- Kardinalstradition
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Der Begriff Kardinalstradition spiegelt all jene Traditionen wider, die sich in der römisch-katholischen Kirche für die Ernennung zum Kardinal herausgebildet haben.
Der Papst ist in der Ernennung von Kardinälen weder an Normen noch Traditionen gebunden. Jedoch gibt es Bistümer und Ämter, die traditionell mit der Kardinalswürde verbunden sind. Da der Kandidatenkreis hierbei eng abgesteckt ist und eindeutige Kriterien benannt sind, handelt es sich dabei nicht um Spekulation, sondern um eine rationale und logische Abschätzung.
Traditionelle Kardinalssitze
Verschiedene und besonders wichtige Erzbistümer werden für gewöhnlich entweder mit einem Kardinal besetzt oder der neue Erzbischof wird meist bei einem der nächsten Konsistorien ins Kardinalskollegium berufen. Als solche können zur Zeit 58 Erzbistümer gelten:
Europa (30)
Europa stellt im Moment nach wie vor etwas über 50 Prozent der Kardinäle. Dies spiegelt sich noch stärker bei den Erzbistümern mit Kardinalstradition wider, bei denen nach wie vor 30 von 58 aus Europa kommen.
Deutschsprachiger Raum (4)
Im deutschsprachigen Raum gibt es heute vier Erzbistümer mit Kardinalstradition, davon drei in Deutschland, eins in Österreich, wobei Köln und Wien die ältesten Traditionen haben. Das frühere deutsche Erzbistum Breslau, dessen Erzbischöfe seit 1893 traditionell zu Kardinälen berufen werden, gehört kirchenrechtlich seit 1972 zu Polen:
- Erzbistum Berlin (seit Konrad Graf von Preysing 1946 und Julius Döpfner ab 1958)
- Erzbistum Köln (seit Johannes von Geissel ab 1850, fast ausnahmslos)
- Erzbistum München und Freising (seit Franziskus von Bettinger ab 1914);
- Erzbistum Wien (seit Joseph Othmar von Rauscher ab 1855)
Siehe auch: Entwicklung der Kardinalstraditionen im deutschsprachigen Raum
Italien (8)
Entsprechend der Geschichte des Kardinalskollegiums hat Italien noch 8 Erzbistümer mit Kardinalstradition, wobei Bologna die nachweislich älteste Tradition besitzt. Das Bistum Rom bleibt außen vor, da in ihm ja der jeweilige Papst Bischof ist. Allerdings ist sein jeweiliger Generalvikar immer auch Kardinal.
- Erzbistum Bologna (seit Scipione Caffarelli-Borghese ab 1610)
- Erzbistum Florenz (seit Agostino Bausa ab 1889)
- Erzbistum Genua (seit Carlo Dalmazio Minoretti ab 1925)
- Erzbistum Mailand (seit Andrea Carlo Ferrari ab 1894)
- Erzbistum Neapel (seit mind. Luigi Ruffo Scilla ab 1801)
- Erzbistum Palermo (seit mind. Michelangelo Celesia ab 1884)
- Erzbistum Turin (seit Agostino Richelmy ab 1899)
- Patriarchat von Venedig (seit mind. Angelo Ramazzotti ab 1861)
Die derzeit acht papstwahlberechtigten und sechs nicht mehr wahlberechtigten Kardinäle sind allesamt aus diesen Bistümern und wurden jeweils wenige Jahre nach der Installation auch zum Kardinal erhoben. Darüber hinaus hat derzeit lediglich der emeritierte Bischof von Ravenna-Cervia Ersilio Kardinal Tonini (* 1914) diesen Titel 1994 ehrenhalber erhalten, war also nie papstwahlberechtigt.
Übriges Westeuropa (12)
In restlichen Westeuropa gibt es Kardinalstraditionen viermal in Spanien, dreimal in Frankreich und jeweils einmal in Belgien, Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Portugal, wobei das Erzbistum Toledo die älteste Tradition (seit 1755) aufweisen kann.
- Belgien: Erzbistum Mecheln-Brüssel (seit Engelbert Sterckx ab 1838)
- Frankreich:
- Erzbistum Lyon (seit Joseph Fesch ab 1803)
- Erzbistum Marseille (noch unsicher, erst seit Roger Marie Élie Etchegaray ab 1979)
- Erzbistum Paris (seit Joseph Hippolyte Guibert ab 1873)
- Die Erzbischöfe von Bordeaux wurden zwar sehr häufig zum Kardinal erhoben, allerdings wurde die Tradition auch immer wieder für längere Zeit unterbrochen. Von den derzeit vier wahlberechtigten Kardinälen stammen drei aus diesen Bistümern mit Kardinalstradition. Hinzu kommt der derzeitige Erzbischof von Bordeaux.
- Großbritannien: Erzbistum Westminster (seit Nicholas Patrick Stephen Wiseman ab 1850)
- Irland: Erzbistum Armagh (seit Michael Logue ab 1893. Bereits der erste, 1866 von Papst Pius IX. ernannte, irische Kardinal Paul Cullen war Erzbischof von Armagh.
- Niederlande: Erzbistum Utrecht (seit Johannes de Jong ab 1946)
- Portugal: Patriarchat von Lissabon (seit Carlos da Cunha e Menezes ab 1819)
- Spanien:
- Erzbistum Barcelona (erst seit Marcelo González Martín ab 1973)
- Erzbistum Madrid (erst seit Vicente Enrique y Tarancón mit dessen Wechsel von Toledo nach Madrid 1971)
- Erzbistum Sevilla (seit Antonio Despuig y Dameto ab 1803)
- Erzbistum Toledo (seit Luis II. Fernández de Córdoba ab 1755)
- Von den derzeit vier wahlberechtigten und zwei nicht mehr wahlberechtigten spanischen Kardinälen entsprechen fünf den Kriterien, allein Agustín Kardinal García-Gasco Vicente († 2011), von 1992 bis 2009 Erzbischof von Valencia, erhielt darüber hinaus 2007 im Alter von 76 Jahren den Kardinalstitel.
Mitteleuropa (6)
In Mitteleuropa findet sich die älteste Kardinalstradition in Ungarn (seit 1853), dafür gibt es drei Erzbistümer mit dieser Tradition in Polen.
- Kroatien: Erzbistum Zagreb (seit Alojzije Stepinac ab 1953)
- Polen:
- Erzbistum Breslau (seit Georg von Kopp ab 1893)
- Erzbistum Krakau (seit Albin Dunajewski ab 1890)
- Erzbistum Warschau (seit Aleksander Kakowski ab 1919)
- Tschechien: Erzbistum Prag (seit Friedrich zu Schwarzenberg ab 1850 und nach knapp 20 Jahren Unterbrechung seit Karel Boromejský Kaspar ab 1935)
- Ungarn: Erzbistum Esztergom-Budapest (spätestens seit Ján Krstitel Scitovszky ab 1853)
Auch in diesem Raum zeichnen sich neue Kardinalstraditionen ab.
Amerika (19)
Vereinigte Staaten und Kanada (8)
1875 ernannte der Papst Pius IX. den ersten nordamerikanischen Kardinal: John McCloskey, Erzbischof von New York, das aber erst seit dem übernächsten Nachfolger auch Kardinalstradition erlangt.
- Erzbistum Boston (seit William Henry O'Connell ab 1911)
- Erzbistum Chicago (seit George William Mundelein ab 1924)
- Erzbistum Detroit (seit Edward Aloysius Mooney ab 1946)
- Erzbistum Los Angeles (seit James Francis Louis McIntyre ab 1953)
- Erzbistum New York (seit John Murphy Farley ab 1911)
- Erzbistum Philadelphia (seit Denis Joseph Dougherty ab 1921)
- Erzbistum Washington (seit Patrick Aloysius O'Boyle ab 1967)
- Erzbistum Montréal (seit Paul-Émile Léger ab 1953)
Lateinamerika (11)
In Mittel- und Südamerika liegt die älteste Tradition im Erzbistum Rio de Janeiro, alle anderen Bistümer gelangten erst nach 1945 in diese Tradition. Brasilien ist auch das einzige lateinamerikanische Land mit drei Erzbistümern mit Kardinalstradition, gefolgt von Mexiko mit zwei.
- Argentinien: Erzbistum Buenos Aires (seit Antonio Caggiano ab 1959, der aber schon seit 1946 Kardinal als Erzbischof von Rosario war)
- Brasilien:
- Erzbistum São Sebastião do Rio de Janeiro (seit Joaquim Arcoverde de Albuquerque Cavalcanti ab 1905)
- Erzbistum São Paulo (seit Carlos Carmelo de Vasconcelos Motta ab 1946)
- Erzbistum São Salvador da Bahia (seit Augusto Álvaro da Silva ab 1953)
- Chile: Erzbistum Santiago de Chile (seit José María Caro Rodríguez ab 1946)
- Ecuador: Erzbistum Quito (seit Carlos María de la Torre ab 1953)
- Kolumbien: Erzbistum Bogota (seit Crisanto Luque Sánchez ab 1953)
- Mexiko:
- Erzbistum Guadalajara (seit José Garibi y Rivera ab 1958)
- Erzbistum Mexiko (erst seit Miguel Darío Miranda y Gómez ab 1969)
- Peru: Erzbistum Lima (seit Juan Gualberto Guevara ab 1946)
- Venezuela: Erzbistum Caracas (seit José Humberto Quintero Parra ab 1961)
Vor allem in vielen mittelamerikanischen Ländern scheinen sich neue Kardinalstraditionen aufzutun.
Afrika (3)
Der erste Kardinal aus Afrika war Laurean Rugambwa, der 1953 Bischof von Rutabo, 1960 von Papst Johannes XXIII. zum Kardinal ernannt und 1968 zum Erzbischof von Daressalam wurde.
- Tansania: Erzbistum Daressalam (seit 1968, Laurean Rugambwa (1968–1992, 1960 Kardinal), Polycarp Pengo (1992-dato, 1998 Kardinal)
- Madagaskar: Erzbistum Antananarivo: Jérôme Rakotomalala (1960–1975, 1969 Kardinal), Victor Razafimahatratra, S. I. (1976–1993, 1976 Kardinal), Armand Gaétan Razafindratandra, (1994–2005, 1994 Kardinal)
- Demokratische Republik Kongo: Erzbistum Kinshasa: (seit 1969, Joseph-Albert Malula (1964-1990, 1969 Kardinal), Frédéric Etsou-Nzabi-Bamungwabi (1990-2007, 1991 Kardinal), Laurent Monsengwo Pasinya (seit 2007, 2010 Kardinal)
Aufgrund der aufstrebenden Situation der römisch-katholischen Kirche in Afrika ist aber die Ausbildung weiterer Kardinalstraditionen zu erwarten.
Asien (4)
Der erste asiatische Kardinal war Thomas Tien-Ken-Sin, der 1946 von Papst Pius XII. zum Kardinal und gleichzeitig zum Erzbischof von Peking ernannte. Dieser Bischofsstuhl ist seit dem Tod Tien-Ken-Sins vakant. Bisher haben sich in Asien nur vier Erzbistümer mit Kardinalstradition ausgebildet:
- Indien: Erzbistum Bombay: Valerian Gracias (1950–1978, 1953 Kardinal), Simon Ignatius Pimenta (1978–1996, 1988 Kardinal), Ivan Dias (1996–2006, 2001 Kardinal), Oswald Gracias (seit 2006, 2007 Kardinal)
- Japan: Erzbistum Tokio (seit Peter Tatsuo Doi ab 1960)
- Philippinen: Erzbistum Manila: Rufino Jiao Santos (1953–1973, 1960 Kardinal), Jaime Lachica Sin, (1974–2003, 1976 Kardinal), Gaudencio Borbon Rosales (2003–, 2006 Kardinal)
- Vietnam: Erzbistum Hanoi: Joseph Marie Trin-nhu-Khuê (1950–1978, 1960 Erzbischof, 1976 Kardinal), Joseph Marie Trinh Van Can (1978–1990, 1979 Kardinal), Paul Joseph Phạm Đình Tụng (1994–2005, 1994 Kardinal)
Auch hier sind aufgrund der aufstrebenden Situation der römisch-katholischen Kirche in Asien weitere Erzbistümer mit Kardinalstradition zu erwarten.
Australien und Ozeanien (2)
Norman Thomas Gilroy, der seit 1940 Erzbischof von Sydney war, wurde 1946 zum ersten Kardinal aus dem fünften Kontinent Australien und Ozeanien. Seither hat sich neben Sydney nur noch das neuseeländische Wellington zum Erzbistum mit Kardinalstradition entwickelt:
- Australien: Erzbistum Sydney: Norman Thomas Gilroy (1940–1971, 1946 Kardinal), James Darcy Freeman (1971–1983, 1973 Kardinal), Edward Bede Clancy (1983–2001, 1988 Kardinal), George Pell (2001–, 2003 Kardinal)
- Neuseeland: Erzbistum Wellington: Thomas Peter McKeefry (1954–1973, 1969 Kardinal), Reginald John Delargey (1974–1979, 1976 Kardinal), Thomas Stafford Williams, (1979–2005, 1983 Kardinal), John Atcherley Dew (2005–)
Unierte Kirchen
- Großerzbischof von Lemberg der Ukrainer, seit 2005 Großerzbischof von Kiew und Halytsch (Tradition seit mind. 1965 durch Jossyf Slipyj)
- Großerzbischof von Ernakulum-Angamaly der Syro-Malabaresen (Tradition seit 1969 durch Joseph Parecattil)
Einen Sonderfall bilden die mit Rom unierten orientalischen Patriarchen mit eigenem Patriarchalsitz (seit 1965), die häufig zu Kardinälen ernannt werden, deren Sitze allerdings noch nicht in einer Kardinalstradition stehen. Dies betrifft:
- den Patriarch der Maroniten
- den Patriarch der koptisch-katholischen Kirche
- den Patriarch der syrisch-katholischen Kirche
- den Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche
Mit der Berufung von Antonios Naguib, koptischer Patriarch von Alexandria (Ägypten) wurde der dritte Patriarch in Folge zum Kardinal ernannt. Daher kann bezüglich diese Patriarchats die Kardinalstradition gelten.
Traditionelle Kardinalsämter
- Staatssekretär (Kardinalstradition mindestens seit Ercole Kardinal Consalvi, ab 1800)
- Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker (Kardinalstradition mindestens seit Hyacinthe-Sigismond Kardinal Gerdil, ab 1795)
- Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse (Kardinalstradition mindestens seit Giulio Maria Kardinal della Somaglia, ab 1800)
- Präfekt der Kongregation für den Klerus (Kardinalstradition mindestens seit Giulio Kardinal Gabrielli, ab 1814)
- Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens (Kardinalstradition mindestens seit Ignazio Kardinal Masotti, ab 1886)
- Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung (Kardinalstradition mindestens seit Domenico Kardinal Ferrata, ab 1908)
- Präfekt der Kongregation für das Katholische Bildungswesen (Kardinalstradition mindestens seit Gaetano Kardinal Bisleti, ab 1915)
- Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre (Kardinalstradition seit Alfredo Kardinal Ottaviani, ab 1966)
- Präfekt der Kongregation für die Bischöfe (Kardinalstradition seit Carlo Kardinal Confalonieri, ab 1967)
- Präfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen (Kardinalstradition seit Gustavo Kardinal Testa, ab 1967)
- Kardinalgroßpönitentiar (Kardinalstradition mindestens seit Fabrizio Kardinal Paolucci, ab 1701)
- Präfekt des Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur (Kardinalstradition mindestens seit Luigi Kardinal Serafini, ab 1884)
- Kardinalkämmerer der Heiligen Römischen Kirche und Präsident der Verwaltung der Güter des Heiligen Stuhles (Kardinalstradition mindestens seit Latino Kardinal Orsini, ab 1471)
- Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche (Kardinalstradition mindestens seit Francis Aidan Kardinal Gasquet, ab 1919)
- Präsident der Präfektur für die ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls (Kardinalstradition seit Angelo Kardinal Dell’Acqua, ab 1967)
- Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (Kardinalstradition seit Agnelo Kardinal Rossi, ab 1984)
- Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen (Kardinalstradition seit Augustin Kardinal Bea, ab 1960)
- Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien (Kardinalstradition seit Maurice Kardinal Roy, ab 1967)
- Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden (Kardinalstradition seit Maurice Kardinal Roy, ab 1967)
- Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte (Kardinalstradition mindestens seit Rosalio José Kardinal Castillo Lara, ab 1984)
- Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“ (Mit der Berufung von Erzbischof Robert Sarah, Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, kann nunmehr eine eigenständige Kardinalstradition angenommen werden)
- Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastoral im Krankendienst (eigenständige Kardinalstradition noch offen)
- Präsident des Päpstlichen Rates der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs (eigenständige Kardinalstradition noch offen)
Außerdem haben den Kardinalsrang:
- die Generalvikare des Papstes in den Patriarchalbasiliken Petersdom und Lateranbasilika, sowie die Erzpriester von Santa Maria Maggiore und Sankt Paul vor den Mauern
- der Kardinalpatron des Malteserordens, ab 1937
- die Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, ab 1949
Papstwahlberechtigte Kardinäle und Kardinalstradition
„Geburtsdatum zeigt Ausscheiden aus dem Kreis der papstwahlberechtigten Kardinäle an. Mit Vollendung des 80. Geburtstages erlischt die Wahlberechtigung.“
Derzeit gehören dem Kardinalskollegium gut zwei Drittel der Kardinäle aufgrund von Ämtern und Bistumssitzen mit Kardinalstradition an.
Mit Kardinalstradition
- * 21. September 1953 - Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising
- * 25. Oktober 1952 – Péter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest
- * 17. Oktober 1950 – Philippe Barbarin, Erzbischof von Lyon
- * 15. März 1950 - Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen
- * 1. Februar 1950 - Kazimierz Nycz, Erzbischof von Warschau
- * 21. September 1949 – Odilo Pedro Scherer, Erzbischof von São Paulo
- * 20. März 1949 – Josip Bozanic, Erzbischof von Zagreb
- * 30. Juni 1948 - Raymond Leo Burke, Präfekt der Apostolischen Signatur
- * 10. Oktober 1945 – Antonio Cañizares Llovera, Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung
- * 4. Juli 1945 – Stanisław Ryłko, Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien
- * 15. Juni 1945 - Robert Sarah, Präsident des Päpstlichen Rats Cor Unum (Kardinalstradition NEU)
- * 22. Januar 1945 – Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien
- * 24. Dezember 1944 – Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay
- * 15. September 1944 - Mauro Piacenza, Präfekt der Kongregation für den Klerus
- * 5. August 1944 – Polycarp Pengo, Erzbischof von Daressalam
- * 29. Juni 1944 – Sean Patrick O’Malley, Erzbischof von Boston
- * 8. Juni 1944 – Marc Ouellet, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, emeritierter Erzbischof von Québec
- * 28. Dezember 1943 – Juan Luis Cipriani Thorne, Erzbischof von Lima
- * 18. November 1943 – Leonardo Sandri, Präfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen
- * 17. September 1943 – Angelo Comastri, Erzpriester des Petersdoms
- * 2. Juni 1943 – Crescenzio Sepe, Erzbischof von Neapel
- * 5. April 1943 – Jean-Louis Tauran, emeritierter Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche und amtierender Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog
- * 14. Januar 1943 – Angelo Bagnasco, Erzbischof von Genua
- * 7. November 1942 – André Vingt-Trois, Erzbischof von Paris
- * 18. Oktober 1942 - Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur
- * 28. August 1942 – Jorge Liberato Urosa Savino, Erzbischof von Caracas
- * 6. Juni 1942 – Norberto Rivera Carrera, Erzbischof von Mexiko
- * 7. November 1941 – Angelo Scola, Erzbischof von Mailand
- * 8. Juni 1941 – George Pell, Erzbischof von Sydney
- * 12. November 1940 - Donald Wuerl, Erzbischof von Washington
- * 17. April 1940 – Agostino Vallini, Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Diözese Rom (Kardinalvikar) und Erzpriester der Lateranbasilika
- * 11. Oktober 1939 – Zenon Grocholewski, Präfekt der Kongregation für das katholische Bildungswesen
- * 7. Oktober 1939 - Laurent Monsengwo Pasinya, Erzbischof von Kinshasa (Kongo) (Kardinalstradition NEU)
- * 16. August 1939 – Seán Brady, Erzbischof von Armagh
- * 27. April 1939 – Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau
- * 1. Juni 1938 – Carlo Caffarra, Erzbischof von Bologna
- * 20. Februar 1938 - Paolo Romeo, Erzbischof von Palermo
- * 8. Januar 1938 - Angelo Amato SDB , Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse
- * 29. April 1937 – Lluís Martínez Sistach, Erzbischof von Barcelona
- * 16. März 1937 – Attilio Nicora, emeritierter Präsident der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls
- * 16. Januar 1937 – Francis Eugene George, Erzbischof von Chicago
- * 17. Dezember 1936 – Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires
- * 18. November 1936 – Ennio Antonelli, Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie
- * 24. August 1936 – Antonio María Rouco Varela, Erzbischof von Madrid
- * 26. Juni 1936 – Jean-Claude Turcotte, Erzbischof von Montréal
- * 15. Juni 1936 – William Joseph Levada, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre
- * 14. April 1936 – Ivan Dias, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Evangelisation der Völker
- * 27. Februar 1936 – Roger Michael Mahony, emeritierter Erzbischof von Los Angeles
- * 26. Februar 1936 – José da Cruz Policarpo, Patriarch von Lissabon
- * 11. November 1935 – John Patrick Foley, emeritierter Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
- * 19. September 1935 - Velasio De Paolis CS, Präsident der Präfektur für die ökonomischen Angelegenheiten des Heiligen Stuhls
- * 6. August 1935 - Fortunato Baldelli, Großpönitentiar
- * 19. April 1935 – Justin Francis Rigali, emeritierter Erzbischof von Philadelphia
- * 7. März 1935 - Antonios Naguib, koptischer Patriarch von Alexandria (Ägypten) (Kardinalstradition NEU)
- * 3. Januar 1935 – Giovanni Lajolo, Gouverneur der Vatikanstadt
- * 2. Dezember 1934 – Tarcisio Bertone, Staatssekretär und Camerlengo
- * 23. September 1934 – Franc Rodé, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens
- * 1. September 1934 - Paolo Sardi, Pro-Patron des Malteserordens
- * 23. August 1934 – Carlos Amigo Vallejo, emeritierter Erzbischof von Sevilla
- * 8. August 1934 – Cláudio Hummes, emeritierter Präfekt der Kongregation für den Klerus
- * 28. Mai 1934 - Francesco Monterisi, Erzpriester der Patriarchalbasilika Sankt Paul vor den Mauern
- * 14. März 1934 – Dionigi Tettamanzi, emeritierter Erzbischof von Mailand
- * 30. Januar 1934 – Giovanni Battista Re, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Bischöfe
- * 1. Januar 1934 - Raúl Eduardo Vela Chiriboga, emeritierter Erzbischof von Quito
- * 25. Dezember 1933 – Joachim Meisner, Erzbischof von Köln
- * 19. Oktober 1933 – Geraldo Majella Agnelo, emeritierter Erzbischof von São Salvador da Bahia
- * 24. September 1933 – Raffaele Farina, Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche
- * 5. September 1933 – Francisco Javier Errázuriz Ossa, emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile
- * 4. Juni 1933 – Godfried Danneels, emeritierter Erzbischof von Mechelen-Brüssel
- * 28. März 1933 – Juan Sandoval Íñiguez, Erzbischof von Guadalajara
- * 18. März 1933 – Severino Poletto, emeritierter Erzbischof von Turin
- * 5. März 1933 – Walter Kasper, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen
- * 26. Februar 1933 – Lubomyr Husar, emeritierter Großerzbischof von Kiew und Halytsch (vormals Lemberg) der Ukrainer
- * 8. Dezember 1932 – Eusébio Oscar Scheid, emeritierter Erzbischof von São Sebastião do Rio de Janeiro
- * 23. November 1932 – Renato Raffaele Martino, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden
- * 1. November 1932 – Francis Arinze, emeritierter Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenlehre
- * 13. September 1932 – Pedro Rubiano Sáenz, emeritierter Erzbischof von Bogotá
- * 24. August 1932 – Cormac Murphy-O'Connor, emeritierter Erzbischof von Westminster
- * 10. August 1932 – Gaudencio B. Rosales, Erzbischof von Manila
- * 26. Juli 1932 – James Francis Stafford, emeritierter Großpönitentiar
- * 17. Mai 1932 – Miloslav Vlk, emeritierter Erzbischof von Prag
- * 2. April 1932 – Edward Michael Egan, emeritierter Erzbischof von New York
- * 6. Januar 1932 – José Saraiva Martins, emeritierter Präfekt der Kongregation für die Heiligsprechungen
- * 26. November 1931 – Adrianus Johannes Simonis, emeritierter Erzbischof von Utrecht
bisher ohne Kardinalstradition
- * 23. Mai 1949 – Daniel DiNardo, Erzbischof von Galveston-Houston (Galveston-Houston ist erst seit 2004 Erzbistum)
- * 2. März 1949 – Francisco Robles Ortega, Erzbischof von Monterrey (Nur der unmittelbare Vorgänger Adolfo Antonio Kardinal Suárez Rivera wurde 1994 zum Kardinal ernannt.)
- * 11. Oktober 1948 – Peter Kodwo Appiah Turkson, Erzbischof von Cape Coast (Ghana), ernannt 2003 als Vorsitzender der Ghanaischen Bischofskonferenz, jetzt Kurienkardinal
- * 15. November 1947 - Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka)
- * 8. September 1945 – Vinko Puljić, Erzbischof von Sarajevo (Bosnien-Herzegowina), Vorsitzender der Bischofskonferenz für Bosnien und Herzegowina
- * 26. September 1944 – Jean-Pierre Ricard, Erzbischof von Bordeaux, Vorsitzender der französischen Bischofskonferenz (Nur der unmittelbare Vorgänger Pierre Étienne Louis Kardinal Eyt wurde 1994 zum Kardinal ernannt.)
- * 1944 – John Njue, Erzbischof von Nairobi, Vorsitzender der Kenianischen Bischofskonferenz
- * 29. Dezember 1942 – Óscar Rodríguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Honduras
- * 8. März 1941 – Wilfrid Fox Napier, Erzbischof von Durban (Südafrika)
- * 27. Februar 1941 – Gabriel Zubeir Wako, Erzbischof von Khartoum, Vorsitzender der sudanesischen Bischofskonferenz
- * 15. Oktober 1939 – Telesphore Placidus Toppo, Erzbischof von Ranchi, Vorsitzender der indischen Bischofskonferenz
- * 17. März 1938 – Keith Michael Patrick O’Brien, Erzbischof von Saint Andrews und Edinburgh, Vorsitzender der schottischen Bischofskonferenz (Nur der unmittelbare Vorgänger Gordon Joseph Kardinal Gray wurde 1969 zum Kardinal ernannt.)
- * 15. Februar 1937 - Raymundo Damasceno Assis, Erzbischof von Aparecida (Brasilien), Präsident der CELAM
- * 1. Februar 1937 – Audrys Juozas Bačkis, Erzbischof von Vilnius, Vorsitzender der litauischen Bischofskonferenz
- * 28. November 1936 – Théodore-Adrien Sarr, Erzbischof von Dakar, Vorsitzender der Bischofskonferenz von Senegal, Mauretanien, Kap Verde und Guinea-Bissau (Nur der unmittelbare Vorgänger Hyacinthe Kardinal Thiandoum wurde 1976 zum Kardinal ernannt.)
- * 31. Oktober 1936 – Nicolás de Jesús López Rodríguez, Erzbischof von Santo Domingo, Vorsitzender der dominikanischen Bischofskonferenz (Nur der unmittelbare Vorgänger Octavio Antonio Kardinal Beras Rojas wurde 1976 zum Kardinal ernannt.)
- * 18. Oktober 1936 – Jaime Ortega, Erzbischof von Havanna (Kuba)
- * 16. Juni 1936 – Anthony Olubunmi Okogie, Erzbischof von Lagos (Nigeria)
- * 16. Mai 1936 – Karl Lehmann, Bischof von Mainz, ehemaliger Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz
- * 7. März 1936 – Julio Terrazas Sandoval, Erzbischof von Santa Cruz de la Sierra (Bolivien)
- * 20. Dezember 1934 – Julius Riyadi Darmaatmadja, emeritierter Erzbischof von Jakarta, ehemaliger Vorsitzender der indonesischen Bischofskonferenz
- * 5. September 1934 – Paul Josef Cordes, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“
- * 1934 – Jean-Baptiste Phạm Minh Mẫn, Erzbischof von Thành-Phô Hô Chí Minh (Vietnam)
- * 26. Januar 1933 – Javier Lozano Barragán, emeritierter Präsident des Päpstlichen Rates für die Pastorale im Krankendienst
- * 14. Juni 1932 – Henri Schwery, emeritierter Bischof von Sitten
- * 8. März 1932 – Rodolfo Quezada Toruño, emeritierter Erzbischof von Guatemala-Stadt
- * 13. Januar 1932 – Joseph Zen Ze-kiun, emeritierter Bischof von Hong Kong (China) (Nur der unmittelbare Vorgänger John Baptist Kardinal Wu Cheng-chung wurde 1988 zum Kardinal ernannt.)
- * 7. Dezember 1931 – Nicholas Cheong Jinsuk, Erzbischof von Seoul (Korea) (Nur der unmittelbare Vorgänger Stephen Kardinal Kim Sou-hwan wurde 1969 zum Kardinal ernannt.)
Entwicklung der Kardinalstraditionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Deutschland
Wenn man alle deutsche Kardinäle betrachtet, die im 20. und 21. Jahrhundert ernannt wurden, ergibt sich folgendes Bild:
Köln und München-Freising
- Antonius Hubert Kardinal Fischer (1902 Erzbischof, 1903 Kardinal)
- Felix Kardinal von Hartmann (1912 Erzbischof, 1914 Kardinal)
- Karl Joseph Kardinal Schulte (1920 Erzbischof, 1921 Kardinal)
- Joseph Kardinal Frings (1942 Erzbischof, 1946 Kardinal)
- Joseph Kardinal Höffner (1969 Erzbischof, 1969 Kardinal)
- Joachim Kardinal Meisner (1988 Erzbischof, bereits seit 1983 Kardinal)
Erzbistum München und Freising
- Franziskus Kardinal von Bettinger (1909 Erzbischof, 1914 Kardinal)
- Michael Kardinal von Faulhaber (1917 Erzbischof, 1921 Kardinal)
- Joseph Kardinal Wendel (1952 Erzbischof, 1953 Kardinal)
- Joseph Kardinal Ratzinger (1977 Erzbischof, 1977 Kardinal)
- Friedrich Kardinal Wetter (1982 Erzbischof, 1985 Kardinal)
- Reinhard Kardinal Marx (2007 Erzbischof, 2010 Kardinal)
In diesen beiden Erzbistümern wurden alle Erzbischöfe binnen maximal 5 Jahren zum Kardinal ernannt.
Breslau und Berlin
Vor 1945 gehörte das Erzbistum Breslau zu den deutschen Erzbistümern mit Kardinalstradition. Die Kardinalstradition verblieb beim heute polnischen Erzbistum:
- Adolf Kardinal Bertram (1914 Erzbischof, 1916 Kardinal in pectore, 1919 bekanntgegeben)
Das 1930 neugegründete Bistum Berlin sollte wohl bereits nach 1945 die Breslauer Tradition auf deutschem Gebiet fortführen, auch wenn der damalige Bischof von Berlin Konrad Kardinal von Preysing (1932 Bischof, 1946 Kardinal) den Titel vor allem auch als Ehrentitel wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus bekommen haben dürfte. Sein Nachfolger wurde am 4. Juni 1951 Bischof Wilhelm Weskamm. Beim Konsistorium von 1953 wurde er daher noch nicht berücksichtigt, sondern Erzbischof Joseph Kardinal Wendel von München-Freising. Überraschend starb jedoch Weskamm mit 65 Jahren noch vor dem nächsten Konsistorium, das erst unter Papst Johannes XXIII. 1958 stattfand.
Seit dem Jahr 1958 ist für das Bistum Berlin – nun wohl auch aus politischen Erwägungen und der persönlichen Eignung von Kardinal Döpfner – diese Tradition zu erkennen:
- Julius Kardinal Döpfner (1957 Bischof, 1958 Kardinal)
- Alfred Kardinal Bengsch (1961 Bischof, 1962 persönlicher Titel eines Erzbischofs, 1967 Kardinal)
- Joachim Kardinal Meisner (1980 Bischof, 1982 Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz, 1983 Kardinal)
- Georg Kardinal Sterzinsky (1989 Bischof, 1991 Kardinal, 1994 Erhebung zum Erzbischof)
Auch hier wurden seither also alle Bischöfe spätestens nach sechs Jahren zum Kardinal.
Kurienkardinäle
Deutsche Kurienkardinäle seit 1945:
- Augustin Kardinal Bea (1959 Kardinal, 1960 Sekretär des neuen Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen)
- Joseph Kardinal Schröffer (1976 Kardinal, 1967 Sekretär der Bildungskongregation, zuvor Bischof von Eichstätt)
- Paul Augustin Kardinal Mayer (1985 Kardinalpräfekten der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, 1985 Kardinal)
- Walter Kardinal Kasper (1999 Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, 2001 Kardinal)
- Paul Josef Kardinal Cordes (1995 Präsident des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, 2007 Kardinal)
Drei dieser Bischöfe wurden innerhalb von 2 Jahren zum Kardinal ernannt. Bei Kardinal Schröffer und Kardinal Cordes, die keine Ämter mit Kardinalstradition innehatten bzw. -haben, dauerte es dagegen 9 bzw. 12 Jahre.
- Der schon 1922 zum Kardinal ernannte Franziskus Kardinal Ehrle hatte zwar bereits vorher wichtige Ämter inne, unter anderem war er ab 1895 Präfekt der Vatikanischen Bibliothek, erhielt aber erst 1929 ein Amt, das heute Kardinalstradition aufweist, als er zum Bibliothekar der Vatikanischen Bibliothek und Archivar des Vatikanischen Geheimarchivs ernannt wurde.
Sonstige Kardinäle
Kardinal Karl Lehmann (2001) ist erst der vierte Bischof von Mainz, der Kardinal wurde (nach Hermann Volk 1973); Johannes Joachim Degenhardt war der zweite Erzbischof von Paderborn, der 2001 Kardinal wurde (nach Lorenz Jaeger 1965). Außerdem erlebte das Bistum Münster (1946) mit Clemens August Graf von Galen und das junge Bistum Essen mit seinem ersten Bischof Franz Hengsbach (1988) je einen Kardinal. Bei keinem dieser Bistümer kann man daher von Kardinalstradition sprechen.
Ergebnis
Die Kardinalstradition betreffend ist festzuhalten: 18 deutsche Kardinäle, die den genannten Kriterien entsprechen, wurden binnen von maximal 5 Jahren zum Kardinal ernannt. Hier kann man quasi von Automatismus sprechen.
Alle anderen Erzbistümer (Erzbistum Hamburg, Erzbistum Freiburg, Erzbistum Paderborn, Erzbistum Bamberg) und Bistümer in Deutschland haben keine solche Kardinalstradition.
Österreich
In Österreich hat im 20. Jahrhundert nur die Erzdiözese Wien die Kardinalstradition, die Erzdiözese Salzburg hingegen nicht.
Erzdiözese Wien:
- Kardinal Franz Xaver Nagl (1911 Erzbischof, 1911 Kardinal)
- Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1913 Erzbischof, 1914 Kardinal)
- Kardinal Theodor Innitzer (1932 Erzbischof, 1933 Kardinal)
- Kardinal Franz König (1956 Erzbischof, 1958 Kardinal)
- Kardinal Hans Hermann Groër (1986 Erzbischof, 1988 Kardinal)
- Kardinal Christoph Schönborn (1995 Erzbischof, 1998 Kardinal)
Die Wiener Erzbischöfe wurden alle spätestens nach drei Jahren zum Kardinal ernannt.
Weiters gab es den Kurienkardinal Alfons Maria Stickler (1983 Pro-Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche, 1983 Titularerzbischof von Bolsena, 1984 Leiter des vatikanischen Geheimarchivs, 1985 Kardinal), welcher binnen zwei Jahren zum Kardinal erhoben wurde.
Schweiz
Die Schweiz weist kein Bistum mit Kardinalstradition auf.
Daher gibt es bisher neben den Kurienkardinälen Gilberto Agustoni (1992 Präfekt der Apostolischen Signatur, 1994 Kardinal) und Kurt Koch (2010 Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, 2010 Kardinal) auch nur einen Diözesanbischof (Henri Schwery), welcher im 20. Jahrhundert zum Kardinal ernannt wurde.
Gilberto Agustoni und Kurt Koch wurden den Regeln entsprechend binnen zweier Jahre nach Antritt der Tätigkeit in der Kurie Kardinal.
Kardinalskonsistorium 2001
Das große Konsistorium vom Februar 2001 kann aufgrund der großen Zahl von 42 neuen Kardinälen, davon 37 papstwahlberechtigte, zur Erprobung der Kriterien herangezogen werden
In Kurienämtern mit Kardinalstradition tätige Bischöfe und Erzbischöfe:
- Erzbischof Giovanni Battista Re, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe
- Erzbischof François Xavier Nguyên Van Thuân, Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden
- Erzbischof Agostino Cacciavillan, Präsident der Verwaltung der Güter des Heiligen Stuhles
- Erzbischof Sergio Sebastiani, Präsident der Präfektur der Wirtschaftlichen Angelegenheiten des Heiligen Stuhles
- Erzbischof Zenon Grocholewski, Präfekt der Kongregation für das Katholische Bildungswesen
- Erzbischof José Saraiva Martins CMF, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsverfahren
- Erzbischof Jorge María Mejía, Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche
- Patriarch Ignatius Moussa I. Daoud, Präfekt der Kongregation für die Orientalischen Kirchen
- Erzbischof Mario Francesco Pompedda, Präfekt des obersten Gerichtshofes der Apostolischen Signatur
- Bischof Walter Kasper, emeritierter Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Präsident des Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen
Erzbischöfe von Erzbistümern mit Kardinalstradition:
- Erzbischof Antonio González Zumárraga, Quito (Ecuador)
- Erzbischof Ivan Dias, Bombay (Indien)
- Erzbischof Pedro Rubiano Sáenz, Bogota (Kolumbien)
- Erzbischof Theodore Edgar McCarrick, Washington, D.C. (USA)
- Erzbischof Francisco Javier Errázuriz Ossa, Santiago (Chile)
- Erzbischof Louis-Marie Billé, Lyon (Frankreich)
- Erzbischof Ignacio Antonio Velasco García SDB, Caracas (Venezuela)
- Erzbischof Juan Luis Cipriani Thorne, Lima (Peru)
- Erzbischof Francisco Álvarez Martínez, Toledo (Spanien)
- Erzbischof Claudio Hummes OFM, São Paulo (Brasilien)
- Erzbischof Jorge Mario Bergoglio SJ, Buenos Aires (Argentinien)
- Monsignore José da Cruz Policarpo, Patriarch von Lissabon (Portugal)
- Erzbischof Severino Poletto, Turin (Italien)
- Erzbischof Cormac Murphy-O'Connor, Westminster (Großbritannien)
- Erzbischof Edward Michael Egan, New York (USA)
- Erzbischof Geraldo Majella Agnelo, São Salvador da Bahia (Brasilien)
Das bedeutet: 26 von ernannten 37 papstwahlberechtigten Kardinälen (~ 70%) entsprechen den Kriterien.
Konsistorium vom 24. März 2006
Auch Papst Benedikt XVI. hat bei seiner ersten Ernennung von Kardinälen die Kardinalstraditionen weitgehend beachtet. Aus der Liste der traditionellen Erzbistümer und Ämter hat er erwählt: siehe auch Liste der Kardinalskreierungen Benedikts XVI.
Damit entsprechen 9 von den insgesamt 12 neuen stimmberechtigten Kardinälen (75%) den Traditionen
Konsistorium vom 24. November 2007
Papst Benedikt XVI. hat bei seiner zweiten Ernennung von Kardinälen die Kardinalstraditionen wiederum weitgehend beachtet. Aus der Liste der traditionellen Erzbistümer und Ämter hat er erwählt: siehe auch Liste der Kardinalskreierungen Benedikts XVI.
Name Geburtsdatum Kirchliches Amt Beginn der Amtszeit Nationalität Vorgänger Angelo Bagnasco 14. Januar 1943 Erzbischof von Genua 29. August 2006 Italien Tarcisio Bertone (* 1934) Seán Brady 16. August 1939 Erzbischof von Armagh 1. Oktober 1996 Irland Cahal Brendan Daly († 2009) Angelo Comastri 17. September 1943 Erzpriester von St. Peter
Präsident der Dombauhütte St. Peter
Generalvikar Seiner Heiligkeit für die Vatikanstadt5. Februar 2005 Italien Francesco Marchisano (* 1929) Raffaele Farina SDB 24. September 1933 Archivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche 25. Juni 2007 Italien Jean-Louis Tauran (* 1943) John Patrick Foley 11. November 1935 Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem 27. Juni 2007 Vereinigte Staaten Carlo Furno (* 1921) Oswald Gracias 24. Dezember 1944 Erzbischof von Bombay 14. Oktober 2006 Indien Ivan Dias (* 1936) Giovanni Lajolo 3. Januar 1935 Gouverneur der Vatikanstadt 15. September 2006 Italien Edmund Casimir Szoka (* 1927) Lluís Martínez Sistach 29. April 1937 Erzbischof von Barcelona 18. Juli 2004 Spanien Ricardo María Carles Gordó (* 1926) Stanisław Ryłko 4. Juli 1945 Präsident des Päpstlichen Rates für die Laien 4. Oktober 2003 Polen James Francis Stafford (* 1932) Leonardo Sandri 18. November 1943 Präfekt der Kongregation für die orientalischen Kirchen 9. Juni 2007 Argentinien Ignatius Moussa I. Daoud (* 1930) Odilo Pedro Scherer 21. September 1949 Erzbischof von São Paulo 21. März 2007 Brasilien Cláudio Hummes (* 1934) André Vingt-Trois 7. November 1942 Erzbischof von Paris 11. Februar 2005 Frankreich Jean-Marie Lustiger († 2007) Damit entsprechen 12 von den insgesamt 18 neuen stimmberechtigten Kardinälen den Traditionen (zwei Drittel).
Konsistorium vom 20. November 2010
Am 20. Oktober 2010 hat Papst Benedikt XVI. für das Konsistorium am 20. November 2010 vierundzwanzig Kardinäle benannt, von denen 20 wahlberechtigt und 4 nicht wahlberechtigt sind. Aus der Liste der traditionellen Erzbistümer und Ämter hat er erwählt: Siehe auch Liste der Kardinalskreierungen Benedikts XVI.
Damit entsprechen 14 von den insgesamt 20 neuen stimmberechtigten Kardinälen den Traditionen (70 %). Mit den weiteren sechs Kandidaten setzte Papst Benedikt XVI. begonnene Entwicklungen fort und stärkte außerhalb der Kurie erneut die nicht-europäischen Kirchen:
Die Berufung von Erzbischof Robert Sarah, Präsident des Päpstlichen Rats Cor Unum, wertet dieses Gremiums auf, das nunmehr wohl als eigenständige Kardinalstradition gelten kann; siehe auch die Berufung von Erzbischof Paul Josef Cordes im Jahre 2007. Zuvor waren nur Erzbischöfe berufen worden, die bereits zuvor Kardinäle waren.
Die Berufung von Antonios Naguib, koptischer Patriarch von Alexandria (Ägypten), stärkt die Einbindung der Patriarchen. Er ist damit der dritte kopitsche Patriarch in Folge, der zum Kardinal ernannt wurde, so dass gemäß den Kriterien dieser Liste, erstmals einem Patriarchenamt Kardinalstradition zugesprochen werden kann.
Mit Laurent Monsengwo Pasinya, Erzbischof von Kinshasa (Kongo) erfolgt eine weitere Stärkung der afrikanischen Kirche. Das Erzbistum von Kinshasa erhält ebenfalls das dritte Mal in Folge einen Kardinal, so dass zukünftig von einer Kardinalstradition ausgegangen werden kann.
Die Ernennung von Albert Malcolm Ranjith, Erzbischof von Colombo (Sri Lanka), ist dagegen überraschend, da er erst der zweite Kardinal dieses Bistums ist. Lediglich Erzbischof Thomas Cooray wurde 1965 zum Kardinal ernannt.
Mit Raymundo Damasceno Assis als viertem Erzbischof von Aparecida (Brasilien) wird der dritte Erzbischof dieses Bistum zum Kardinal. Da es sich aber im Sinne der Kriterien dieser Liste dennoch um keine durchgängige Zeit handelt, ist eine Kardinalstradition zwar wahrscheinlich, aber noch nicht sicher.
Die Ernennung von Medardo Joseph Mazombwe, Erzbischof von Lusaka (Sambia), zum Kardinal ist wohl eher als Ernennung ehrenhalber zu werten, nachdem dieser bereits im September 2011 das 80. Lebensjahr vollenden wird. Sie kann als Dank für seine Arbeit in diesem Erzbistum gelten, in die sein Vor-Vorgänger Emmanuel Milingo sehr viel Unruhe gebracht hatte. Milingo war exkommuniziert worden und ist mittlerweile laisiert.
Verbliebene Kardinalsanwärter
Dass die oben genannten Personen, bei den ersten drei Konsistorien noch nicht ernannt worden sind, liegt unter anderem daran, dass sich Papst Benedikt XVI. streng an die Zahl der 120 Kardinäle zu halten scheint, die sein Vorgänger durchaus auch „überzogen“ hat.
Erzbischöfe, die erst kurz im Amt sind, wurden eventuell erst nach dem letzten Konsistorium in ihr Amt berufen. Die Tatsache, dass der Vorgänger noch im wahlberechtigten Alter ist, mag eine Rolle spielen, stellt aber definitiv keinen Ausschließungsgrund dar, da sowohl Johannes Paul II. und Benedikt XVI. Kardinäle ernannt haben, deren Vorgänger unter 80 Jahre alt waren. Für die Unierten Patriarchen scheint hingegen zu gelten, dass sie erst nach dem Tod ihrer Vorgänger, die als Kardinalbischöfe dem Kollegium angehören, Chance auf den Kardinalspurpur haben.
Anders verhält es sich jedoch bei jenen Erzbischöfen, die eigentlich auf einem Erzbistum mit Kardinalstradition sitzen, aber nun schon bei mehreren Konsistorien nicht berücksichtigt wurden. Dies kann in der Regel aber entweder auf eine problematische Situation der Kirche in dieser Diözese bzw. dem Land oder aber auch auf einen Wechsel der Kardinalstradition auf ein anderes Erzbistum erklärt werden.
Im Moment gibt es mit dem Erzbischof von Breslau und dem Erzbischof von Tokio nur zwei Anwärter, die davon betroffen scheinen. Bezüglich des Erzbistums Tokio ist zu vermerken, dass die beiden Vorgänger jeweils über vierzig Jahre dieses Erzbistum innehatten und jeweils erst gut zwanzig Jahre nach ihrer Ernennung zum Erzbischof den Purpur erhielten.
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