- Lahn-Gießen
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Hessen Regierungsbezirk: Gießen Landkreis: Gießen Höhe: 155–304 m ü. NN Fläche: 72,56 km² Einwohner: 74.593 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 1028 Einwohner je km² Postleitzahlen: 35331–35398 Vorwahlen: 0641, 06403, 06406 Kfz-Kennzeichen: GI (1977–1979: L) Gemeindeschlüssel: 06 5 31 005 Stadtgliederung: 5 Stadtteile Adresse der Stadtverwaltung: Berliner Platz 1
35390 GießenWebpräsenz: Oberbürgermeister: Heinz-Peter Haumann (CDU) Lage der Stadt Gießen im Landkreis Gießen Gießen ist mit rund 74.000 Einwohnern die achtgrößte Stadt Hessens. In der Universitätsstadt befinden sich die Justus-Liebig-Universität Gießen mit rund 23.000 Studierenden und die Fachhochschule Gießen-Friedberg mit 10.000 Studierenden, davon 5000 in Gießen. Gleichzeitig ist Gießen das administrative Zentrum Mittelhessens, bedeutender Verkehrsknotenpunkt und ein Oberzentrum in der Region. Der Regierungsbezirk Gießen und der Landkreis Gießen haben hier ihren Verwaltungssitz.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geografische Lage
Gießen liegt an der Lahn, genau dort, wo diese ihren Lauf von südlicher in westliche Fließrichtung ändert, in einer der seltenen Aufweitungen des Lahntals. Nördlich der Stadt kommt die Lahn mit dem Lahntal aus Richtung Marburg auf die Stadt zu. Den Nordwesten nehmen die Ausläufer des Gladenbacher Berglands ein. Diesem vorgelagert ist das Gleiberger Land mit den Burgen Gleiberg und Vetzberg und dem Dünsberg, der mit 498 m höchsten Erhebung in der weiteren Gießener Umgebung. Im Westen öffnet sich das Lahntal bis nach Lahnau. Hier liegen Kiesvorkommen, die ausgebaggert werden sollten, anschließend war ein Wassersportzentrum geplant, welches inzwischen verworfen wurde (Stand 2008). Im Südwesten der Stadt beginnt der Hintertaunus, die nordöstlichste naturräumliche Einheit des Taunus, an den im Süden die Wetterau und das Rhein-Main-Tiefland anschließt (siehe Liste der naturräumlichen Einheiten in Hessen). Im Osten geht das Gießener Land in das Mittelgebirgsland des Vogelsbergs über.
Nachbarstädte Gießens sind Wetzlar (12 km westlich) und Marburg (30 km nördlich), die beide ebenfalls an der Lahn liegen, sowie Fulda (80 km östlich), Friedberg (30 km südlich) sowie Frankfurt am Main (70 km südlich).
Nachbargemeinden
Die Stadtgrenzen Gießens sind sehr eng gezogen, die Stadt leidet unter der Abwanderung sowohl der Wohnbevölkerung als auch von Gewerbebetrieben in die Vorortgemeinden. Diese sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen):
- Heuchelheim
- Wettenberg
- Lollar
- Staufenberg
- Buseck
- Fernwald
- Pohlheim
- Linden
- Hüttenberg (Lahn-Dill-Kreis)
- Wetzlar (Lahn-Dill-Kreis).
Stadtgliederung
Neben der alten Kernstadt Gießen gehören noch fünf weitere Stadtteile zum Stadtgebiet. Die Stadtteile Wieseck im Nordosten und Kleinlinden im Südwesten wurden 1939 eingemeindet, die Stadtteile Allendorf/Lahn im Südwesten und Rödgen im Osten 1971. 1979 folgte Lützellinden im Südwesten. Die Siedlung Petersweiher, im Süden am Fuße des Schiffenbergs gelegen, wurde erst 1973 erbaut, als die damals unbewohnte Gemarkung Schiffenberg in den Besitz der Stadt überging, nachdem sie zuvor zwar seit 1939 an die Stadt angegliedert wurde, sich aber im Besitz des Landes befand. Petersweiher ist offiziell kein eigener Stadtteil, sondern gehört zur Kernstadt.
Klima
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte der Stadt Gießen
Erste Siedlung
Wilhelm von Gleiberg gründete 1152 die Wasserburg Gießen und verlegte seinen Sitz von der Burg Gleiberg dorthin; damit war der Grundstein für die spätere Stadt gelegt. Die Burg Gleiberg (im Bild rechts im Hintergrund, ca. 7 km nordwestlich der heutigen Stadt) wurde etwa im 10. Jahrhundert von den Konradinern errichtet und ging Ende des 10. Jahrhunderts an die Luxemburger, die damit die Grafschaft Gleiberg an der mittleren Lahn begründeten. Durch Erbteilungen wurde diese Grafschaft geteilt, und so erhielt nach einigen Generationen Wilhelm von Gleiberg nur einen Teil der Grafschaft.
Auf dem Weg zur Stadt
Die erste urkundliche Erwähnung der Siedlung stammt dagegen aus dem Jahr 1197. 1248 wurde Gießen erstmals als Stadt bezeugt. 1264 kam Gießen an die Landgrafschaft Hessen, die um 1300 das heutige Alte Schloss anlegen ließ. Um 1325 wurde die Neustadt gegründet. Ab etwa 1370 gab es Bürgermeister in Gießen, die den landesherrlichen Burgmannen gleichgestellt waren, sowie einen Rat als Vertretung der Bürgerschaft. 1380 ist Graf Wilhelm von Katzenelnbogen Mitbesitzer von Gießen und 1383 die Hälfte von Burg und Stadt Gießen für 2800 Gulden an ihn verpfändet Das (1944 zerstörte) Alte Rathaus am Marktplatz als Symbol bürgerlicher Macht entstand um 1450, die Stadtkirche bis 1484. 1442 erhielt Gießen das Marktprivileg. Der heutige „Marktplatz“ diente damals noch als Marktplatz, während der Wochenmarkt heute am Lindenplatz, in den Marktlauben (Alte Marktlauben 1894, Neue Marktlauben um 1910) und am Brandplatz gehalten wird.
Gründung der Universität
Gegen 1535 ließ Landgraf Philipp der Großmütige die Stadt befestigen. Im selben Jahrzehnt entstanden der Alte Friedhof und das Neue Schloss. Am 27. Mai 1560 vernichtete ein Großbrand den nördlichen Teil der Stadt um das Walltor. Bei der Teilung der Landgrafschaft 1567 kam Gießen zu Hessen-Marburg, 1604 zu Hessen-Darmstadt. 1605 wurde in Gießen das Gymnasium Ludovicianum durch Landgraf Ludwig als Lateinschule gegründet. Am 19. Mai 1607 ermöglichte ein Privileg Kaiser Rudolfs II. die Gründung der Universität, als Gegenstück zu der in Marburg. Zwei Jahre später eröffnete der Botanische Garten, einer der ältesten in Deutschland. 1634/35 dezimierte eine schwere Pestepidemie die Bevölkerung der Stadt. Im 18. Jahrhundert wurde die Region mehrfach durch Kriege heimgesucht und die Stadt von fremden Truppen besetzt.
19. Jahrhundert
1803 wurde Gießen Hauptstadt der neuen Provinz Oberhessen im Großherzogtum Hessen. In den folgenden Jahren wurde die Stadtbefestigung geschleift, und an ihrer Stelle wurden die Wallanlagen angelegt. 1824 bis 1852 lehrte Justus Liebig an der Universität Gießen. Im Revolutionsjahr 1848 kam es auch in Gießen zu Unruhen, ein Student wurde getötet. Ein Jahr später wurde die Stadt mit Eröffnung der Main-Weser-Bahn (Frankfurt-Kassel) an das deutsche Eisenbahnnetz angeschlossen. 1862 folgte die Eisenbahnstrecke nach Köln, 1864 der Anschluss an die Lahntalbahn von Wetzlar nach Koblenz. Ab etwa 1860, vor allem in der Amtszeit des ersten Berufsbürgermeisters August Bramm (1875–1889), wuchs die Stadt über die Wallanlagen hinaus.
1855 wurde die Werkfeuerwehr Gail gegründet, im gleichen Jahr auch die Städtische Freiwillige Feuerwehr Gießen.
Ab 1867 war Gießen als Garnisonsstadt ein wichtiger Militärstandort (Inf.-Reg. 116). 1870 eröffnete die Vogelsbergbahn nach Fulda, 1872 die Lahn-Kinzig-Bahn nach Gelnhausen. 1879 bis 1888 lehrte Wilhelm Conrad Röntgen an der Universität Gießen. 1893 wurde die heute größte Kirche der Stadt, die evangelische Johanneskirche an der Südanlage, eingeweiht. 1907 eröffnete das Stadttheater. Ab 1894 gab es in Gießen öffentlichen Nahverkehr, zunächst mit Pferdeomnibussen, seit 1909 mit einer elektrischen Straßenbahn.
20. Jahrhundert
Im Jahre 1903 wurde der Neue Friedhof als überkonfessioneller städtischer Friedhof in Betrieb genommen.
Im Jahre 1904 wurde die fortschrittliche Gießener Kanalisation eingeweiht.
Im Jahre 1914 wurde die Berufsfeuerwehr Gießen gegründet.
Im Jahr 1925 eröffneten die Volkshalle an der heutigen Grünberger Straße und der Gießener Flughafen, das spätere US-Depot.
Mit Wirkung zum 1. November 1938 verfügte der NS-Reichsstatthalter in Hessen in seiner Funktion als Führer der Landesregierung nicht nur die Ausgliederung der Städte Darmstadt, Mainz, Offenbach und Worms, sondern auch der Stadt Gießen aus ihrem bisherigen Kreis. Gießen wurde damit kreisfreie Stadt. Durch Eingemeindung von Wieseck, Klein-Linden und Schiffenberg stieg die Einwohnerzahl 1939 auf 42.000.
Die über 1000 Gießener Juden wurden aus dem Zwischenlager Goetheschule bis Ende 1942 in die Vernichtungslager der Nazis deportiert.
Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg
Durch zwei Luftangriffe der britischen Luftwaffe am 2. und (vor allem) 6. Dezember 1944 im Rahmen der Area Bombing Directive wurde nahezu der gesamte historische Stadtkern Gießens durch einen Feuersturm vernichtet, hunderte Zivilisten fanden den Tod. Die Bahnanlagen und die zahlreichen Militäreinrichtungen blieben dagegen weitgehend intakt. In den folgenden Monaten starben viele weitere Menschen durch Tieffliegerangriffe. Am 28. März 1945 beendete der Einzug der US-amerikanischen Armee den Krieg für die zerstörte Stadt. Die Stadt war zu 67 % zerstört, die Innenstadt zu 90 %. Trotz dieser hohen Zerstörungsrate hätte es für Gießen noch schlimmer kommen können. Ein nicht unerheblicher Teil der Bombenlast des zweiten Luftangriffes wurde versehentlich über dem Bergwerkswald abgeworfen, wo die Folgen noch heute deutlich zu sehen sind.
Notaufnahmelager nach 1946
Die Militärregierung der USA informierte Ende Oktober 1945 die Landesregierung Großhessens, dass das Land 1946 rund 600.000 Vertriebene und Flüchtlinge aufnehmen müsse. Anfang Februar 1946 erreichten die ersten 1.200 Menschen die Stadt mit Güterwagen. Das, vorerst provisorische, Durchgangslager befand sich unweit des Bahnhofs. Da Gießen ein wichtiger Schienenknotenpunkt war, wurde es am 7. Mai 1947 vom Staatskommissar für das Flüchtlingswesen zum Regierungsdurchgangslager für alle Flüchtlinge nach Großhessen. Der Oberbürgermeister Otto-Heinz Egler ersuchte 1948 das Regierungspräsidium in Darmstadt um Verlegung des Lagers aufgrund der hohen Belastung des Sozialetats der Stadt durch die Flüchtlinge. Später erreichte der Bürgermeister Hugo Lotz einen finanziellen Ausgleich für die Stadt durch das Land.
Am 1. September 1950 wurde das Lager in Notaufnahmelager Gießen umbenannt und erhielt bundesweite Kompetenz. Der Anteil der Heimatvertriebenen betrug zu dieser Zeit bereits 20 % der Gesamtbevölkerung Gießens. Das Gießener Notaufnahmelager war auch Durchgangslager für Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone, die in der amerikanischen Zone bleiben wollten. Seit den 1960er Jahren war es die erste Station für zahlreiche ausgereiste DDR-Bürger und erlebte 1989 zunächst den Ansturm der über Ungarn geflüchteten Ostdeutschen und im Herbst den der legal über die nun offene Grenze gekommenen. 1986 wurde es in Bundesaufnahmestelle umbenannt und ist heute die Zentrale Aufnahmestelle des Landes Hessen.
Wiederaufbau
Der Wiederaufbau orientierte sich an den Lehren des Modernen Städtebaus: Altstadtgrundstücke wurden zu großen Einheiten zusammengefasst, Straßen- und Platzräume ausgeweitet, und der öffentliche Raum weitgehend den Interessen des Autoverkehrs angepasst. 1953 wurde die letzte (zuvor aufwendig wiederaufgebaute) Linie der Gießener Straßenbahn stillgelegt, stattdessen fuhren Oberleitungsbusse (bis 1968).
Die wenigen von den Bombenangriffen verschont gebliebenen Straßenzüge des Stadtkerns wurden niedergerissen, ebenso teilweise erhalten gebliebene Ruinen wie die durchaus wiederaufbaufähige Ruine des 500 Jahre alten Rathauses. Neubauten im Stil der 1950er Jahre entstanden, unter anderem das (bereits wieder abgerissene) Behördenhochhaus am Berliner Platz oder die Kongresshalle, sowie das Stadthaus (gebaut 1961, abgerissen 2006).
Die letzte Kriegsruine der Innenstadt war ein Hinterhaus in der Goethestraße; es wurde 2004 abgetragen. Die Ausfallstraßen, die Wallanlagen und die wichtigsten Achsen der Innenstadt wurden zu mehrspurigen Verkehrsstraßen ausgebaut. Bis 1975 entstanden rund um Gießen zahlreiche Autobahnteilstücke, darunter der Gießener Ring (teilweise Schnellstraße).
Die Episode „Stadt Lahn“
→ Hauptartikel: Lahn (Stadt)
Am 1. Januar 1977 entstand aus Gießen, Wetzlar und 14 Umlandgemeinden die Stadt Lahn als Oberzentrum Mittelhessens. Nach nur 31 Monaten Existenz wurde die Lahnstadt am 1. August 1979 wieder aufgelöst. Gießen erhielt in diesem Zuge den Stadtteil Lützellinden hinzu.
21. Jahrhundert
2005 wurde nach einer 2 Jährigen Bauzeit die Galerie Neustädter Tor eröffnet. Sie vereint mehrere Geschäfte in einen Gebäudekomplex. Es besteht eine direkte Bus- und Bahnanbindung durch die beiden Haltestellen am Oswaldsgarten. Ein integriertes Parkhaus verfügt über 1.100 Stellplätze.
2006 begann der Bau des neuen Stadthauses am Berliner Platz. Hier sollen fast alle Behörden der Stadt Gießen wieder räumlich zusammengeführt werden. Des Weiteren wurden in jüngster Zeit neue medizinische Zentren wie etwa die Tagesklinik in der Nordanlage, der Martinshof und das Pflegezentrum in der Grünberger Straße errichtet. Der Neubau der Universitätsklinik Gießen soll bis zum Jahre 2009/10 fertiggestellt werden und ca. 160 Millionen Euro kosten.
Einwohnerentwicklung
Gießen hatte im Mittelalter nur einige Hundert und der frühen Neuzeit nur wenige tausend Einwohner. Die Bevölkerung wuchs nur langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. So starben 1634/35 durch eine schwere Pestepidemie zahlreiche Bewohner. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1800 erst 4.800 Menschen in der Stadt, so waren es 1900 bereits 25.000. Deutlich sichtbar sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges. Bis Kriegsende wurden durch die alliierten Luftangriffe 65 Prozent der Gebäude teilweise oder total zerstört. Schätzungen zufolge fanden etwa 1.000 Menschen den Tod. Die Bevölkerungszahl sank von 47.000 im Jahre 1939 auf 25.000 im März 1945.
Im Jahre 1971 stieg die Einwohnerzahl durch die Eingemeindung von Allendorf und Rödgen auf 78.109 – historischer Höchststand. Am 1. Januar 1977 entstand aus Gießen, Wetzlar und 14 Umlandgemeinden die Großstadt Lahn mit 155.247 Einwohnern. Die Stadt wurde aber schon am 1. August 1979 wieder aufgelöst. Am 30. Juni 2005 betrug die Amtliche Einwohnerzahl nach Fortschreibung des Hessischen Statistischen Landesamtes 73.358 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern). Seit 1963 liegt die Bevölkerungszahl der Stadt – außer 1987 – über der Grenze von 70.000.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1828 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes. Die Angaben beziehen sich ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die „Wohnbevölkerung“ und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1871 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Jahr Einwohner 1495 1.200 1577 3.000 1675 4.450 1782 4.600 1800 4.800 1805 5.174 1828 7.251 1. Dezember 1834 ¹ 7.878 3. Dezember 1846 ¹ 8.696 3. Dezember 1855 ¹ 9.000 3. Dezember 1861 ¹ 9.210 3. Dezember 1864 ¹ 9.600 3. Dezember 1867 ¹ 10.200 1. Dezember 1871 ¹ 12.245 1. Dezember 1875 ¹ 13.900 Jahr Einwohner 1. Dezember 1880 ¹ 17.003 1. Dezember 1885 ¹ 19.001 1. Dezember 1890 ¹ 20.416 2. Dezember 1895 ¹ 22.702 1. Dezember 1900 ¹ 25.491 1. Dezember 1905 ¹ 28.769 1. Dezember 1910 ¹ 31.153 1. Dezember 1916 ¹ 26.591 5. Dezember 1917 ¹ 26.806 8. Oktober 1919 ¹ 33.402 16. Juni 1925 ¹ 33.600 16. Juni 1933 ¹ 35.913 17. Mai 1939 ¹ 46.560 31. Dezember 1945 34.907 29. Oktober 1946 ¹ 39.709 Jahr Einwohner 13. September 1950 ¹ 46.712 25. September 1956 ¹ 58.178 6. Juni 1961 ¹ 66.291 31. Dezember 1965 72.395 27. Mai 1970 ¹ 75.555 31. Dezember 1975 75.481 31. Dezember 1980 76.374 31. Dezember 1985 71.104 25. Mai 1987 ¹ 69.824 31. Dezember 1990 74.497 31. Dezember 1995 73.889 31. Dezember 2000 73.138 30. Juni 2005 73.358 31. Dezember 2006 73.958 30. Juni 2007 74.123 ¹ Volkszählungsergebnis
Religionen
Christentum
Die evangelischen Kirchengemeinden in Gießen gehören zur Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Gießen ist Sitz des Dekanats Gießen. Größte evangelische Kirche ist die Johanneskirche an der Südanlage.
Aus katholischem Blickwinkel gehört Gießen zum Bistum Mainz. Sankt Thomas Morus[2], Sankt Bonifatius[3] und St. Albertus[4] sind die drei Gießener katholischen Kirchen.
In der Region Mittelhessen gilt Gießen mit als eine Hochburg theologisch konservativer Protestanten in Landes- und Freikirchen (Evangelikale). In der Stadt gibt es eine christliche Privatschule (August-Hermann-Francke-Schule) und eine private theologische Hochschule (Freie Theologische Hochschule Gießen) mit evangelikaler Ausrichtung. Gießen ist auch Sitz zahlreicher Organisationen und Unternehmen aus dem christlichen Bereich (etwa Campus für Christus, Brunnen Verlag).
Weitere Religionsgemeinschaften
Die Zeugen Jehovas (Königreichssaal in der Margarethenhütte), die Neuapostolische Kirche (dreimal, bis 2001 fünfmal) und zahlreiche weitere Kirchengruppen sind in Gießen vertreten.
Zudem gibt es in Gießen eine Moschee, die sich gerade im Umzug innerhalb der Marburger Straße befindet und eine Synagoge in einer Hintergasse des Stadtkernes (nahe dem Kirchplatz und dem HR-Zentrum). Bis zur NS-Zeit waren es sogar zwei
Durch seinen relativ hohen Anteil an Asiatisch-Stämmigen oder Asiaten hat sich eine Kultur des Buddhismus aufgebaut. Gießen hat einen von wenigen buddhistische Tempeln (Wat Pah Puritattaram im Sandfeld) Deutschlands.
Seit 2008 gibt es eine jesidische Gemeinde.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:
Parteien und Wählergemeinschaften %
2006Sitze
2006%
2001Sitze
2001CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 36,0 21 38,6 23 SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 33,2 20 33,4 20 GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 12,8 8 9,7 6 FDP Freie Demokratische Partei 5,7 3 5,5 3 FW Freie Wähler 3,8 2 7,4 4 Die Linke.PDS Linkspartei.PDS 5,9 4 3,8 2 Bürgerliste Gießen Bürgerliste Gießen 2,4 1 1,1 1 ABG Akademie & Bürger Gießen 0,1 0 – – Gate 5 Gate 5 – – 0,5 0 Gesamt 100 59 100 59 Wahlbeteiligung in Prozent 37,9 47,2 Die seit 2001 regierende bürgerliche Koalition aus CDU, FDP und Freien Wählern konnte aufgrund des Wahlergebnisses nicht fortgeführt werden. Gießen wird nun von einer sogenannten „Jamaika“-Koalition aus CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP regiert.
Die „Jamaika“-Koalition hatte sich dabei im Vorfeld der Kommunalwahlen bereits angedeutet, da der städtische Haushalt erst in einer zweiten Sitzung im Februar 2006 mit Hilfe einiger Stimmen aus den Reihen der damals noch oppositionellen Grünen verabschiedet worden war. In der Sitzung vom 8. Dezember 2005 hatte der Haushaltsplan des Magistrats die Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zunächst nicht erhalten, da der Stadtverordnete der Freien Wähler Bernhard Hasenkrug kurz zuvor zur Bürgerliste Gießen (BLG) gewechselt war und wodurch die damals amtierende bürgerliche Koalition aus CDU, FDP und FW ihre Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung verloren hatte.
Die in Gießen erfolgreich bei der Kommunalwahl 2006 angetretene Liste der Linkspartei.PDS stellt de facto eine Wählergemeinschaft von Linkspartei.PDS, WASG, DKP, linksorientierten Parteilosen und Mitgliedern der Hochschulfraktion Demokratische Linke (DL) an der Justus-Liebig-Universität Gießen dar. Zum ersten Mal seit 1956 sitzt mit Michael Beltz (DKP) wieder ein Mitglied einer kommunistischen Partei in der Gießener Stadtverordnetenversammlung. Bis zu ihrem Verbot im Jahre 1956 war die KPD im Parlament vertreten.
Bürgermeister
Zum Oberbürgermeister wurde im 2. Wahlgang der Direktwahl am 28. September 2003 der bisherige Bürgermeister Heinz-Peter Haumann (CDU) gewählt, der sich mit 158 Stimmen Vorsprung gegenüber seinem SPD-Kontrahenten Gerhard Merz durchsetzte. Die Wahlbeteiligung lag bei 30,8 %.
Den seitdem unbesetzten Bürgermeister-Posten übernahm zum 1. Oktober 2006 Gerda Weigel-Greilich. Die vorherige Vorsitzende der Grünen-Fraktion in der Gießener Stadtverordnetenversammlung wurde am 21. September 2006 von der Koalitionsmehrheit in der Stadtverordnetenversammlung gewählt.
Wappen
Blasonierung: Das Wappen stellt in Silber einen rechtsgewendeten, schwarz beflügelten und blau bewehrten roten Löwen dar. Es wurde der Stadt am 29. April 1916 von Großherzog Ernst Ludwig verliehen.
Städtepartnerschaften
Gießen ist mit folgenden Städten verpartnert: Winchester (Großbritannien), Gödöllő (Ungarn), Netanja (Israel), Ferrara (Italien), Hradec Králové (Tschechische Republik), San Juan del Sur (Nicaragua), Waterloo (Iowa, USA), Kerkrade (Niederlande). Bis 1985 bestand zudem eine Städtepartnerschaft mit Versailles (Frankreich).
Mit der Stadt und dem Kreis Mohrungen besteht seit 1954 eine Patenschaft.
Seit 2001 trägt zudem ein Airbus A340-300 der Lufthansa mit der Kennzeichnung D-AIFD den Namen „Gießen“ [5].
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Das Stadttheater Gießen wurde 1906–1907 erbaut, seine Architektur ist stark vom Jugendstil beeinflusst. Das Theater wurde vom Büro Fellner & Helmer grundrissgleich mit jenen in Klagenfurt und Gablonz erbaut. Es bietet als Drei-Sparten-Haus mit eigenem Ensemble und Gastspielen 600 Zuschauern/-hörern Platz bei Theater, Oper, Operette, Musical, Tanz und Konzert. Die Nebenspielstätte des Stadttheaters, das Theater im Löbershof (TiL) wird vor allem für kammertheatralische Arbeiten sowie Kinder- und Jugendtheater genutzt.
Gießener Konzertverein
Der Gießener Konzertverein gehört zu den traditionsreichsten Vereinen Gießens. Er geht auf die bereits 1792 gegründete Musikalische Gesellschaft zurück. Damit ist er einer der ältesten bürgerlichen Konzertvereine in Deutschland überhaupt (der älteste, die Sing-Akademie zu Berlin, wurde 1791 gegründet). Bedeutende Komponisten wie Carl Maria von Weber und berühmte Solisten gaben ihre Konzerte in Gießen in Zusammenarbeit mit der Musikalischen Gesellschaft, die 1863 den bis heute geltenden Namen Gießener Konzertverein erhielt. 1935 wurde die enge Zusammenarbeit zwischen dem Stadttheater Gießen und dem Konzertverein etabliert, die bis heute als erfolgreiche Partnerschaft Bestand hat. Jährlich werden gemeinsam zwei große Oratorienkonzerte im Stadttheater aufgeführt. Chorleiter des Konzertvereins ist der jeweilige Chordirektor des Stadttheaters.
Museen
Das Mathematikum im ehemaligen Hauptzollamt, erstes und bislang einziges Museum dieser Art in Deutschland, bietet dem Besucher die Möglichkeit, sich spielerisch mit der Mathematik zu beschäftigen. Direkt neben dem Mathematikum ist das Liebig-Museum gelegen, das als Original-Wirkungsstätte Justus Liebigs dem Wirken des großen Chemikers gewidmet ist.
Als weiteres Museum gibt es in der Innenstadt das Oberhessische Museum mit den drei Abteilungen im Alten Schloß, dem Wallenfels´schen Haus und dem Leib´schen Haus. Das Wallenfels´sche Haus und das Leib´sche Haus sind die beiden ältesten noch erhaltenen Häuser in Gießen und befinden sich direkt am Kirchplatz. Hier findet man eine umfassende Sammlung der Vor- und Frühgeschichte, Archäologie und Völkerkunst im Gießener Raum sowie eine große Ausstellung zur Stadtgeschichte. Im Alten Schloß am Brandplatz befindet sich eine Sammlung von Kunstwerken heimischer Künstler aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Der zeitgenössischen Kunst widmet sich seit 1998 ein Neuer Kunstverein Gießen, der seit 2003 in einem ehemaligen Kiosk an der Licher Gabel sein Domizil gefunden hat.
Bauwerke
Aufgrund der verheerenden Zerstörungen durch die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs und die Stadtplanung der Nachkriegszeit gibt es im eigentlichen Zentrum kaum noch Bauwerke der vorindustriellen Epoche. In den Stadtvierteln außerhalb der Wallanlagen finden sich jedoch zahlreiche, teilweise recht sehenswerte architektonische Zeugnisse aus den beiden großen Wachstumsphasen der Stadt, der Gründerzeit und den 1950er Jahren, sowie auch einige Viertel, die im Stil der späten 1920er Jahre errichtet wurden (Wartwegviertel, hinterer Asterweg).
Zu den Sehenswürdigkeiten in Gießen gehören einige wieder aufgebaute Fachwerkhäuser, so das Gasthaus „Zum Löwen“ im Neuenweg, in dem Goethe einmal übernachtete und öfter dinierte, das Alte Schloss und das Neue Schloss der Landgrafen von Hessen (am Brandplatz) sowie das Burgmannenhaus am Kirchplatz.
Das Hauptgebäude der Justus-Liebig-Universität in Gießen gehört auch zu den Sehenswürdigkeiten. Zudem liegt es im Stadtkern und an der Gießener „Feiermeile“, der Ludwigstraße. In diesem Zusammenhang ist auch das Zeughaus zu nennen, welches von der Universität genutzt wird.
Die klassizistische Stadtkirche wurde bei den Luftangriffen 1944 zerstört, nur der gotische Westturm wurde restauriert und dient als Mahnmal gegen den Krieg. Aus den Trümmern der zerstörten Stadtkirche entstand auf der gegenüberliegenden Seite der Georg-Schlosser-Straße die Pankratiuskapelle.
Nicht weit entfernt vom Stadttheater steht die Johanneskirche, welche als größte evangelische Kirche Gießens in den Jahren 1891 bis 1893 nach Plänen des Berliner Architekten Hans Grisebach errichtet wurde. Der Turm der neo-romanischen Kirche überragt die umliegenden Gebäude mit einer Höhe von 75 Metern.
Der Alte Friedhof befindet sich am Nahrungsberg. Er wurde 1530 während der Erweiterung der Stadt außerhalb des Festungswalls angelegt. Auf dem Friedhof befindet sich eine Kapelle, welche 1623–1625 unter Aufsicht von Johann Ebel zum Hirsch errichtet wurde. 1860 wurde sie durch Hugo von Ritgen restauriert. Auf dem Friedhof befindet sich unter anderem das Grab von Wilhelm Conrad Röntgen, welcher hier auf seinen Wunsch hin beerdigt wurde. Sehenswert sind hier auch die Friedhofskapelle, welche zwischen 1623 und 1625 erbaut wurde, und die Grabsteine mit lateinischen Inschriften, welche um die Kapelle herum versammelt sind und ebenfalls aus der Zeit um 1530 (oder früher) stammen.
Die Synagoge der jüdischen Gemeinde ist ein Fachwerkgebäude mit wechselnder Geschichte. Ursprünglich stand das 1835 erbaute Gebäude in Wohra und diente als Wirtschaftsgebäude. Von 1867–1940 diente es als Synagoge in Wohra. Im Jahr 1940 musste die dortige jüdische Gemeinde das Gebäude zwangsverkaufen. Im Jahr 1990 erwarb die jüdische Gemeinde Gießen das Gebäude und versetzte es 1992 in den Mittelpunkt des neuen jüdischen Gemeindezentrum. Die Synagoge fasst 35 Männer und 25 Frauen.[6]
Als überregional bekanntes Monument fragwürdiger Stadtplanung gilt die wuchtige Fußgängerüberführung am Selterstor, an der Kreuzung der Fußgängerzone Seltersweg mit dem vierspurigen Anlagenring. Eine große Betonplatte überspannt den gesamten Kreuzungsbereich, an den Zugängen führen Rolltreppen auf die Plattform. Aufgrund der drei großen, achteckigen Öffnungen in der Betonplatte erhielt das Bauwerk im Volksmund den Namen Elefantenklo oder kurz „E-Klo“.
Die 1884–1885 erbaute Villa Leutert befindet sich in der Ostanlage und ist heute unter anderem Sitz des Standesamtes.
Das Empfangsgebäude des Bahnhofs, südlich der Innenstadt, wurde 1904–1906 von Ludwig Hofmann in der Tradition des Darmstädter Jugendstils errichtet; dabei wurden Teile des Vorgängerbaus der Main-Weser-Bahn von 1854 beibehalten.
Im Nordwesten der Stadt, in der Nähe des evangelischen Krankenhauses, befindet sich ein Bismarckturm.
Schiffenberg
Ein beliebtes Ausflugsziel ist der rund fünf Kilometer entfernte Gießener „Hausberg“ Schiffenberg (281 m). Er wurde 1972 vom Land Hessen käuflich erworben und der Stadt einverleibt. In den Gebäuden einer ehemaligen Klosteranlage (Augustiner-Chorherrenstift) wird heute ein Ausflugslokal bewirtschaftet. Die romanische Substanz der doppelchörigen Pfeilerbasilika mit Querhaus und achtseitigem Vierungsturm rührt zum Teil noch aus dem 2. Viertel des 12. Jahrhunderts her. Die westliche mit Lisenen gegliederte Apsis und zwei begleitende Rundtürme (fast komplett zerstört) wurden im Verlauf des 12. Jahrhunderts angebaut. Das südliche Seitenschiff ist verloren. Der Bau verzichtet fast gänzlich auf Bauschmuck. 1323 wurde die Anlage vom Deutschen Orden übernommen; der Deutsche Orden errichtete u. a. an der Südseite die ehemalige Komturei und an der Westseite das Gebäude der ehemaligen Propstei. 1809 wurde der Orden aufgehoben. Von der Ausstattung ist u. a. ein frühgotischer Taufstein (13. Jahrhundert) aus Basalt im Chorraum erhalten.
Im Rahmen der seit 1975 auf dem Schiffenberg stattfindenden Veranstaltungsreihe „Musikalischer Sommer“ finden in den Sommermonaten zahlreiche Konzerte unter freiem Himmel statt. Von Volksmusik und Bands, die in regionaler Mundart spielen, über Jazz, Pop, Schlager bis hin zu Chorkonzerten und Theateraufführungen finden Kulturfreunde hier ein breit gefächertes Angebot. Auch jenseits der Stadtgrenzen bekannte Künstler gaben hier schon Gastspiele, so zum Beispiel im Jahr 2002 die Kölner Band BAP, Rose Nabinger, im Jahr 2003 Götz Alsmann, sowie im Jahr 2007 Juli.
Parks
Der Botanische Garten von 1609 ist der älteste universitäre Pflanzengarten in Deutschland, der sich noch am ursprünglichen Ort befindet. Zwei Jahre nach der Universitätsgründung wurde er von dem Botaniker und Mediziner Ludwig Jungermann (1572–1653) als „Hortus medicus“ angelegt.
Außerdem sind die Parkanlagen der Ostanlage und ganz besonders der Theaterpark zwischen Südanlage und Johannesstrasse zu nennen. Im Theaterpark des Stadttheater Gießen befinden sich Skulpturen des 1. Gießener Bildhauer Symposiums und das Röntgendenkmal. Im Theaterpark finden auch Veranstaltungen statt.
Weitere Parks in Gießen sind der Park an der Ostanlage, welcher gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand und von einem Graben begrenzt war, sowie der parkähnliche Alte Friedhof mitsamt dem Grünstreifen in Richtung Licher Straße.
Auch das teilweise noch sumpfige Gebiet zwischen Wieseck und dem Philosophenwald, der Schwanenteich, ist eine Erwähnung wert. Er besteht aus mehreren Abschnitten und ist ringsum von Gehwegen, einer Laubbaumallee und der grünen Natur umgeben. Er ist ein beliebter Platz zum Sonnen und ist mit seiner direkten Nähe zum Schwimmbad Ringallee ein häufig genutztes Freizeitziel Gießens.
Sport
Gießen verfügt über eine Reihe bekannter Sportvereine. Hier ist z. B. die dienstälteste Mannschaft der Herren-Basketball-Bundesliga (früher MTV 1846 Gießen, jetzt LTi Gießen 46ers) zu Hause, die bislang sowohl fünf deutsche Meisterschaften (1965, 1967, 1968, 1975, 1978) als auch drei Pokalsiege (1969, 1973, 1979) verzeichnen konnte. Zudem gehört der MTV 1846 Gießen zu den ältesten noch existierenden Sportvereinen Deutschlands.
In der Vergangenheit gelangten die Bundesliga-Volleyballer des USC Gießen (Deutscher Meister 1982, 1983, 1984; Deutscher Pokalsieger 1984), die Handballfrauen des TV Lützellinden oder auch die Tischtennis-Spieler und -Spielerinnen des Gießener SV (GSV) zu überregionalen Titelehren. Die Handballerinnen des TV Lützellinden, eine der erfolgreichsten deutschen Mannschaften der 90er Jahre, erhielten 2004 keine Lizenz mehr für die 1. Bundesliga und wurden 2005 endgültig vom Spielbetrieb abgemeldet.
Im Tischtennis spielte in den 1970er Jahren die Damenmannschaft des Gießener SV in der Bundesliga. Bekannte Spielerinnen waren Christa Federhardt-Rühl, Britta Heilmann, Heidrun Röhmig-Flick, Bärbel Zips, Gerlinde Glatzer, Gertrud Potocnik. Gisela Jakob, Karen Senior, Ulla Licher, Heike Kohl, Miriam Jupa, Angelika Schreiber und Evelin Ogroske. 1982 löste sich diese Mannschaft auf. [7]
Der Rudersport ist mit drei Vereinen (WSV Hellas Gießen, RC Hassia Gießen, Gießener Rudergesellschaft) vertreten. Der erfolgreichste und zugleich älteste unter ihnen ist die Gießener Rudergesellschaft 1877 e. V., die schon mehrere Weltmeister und Juniorenweltmeister(innen) in den letzten Jahren hervorgebracht hat. 1954 gründeten die drei Vereine den Regatta-Verein Gießen e. V., welcher als Ausrichter bzw. Veranstalter der mittlerweile größten Ruderregatta Deutschlands fungiert, der Internationalen Gießener Pfingstregatta. Auf der Regattastrecke an der Lahn gingen in den letzten Jahren jeweils mehr als 2.000 Ruderinnen und Ruderer aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland an den Start. Die Gießener Pfingstregatta ist zudem eine der der ältesten Regatten in Deutschland – die erste Ruderregatta fand bereits 1882 in Gießen statt.
Außerdem gibt es in Gießen Deutschlands älteste Tanzschule, die Tanzschule Bäulke – gegründet 1787. Sie wird derzeit in der sechsten Generation fortgeführt. Des Weiteren gibt es in Gießen einen Schützenverein mit der größten Bogenabteilung Hessens. Mit der Damenmannschaft der TSG Wieseck hat Gießen auch eine erfolgreiche Leichtathletik-Bundesliga-Mannschaft. Neben den genannten Vereinen hat Gießen noch eine Vielzahl von Fußballvereinen, etwa den VfB Gießen, TSG Wieseck und die Fußballabteilung des MTV 1846 Gießen.
Ortsneckname
Der oft verächtlich benutzte Begriff Schlammbeiser, auch Schlammp-Eiser, ist der Ortsneckname der Gießener Bevölkerung. Der Begriff geht zurück auf das „Schlamp-Eisen“, ein Werkzeug eines Kanalreinigers („Schlamp-Eissers“), der – bevor es geschlossene Kanalisationen gab – den Müll und Schmutz der Häuser („Schlammp“) mit einer langen Eisenstange („Eisen“) holte und mit Holzkarren außerhalb des Ortes entsorgte. Zwischen den Häusern gab es oft kleine Gassen, in denen Kübel standen. In dem Freiraum über diesen Gassen hingen die Aborte der Häuser. Die Schlammbeiser zogen mit ihren langen Stangen die Kübel aus den kleinen Gassen heraus und leerten sie.
Im November 2005 wurde auf dem Gießener Kirchenplatz ein durch Spendengelder finanziertes Denkmal für das Selbstverständnis der Gießener Bürger eingeweiht. Die Statue scheint Ähnlichkeit mit dem Initiator der Spendenkampagne zur Errichtung des Denkmals, Axel Pfeffer, zu haben. Tatsächlich war jedoch Wilhelm Westbrock Vorbild für die Gestaltung. Der Schlossermeister vertritt als regional bekannte Fassnachtsfigur „Schlammbeiser“ die Gießener Bevölkerung in der Bütt. Seine Kanalreinigung existiert heute noch unter dem Namen Willi Westbrock GmbH.
Der Name wird außerdem verwendet:
- für die Schlammbeiser Kirmes am Messeplatz, Schlammbeisers Krämermarkt
- für das von der Stadt und den Lahnanliegern organisierte Fest „Schlammbeisers Lahnlust“
- als Namensgeber für Gießener Vereine, Schiffsname beim Gießener Marineverein
- für das Schlammbeiser-Science-Camp der Gießener Stadtwerke für Grundschulkinder
1991 wurde Charly Weller für seinen Spielfilm „Schlambeisser“ mit dem Max-Ophüls-Förderpreis ausgezeichnet.
Manische Sprache
Eine weitere Besonderheit in Gießen ist die heute nur mehr in Relikten vorhandene Manische Sprache. Es handelt sich dabei um einen sehr stark vom Romanes und auch vom Jenischen geprägten Sonderwortschatz der Angehörigen der sozialen Randgruppe der Jenischen.[8] Der hohe Romanesanteil ist ein Hinweis auf den Zuzug von Sintifamilien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der Jenisch-Anteil ein Hinweis auf den Zuzug von in der Mehrheitsbevölkerung als „Mäckeser“ bezeichneten Jenischen. Gesprochen wurde Manisch in Gießen auf der „Gummiinsel“, einer kleinen Backsteinhaussiedlung (ehemalige Arbeitersiedlung einer Gummifabrik, daher der Name) in der Weststadt Gießens, welche um die Jahrhundertwende angelegt und gebaut wurde und in anderen randständigen Wohnquartieren wie dem Eulenkopf, dem Heyerweg und der Magarethenhütte, aber auch im benachbarten Wetzlarer „Finsterloh“ oder im wittgensteinischen Berleburg.[9]
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Gießen ist ein Verkehrsknotenpunkt Mittelhessens und Hessens und verbindet z.B. Fulda, Kassel, Frankfurt am Main und Siegen miteinander. Das Lahntal bündelt die Verkehrsströme aus Norden (Marburg, Kassel) und Westen (Wetzlar, Limburg, Koblenz), die Wetterau schafft die Verbindung nach Süden (Frankfurt).
Straßenverkehr
Gießen ist umgeben von einem Teil-Autobahn-Netz, dem Gießener Ring.
Neben den überregional und international bedeutenden Autobahnen A 5 (Frankfurt–Kassel) und A 45 (Dortmund-Aschaffenburg) bestehen die regionalen Strecken A 480 (von Wettenberg zum Reiskirchener Dreieck) und die autobahnähnlich ausgebaute B 49 (Trier-Wetzlar-Alsfeld) in Ost-West-Richtung und die A 485 (Ostumgehung) und B 429 (Westtangente) in Nord-Süd-Richtung. Die A485 ersetzt im Gießener Raum die Bundesstraße 3, die früher mitten durch Gießen verlief. In südöstliche Richtung (Lich, Hungen) verläuft außerdem die Bundesstraße 457.
Das Stadtgebiet wurde nach den schweren Kriegszerstörungen autogerecht wiederaufgebaut, breite Einfallstraßen führen zu einer Ringstraße im Verlauf der ehemaligen Wallanlagen. Der Stadtkern innerhalb der ehemaligen Wallanlagen ist seit den 80er Jahren für den Autoverkehr weitgehend gesperrt.
Schienenverkehr
Der Bahnhof Gießen ist bis heute ein bedeutender Knotenpunkt im Bahnverkehr. Der Bau der ICE-Schnellfahrstrecke Würzburg/Frankfurt–Hannover in den 80er Jahren, die den Fernverkehr zwischen Frankfurt und Kassel heute statt über Gießen über Fulda leitet, verschob die Bedeutung im Bahnnetz allerdings zugunsten der osthessischen Stadt.
Die wichtigste Bahnstrecke in Gießen ist die in Nord-Süd-Richtung verlaufende Main-Weser-Bahn von Frankfurt nach Kassel. Die Köln-Gießener Eisenbahn über Wetzlar und Siegen verbindet Mittelhessen mit dem Rheinland und dem Ruhrgebiet. Die Lahntalbahn folgt dem Fluss über Wetzlar und Limburg bis Koblenz. Die Vogelsbergbahn nach Alsfeld und Fulda umgeht das Gebirge, wie auch die Autobahn A5, an seiner Nordseite. Die Lahn-Kinzig-Bahn führt von Gießen nach Südosten (Hungen, Nidda, Gelnhausen). Die genannten Strecken gehören zum größten Teil seit 1995 zum Rhein-Main-Verkehrsverbund.
Gießen besitzt einen Bahnhof und folgende Haltepunkte:
- Licher Straße (Haltepunkt an der Vogelsbergbahn)
- Erdkauter Weg (Haltepunkt an der Lahn-Kinzig-Bahn)
- Watzenborn-Steinberg/Petersweiher (an der Lahn-Kinzig-Bahn), der offizielle Name lautet jedoch POHLHEIM-Watzenborn-Steinberg. Petersweiher liegt direkt auf der anderen Seite des Bahnhofs, der früher neben Petersweiher auch Schiffenberg hieß
- Oswaldsgarten (Haltepunkt an der Main-Weser-Bahn für Regionalzüge von und nach Marburg; Eröffnung 2004)
Hinzu kommen der Güterbahnhof sowie der im Stadtteil Klein-Linden gelegene Abzweigbahnhof Gießen-Bergwald, der eine direkte Verbindung der Strecken von/nach Frankfurt bzw. Wetzlar unter Umgehung des Bahnhofs Gießen ermöglicht. Bis 2003 gab es in Gießen ein Bahnbetriebswerk.
Busverkehr
Den Nahverkehr in Gießen bestreiten heute die Stadtwerke Gießen mit 15 Omnibuslinien. Gießen besaß von 1909 bis 1953 eine Straßenbahn und von 1941 bis 1968 Oberleitungsbusse. Seit Oktober 2008 werden im Auftrag der Stadt am Wochenende zwei stündlich verkehrende Nachtbuslinien im Verkehrsversuch betrieben, deren Nutzung im ersten Jahr kostenfrei ist [10].
Flugverkehr
Gießen verfügt südwestlich über einen Sportflugplatz bei Lützellinden mit asphaltierter Landebahn und einen Segelflugplatz in der Wieseckaue.
Der Flughafen Frankfurt am Main ist ca. 70 Kilometer entfernt.
Medien
Gießen ist eine der wenigen deutschen Städte mit unter 80.000 Einwohnern, welche über zwei unabhängig voneinander erscheinende Tageszeitungen verfügt. Sowohl der Gießener Anzeiger, eine der ältesten noch erscheinenden Tageszeitungen Deutschlands (ab 1750 als „Gießener Wochenblatt“), als auch die Gießener Allgemeine (von 1946–1966 erschienen als „Gießener Freie Presse“) versorgen die Bevölkerung mit Neuigkeiten. Beide Zeitungen verfügen über eigene Druck- und Verlagshäuser. Außerdem werden in Gießen die Gießener Zeitung, welche zweimal wöchentlich kostenlos alle rund 38.000 Haushalte der Stadt mit Informationen von Hobbyreportern versorgt, sowie die Mittelhessische Anzeigenzeitung [11] und das Sonntag Morgenmagazin[12] die mittwochs bzw. sonntags kostenlos herausgegeben werden, verteilt. Donnerstags liegt in Geschäften, Kneipen und anderen Einrichtungen kostenlos der Express[13] – ein Magazin für Marburg und Gießen – aus, der neben redaktionellen Beiträgen vor allem Kleinanzeigen, TV-Programm und einen recht umfangreichen Veranstaltungskalender enthält.
Der Hessische Rundfunk unterhält sein Studio für die Region Mittelhessen in der Stadt, und auch der hessische Privatsender Hitradio FFH sowie RTL Television Hessen sind mit Regionalstudios vertreten. Des Weiteren berichtet der lokale Radiosender MAIN FM (105,2 Mhz) von allem Wichtigen über und aus der Universitätsstadt. Zudem gibt es noch einen Bürgerfernsehsender, den Offenen Kanal Gießen, der seinen Sitz im Unteren Hardthof nahe dem Evangelischen Krankenhaus hat.
Bildung
Die wichtigste und bekannteste Bildungseinrichtung der Stadt ist die Justus-Liebig-Universität (JLU). Sie wurde bereits 1607 von Landgraf Ludwig V. gegründet und hieß nach ihm bis 1945 Ludwigsuniversität oder Ludoviciana. Dem Landgrafen ist die Universität dennoch bis heute verbunden: das Hauptgebäude der JLU steht in der Ludwigstraße in der südlichen Innenstadt. 2005 waren 21.177 Studenten an der JLU immatrikuliert. Der Schwerpunkt der Lehre liegt auf den naturwissenschaftlichen und medizinischen Fächern. Die JLU bietet als eine der wenigen Universitäten in Deutschland auch Veterinärmedizin und Agrarwissenschaften an.
Neben den Gebäuden an der Ludwigstraße sind die Institute der Universität in zwei großen Bereichen konzentriert, dem Philosophikum I und II im Osten der Stadt sowie den medizinischen Instituten im Süden von Gießen, wo sich auch das Universitätsklinikum befindet.
Die zweite Hochschule in Gießen ist die 1971 gegründete Fachhochschule Gießen-Friedberg mit gesamt knapp 10.000 Studierenden, davon ca. 5500 im Bereich Gießen, wovon wiederum rd. 500 Studenten bei StudiumPlus in Wetzlar studieren.
Als dritte, jedoch private, Hochschule hat die Freie Theologische Hochschule Gießen als erste evangelikale Hochschule in Deutschland im Oktober 2008 ihren Betrieb aufgenommen. Sie ist aus der ehemaligen Freien Theologischen Akademie hervorgegangen.
Gießen hat die höchste Studentendichte in Deutschland. Auf 72.500 Einwohner kommen insgesamt rund 26.000 Studenten.
Zwei Jahre vor der Gründung der Universität wurde das Landgraf-Ludwigs-Gymnasium als Lateinschule gegründet.
- Grundschulen
- Brüder-Grimm-Schule
- Georg-Büchner-Schule
- Goetheschule
- Grundschule Gießen-West
- Grundschule Lützellinden
- Grundschule Rödgen
- Kleebachschule Allendorf
- Korczak-Schule
- Käthe-Kollwitz-Schule
- Ludwig-Uhland-Schule
- Pestalozzischule
- Sandfeldschule
- Weiße Schule Wieseck
- Haupt- und Realschulen
- Alexander-von-Humboldt-Schule
- Pestalozzischule
- Gesamtschulen
- Brüder-Grimm-Schule
- Friedrich-Ebert-Schule
- Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe
- August-Hermann-Francke-Schule (inklusive Grundschule)
- Integrierte Gesamtschule Gießen-Ost
- Ricarda-Huch-Schule
- Förderschulen
- Albert-Schweitzer-Schule
- Helmut-von-Bracken-Schule
- Agnes-Neuhaus-Schule im Sprachheilzentrum Gießen
- Berufliche Schulen
- Aliceschule
- Friedrich-Feld-Schule
- Max-Weber-Schule
- Theodor-Litt-Schule
- Willy-Brandt-Schule
Justiz
Im Bereich Ostanlage/Gutfleischstraße/Marburger Straße befindet sich das Gießener Justizzentrum. Hier sind das Landgericht Gießen, das Amtsgericht Gießen, das Verwaltungsgericht Gießen, das Sozialgericht Gießen, die Gießener Staatsanwaltschaft, sowie die Justizvollzugsanstalt zu finden. Das Arbeitsgericht Gießen befindet sich nicht in diesem Bereich, sondern in der Friedrich-List-Straße. Das Ortsgericht Gießen I ist in der Villa Leutert untergebracht.
US-Depot
Das US-Depot am östlichen Ortsrand zwischen Gießener Ring und Rödgener Straße wurde nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Gelände des 1929 erbauten Verkehrsflughafen Gießen eingerichtet[14]. Vom Flughafen sind heute nur noch wenige Spuren sichtbar, unter anderem das im Bauhausstil erbaute Empfangsgebäude, das lange Jahre der Militärpolizei gedient hat[15].
Das US-Depot Gießen war bis Mitte 2007 das zentrale Warenverteilzentrum der amerikanischen Streitkräfte in Europa. Von hier aus wurden vor allem Zivilgüter wie Nahrung, Kleidung, Möbel, Hi-Fi-Geräte usw. für die Angehörigen der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte in die „PX“-Läden (PostExchange) der US-Army und Air Force in Westeuropa und in Krisengebiete verschickt. Sowohl im Bosnien-Konflikt als auch in den beiden Golfkriegen kam dem US-Depot eine bedeutende strategische Rolle in der Versorgung der Soldaten und deren Angehöriger zu. Die Betreibergesellschaft ist der staatliche „Army & Air Force Exchange Service“ AAFES mit Hauptquartier in Dallas, Texas. Das US-Depot war mit seinen über 500 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber im Niedriglohnsektor im Landkreis Gießen.
Andererseits hatte die US-Präsenz in Gießen auch erhebliche Nachteile – vor allem in dem größtenteils als Naturschutzgebiet deklarierten Gebiet „Hohe Warte“ unmittelbar bei Gießen. Dort werden zurzeit seit 2005 für ca. 4,2 Millionen Euro Sanierungsarbeiten durchgeführt, zu denen sich die US-Army seinerzeit verpflichtet hatte, die jetzt jedoch die Bundesrepublik Deutschland komplett übernehmen musste, da sich die USA entgegen ursprünglicher Zusagen und Verpflichtungen weigern, diese Kosten zu tragen. Es handelt sich hierbei um umfangreiche Arbeiten (über ca. 2,5 Jahre), um die durch eine amerikanische Mülldeponie verursachten akuten Grundwasser- und Umweltgefährdungen zumindest jetzt noch zu beseitigen bzw. abzumildern. (Siehe auch: ausländische Militärbasen in Deutschland und Liste der geschlossenen ausländischen Militärbasen in Deutschland).
Das US-Depot wurde Ende August 2007 geschlossen. Die offizielle Schließungszeremonie fand im Beisein verschiedener Lokalpolitiker am 28. September 2007 statt[16]. Der zivile Teil des AAFES soll vermutlich noch 2 Jahre weiter betrieben werden. Auf dem ehemaligen Gelände der amerikanischen Grundschule soll die Helmut-von-Bracken-Schule einziehen, um damit den großen Platzmangel auf dem Schulgelände, dass mit der Ost- und Korczak-Schule geteilt wird, einzudämmen[17].
Persönlichkeiten
→ Eine Liste der Persönlichkeiten der Stadt Gießen findet sich unter Liste der Persönlichkeiten der Stadt Gießen
Berühmte Persönlichkeiten der Stadt sind unter anderem Justus Liebig, nach dem die Gießener Universität benannt wurde, Wilhelm Conrad Röntgen, der erste Nobelpreisträger für Physik (1901), der hier lehrte und begraben ist und Wilhelm Liebknecht, der in Gießen geborene Mitbegründer der SPD.
Georg Büchner studierte in Gießen, gründete 1834 die „Gesellschaft für Menschenrechte“ und veröffentlichte den „Hessischen Landboten“. Johann Wolfgang von Goethe, der sich als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar (ca. 15 km westlich von Gießen) aufhielt, war in dieser Zeit auch zweimal kurz im Gasthaus „Zum Löwen“ (Neuenweg) anzutreffen.
Der Psychoanalytiker und Aktivist der Friedensbewegung Horst-Eberhard Richter war von 1962 bis 1991 Professor in Gießen. Er war Mitbegründer der Internationalen Vereinigung der Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW), die 1985 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Einen Vorschlag, Richter zum Ehrenbürger Gießens zu ernennen, lehnte das Stadtparlament 2003 ab, was vor Ort und bundesweit heftige Diskussionen auslöste[18] Im Dezember 2007 wurde er dann doch noch zum Ehrenbürger Gießens ernannt.
Charly Weller, Filmregisseur, besuchte u.a. die Schillerschule (heute Georg-Büchner) in Gießen, war zu dieser Zeit Steuermann beim R. C. Hassia, studierte in Berlin Jura und Publizistik, war Regieassistent unter Peter Fleischmann, wurde für die TV-Dokumentation 4 Wochen ohne Fernsehen mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet; sein Kurzfilm The Only Forgotten Take of Casablanca erhielt bei den Filmfestspielen in Cannes den Prix-du-Jury; drehte die Spielfilme Schlammbeisser, Wetzlar ist nicht Washington usw., wurde mit dem Max-Ophüls-Förderpreis ausgezeichnet; Autor und Regisseur zahlreicher Fernsehspiele und Serienfolgen für Ein Fall für Zwei, Die Kommissarin, Auf Achse u. ä.
Fritz Roth, Schauspieler, studierte in Gießen zuerst Landwirtschaft, dann Deutsch und Philosophie. Dort begegnet er dem Theater erstmals als Kulissenschieber. Der Wechsel vor die Kulissen erfolgte 1989 auf der Burg Münzenberg in Dantons Tod. Man sah ihn in dem Kinofilm Good Bye, Lenin! in einer kleinen Rolle, für seine Darstellung von Mux’ Gehilfen Gerd in dem Film Muxmäuschenstill wurde er in der Kategorie Bester Nebendarsteller für den Deutschen Filmpreis 2004 nominiert.
Frank-Walter Steinmeier (amtierender Außenminister und Vizekanzler, SPD) studierte Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete und schließlich promovierte.
Til Schweiger (eig. Tilman Valentin Schweiger), Schauspieler, Regisseur und Produzent; verbrachte seine Jugend in Heuchelheim (Kreis Gießen) und absolvierte das Abitur an der Gießener Herderschule. Schweiger wurde durch den Film Der bewegte Mann in Deutschland berühmt und ist mittlerweile auch international bekannt. Nach mehreren Hollywoodengagements (Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens, King Arthur) widmete er sich wieder überwiegend deutschen Filmproduktionen bei denen er teilweise als Regisseur, Produzent und Schauspieler mitarbeitete (Barfuß, Keinohrhasen).
Aus Gießen stammen folgende überregional bekannte Bands: Die Punkbands Boxhamsters (gegründet 1987) und Pestpocken (gegründet 1997) und die Band Juli (gegründet 2001). Letztere wurde mit den Liedern „Perfekte Welle“ und „Geile Zeit“ 2004 bekannt.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hessen, Deutscher Kunstverlag, Berlin 1999, ISBN 3-422-00380-0 (Der Band Hessen wird zurzeit neu bearbeitet und 2007 neu erscheinen).
- Erwin Knauß: Zwischen Kirche und Pforte. 1200 Jahre Wieseck. (Hg.: Stadt Gießen) Gießen-Wieseck 1975.
- Karlheinz Lang: Universitätsstadt Gießen. Reihe: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. (Hg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen) Vieweg, Braunschweig/Wiesbaden 1993, ISBN 3-528-06246-0.
- Thomas Michael Martin u. a. (Hg.): Festschrift für Erwin Knauß zu seinem 70. Geburtstag. In: Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins Gießen. NF Bd. 77. Gießen 1992.
- Otto Stumpf: Einwohnerlisten des Amtes Gießen vom 15. bis zum 17. Jahrhundert 81470 – 1669). Gießen 1983.
- Thomas Weyrauch: Städtische Amts- und Gewerbeordnungen der frühen Neuzeit im mittleren Hessen. Veröffentlicht in den Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen, Neue Folge, Band 72/1987, ISSN 0342-1198.
- Thomas Weyrauch: Gießener Rechtsquellen für Ämter und Gewerbe 1528–1737. Buchreihe „Veröffentlichungen des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen e. V.“, ISSN 0342-1198, Gießen 1989.
- Thea Altaras: Stätten der Juden in Gießen von den Anfängen bis heute. Die Blauen Bücher Königstein i. Ts. 1998. ISBN 978-3-7845-7793-7.
Referenzen
- ↑ Geoklima 2.1
- ↑ http://www.thomas-morus-giessen.de
- ↑ http://www.bonifatius-giessen.de
- ↑ http://www.kirche-giessen.de
- ↑ Fotos des Lufthansa Airbus A340-313X Giessen D-AIFD
- ↑ Randolf Fügen: Highlights in Mittelhessen, S. 102
- ↑ Artikel aus der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 1. April 1982
- ↑ Hans-Günter Lerch: Das Manische in Gießen: die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe. Anabas Verlag, Gießen 1976, ISBN 3-87038-048-9 (überarbeitete Fassung einer Gießener Dissertation von 1973, mit Wörterbuch); 2. Aufl. 1981, ISBN 3-87038-079-9; 3. Aufl. 1986, ISBN 3-87038-079-9; Sonderauflage zum 175-jährigen Jubiläum der Ferber'schen Universitäts-Buchhandlung, Ferber, Gießen 1997, ISBN 3-927835-91-9.
- ↑ Fritz Neuschäfer, Die Geschichte der „Jenischen“ und „Manischen“ in Gießen, in: Manfred H. Klös (Bearb.), Ein Stück Gießener Geschichte, Gießen o. J. (1988), S. 51–55
- ↑ Nachtbuslinien „Venus“ und „Saturn“
- ↑ MAZ
- ↑ SM-Magazin
- ↑ Express
- ↑ Planes, trains, automobiles – 45 years and still moving (Giessen Courier (Giessen MILCOM newspaper), August 15, 1990)
- ↑ USAREUR Installation Maps, Gießen 1982
- ↑ http://www.giessen.army.mil/sites/local
- ↑ Gießener Allgemeine vom 28.10.2008: Stadt kauft Bund amerikanische Grundschule ab
- ↑ Horst-Eberhard Richter in: Hessischer Rundfunk: Autoren in Hessen. 20. Februar 2004.
Weblinks
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