BAB 31

BAB 31
Bundesautobahn 31
Basisdaten
Gesamtlänge: 241 km
Bundesländer: Niedersachsen,
Nordrhein-Westfalen
Karte
Verlauf der A 31

Die Bundesautobahn 31 (Abkürzung: BAB 31) – Kurzform: Autobahn 31 (Abkürzung: A 31) – verläuft von der Nordseeküste bei Emden bis nach Bottrop im Ruhrgebiet. Sie wird auch als (Ost-)Friesenspieß [1] und Emslandautobahn bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Linienführung

Abfahrt Emden-West, der Beginn der Autobahn 31

Beginnend in Emden binden die ostfriesischen Autobahndreiecke Leer die A 28 und Bunde über die kurze A 280 die niederländische Autobahn 7 an. Dazwischen passiert die A 31 den Emstunnel. Der Abschnitt zwischen den beiden Dreiecken ist im Netz der Europastraßen ein Teilstück der E 22.

Nahe der niederländischen Grenze quert sie nun das Emsland. An der Anschlussstelle Meppen kreuzt die A 31 die E 233 auf der Trasse der Bundesstraße 402, welche in westlicher Richtung in die niederländische A 37 übergeht. Weiter südlich besteht Anschluss an die A 30 beim zentralen Autobahnkreuz Schüttorf.

Etwa 10 km dahinter tritt sie von Niedersachsen nach Nordrhein-Westfalen über und verläuft über das westliche Münsterland bis nach Bottrop im Ruhrgebiet.

Die A 31 wurde zwischen 1975 und 2004 unter finanzieller Mithilfe der anliegenden Regionen gebaut.

Besonderheiten

Zumeist wenig befahren: Die A31 bei Twist
Autobahnkapelle St. Antonius

Die Autobahn ist durchgehend zweispurig ausgeführt. Nur im Bereich des 30 Jahre alten Teilstücks zwischen Neermoor und Emden gibt es bislang keine Standstreifen, diese werden derzeit eingerichtet. Daher ist dort die Geschwindigkeit dauerhaft begrenzt.

Zwischen der AS-Emden-Ost und Riepe wurde im Januar 2008 mit der Errichtung der Standstreifen begonnen. Der Ausbau soll im Oktober 2009 abgeschlossen sein. Anschließend wird bis Herbst 2011 mit dem Ausbau zwischen Riepe und Neermoor begonnen. In diesem Abschnitt ist es zunächst notwendig, ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Während des Ausbaus wird zudem die komplette Fahrbahn zwischen der AS-Emden-Ost und Neermoor grunderneuert.

Beim Autobahndreieck Leer geht der südliche Ast der A 31 nahtlos in die A 28 nach Delmenhorst/Bremen/A 1 über. Zum Verbleiben auf der A 31 muss in beiden Richtungen das Dreieck durchfahren werden.

Zwischen den Anschlussstellen Leer West und Jemgum unterquert die A 31 in dem 945 Meter langen Emstunnel die hier schiffbare Ems. Er ist nach dem Hamburger Neuen Elbtunnel die zweite Unterquerung im deutschen Mündungsbereich eines Flusses, dessen Überbrückung wegen der großen Höhe der Hochseeschiffe schwierig ist.

Der niedersächsische Teil der A 31 ist in der Regel eine der am wenigsten befahrenen Autobahnteilstrecken Deutschlands. Insbesondere nachts ist häufig kilometerweit kein Fahrzeug auf der Autobahn unterwegs.[2] In den Ferienzeiten und zu verlängerten Wochenenden (z. B. Christi Himmelfahrt) stellt sich die Situation umgekehrt dar. Dann bewirken die Urlauberströme – insbesondere aus Nordrhein-Westfalen – nach Ostfriesland und zurück einen stärker verdichteten Verkehr, gelegentlich sogar Staus.

Die Trasse verläuft durch weitläufig unbewohntes Gebiet und die Nähe zur Autobahn machen das Umfeld zu einem bevorzugten Standort für zumeist mächtige Windkraftanlagen. Allein über zweihundert Anlagen sind von der Autobahn direkt einsehbar.

Auf dem Parkplatz "Heseper Moor" zwischen den Anschlussstellen Twist (22) und Geeste (23) (nur in Nord-Süd-Richtung zu erreichen) steht die Autobahnkapelle "Jesus - Brot des Lebens", und an der Abfahrt Gescher/Coesfeld (33) befindet sich die Autobahnkapelle St. Antonius.

Ein bemerkenswerter Abschnitt der Autobahn ist die Anschlussstelle Ochtrup Nord, die früher das nördliche Ende des südlichen Teils der A 31 war. Von Emden kommend folgt hier auf Kilometer 158 nicht Kilometer 159 sondern Kilometer 81, denn ab hier wird rückwärts gezählt – ein Relikt aus der Zeit, als der Nord- und Südteil der A 31 vor dem Lückenschluss noch getrennt waren.

Geschichte

1966 wurde die A 31 zum ersten Mal zunächst als A 113 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen.

Verworfene Planung von Bottrop bis Bad Neuenahr

A 31-Mahnmal, gusseiserne Tafel
A 31-Mahnmal mit Rastplatz. Auch die Eiche wurde von der Aktionsgemeinschaft gepflanzt.

Nach früheren Planungen sollte die A 113 von Emden nahe der holländischen Grenze bis zum Ruhrgebiet und von dort als weitere Nord-Süd-Achse über Mülheim, Essen-Werden, Wuppertal, Solingen, Bergisch Gladbach bis zur A 61 bei Bad Neuenahr-Ahrweiler verlaufen. Dieser etwa 100 km lange Abschnitt war in die erste Dringlichkeit des Bundesverkehrswegeplans eingestuft worden. Ende 1973 erfolgte die öffentliche Auslegung der Pläne für den ersten Abschnitt im Hexbachtal im Mülheimer Norden. Mit dem Bau sollte unmittelbar nach Beendigung der Offenlegung begonnen werden. Doch am letzten Tag der Einwendungsfrist stoppten ca. 300 Mülheimer Bürger mit ihren Unterschriften zu einem Alternativvorschlag das Projekt zunächst. Sie hatten vorgeschlagen, die Trasse aus dem empfindlichen Tal (Grenze zwischen Essen und Mülheim) heraus auf Mülheimer Gebiet zu verlagern. Einen solchen Vorschlag hatte auch der Ruhrsiedlungsverband gemacht. Als die Pläne für das nach Süden anschließende Teilstück im Raum Mülheim-Heißen öffentlich ausgelegt wurden, hatten sich bereits längs der Trasse von Bottrop bis Overath südöstliche von Bergisch Gladbach) zahlreiche Bürgerinitiativen gebildet, die sich zur Aktionsgemeinschaft A 113 zusammenschlossen. Diese hatte das Ziel, die A 113 komplett zu verhindern, da sie viele Naherholungsgebiete durchschneiden ("aufspießen") und entwerten würde. Dies war der Grund für einen Essener Architekten, die Trasse "Ostfriesenspieß" zu nennen. Im Rahmen der zweiten Offenlegung kamen über 10.000 Unterschriften gegen den Bau zusammen. Sie bekamen insbesondere dadurch großes Gewicht, dass Fachleute die Fehler in den Verkehrsprognosen aufzeigten und das Fehlen der erforderlichen ökologischen und raumplanerischen Gutachten bemängelten. Die Auseinandersetzung mit den Planern (Landschaftverbände) und anderen Befürwortern (ADAC, IHK, Bauwirtschaft) dauerte etwa acht Jahre und wurde in alle relevanten Behörden und alle politischen Gremien bis in den Bundestag hineingetragen. Der Bundestag beschloss schließlich die Rückstufung des südlichen Teils der inzwischen in A 31 umbenannten Autobahn. Damit konnten die vorhandenen Geldmittel für den Abschnitt nach Norden verwendet werden. Lediglich kurze Teilstücke wurden im Süden als A 560 und A 573 realisiert. In Mülheim errichtete die inzwischen umbenannte Aktionsgemeinschaft A 31 auf der geplanten Trasse ein Mahnmal, das für die Spaziergänger heute ein beliebter Rastplatz ist.

Somit wurden die Planungen auf die Strecke Emden–Bottrop begrenzt. Ebenso wurde eine nördliche Verlängerung nach Norden und Aurich verworfen. Letztere Verbindung soll nun als Bundesstraße 70 realisiert werden.

Neubaufortschritt

Das Teilstück zwischen Neermoor und Riepe in Ostfriesland ist die 30 Jahre alte Urzelle der Autobahn 31. Im Jahre 1984 begann dann der Bau des Emstunnels sowie ausgehend von der A 2 beim Autobahndreieck Bottrop der Ausbau der A 31 in Nordrhein Westfalen, der 1989 bis Heek fertiggestellt war. Die Eröffnung des Emstunnels im gleichen Jahr war die Initialzündung für den weiteren Ausbau der A 31 und auch der sich bei Leer anschließenden A 28, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht bis zu dieser Stelle vorgerückt war. Kontinuierlich wurde dann bis 1995 weitergebaut. Bis zu diesem Zeitpunkt war nun auch die A 28 beim Autobahndreieck Leer an die A 31 angeschlossen. Auf niedersächsischer Seite führte die A 31 jetzt bis Twist und in Nordrhein-Westfalen bis Ochtrup-Nord. Im Vorfeld dieses Zeitpunktes hatte sich aber schon abgezeichnet, dass im Rahmen des „Aufbaus Ost“ die Mittel für den Ausbau der westdeutschen Autobahnen erheblich gestreckt wurden. So wurde innerhalb der nächsten acht Jahre lediglich das Teilstück Twist–Geeste eröffnet.

Modellprojekt Lückenschluss

Nach und nach zeichnete sich ab, dass der Bund den Endausbau bis zum Jahre 2015 verschoben hatte. Dass die Bauarbeiten bereits am 19. Dezember 2004 abgeschlossen werden konnten und die Autobahn seitdem in ihrer gesamten Länge befahrbar ist, wurde durch ein in Deutschland bisher einmaliges Finanzierungsmodell ermöglicht, bei dem sich Privatleute, Firmen, Gemeinden, Landkreise und die Niederlande an den Kosten beteiligten. Im Wesentlichen ging es darum, dem Bund die Zinsen für die vorgezogene Fertigstellung des ca. 500 Mio. DM teuren Lückenschlusses[3] (Geeste–Ochtrup-Nord) zu ersetzen. Von den hierzu benötigten 135 Mio. DM wurden 21 Mio. DM von der Wirtschaft und 114 Mio. DM von den umliegenden Städten, Landkreisen und Gemeinden der A 31 sowie den Niederlanden aufgebracht. Der Nachbarstaat sieht die A 31 vor allem als eine schnelle Verbindung zwischen den grenznahen Räumen Groningen und Enschede/Hengelo, da eine entsprechende Nord-Süd-Verbindung auf niederländischer Seite nicht existiert.

Geistige Väter dieses bemerkenswerten Modellprojektes waren der Industrielle Rolf Trauernicht sen. aus Großefehn im Landkreis Aurich, der auch eine private Spende von 250.000 DM einbrachte, und der Oberkreisdirektor, später Landrat, des Landkreises Emsland, Hermann Bröring. Ein Gutachten[4] des Instituts für Verkehrswissenschaft der Universität Münster war in einer Kosten-Nutzen-Analyse zu dem Ergebnis gekommen, dass der Nutzen durch den Lückenschluss mehr als acht Mal über den Kosten liegen würde. Scharfe Kritik zu dieser Finanzierung kam von den örtlichen Grünen. Landkreise, "über denen der Pleitegeier kreise", sollten sich nicht zu derart hohen Ausgaben hinreißen lassen.

Nach Unterzeichnung des entsprechenden Vertrages zwischen Bund, Land und Region im März 2001 wurde zunächst mit dem Zieldatum Ende 2005 weitergebaut. Eine nochmalige sukzessive Verkürzung um ein weiteres Jahr war durch schnellen Baufortschritt möglich, da dieser Neubau auch ein „Herzensanliegen“ der ausführenden heimischen Unternehmen sowie der beteiligten Planer und Beamten war. Auch die wegweisenden Ausgleichsmaßnahmen fanden die überwiegende Zustimmung der Naturschutzverbände. Fast jede Neueröffnung eines Teilstückes wurde mit einem großen Volksfest gefeiert. Insgesamt dürfte kaum ein Autobahnneubau so viel Zustimmung und Forcierung von regionaler Seite erfahren haben wie dieser.

Am nördlichen Ende der A 31 in Emden fehlte seit 1981 nur noch die Nordwestumgehung der Stadt. Fast zehn Jahre nahm dieses nur drei Kilometer lange Endstück (Emden-West–Emden-Mitte) in Anspruch. Jahrelang musste der aufgefahrene Sand liegen bleiben, um den nordseenahen, weichen Marschboden genügend zu verdichten. Eine weitere Verzögerung ergab sich, als ein zu hoch beladener Lkw die Schalung der frisch betonierten Brücke über die B 210 an der Anschlussstelle Emden-Mitte rammte. Dennoch konnte auch dieses Teilstück zusammen mit dem Lückenschluss im Jahre 2004 komplettiert werden.

Zeitplan

Angegeben ist immer das Fertigstellungsdatum zur folgenden Anschlussstelle

  • (1) Emden-West 1999
  • (2) Pewsum 2004
  • (3) Emden-Mitte 1981
  • (4) Emden-Wolthusen 1981
  • (5) Emden-Ost 1976
  • (6) Riepe 1975
  • (7) Neermoor 1993
  • (8) Veenhusen 1993
  • (9) Dreieck Leer 1991
  • (10) Leer-Nord 1991
  • (11) Leer-West 1989
  • (12) Jemgum 1989
  • (13) Weener 1990
  • (14) Dreieck Bunde 1990
  • (15) Papenburg 1990
  • (16) Rhede (Ems) 1990
  • (17) Dörpen 1992
  • (18) Lathen 1993
  • (19) Haren 1993
  • (20) Wesuwe 1994
  • (21) Meppen 1994
  • (22) Twist 1998
  • (23) Geeste 2002
  • (24) Wietmarschen 2003
  • (25) Lingen 2004
  • (26) Emsbüren 2004
  • (27) Kreuz Schüttorf 2004
  • (28) Schüttorf-Ost 2004
  • (29) Ochtrup-Nord 1995
  • (30) Gronau/Ochtrup 1990
  • (31) Heek 1988
  • (32) Legden/Ahaus 1985
  • (33) Gescher/Coesfeld 1986
  • (34) Borken 1982
  • (35) Reken 1990
  • (36) Lembeck 1990
  • (37) Schermbeck 1984
  • (38) Dorsten-West 1984
  • (39) Kirchhellen-Nord 1987
  • (40) Kirchhellen 1987
  • (41) Gladbeck 1987
  • (42) Dreieck Bottrop

Trivia

Der volkstümliche Name Ostfriesenspieß wurde durch den damaligen Bundesinnenminister Rudolf Seiters, der im anliegenden Papenburg wohnt, in Ansprachen zu Teilstückfreigaben zum ersten Male einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Der Benennung der Anschlussstelle Lingen ging ein Streit voraus. Die Stadt Nordhorn bestand auf dem Namen Lingen/Nordhorn. Entschieden wurde dieser Streit durch eine neuere Vorschrift, nach der die nächstliegende Stadt oder Gemeinde namensgebend ist. Nordhorn unterlag um wenige Meter. Dieselbe Vorschrift verhilft der Kleinstadt Schüttorf zu unverhofftem Ruhm. Nach ihr ist das zentrale Autobahnkreuz A 30 / A 31 sowie jeweils eine Anschlussstelle dieser beiden Autobahnen benannt.

Zwischen den Anschlussstellen Dorsten-West und Schermbeck befindet sich eine unbeschilderte Anschlussstelle von bzw. in Richtung Süden, die vom Parkplatz Holsterhausen aus erreicht werden kann. In Dorsten wird diese Ausfahrt im Volksmund Hürlandausfahrt genannt – in Anspielung auf die in unmittelbarer Nähe wohnende ehemalige Verteidigungsstaatssekretärin Agnes Hürland-Büning. Diese Anspielung geht auf das Gerücht zurück, dass die versteckte Ausfahrt als Abkürzung für Hürland-Bünings Weg zum Ministerium in Bonn errichtet wurde.

Einzelnachweise

  1. http://freenet-homepage.de/a31/
  2. http://www.rp-online.de/public/article/auto/verkehr/521812/Die-fast-vergessene-Autobahn.html
  3. http://app.strassenbau.niedersachsen.de/SBA-OS/A31/default.htm
  4. http://www.osnabrueck.ihk24.de/servicemarken/a31-lueckenschluss/Gutachten.pdf

Weblinks


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