Geschichte der Stadt Leipzig

Geschichte der Stadt Leipzig

Die Geschichte Leipzigs wurde von seiner Bedeutung als Handelsplatz geprägt. Bereits früh hatte es durch die günstige Lage am Schnittpunkt der Handelswege und durch Messeprivilegien eine herausragende Position im Warenhandel, später auch im Buchdruck und -handel inne. Leipzig war nie Residenz oder Bischofssitz und stets städtebürgerlich geprägt. Seit 1409 ist die Stadt Sitz einer der ältesten Universitäten im deutschen Sprachraum. In den letzten beiden Jahrhunderten wuchs Leipzig stark an und war zeitweise nach Berlin, Hamburg und Breslau und noch vor München die viertgrößte deutsche Stadt. Als industrieller Standort hat sie seit der Wiedervereinigung an Bedeutung verloren, behauptet sich aber als Messe- und Universitätsstadt und durch ihr kulturelles Erbe.

Stadtwappen von Leipzig

Inhaltsverzeichnis

Ur- und Frühgeschichte

Die ältesten Hinweise auf die Besiedlung des Leipziger Stadtgebiets datieren aus der Jungsteinzeit. Auf dem Matthäikirchhof wurden Hinterlassenschaften der bandkeramischen Kultur entdeckt. Auch Funde der Kugelamphorenkultur sind bekannt. Bronzezeitliche Urnen mit Leichenbrand wurden auf den Geländen des Südfriedhofes und des ehemaligen Dominikaner-Klosters gefunden. Kaiser- und völkerwanderungszeitliche Funde elbgermanischen Typus in der Gegend in und um Leipzig werden gewöhnlich als Hinterlassenschaften des suebischen Stammes der Hermunduren gedeutet. Bis zum Jahre 531 gehörte der Raum der späteren Stadt Leipzig zum Königreich der Thüringer.

Mittelalter

Slawische Siedlung

Nach der Niederlage der Thüringer gegen die Franken verließen diese die Region zwischen Elbe, Saale und Mulde. Um ca. 600 n. Chr. besiedelten dann böhmische Slawen dieses Gebiet und vermischten sich mit den verbliebenen Thüringern. Erstmals schriftlich belegt wurde die Anwesenheit der Sorben durch den burgundischen Chronisten Fredegar im Jahr 631. Die Region um Leipzig wurde als Chutici bezeichnet.

Nach mehreren kleineren Auseinandersetzungen mit den Franken fielen diese in die Gebiete der Slawenstämme ein und gründeten zum Beispiel das Bistum Erfurt. Weitere Vorstöße folgten gegen die Sachsen, und so wurden mehrere Kastelle (zum Beispiel Magdeburg und Halle) gegründet, um Einfälle von sorbischer Seite unterbinden zu können.

Am Anfang des 10. Jahrhunderts wurden mehrere fränkische Burgen an den Standorten ehemaliger sorbischer Dörfer errichtet, wie auch bei Lipsk, wo sich die Sorben am Bau der Burg zu beteiligen hatten, so dass diese wahrscheinlich schon 929 fertiggestellt wurde. Diese hatte eine Grundfläche von ungefähr 150 x 90 Metern wobei die Mauer etwa eine Stärke von 3,50 m hatte und eine Höhe von 30 m. Im Zentrum der Anlage befand sich ein Wehrturm. Die gesamte Burg war in mehrere Unterburgen und eine Hauptburg unterteilt, welche durch vorgelagerte Bastionen geschütz wurden. Zu dieser Zeit wurden auch die ersten Kapellen erbaut, so zum Beispiel die Petruskapelle oder die der irisch-schottischen Mönche nach dem Vorbild des Mutterklosters St. Bonifatius in Erfurt.

Stadtgründung

Leipzig wurde 1015 erstmals erwähnt, als Thietmar von Merseburg den Sterbeort Eidos I., Bischof von Meißen, mit urbs Libzi angab (Chronikon VII, 25). Als Gründungsjahr der Stadt wird allgemein das Jahr 1165 genannt: die überlieferte Urkunde, mit der Markgraf Otto der Reiche von Meißen dem Ort an der Kreuzung der Via Regia mit der Via Imperii das Stadtrecht und das Marktprivileg erteilt, trägt indessen kein Datum und wurde wahrscheinlich erst nachträglich angefertigt.

Die Lage der ältesten deutschen Burg ist umstritten. Wegen des Flurnamens „Alteburg“ vermuteten viele Forscher, dass sie in der Partheaue, in der Nähe der heutigen Lortzingstraße gelegen habe. Im Matthäikirchhof ist eine Burg erst 1216 durch die Pegauer Annalen bezeugt. Eine mit einem Graben befestigte Vorburgsiedlung (Suburbium) befand sich zwischen Großer Fleischergasse und Hainstraße. Die älteste Keramik stammt hier aus dem ausgehenden 9. Jahrhundert.

Im Jahre 1190 wurden die Oster- und Michaelismärkte bestätigt, 1268 das Geleitschutzprivileg erlassen, was den Grundstein für den Fernhandel legte. Leipzig gilt als älteste Messe der Welt. Seit sie 1497 zur Reichsmesse erhoben wurde, also durch den römisch-deutschen König und späteren Kaiser Maximilian I. das Messerecht erhielt, stieg die Bedeutung der Leipziger Messe. Erweitert wurde das Messeprivileg durch das Stapelrecht, nachdem die Städte Erfurt, Halle und Magdeburg wiederholt gegen jenes verstießen. Des Weiteren wurde eine Strafe von 50 Goldmark über jene Stadt verhängt, welche gegen die Vormachtstellung des Leipziger Marktes verstieß. Das Geld ging zur Hälfte an das Reich, der Rest wurde zwischen Stadt und Herzog aufgeteilt. Doch auch dies schreckte nicht ernsthaft ab, die Städte Frankfurt/Oder, Naumburg, Annaberg und Erfurt richteten weitere oder neue Märkte ein. 1515 wurde deshalb eine Urkunde vom Papst eingeholt, welche nun auch kirchliche Strafen androhte. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Leipzig stetig vom eher lokalen beziehungsweise regionalen Handelsplatz zum internationalen Messestandort. Vor allem im Ost-West-Handel machte es sich einen Namen.

An der Spitze der Stadt standen ursprünglich Vögte als Vertreter des Landesherrn. Seit dem 13. Jahrhundert übernahm ein einheimischer Schultheiß (scultetus) die Leitung der Stadt. Ihm standen Beisitzer (consules) zur Seite. Ab 1301 übernahmen Bürgermeister und „Rat“ die Regierung. Der Rat bestand aus 12 bis 15 Mitgliedern, die jährlich wechselten. Seit dem 15. Jahrhundert wurden die Ratsämter auf Lebenszeit vergeben.

Die älteste erhaltene Stadtpfarrkirche, St. Nikolai, wurde seit 1165 erbaut. 1212 kam die Thomaskirche hinzu, gleichzeitig wurde der Thomanerchor gegründet. Im Lauf des 13. Jahrhunderts wurden auch mehrere Klöster gegründet, darunter das Thomaskloster als Chorherrenstift der Augustiner und das Zisterzienserinnenkloster St. Georg.

Das älteste Krankenhaus der Stadt wurde 1213 als Teil des Thomasklosters gegründet, daraus ging das heutige Klinikum St. Georg hervor. Es diente der Aufnahme von Kranken, aber von Pilgern und Obdachlosen. 1439 wurde es von der Stadt gekauft.

Im Jahre 1409 wurde die „Alma Mater Lipsiensis“, die Universität Leipzig, als eine der ältesten deutschen Universitäten gegründet. An der Prager Karls-Universität waren die Stimmrechte der Universitäts-Nationen verändert worden und es gab Spannungen zwischen traditionellen und hussitisch eingestellten Theologen, weshalb die deutschen Professoren und Studenten nach Leipzig auszogen.

Durch die 1485 unterzeichnete Leipziger Teilung fiel Leipzig zusammen mit den östlichen wettinischen Besitzungen der albertinischen Linie zu.

Frühe Neuzeit

Belagerung durch Heinrich von Holk während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1632
Luftansicht in der Mitte des 17. Jahrhunderts (nicht genordet)

Bereits 1501 gab der Leipziger Rat die erste Wasserleitung in Auftrag. Sie wurde von dem Röhrenmeister Andreas Gentzsch aus Kiefernstämmen erbaut und versorgte öffentliche Brunnen auf dem Brühl und dem Marktplatz, das Paulinerkloster und zahlreiche Bürgerhäuser mit dem Wasser des Marienbrunnens. 1519 wurde eine Wasserkunst errichtet, um das Wasser des Pleißenmühlgrabens nutzen zu können, weitere folgten später. 1511/12 wurde die Alte Nikolaischule als erste städtische Lateinschule eingerichtet.

1519 fand in der Pleißenburg die Leipziger Disputation zwischen Martin Luther und dem Gegner der Reformation Johannes Eck statt. Nach anfänglichem Widerstand wurde die Reformation 1539 endgültig durch Luther und Justus Jonas, der in der Nikolaikirche predigte, eingeführt. Johann Pfeffinger wurde erster Superintendent der Stadt.

Das Alte Rathaus wurde ab 1556 binnen eines Jahres unter dem Bürgermeister Hieronymus Lotter im Stil der deutschen Renaissance erbaut.

Am 17. September 1631 war Leipzig mit der Schlacht bei Breitenfeld Schauplatz einer der größten Niederlagen der Kaiserlichen unter Tilly im Dreißigjährigen Krieg. Im heute zu Leipzig gehörenden ehemaligen Rittergut Breitenfeld erinnert heute ein Gustav-Adolf-Denkmal an den schwedischen Heerführer Gustav-Adolf. Ein Jahr darauf, am 16. November 1632, fiel Gustav-Adolf in der Schlacht bei Lützen, etwa 10 km südwestlich der heutigen Leipziger Stadtgrenze. Von 1642 bis 1650 war Leipzig von den Schweden besetzt, trotz des 1645 geschlossenen Waffenstillstands von Kötzschenbroda zwischen Sachsen und Schweden.

Ab dem 1. Juli 1650 erschienen die Einkommenden Zeitungen als Nachfolger der Wöchentlichen Zeitung. Sie gelten, da sie sechs Mal in der Woche erschienen, als erste Tageszeitung der Welt.

1660 beginnt auch die Geschichte der Stadtreinigung, der erste Rathsmarktkehrer der Stadt wird eingestellt. Dies war auch sehr nötig da bereits jeder 5. Bewohner der Stadt durch Epidemien umgekommen war.

18. Jahrhundert

Leipzig erwarb den Spitznamen „Kleines Paris“, als die fortschrittsbewusste Messestadt im Jahr 1701 mit einer Straßenbeleuchtung ausgestattet wurde und sich fortan mit der mondänen Seine-Metropole vergleichen konnte.

Der Nikolaikirchhof im späten 18. Jahrhundert

Anfang des 18. Jahrhunderts studierte Georg Philipp Telemann in Leipzig und gründete hier das Collegium musicum. Von 1723 bis zu seinem Tod 1750 war Johann Sebastian Bach vom Rat der Stadt als Thomaskantor und „Director musices“ (Leiter der gesamten Kirchenmusik in der Stadt) angestellt. Hier entstanden u. a. die Johannespassion, die Matthäuspassion, das Weihnachtsoratorium, die H-Moll-Messe und die Kunst der Fuge.

Während des Siebenjährigen Krieges wurde Leipzig von 1756 bis 1763 durch Preußen besetzt.

Von 1764 bis 1768 studierte Johann Wolfgang von Goethe in Leipzig. Sein Griechenland-Bild war von den Leipziger Griechen geprägt, die die größte griechische Gemeinde außerhalb Griechenlands stellten.

19. Jahrhundert

Völkerschlacht 1813

Nachdem Sachsen seit 1806 mit Frankreich verbündet war, fand im Jahre 1813 die Völkerschlacht bei Leipzig statt, bei der im Zuge der Befreiungskriege die gegen Napoleon verbündeten Heere Österreichs, Preußens, des Russischen Reichs, Schwedens und deutscher Patrioten dem napoleonischen Frankreich und seinen Verbündeten, darunter dem Königreich Sachsen, eine entscheidende Niederlage beibrachten. Am 19. Oktober 1813 wurde der sächsische König Friedrich August. I in Leipzig gefangengenommen.

1831 wurde die sächsische Städteordnung eingeführt. Es gab nun eine von der Bevölkerung gewählte Stadtverordnetenversammlung und einen Bürgermeister, der ab 1877 den Titel Oberbürgermeister erhielt. Bereits 1874 war Leipzig aus der Amtshauptmannschaft ausgeschieden und eine „exemte Stadt“ geworden. (Heute bezeichnet man solche Städte als kreisfreie Stadt.) Sie blieb aber weiterhin Sitz von Amts- und Kreishauptmannschaft Leipzig.

Stadtplan von Leipzig von 1876
Leipzig und Umgebung 1897


Im August 1835 wurde Felix Mendelssohn Bartholdy Gewandhauskapellmeister. Er behielt dieses Amt bis zu seinem Tod im November 1847 und reformierte mit dem Gewandhausorchester das europäische Konzertleben. In dieser Zeit entstanden u. a. die Sinfonie Nr. 3 („Schottische“ Sinfonie), das Violinkonzert e-Moll und das Oratorium Elias.

1839 wurde die Leipzig-Dresdner Eisenbahn als erste deutsche Fernbahnstrecke eröffnet. Leipzig entwickelte sich allmählich zum wichtigsten Verkehrsknotenpunkt in Mitteldeutschland, was sich auch darin äußerte, dass dort von 1902 bis 1915 der größte Kopfbahnhof Europas entstand.

Im Vormärz kam es in Leipzig im Zuge des Besuchs des Prinzen Johann im August 1845 zu Auseinandersetzungen mit Todesopfern und darauf folgend zu Demonstrationen gegen die sächsische Regierung.

Am 23. Mai 1863 wurde in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet. Er gilt als älteste demokratische Partei in Deutschland und als die erste Vorgängerorganisation der bis heute bestehenden SPD.

1877 entstand das erste Leipziger Wasserwerk in Naunhof, 1897 der erste Wasserturm in Möckern, 1907 der in Probstheida.

20. Jahrhundert

Augusteum und Paulinerkirche um die Jahrhundertwende
Leipzig um 1900 (Augustusplatz und Neues Theater)

Von 1899 bis 1905 wurde an Stelle der alten Pleißenburg, die abgerissen wurde, das Neue Rathaus errichtet. 1913 wurde das 91 m hohe Völkerschlachtdenkmal fertig gestellt. Es steht an der Stelle, an der die heftigsten Kämpfe tobten und die meisten Soldaten fielen. Dieses gewaltige Monument ist eines der Wahrzeichen Leipzigs.

Im Jahr 1900 wurde der Deutsche Fußball-Bund in Leipzig gegründet. Der VfB Leipzig wurde 1903 erster deutscher Fußballmeister.

Infolge der Industrialisierung, aber auch vielfältiger Eingemeindungen der Vororte, stieg am Ende des 19. Jahrhunderts die Bevölkerungszahl Leipzigs rasant an und ließ die Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg mit über 700.000 Einwohnern zur fünftgrößten Stadt des Deutschen Reiches werden.

Mit der Allgemeinen Transportanlagen GmbH,[1] den Mitteldeutschen Motorenwerken und dem Erla Maschinenwerk[2] war die Stadt bis Kriegsende auch ein wichtiger Standort des Flugzeugbaus.

Leipzig entwickelte sich zum bedeutendsten Standort des Buch- und Verlagswesens, sowie der dazugehörigen Industrie (→ Gebrüder Brehmer). Die Deutsche Bücherei wurde bis 1945 die wichtigste Sammlung deutschsprachiger Druckerzeugnisse.

Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Oberbürgermeister von der NSDAP eingesetzt. Jedoch amtierte noch bis 1936 Carl Friedrich Goerdeler, der später zu den Widerständlern des 20. Juli 1944 gehörte.

Brennender Panzer der 2. US-Infanteriedivision in der Lindenauer Karl-Heine-Straße vor dem Sitz der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt am 18. April 1945
Blick auf die zerstörte Innenstadt um 1947.

Am 20. Dezember 1937 wurde die Stadt zur Reichsmessestadt Leipzig ernannt bzw. offiziell umbenannt.[3]

Als 1942 tausende Leipziger Juden in die Vernichtungslager deportiert wurden, gab es keinen Widerstand. Den schwersten ca. eine Stunde dauernden Bombenangriff (Fliegeralarm ca. 3:40 Uhr) des Zweiten Weltkriegs erlebte Leipzig am 4. Dezember 1943. Der Angriff wurde von der Royal Airforce unter dem Decknamen Haddock (Schellfisch) durchgeführt. Ein weiterer Angriff fand am 7. Juli 1944 durch die US Army Air Forces statt. Dabei wurde der Hauptbahnhof erheblich beschädigt.

Auf Stadtgebiet befanden sich mehrere Außenlager des KZ Buchenwald. Am 12. April 1945 wurden im Zuge von Kriegsendphasenverbrechen 53 deutsche und ausländische Häftlinge aus zwei Leipziger Gefängnissen am Stadtrand ermordet. Am nächsten Tag fielen 32 deutsche, französische, österreichische und tschechoslowakische Polizeihäftlinge in einer Leipziger Wehrmachts-Kaserne dem NS-Massenmord zum Opfer.

Am 18. April 1945 besetzten Einheiten der 3. US-Armee die Stadt und schlugen ihr Hauptquartier im Hotel Fürstenhof auf. Es gab nur vereinzelt bewaffneten Widerstand. Endgültig übernahm sie am 2. Juli die sowjetische Armee aufgrund des 1. Londoner Zonenprotokolls von 1944 und der Beschlüsse der Konferenz von Jalta als Bestandteil der sowjetischen Besatzungszone. Die sowjetische Militäradministration bildete den „Rat der Stadt“ und die Stadtverordnetenversammlung, deren Zusammensetzung zu DDR-Zeiten aber vom SED-Regime diktiert wurde.

DDR-Zeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die wirtschaftliche Bedeutung Leipzigs infolge der Zugehörigkeit zur sowjetischen Besatzungszone bzw. zur DDR stark nach, was sich auch in einem kontinuierlichen Rückgang der Einwohnerzahl äußerte. Zu DDR-Zeiten war sie Hauptstadt des Bezirks Leipzig.

1955/1956 wurde aus Trümmerschutt das Zentralstadion errichtet, welches mit über 100.000 Sitzplätzen das größte Stadion Europas war.

Abbildung der geplanten Neugestaltung des Karl-Marx-Platzes auf einer DDR-Briefmarke von 1969 (statt des in der Mitte vorgesehenen, jedoch nie gebauten Auditoriums Maximum der Universität wurde 1981 das Neue Gewandhaus vollendet).
Montagsdemonstration in Leipzig, 1989

Auf Betreiben des Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht, der gebürtiger Leipziger war, erfolgte Ende Mai 1968 die Sprengung der Paulinerkirche (Universitätskirche), um die „sozialistische Umgestaltung“ des Karl-Marx-Platzes (seit 1990: Augustusplatz) abzuschließen. Der Wiederaufbau des Bauwerkes wurde nach der Wende in Leipzig jahrelang sehr kontrovers diskutiert und führte unter anderem zum Rücktritt des Rektors der Universität. 2004 wurde entschieden, dass im Rahmen des bis 2009 zu errichtenden Universitätsneubaus an die Kirche erinnert wird. Das Gebäude wird eine kirchenartige Aula enthalten und auch die äußere Erscheinung nimmt die ehemalige Kirche auf.

1969 wurde die S-Bahn eröffnet.

Wie in anderen Orten der DDR bot die Kirche auch in Leipzig verschiedenen Oppositionsbewegungen ein Forum. Die in der Sowjetunion einsetzenden gesellschaftlichen Reformen (Glasnost und Perestroika) führten Mitte der 1980er Jahre vermehrt zu politischen Eigeninitiativen dieser Gruppen, die sich in erster Linie gegen Missstände in der Gesellschaft (fehlende Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit, Wahlfälschung bei Kommunalwahlen, Umweltverschmutzung) richteten. In diesem Zuge bekamen die seit September 1982 in der Leipziger Nikolaikirche durchgeführten montäglichen Friedensgebete eine politische Relevanz verliehen, als deren Besucherzahl Ende 1988 aufgrund der verstärkten gesellschaftlichen Debatte in der DDR zu steigen begann. In der Folgezeit nahmen trotz Verbotes von oppositionellen Gruppen initiierte Protestaktionen weiterhin zu, was wiederholt zu zahlreichen Festnahmen von Teilnehmern durch die staatlichen Sicherheitsorgane führte.[4] Im Zuge des 40. Jahrestages der DDR erlebte die Protestwelle im Herbst 1989 ihren Höhepunkt, als Leipzig schließlich Schauplatz von Massendemonstrationen mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern war. Die nicht zuletzt auch auf Initiative regionaler Vertreter von Kultur, Kirche und SED ohne staatliche Gewalteinmischung verlaufenen Leipziger Kundgebungen verkörperten letztendlich das Bild des zeitgleich in der gesamten DDR ausgeübten friedlichen Protests der Bürger gegen die vorherrschenden gesellschaftspolitischen Zustände in ihrem Land, in dessen Folge die Öffnung der innerdeutschen Grenze und die Demokratisierung des gesellschaftlichen Systems sowie die deutsche Wiedervereinigung standen.[5]

Nach der Wende

Am 12. April 1996 wurde mit einem Festakt das neue Messegelände eröffnet, das als modernstes Ausstellungs- und Kongresszentrum Europas in knapp dreijähriger Bauzeit errichtet wurde.

Gegenwart

Heute ist Leipzig immer noch als Messe-, Medien- und Universitätsstadt bekannt, wenn auch die Bedeutung geringer ist als vor dem Krieg.

Am 12. April 2003 setzte sich Leipzig im Ausscheid um den deutschen Bewerber für die Olympischen Spiele 2012 gegen die Städte Hamburg, Düsseldorf (mit der Rhein-Ruhr-Region), Frankfurt und Stuttgart durch. Zusammen mit Rostock bewarb sich Leipzig am 15. Januar 2004 offiziell als deutscher Kandidat für die Olympischen Spiele 2012 beim IOC. Am 18. Mai 2004 verweigerte das IOC der Stadt im internationalen Vorausscheid die Anerkennung als candidate city, womit die Bewerbung gescheitert war.

Am 23. September 2008 erhielt Leipzig den von der Bundesregierung verliehenen Titel „Ort der Vielfalt“.

Etwa seit der Jahrtausendwende kann auch Leipzig verstärkt auf eine wirtschaftliche Konsolidierung verweisen. Mit der Ansiedlung großer Unternehmen im produzierenden und im Transportgewerbe begann eine Abkehr vom Trend zur reinen Dienstleistungsstadt, welchen man direkt nach der Wende verfolgt hatte. So haben sich mittlerweile BMW, Porsche, Siemens und Amazon in der Stadt angesiedelt. DHL baut auf dem Flughafen sein zentrales europäisches Drehkreuz.

Seit einigen Jahren ist auch wieder eine verstärkte Bautätigkeit in der Stadt zu verzeichnen. So wurden große Vorhaben abgeschlossen, beziehungsweise befinden sich im Bau (Citytunnel, Universitätsneubau, Zentralstadion, Bildermuseum).

Auch die Einwohnerzahl der Stadt steigt seit Jahren leicht, aber kontinuierlich wieder an. Leipzig wurde wieder zur Halbmillionen-Stadt.

Die Leipziger Innenstadt von Süden aus gesehen


Eingemeindungen

In die Stadt Leipzig wurden folgende Gemeinden und Gemarkungen eingegliedert:

Jahr Eingemeindungen Einwohner
am 1. 1.
1889 Anger-Crottendorf, Reudnitz
1890 Eutritzsch, Gohlis, Neureudnitz, Neuschönefeld, Neustadt, Sellerhausen, Thonberg, Volkmarsdorf
1891 Connewitz, Kleinzschocher, Lindenau, Lößnig, Plagwitz, Schleußig
1892 Neusellerhausen 179.689
(357.122¹)
1904 Rittergutsbezirk Lößnig
1909 Rittergutsbezirk Kleinzschocher
1910 Dölitz (mit Meusdorf), Dösen, Möckern, Probstheida, Stötteritz, Stünz 589.850
15.2.1915 Mockau, Schönefeld
1922 Großzschocher-Windorf, Leutzsch, Paunsdorf, Wahren
1.4.1925 Gutsbezirke Burgaue, Kaserne 106 Möckern; Rittergutsbezirke Dölitz, Großzschocher (mit Vorwerk Windorf), Leutzsch (mit Barneck), Möckern, Paunsdorf, Schönefeld, Stötteritz (unterer Teil mit Vorwerk Meusdorf)
1.4.1930 Abtnaundorf (mit Heiterblick), Knautkleeberg, Schönau, Thekla
15.5.1935 Portitz 705.782
1.4.1936 Knauthain 699.300
1979 Flurstücke der Gemarkungen Lausen und Großmiltitz 563.980
1.1.1993 Hartmannsdorf 496.647
30.4.1994 Gemarkung Flickert, Flurstücke der Gemarkung Göhrenz 490.851
1.1.1995 Lausen 481.121
1.7.1996 Plaußig 470.778
1.7.1997 Seehausen (mit Göbschelwitz, Hohenheida, Gottscheina) 457.173
1.1.1999 Böhlitz-Ehrenberg, Engelsdorf, Holzhausen, Liebertwolkwitz, Lindenthal, Lützschena-Stahmeln, Miltitz, Mölkau, Wiederitzsch, Gemarkungen Bösdorf, Knautnaundorf, Rehbach; Flurstücke der Gemarkung Eythra 491.086
1.1.2000 Burghausen, Rückmarsdorf 489.532

¹ mit Vororten

Eine ausführlichere Liste der Einwohnerzahlen befindet sich unter Einwohnerentwicklung von Leipzig.

Siehe auch

Literatur, Quellen

  • Ephraim-Carlebach-Stiftung (Hrsg.): Judaica Lipsiensia: Zur Geschichte der Juden in Leipzig. Leipzig, Edition Leipzig, 1994.
  • Max Eschner: Leipzigs Denkmäler, Denksteine und Gedenktafeln. Leipzig, Otto Wigand 1910, 202 S.
  • Monika Gibas (Hrsg.): »Arisierung« in Leipzig. Annäherung an ein lange verdrängtes Kapitel der Stadtgeschichte 1933–1945. Leipziger Universitätsverlag, 2007.
  • Martina Güldemann: Das war das 20. Jahrhundert in Leipzig. Wartberg Verlag, 1999.
  • Wolfgang Hocquél: Leipzig. Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, 2002, 2005 - 2. A.
  • Horst Riedel: Chronik der Stadt Leipzig. Wartberg Verlag, 2001
  • Claus Uhlrich: Verschwunden. Schicksale Leipziger Denkmale, Gedenksteine und Plastiken. Verlagsbuchhandlung Bachmann, Leipzig 1994.
  • F. Winkler: Leipzigs Anfänge. Beucha, 1998.
  • Leipzig brennt - Lehmstedt Verlag, 2004, ISBN 978-3-937146-06-5
  • Thomas Seidler, Michael Schwibbe et al: Zeit Reise: 1200 Jahre Leben in Leipzig. Leipziger Verlags- u. Druckereigesellsch.; 2007, ISBN 978-3-9806625-4-3
  • Kristina Hammann, Katharina Hammann: Leipziger Sagen und Legenden, John Media, 2009, ISBN 978-3-9811250-7-8; Das Hörbuch liefert Antworten auf sagenhafte Ereignisse und wundersame Dinge im alten Leipzig.
  • Johann Gottlob Schulz: Beschreibung der Stadt Leipzig. Leipzig 1784, 528 Seiten (Volltext).

Weblinks

 Commons: Geschichte Leipzigs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Leipzig 9.8. Maschinenbau
  2. Staatsarchiv Leipzig 9.8. Maschinenbau
  3. Geschichtsübersicht der Stadt Leipzig
  4. Chronik zu den Friedensgebeten und zu den politisch-alternativen Gruppen in Leipzig
  5. Einen kurzen Abriss dieser Entwicklung gibt Heinrich August Winkler: 1989/90: Die unverhoffte Einheit. In: Carola Stern, Heinrich August Winkler (Hrsg.): Wendepunkte deutscher Geschichte 1848-1990. Frankfurt am Main: Fischer Tb. Verlag, 3. Aufl., 2005, ISBN 359615393X, S. 193-226

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