedlichen anfänglichen Horizontalgeschwindigkeiten aufgezeichnet hat. Dabei notiert Galilei den von ihm erwarteten Wert für die Flugweite der Kugel sowie den gemessenen Wert, wobei die größte Abweichung knapp vier Prozent beträgt. Zumindest in diesem Fall sieht alles danach aus, dass Galilei den Versuch tatsächlich durchgeführt hat. Der Eindruck der Fälschung mag auch damit zusammenhängen, dass Galilei später in den Discorsi nur noch die gefundenen Gesetze, aber nicht mehr die zugrunde liegenden Versuchsergebnisse veröffentlicht hat.
- Emil Rupp galt von 1926 bis 1935 als ein weltweit führender Experimental-Physiker. Seine Experimente zu Kanalstrahlen und zum Positron stellten sich jedoch später als völlige Fälschungen heraus.
- Jan Hendrik Schön, Nano-Physiker, fälschte Messdaten zum elektronischen Verhalten organischer Strukturen. Schön galt 2002 bereits als Nobelpreis-Anwärter, als der Betrug aufgedeckt wurde: Seine Messergebnisse konnten nicht reproduziert werden.
- Victor Ninov fälschte Messdaten über die angebliche Erzeugung von zwei neuen chemischen Elementen (Schwerionen).
- Rusi P. Taleyarkhan von der Purdue University wird seit mehreren Jahren vorgehalten, seine Experimente zur Bläschenfusion seien nicht reproduzierbar. Dies veranlasste im Frühjahr 2007 schließlich den Ausschuss für Wissenschaft und Technologie des US-Repräsentantenhauses zu einer eigenen Untersuchung,[60] nachdem eine Überprüfung des möglichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens durch die Heimatuniversität u. a. in der Fachzeitschrift Nature als undurchsichtig kritisiert worden war.[61]
Mikroelektronik
Der vormalige Starforscher und Dekan des Instituts für Mikroelektronik der Jiaotong-Universität von Shanghai, Chen Jin, wurde im Mai 2006 entlassen, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der von ihm angeblich im Jahr 2003 entwickelte Hanxin-Mikrochip in Wirklichkeit ein bloß äußerlich veränderter Chip des US-Herstellers Freescale Semiconductor war. In chinesischen Presseberichten hieß es, Chen habe Wanderarbeiter damit beauftragt, den US-Firmennamen von den Chips zu kratzen und mit dem Hanxin-Logo zu beschriften.
Wegen seiner angeblichen Erfindung war Chen seit 2003 vom chinesischen Staat wiederholt mit offiziellen Anerkennungen ausgezeichnet und mit – selbst für europäische Verhältnisse – imposanten Forschungsgeldern belohnt worden.[62]
Geografie
Der zu Lebzeiten sehr geachtete Geograf James Rennell (F.R.S.) verfälschte Berichte des Forschungsreisenden Mungo Park, indem er 1798 das fiktive Gebirge der „Kong-Berge“ erfand, das sich im Westen Afrikas in der Nähe des 10. Breitengrades befinde. Dadurch wollte er seine Theorie über den Verlauf des Niger stützen. Die Fälschung wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts aufgedeckt.[63]
Agrar- und Forstwissenschaften
Beim SFB 552 der Universität Göttingen zum Thema „Stabilität von Randzonen tropischer Regenwälder in Indonesien“ war im Februar 2009 festgestellt worden, „dass zahlreiche Publikationen, die im Fortsetzungsantrag als bei einer Zeitschrift ‚submitted‘ (‚eingereicht‘) angegeben waren, tatsächlich erst später oder noch nicht eingereicht worden waren oder noch nicht als einreichbares Manuskript vorlagen. Betroffen waren insgesamt 34 Publikationen.“[64] Der DFG-Prüfbericht veranlasste die Göttinger Staatsanwaltschaft im März 2010, „gegen 14 Wissenschaftler Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Untreue beziehungsweise des Betruges“ einzuleiten.[65] Es bestehe der Verdacht, dass Fördergelder zweckwidrig verwendet worden seien.
Rechtswissenschaften
Im Februar 2011 führte die Entdeckung von Plagiaten in der Dissertation (Doktorarbeit) des deutschen Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg an der Universität Bayreuth zur Plagiatsaffäre Guttenberg. Viele längere Textpassagen hatte Guttenberg von anderen Autoren übernommen (zitiert) ohne dies durch Zitation gemäß der Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens kenntlich zu machen. Eine Reihe der Textübernahmen war dabei auch an einigen Stellen bewusst umformuliert worden.[66] Die Universität Bayreuth erkannte Guttenberg den Doktorgrad am 23. Februar ab, da er gegen die „wissenschaftlichen Pflichten in erheblichem Umfang verstoßen“[67] habe. Er trat am 1. März von seinem Ministeramt zurück.
Umstrittenes
- Die so genannten Kristallschädel, welche den Hochkulturen Mittel- und Südamerikas zugeschrieben werden. Diese Zuschreibung ist allerdings umstritten, da man bei Kristallen keine eindeutige wissenschaftlich fundierte Datierung vornehmen kann. Nach Analyse einiger Bearbeitungs- und Gebrauchsspuren könnten die Schädel auch Fälschungen des 19. Jahrhunderts sein.
- Das Turiner Grabtuch, welches durch eine 1988 durchgeführte Radiokohlenstoffdatierung auf das Jahr 1357 datiert wurde. Diese Feststellung wird allerdings von diversen Forschern wieder in Zweifel gezogen, da durch gewisse Begleitumstände wie Hitze, Bakterien oder Pilze die genaue Datierung möglicherweise verfälscht worden ist.
- Die Andonian-Dokumente sind Telegramme, die großteils von Talat Pascha gesendet worden sein sollen. Die Telegramme enthalten angebliche Befehle, die zum Völkermord an den Armeniern aufrufen. Diese Telegramme spielen in der Genozidforschung keine bedeutende Rolle, denn eine Vielzahl von Wissenschaftlern hält sie für Fälschungen. Andere halten sie für wahrscheinlich authentisch.
- Der Runenstein von Kensington galt jahrelang als Beweis dafür, dass die Wikinger in den USA bis an das Ende der Großen Seen in die Gegend um das heutige Duluth (Minnesota) vorgedrungen waren. Zwischenzeitlich für eine Fälschung gehalten, ergeben neuere Hinweise die Möglichkeit der Authenzität.
- In der Reichstagsbrand-Kontroverse griffen Historiker um Walther Hofer die Alleintäterschaftsthese an und warfen namentlich Fritz Tobias und Hans Mommsen vor, Gutachten verfälscht und unglaubwürdige Zeugenaussagen verwendet zu haben. Diese konterten mit dem Vorwurf, Hofer und der 2003 verstorbene kroatische Publizist Edouard Calic hätten in ihren beiden Dokumentationen von 1972 und 1978 gefälschte Quellen eingesetzt. Calic hatte erklärt, dass er die Originale der Dokumente nicht mehr besitze und nicht herbeischaffen könne, so dass die ehrenrührigen Fälschungsvorwürfe weiter im Raum standen.
- Cyril Burt war bis zu seinem Tod ein hochgeachteter Zwillingsforscher, dessen Nachlass jedoch Zweifel an der Seriosität seiner Studien aufkommen ließ.
- Der Genetiker und Arzt Karl Illmensee publizierte im Jahr 1981, er habe als weltweit erster drei Mäuse geklont. Seine Experimente wurden jedoch von einer Untersuchungskommission als „wissenschaftlich wertlos“ eingestuft.
- Die „Vinland-Karte“ zeigt die früheste überlieferte Kartierung Nordamerikas. Sie wurde von vielen Forschern als Fälschung angesehen, soll neuesten Erkenntnissen zufolge aber authentisch sein.
- Ein Artemidor von Ephesos zugeschriebenes Papyrus („Artemidor-Papyrus“), auf dem die angeblich älteste Darstellung der iberischen Halbinsel verzeichnet ist, wurde möglicherweise im 19. Jahrhundert von Konstantinos Simonides oder sogar erst in jüngster Zeit fabriziert. Das Papyrus war 2004 von der Turiner Fondazione per l’Arte della Compagnia di Sanpaolo für 2,75 Mio Euro erworben und danach in diversen renommierten Museen ausgestellt worden. Die Stiftung hat 2009 entschieden, „in der eigenen Bilanz den Wert des Papyrus zu revidieren und auf null zu setzen.“[68]
Siehe auch
- Kunstfälschung
- Sokal-Affäre
- Erfundenes Mittelalter
- Wissenschaftsethik
- Ehrenautorschaft
- Aberkennung eines akademischen Grades
Literatur
- William Broad, Nicholas Wade: Betrug und Täuschung in der Wissenschaft. ISBN 3-7643-1560-1.
- Karl Corino (Hrsg.): Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik. Eichborn, Frankfurt 1990, ISBN 3-8218-1131-5.
- Federico Di Trocchio: Der große Schwindel. Betrug und Fälschung in der Wissenschaft. Campus, 1994, ISBN 3-593-35116-1.
- Marco Finetti, Armin Himmelrath: Der Sündenfall. Betrug und Fälschung in der deutschen Wissenschaft. Raabe, Stuttgart 1999, ISBN 3-88649-351-2.
- Torsten Junge, Dörthe Ohlhoff: Wahnsinnig genial. Der Mad Scientist Reader. Alibri, Aschaffenburg, ISBN 3-932710-79-7.
- Heinrich Zankl: Fälscher, Schwindler, Scharlatane. Betrug in Forschung und Wissenschaft. Wiley VCH, 2003, ISBN 3-527-30710-9.
- Peter Haffner, Hania Luczak: Fälschungen in der Forschung. In: Geo, März 2003, S. 120–138.
- Jennifer Couzin, Katherine Unger: Cleaning up the paper trail. In: Science Band 312, 7. April 2006, S. 38–43 (ein Artikel über die – geringen – Folgen nachgewiesenen Betrugs für die Betrüger).
- Gerhard Fröhlich: Betrug und Täuschung in den Sozial- und Kulturwissenschaften. In: T. Hug (Hrsg.): Wie kommt die Wissenschaft zu ihrem Wissen? Schneider, Hohengehren/Baltmannsweiler, S. 261–273 (PDF).
Weblinks
- Webseite des Ombudsmanns der Deutschen Forschungsgemeinschaft für Fragen des wissenschaftlichen Fehlverhaltens
- Regeln guter wissenschaftlicher Praxis der DFG (PDF; 786 kB)
- Fremdes Gedankengut: Abschreiben ist in der Wissenschaft mitnichten ein neues Phänomen. FAZ Nr. 41 vom 17. Februar 2011, S. 10. Reinhard Müller über Entscheidungen deutscher Gerichte in Fällen des Plagiierens
- Zusammenfassung einer US-Studie zum Fehlverhalten in der Forschung, heise.de, 18. Juni 2008 (englisch in Nature)
- Deutschlandfunk: Wahrheitssucher auf Abwegen Mogelnde Forscher und ihre Motive
- Zeitschrift heureka! 4/99 Diverse Texte zum Thema Betrug in den Wissenschaften
- columbia.edu Definitionen, Hintergrundinformationen und Beispiele für wissenschaftliches Fehlverhalten (auf Englisch)
- wienerzeitung.at Über Betrug und Irrtum in der Wissenschaft (Fallbeispiele)
- Archæological Forgeries (diverse archäologische Fallbeispiele, auf Englisch)
- Bild der Wissenschaft "Falsche Forscher"
Einzelnachweise
- ↑ Reflections on the Decline of Science in England, 1830, Kapitel 5, Abschnitt 3 On the frauds of observers, Online bei Gutenberg
- ↑ Vgl. das Programm des XL. Symposiums der Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte: Blender, Täuscher, Scharlatane: Betrug in den Wissenschaften. Heidelberg, 29.–31. Mai 2003 (PDF, 103 kB); sowie den einleitenden Aufsatz Wolfgang U. Eckart: Blender,Täuscher, Scharlatane – Betrug in den Wissenschaften. Einführung in das Symposium. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 27, 2004, S. 89–97, DOI:10.1002/bewi.200401056; vgl. auch weitere Aufsätze im selben Band der Zeitschrift, Übersicht unter DOI:10.1002/bewi.200490052.
- ↑ muk.uni-frankfurt.de Pressemitteilung Nr. 37/2005 der Universität Frankfurt vom 17. Februar 2005
- ↑ Pressemitteilung Nr. 38/2005 der Universität Frankfurt vom 17. Februar 2005
- ↑ a b Hans-Joachim Queisser: Veröffentliche oder verende! Was uns der Betrugsfall Jan Hendrik Schön über die moderne Wissenschaftskultur lehrt / Von Hans-Joachim Queisser. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 229, 2. Oktober 2002, S. 50.
- ↑ Vgl. z. B. den Kommentar ihres damaligen Präsidenten Ernst-Ludwig Winnacker: Gute wissenschaftliche Praxis sichern. Nicht nur propagieren, sondern praktizieren und durchsetzen, so lautet der Appell der DFG. Im Sommer 2002 sollen die Regeln in allen Universitäten und Forschungsinstituten umgesetzt sein. In: Forschung 26, Nr. 4, 2001, S. 2–3, doi:10.1002/1522-2357(200110)26:4<1::AID-FORS2>3.0.CO;2-C.
- ↑ Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg.): Empfehlungen der Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“. Vorschläge zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. Januar 1998 (PDF, 135 KB).
- ↑ Ombudsman der DFG: Zum Umgang mit wissenschaftlichem Fehlverhalten. Abschlussbericht. Ergebnisse der ersten sechs Jahre Ombudsarbeit. Mai 1999–Mai 2005. 2005 (PDF, 208 KB).
- ↑ „VGH Baden-Württemberg – Beschluß vom 13. Oktober 2008, 9 S 494/08: Plagiat in einer Dissertation.“ Volltext
- ↑ Sergej Slutsch: Stalins „Kriegsszenario 1939“. Eine Rede, die es nie gab. Die Geschichte einer Fälschung. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 4 (2004), S. 597–636 (PDF, Zugriff am 3. August 2010)
- ↑ Evelyn Eckstein: Fußnoten. Anmerkungen zu Poesie und Wissenschaft. Lit, Münster 2001. S. 42. In Teilen auch online zugänglich
- ↑ Marco Finetti, Armin Himmelrath: Der Sündenfall: Betrug und Fälschung in der deutschen Wissenschaft. Raabe, Stuttgart 1999, S. 96ff.
- ↑ Irene Meichsner: Hübsch geklaut. Kölner Professorin muß um ihren Doktortitel fürchten. In: Die Zeit, Nr. 44/1990.
- ↑ Marc Dressler: Wissenschaft außer Kontrolle. Teil 2: Plagiat (PDF)
- ↑ Abgeschrieben: Deutscher Forscher fliegt nach 14 Jahren mit Plagiat auf. In: Spiegel Online Wissenschaft
- ↑ Ehemaliger Fraunhofer-Direktor: Mit fremden Federn geschmückt. In: FAZ.net
- ↑ Alison Abbott: Academic accused of living on borrowed lines. In: Nature, Band 448, 9. August 2007, S. 632 f.
- ↑ Ricardo Olmos: Die iberische Kultur aus der Sicht der Forschung. In: Michael Koch (Hrsg.): Die Iberer. Ausstellungskatalog Bonn 1998 ISBN 3-7774-7710-9 S. 75-81.
- ↑ Wijnand A. B. van der Sanden, Sabine Eisenbeiß: Imaginary people - Alfred Dieck and the bog bodies of northwest Europe. In: Archäologisches Korrespondenzblatt. Nr. 36, 2006, ISSN 0342-734X, S. 111-122 (englisch).
- ↑ Where are they now? Eine Nachschau zu wissenschaftlichen Fälschungen in: Nature Band 445 vom 18. Januar 2007, S. 244–245.
- ↑ a b Manfred Deckers: Die Würzburger Lügensteine und andere Fälschungen von Fossilien. In: Zum Thema Fälschungen. „DIAGONAL – Zeitschrift der Universität-Gesamthochschule-Siegen“, 1994 (Heft 2), S. 69, ISSN 0938-7161.
- ↑ Wie der Archaeoraptor gefälscht wurde, Das gefälschte Fossil.
- ↑ Grimaldi et al.: Forgeries of fossils in "amber": history, identification and case studies. In: Curator 37 (4), S. 251–274, 1994.
- ↑ Rhinos in Rio. Zwanzig Jahre lang hat ein indischer Geologe die Fachwelt genasführt. In: Der Spiegel. Nr. 31, 1989 (online).
- ↑ M. K. Richardson u. a.: Haeckel, Embryos and Evolution. In: Science, Band 280 (1998), S. 983–986.
- ↑ Vergleichsstudie (PDF, englisch).
- ↑ „Wir Deutschen sind nicht moralisch höher stehend“. In: Die Zeit, Nr. 22/2003.
- ↑ Julia Voss: Biologie in schneidigem Kreuzritterton. Täuschende Bilder der Evolutionsgeschichte. In: FAZ, 3. Januar 2007, S. N3.
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- ↑ Stephan Schleim: Unmoralischer Moralforscher? Ein Forschungsskandal um den Primatologen und Moralpsychologen Marc Hauser erschüttert die Harvard Universität. heise.de, 25. August 2010
- ↑ Marc D. Hauser und Justin N. Wood: Replication of ‚Rhesus monkeys correctly read the goal-relevant gestures of a human agent‘. In: 'Proceedings der Royal Society B, Band 278, Nr. 1702, 2011, S. 158–159, doi:10.1098/rspb.2010.1441
- ↑ Justin N. Wood und Marc D. Hauser: Replication of „The Perception of Rational, Goal-Directed Action in Nonhuman Primates“. Zugang zum PDF auf sciencemag.org; die Wiederholung betrifft die Originalarbeit aus Science, Band 317, Nr. 5843, 2007, S. 1402–1405, doi:10.1126/science.1144663
- ↑ Hauser resigns. In: Nature, Band 475, Nr. 7357, 2011, S. 429.
harvardmagazine.com vom 20. Juli 2011: Marc Hauser Resigns.
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- ↑ Ulrich Schnabel: Der Sturz ist tief. In: Die Zeit, Nr. 20/2001, Kommentar zum „Fall Mertelsmann“
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- ↑ newscientist.com, 15. Februar 2007. newscientist.com, 21. März 2007.
- ↑ the-scientist.com, 26. Februar 2007.
- ↑ Doctor Admits Pain Studies Were Frauds, Hospital Says. In: New York Times, 11. März 2009.
- ↑ Peter Mühlbauer: Mangelnde Qualitätskontrolle bei Closed-Access-Zeitschriften. Eine PR-Agentur konnte im Auftrag einer Pharmafirma jahrelang Werbeartikel als Wissenschaft platzieren. In: Telepolis, 10. September 2010. Zur Debatte vgl. u. a. Ewen Callaway: Questions over ghostwriting in drug industry. Analysis claims papers drafted by medical writers downplayed risks of hormone replacement therapy. In: Nature, 7. September 2010, DOI:10.1038/news.2010.453. Adriane J. Fugh-Berman: The Haunting of Medical Journals: How Ghostwriting Sold “HRT”. In: PLoS Medicine, 7. September 2010, DOI:10.1371/journal.pmed.1000335.
- ↑ idw-online.de vom 26. November 2010: „Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin: Wissenschaftliches Fehlverhalten in der Anästhesie inakzeptabel.“
- ↑ Universität Gießen, Pressemitteilung Nr. 38 vom 15. Februar 2011: „Akademische Bezeichnung aberkannt. Dr. Joachim Boldt darf den Titel ‚Außerplanmäßiger Professor an der Justus-Liebig-Universität Gießen‘ nicht mehr führen.“
- ↑ Retraction Watch am 2. März 2011
- ↑ Diederik Stapel doet vrijwillig afstand van doctorstitel
- ↑ uni-bonn.de.
- ↑ Brendan Borell: Fraud rocks protein community. Nature, Band 462, 2009, S. 970, DOI:10.1038/462970a
- ↑ So u. a. Federico Di Trocchio in Der große Schwindel (Campus Verlag, 1994, S. 16 ff.).
- ↑ zitiert nach: Alexandre Koyré: Leonardo, Galilei, Pascal: Die Anfänge der neuzeitlichen Naturwissenschaft. Fischer, Frankfurt 1998, S. 157f.
- ↑ (auf Deutsch dargestellt in: Enrico Bellone: Galilei: Leben und Werk eines unruhigen Geistes. In: Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1998, S. 45–48)
- ↑ Süddeutsche Zeitung vom 27. März 2007, S. 18.
- ↑ Eugenie Samuel Reich: Disputed inquiry clears bubble-fusion engineer. In: Nature. 445, Nr. 7129, 2007, S. 690–691, doi:10.1038/445690a.
- ↑ Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2006, S. 22.
- ↑ Thomas J. Bassett, Philip W. Porter: "From the Best Authorities": The Mountains of Cong in the Cartography of West Africa. In: Journal of African History 32, 1991, Nr. 3, S. 367–413 (jstor.org). Vgl. Erforscht und erfunden. Fiktive Berge. In: Die Zeit, Nr. 33/1992.
- ↑ dfg.de Pressemitteilung Nr. 52 vom 8. Oktober 2009: Gremienausschluss und Rügen: DFG zieht Konsequenzen aus wissenschaftlichem Fehlverhalten in Göttingen. Hauptausschuss beschließt Maßnahmen gegen fünf Wissenschaftler. Zwei Professoren wurden für die Dauer von drei Jahren von einer Tätigkeit in den Gremien der DFG ausgeschlossen, gegen drei weitere Wissenschaftler werden „schriftliche Rügen“ ausgesprochen.
- ↑ Staatsanwaltschaft ermittelt: Affäre um Sonderforschung. goettinger-tageblatt.de, 17. März 2010
- ↑ Der Spiegel (benötigt Flash)
- ↑ Universität Bayreuth erkennt zu Guttenberg den Doktorgrad ab. (PDF) Medienmitteilung Nr. 037/2011 der Universität Bayreuth vom 23. Februar 2011; abgerufen am 2. März 2011
- ↑ Luciano Bossina: Der Artemidor-Papyrus ist das Produkt einer digitalen Reproduktion.. In: FAZ, 25. Juni 2009, S. 8.
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